https://mathiasgrassow.bandcamp.com/album/2001-the-hollow
Mit "The Hollow" begehen der amerikanische Obertonsänger JlM COLE und der deutsche Elektroniker MATHIAS GRASSOW ihre erste Zusammenarbeit, welche hierbei als überaus gehaltvolle Symbiose zweier gestandener Musiker gipfelt. Gab sich gerade MATHIAS GRASSOW auf seinen letzten Werken "Bliss", "The Fragrance Of Eternal Roses" sowie "Mercurius" (feat. Klaus Wiese) überaus transparent und spartanisch, wobei er seinem Status als Meister der Dronesounds mehr als gerecht wurde, so entsteht in dieser Kollaboration ein sehr dichtes und auch teilweise überaus rhythmisches Werk, wobei es den beiden Musikern gelingt, schon von Anfang an eine unvergleichliche Spannung auüubauen und diese das gesamte Album über zu halten.
"Spring Dawn" heißt es zu Beginn und am Ende des Frühlings wartet eigentlich der Sommer auf seine Chance, die aber in diesem Fall nicht gewährt wird, bauen sich doch mit anschließendem "Ululations Through The Hollow" schon herbstliche Stimmungen auf, wobei "The Hollow" auch musikalische Ausmaße annimmt. In "Aspire" bricht die Sonne durch die fast blattlosen Bäume, werden die nebelverhangenen Soundscapes für kurze Zeit aufgewühlt. Mit anschließendem "Vanishing Flame", dem mit 24 Minuten der längsten Track des Albums, kehrt aber die Dunkelheit zurück, eine Dunkelheit, die in diesem Fall etwas anheimelndes und auch beruhigendes besitzt, wie eben auch in Phasen die soeben angebrachene Jahreszeit. Mit Klaus Wiese (singing-bowls) sowie Amen (Didgeridoo) als Gäste gelang JlM COLE & MATHIAS GRASSOW mit "The Hallow" ein stimmungsintensives Album, weiches einen bei uneingeschränkter Konzentration grenzenlos in seinen Bann zieht.
(ca) 10—2001
Mit "The Hollow" begehen der amerikanische Obertonsänger JlM COLE und der deutsche Elektroniker MATHIAS GRASSOW ihre erste Zusammenarbeit, welche hierbei als überaus gehaltvolle Symbiose zweier gestandener Musiker gipfelt. Gab sich gerade MATHIAS GRASSOW auf seinen letzten Werken "Bliss", "The Fragrance Of Eternal Roses" sowie "Mercurius" (feat. Klaus Wiese) überaus transparent und spartanisch, wobei er seinem Status als Meister der Dronesounds mehr als gerecht wurde, so entsteht in dieser Kollaboration ein sehr dichtes und auch teilweise überaus rhythmisches Werk, wobei es den beiden Musikern gelingt, schon von Anfang an eine unvergleichliche Spannung auüubauen und diese das gesamte Album über zu halten.
"Spring Dawn" heißt es zu Beginn und am Ende des Frühlings wartet eigentlich der Sommer auf seine Chance, die aber in diesem Fall nicht gewährt wird, bauen sich doch mit anschließendem "Ululations Through The Hollow" schon herbstliche Stimmungen auf, wobei "The Hollow" auch musikalische Ausmaße annimmt. In "Aspire" bricht die Sonne durch die fast blattlosen Bäume, werden die nebelverhangenen Soundscapes für kurze Zeit aufgewühlt. Mit anschließendem "Vanishing Flame", dem mit 24 Minuten der längsten Track des Albums, kehrt aber die Dunkelheit zurück, eine Dunkelheit, die in diesem Fall etwas anheimelndes und auch beruhigendes besitzt, wie eben auch in Phasen die soeben angebrachene Jahreszeit. Mit Klaus Wiese (singing-bowls) sowie Amen (Didgeridoo) als Gäste gelang JlM COLE & MATHIAS GRASSOW mit "The Hallow" ein stimmungsintensives Album, weiches einen bei uneingeschränkter Konzentration grenzenlos in seinen Bann zieht.
(ca) 10—2001
https://mathiasgrassow.bandcamp.com/album/1999-mercurius
Es ist mittlerweile ein Ding der Unmöglichkeit, bei den Veröffentlichungen des Drone-Sounds Meisters auf dem Laufenden zu bleiben Mit "Mercurius" und "Bliss", seinen neuesten Werken, die, wie die anderen auch einen gewissen Reifegrad brauchten und in mehreren Jahren entstanden, dürfte MATHIAS GRASSOW mit Sicherheit die magische Zahl von dreißig offiziellen Releases weit überschritten haben. Da der Großteil seiner Alben in limitierten Auflagen erschien, ist es auch schwierig, an den kompletten Backkatalog des in einem Atemzug mit Robert Rich, Steve Roach und Vidna Obmana genannten Künstlers zu kommen. Der "Mercurius" sendet seine Sounds in die unendlichen Weiten des Alls. Hier ist Zeit relativ und die muß man sich bei diesem ausschließlich auf Domes basierendem Werk auch nehmen. Zusammen mit Klaus Wiese (ex-Popol Vuh) an den Tibetanischen Klangschalen, mit welchem MATHIAS GRASSOW Ende der 80er den Meilenstein der rituellen Musik "el Hadra" einspielte, strahlt der "Mercurius" eine stetige Ruhe aus, eine Ruhe, die sich auch auf den Hörer überträgt und welche sich mit dem überaus hektischen Alltag, der die Zeit, in welcher wir leben, prägt, nicht verträgt. Darum sind Werke wie "Mercurius" auch unverzichtbar für das seelische Gleichgewicht.
https://mathiasgrassow.bandcamp.com/album/2001-bliss
"Bliss" bricht dagegen schon etwas aus diesem Kontext überirdischer Ruhe aus, obwohl auch dieses Werk typisch für GRASSOW ist. Die hier enthaltenen vier Tracks, von denen "Bliss" mit knapp vierzig Minuten den Hauptteil dieses Konzepts beansprucht, sind dezent rhythmisch strukturiert. Die Ruhe wird dahingegen unterbrochen, als wenn man in einen windstillen See kleine Steinchen wirft. Die daraus resultierenden Kreiswellen sowie deren Brechung stellen die einzigen Bewegungen in diesem Universum dar. Diese lmpulse stören keineswegs die hier erzeugte Harmonie und helfen nur den Trance»Charakter dieses Werkes zu verstärken. MATHIAS GRASSOW besitzt mit Sicherheit eine Sonderstellung. Rituelle Musik? New Age? Dark Ambient? Eher sind seine Sounds dazu geeignet, viel noch im verborgenen Liegendes zu entdecken. MATHIAS GRASSOW liefert nicht die Lösung, er ist nur Katalysator. Und wer schon einmal mit diesen Soundscapes auf großer Reise war, weiß, was gemeint ist. So klingt die Unendlichkeit.
(ca) 01—2001
Es ist mittlerweile ein Ding der Unmöglichkeit, bei den Veröffentlichungen des Drone-Sounds Meisters auf dem Laufenden zu bleiben Mit "Mercurius" und "Bliss", seinen neuesten Werken, die, wie die anderen auch einen gewissen Reifegrad brauchten und in mehreren Jahren entstanden, dürfte MATHIAS GRASSOW mit Sicherheit die magische Zahl von dreißig offiziellen Releases weit überschritten haben. Da der Großteil seiner Alben in limitierten Auflagen erschien, ist es auch schwierig, an den kompletten Backkatalog des in einem Atemzug mit Robert Rich, Steve Roach und Vidna Obmana genannten Künstlers zu kommen. Der "Mercurius" sendet seine Sounds in die unendlichen Weiten des Alls. Hier ist Zeit relativ und die muß man sich bei diesem ausschließlich auf Domes basierendem Werk auch nehmen. Zusammen mit Klaus Wiese (ex-Popol Vuh) an den Tibetanischen Klangschalen, mit welchem MATHIAS GRASSOW Ende der 80er den Meilenstein der rituellen Musik "el Hadra" einspielte, strahlt der "Mercurius" eine stetige Ruhe aus, eine Ruhe, die sich auch auf den Hörer überträgt und welche sich mit dem überaus hektischen Alltag, der die Zeit, in welcher wir leben, prägt, nicht verträgt. Darum sind Werke wie "Mercurius" auch unverzichtbar für das seelische Gleichgewicht.
https://mathiasgrassow.bandcamp.com/album/2001-bliss
"Bliss" bricht dagegen schon etwas aus diesem Kontext überirdischer Ruhe aus, obwohl auch dieses Werk typisch für GRASSOW ist. Die hier enthaltenen vier Tracks, von denen "Bliss" mit knapp vierzig Minuten den Hauptteil dieses Konzepts beansprucht, sind dezent rhythmisch strukturiert. Die Ruhe wird dahingegen unterbrochen, als wenn man in einen windstillen See kleine Steinchen wirft. Die daraus resultierenden Kreiswellen sowie deren Brechung stellen die einzigen Bewegungen in diesem Universum dar. Diese lmpulse stören keineswegs die hier erzeugte Harmonie und helfen nur den Trance»Charakter dieses Werkes zu verstärken. MATHIAS GRASSOW besitzt mit Sicherheit eine Sonderstellung. Rituelle Musik? New Age? Dark Ambient? Eher sind seine Sounds dazu geeignet, viel noch im verborgenen Liegendes zu entdecken. MATHIAS GRASSOW liefert nicht die Lösung, er ist nur Katalysator. Und wer schon einmal mit diesen Soundscapes auf großer Reise war, weiß, was gemeint ist. So klingt die Unendlichkeit.
(ca) 01—2001
https://mathiasgrassow.bandcamp.com/album/2000-the-fragrance-of-eternal-roses
Nach dem doch sehr drone-lastigem letzten Album "Dissolution" wirkt "The Fragrance Of Eternal Roses", das neue Werk des Dark-Ambient Meisters MATHIAS GRASSOW wieder etwas befreiter, klarer strukturiert und auch rhythmischer. Entstanden ist das Werk 1989 bis 1998 und reflektiert somit die musikalische Entwicklung von "El Hadra" über "In Search Of Sanity", "Arcanum" bis hin zu "Himavat". Neben doch ungewöhnlichlichen Tracks wie "Twilight Garden" oder "From Behind The Shadows" ist es gerade der über vierzigminütige Titeltrack, welcher vielleicht am ehesten die typischen Grassowschen Stimmungen vermittelt. Das Bedrohliche, welches unterschwellig stets anwesend ist, kommt dennoch nicht zum Vorschein, wird wie von einem Zauber, dem rituellen Charakter, welcher dieser Musik inne- wohnt, gebannt. MATHIAS GRASSOW hat es mit seinem neuen Album wieder geschafft, ein stimmiges Werk zu kreieren, welches sein Ausnahmetalent in diesem Genre bestätigt.
(ca) 072000
Nach dem doch sehr drone-lastigem letzten Album "Dissolution" wirkt "The Fragrance Of Eternal Roses", das neue Werk des Dark-Ambient Meisters MATHIAS GRASSOW wieder etwas befreiter, klarer strukturiert und auch rhythmischer. Entstanden ist das Werk 1989 bis 1998 und reflektiert somit die musikalische Entwicklung von "El Hadra" über "In Search Of Sanity", "Arcanum" bis hin zu "Himavat". Neben doch ungewöhnlichlichen Tracks wie "Twilight Garden" oder "From Behind The Shadows" ist es gerade der über vierzigminütige Titeltrack, welcher vielleicht am ehesten die typischen Grassowschen Stimmungen vermittelt. Das Bedrohliche, welches unterschwellig stets anwesend ist, kommt dennoch nicht zum Vorschein, wird wie von einem Zauber, dem rituellen Charakter, welcher dieser Musik inne- wohnt, gebannt. MATHIAS GRASSOW hat es mit seinem neuen Album wieder geschafft, ein stimmiges Werk zu kreieren, welches sein Ausnahmetalent in diesem Genre bestätigt.
(ca) 072000
https://mathiasgrassow.bandcamp.com/album/1999-himavat
Schon längst hat sich MATHIAS GRASSOW aus der Scheinheiligkeit des New Age ausgeklingt, obwohl die Musik seiner unzähligen Werke immer noch bei deren Anhängern als Bewusstsein erweiterndes Medium Verwendung findet. Denn seine ätherischen Soundwalle offenbaren Mystik sowie Klänge in ihrer Urform und verbinden gleichzeitig die Schwingungen der Erde sowie des Universums, Seine Musik wehrt sich gegen aufdringlichen Schönklang, sie ist zweckmäßig auf das rituelle Abtauchen in andere Sphären ausgerichtet. Wie schon in seinen hypnotischen Alben "ln Search Of Sanity", "Psychic Dome" oder "Lifecycle" erschafft MATHIAS GRASSOW auf seinem neuen Werk dunkle Ambientlandschaften, erzeugt mit digitalen und analogen Synthesizern, welche in Einklang mit akustischen Rhythmus— und Späreninstrumenten wie Klangschalen, Gongs, Flöten und vielerlei Percussion stehen. Zur Seite steht ihm hierbei das ex-POPOL VUH Mitglied Klaus Wiese an den tibetanischen Klangschalen, mit welchem zusammen er Anfang der 90er mit „El Hadra“ den Meilenstein der Ritualmusik schlechthin schuf. Daß er inzwischen zum industrial-Label Staalplaat wechselte, ist nicht unbedingt mit einer Kursänderung gleichzusetzen. Der Name MATHIAS GRASSOW stand schon immer für hochanspruchsvolle Ritualmusik und das ändert sich auch mit seinem neusten Output „Himavat“ nicht, obwohl die rhythmischen Elemente dieses Mal nur zur behutsamen Ergänzung der bedrohlichatmosphärischen Stimmungsbilder eingesetzt wurden (vgl. „Pathfinder Ill“). Man wähnt sich tief unten, auf den Grund des Ozeans, dort, wo die Bewegungen der Oberfläche einer seltsamen Ruhe gewichen sind. Nur muß man dazu tauchen, tief hinab. Wie auch in diese Musik, deren wahre Wirkung sich nach und nach wohltuend offenbart. Tiefenrausch als Trance.
(ca) 04—1999
Schon längst hat sich MATHIAS GRASSOW aus der Scheinheiligkeit des New Age ausgeklingt, obwohl die Musik seiner unzähligen Werke immer noch bei deren Anhängern als Bewusstsein erweiterndes Medium Verwendung findet. Denn seine ätherischen Soundwalle offenbaren Mystik sowie Klänge in ihrer Urform und verbinden gleichzeitig die Schwingungen der Erde sowie des Universums, Seine Musik wehrt sich gegen aufdringlichen Schönklang, sie ist zweckmäßig auf das rituelle Abtauchen in andere Sphären ausgerichtet. Wie schon in seinen hypnotischen Alben "ln Search Of Sanity", "Psychic Dome" oder "Lifecycle" erschafft MATHIAS GRASSOW auf seinem neuen Werk dunkle Ambientlandschaften, erzeugt mit digitalen und analogen Synthesizern, welche in Einklang mit akustischen Rhythmus— und Späreninstrumenten wie Klangschalen, Gongs, Flöten und vielerlei Percussion stehen. Zur Seite steht ihm hierbei das ex-POPOL VUH Mitglied Klaus Wiese an den tibetanischen Klangschalen, mit welchem zusammen er Anfang der 90er mit „El Hadra“ den Meilenstein der Ritualmusik schlechthin schuf. Daß er inzwischen zum industrial-Label Staalplaat wechselte, ist nicht unbedingt mit einer Kursänderung gleichzusetzen. Der Name MATHIAS GRASSOW stand schon immer für hochanspruchsvolle Ritualmusik und das ändert sich auch mit seinem neusten Output „Himavat“ nicht, obwohl die rhythmischen Elemente dieses Mal nur zur behutsamen Ergänzung der bedrohlichatmosphärischen Stimmungsbilder eingesetzt wurden (vgl. „Pathfinder Ill“). Man wähnt sich tief unten, auf den Grund des Ozeans, dort, wo die Bewegungen der Oberfläche einer seltsamen Ruhe gewichen sind. Nur muß man dazu tauchen, tief hinab. Wie auch in diese Musik, deren wahre Wirkung sich nach und nach wohltuend offenbart. Tiefenrausch als Trance.
(ca) 04—1999
Mathias Grassow has got some very dedicated fans. As live concerts are rare and many professional concert organizers shy away from the commercial investments to stage ambient or even drone related events, it are often the fans themselves who need to step up if they want to see and hear their favourite artists in person. In late 2014 Mathias Grassow was invited by such a dedicated fan to Moscow for a live event. The Russian music blog [url=http://piedpaper.blogspot.com]Pied Paper[/url] took the chance to conduct an [url=http://piedpaper.blogspot.com/2014/11/]in depth interview with Mathias[/url].
You can also read the interview in below article.
[center][zrl=https://mathias.hubzilla.rocks/photos/mathias-grassow/image/6dc0f558a720931a92a6baa0f95b407fc132584479587de745a8a7ba0bb50db3][zmg=640x426]https://hubzilla.rocks/photo/6dc0f558a720931a92a6baa0f95b407fc132584479587de745a8a7ba0bb50db3-2.jpg[/zmg][/zrl][/center]
The blog Pied Paper describes itself as a "music blog about drone, ambient, ritual, new age and any other kinds of unusual music. It also may be any other style or genre, though." and the main language may be Russian, but ofthen they also offer an English translation.
You can also read the interview below.
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[center][zrl=https://mathias.hubzilla.rocks/photos/mathias-grassow/image/6dc0f558a720931a92a6baa0f95b407fc132584479587de745a8a7ba0bb50db3][zmg=640x426]https://hubzilla.rocks/photo/6dc0f558a720931a92a6baa0f95b407fc132584479587de745a8a7ba0bb50db3-2.jpg[/zmg][/zrl][/center]
The blog Pied Paper describes itself as a "music blog about drone, ambient, ritual, new age and any other kinds of unusual music. It also may be any other style or genre, though." and the main language may be Russian, but ofthen they also offer an English translation.
You can also read the interview below.
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PiedPaper: Hi Mathias! How are you? Let’s start from the beginning: when you was a child, were you interested in music? When you realized that this is something you gonna do?
Thanks so far. I’m well, except some business troubles, stress and the usual things in business life. To your question: My interest in music was growing in the early 70s. I remind my first LP’s from Les Humphries Singers, The Arcade and K-Tel long-plays at this time. Since the mid 70s I was interested in rock music. My first LP’s were from Uriah Heep, Kiss, Sweet, Jethro Tull… After a while I was impressed by art-rock, especially Yes, Renaissance, Elp, Gentle Giant and else. All the giants from this time I liked very much. I searched for looong pieces to get out of this world and I wanted to listen to music, not everybody listens to . Then, beside rock music I found Tangerine Dream and Klaus Schulze. It’s impossible to get not influenced by them, if you’re playing synthesizer… Funny that I decided to create own music, after I was so disappointed from the albums from Schulze and TD around 1980. I wanted to keep the spirit of TD and Schulze during the mid 70s ‚til the early 80s going on and on. My decision to choose synth was obviously then. But my ground aim was to play drums, later guitar. In the early 80s all musicians from the local scene wanted to play punk, disco, or something like Police. I personally wanted to combine the electronic creations from my idols with the symphonic rock like Yes. No chance! At the beginning of making own music I was not into new-age, drones and else. My first connections with spiritual music was my long stayed friends Peter-Michael Hamel and Georg Deuter.
PiedPaper: In 70s Germany gave a lot to world of music: krautrock experiments, berlin school electronica, new age music… I’m sure it influenced you, but your choice was ambient and drone – when did you become aware about drone music in the first place?
Oh, I see, that this question is answered in the first one. Drone music was not categorized in the 70s and 80s. I was influenced by the munich school more than from berlin school, so Popol Vuh, P.M. Hamel, Stephan Micus and my ‚father and teacher‘ Klaus Wiese gave me the secrets of drones without many words. It cames by itself . I never saw myself in the drawer of ‚drone-music‘. Very much later I found the secrets of drones in philosophy and in sufism, in indian music and in alchemy!
PiedPaper: One of your project names was Musical Philosophy – I suppose it is something close to Eastern philosophy like Vedanta, Buddhism or Sufism, neither than Schopenhauer or Hegel, right? Are you attached to some certain teaching or it’s kind of synthesis of all of aforementioned?
I got this project name during a meditation with music from Georg Deuter in the early 80s. At this time I had no aim and no ‚real‘ philosophy behind. I recall myself with a book I got from my parents – „Deutschland Deine Denker“. It was a funny book that gave me an impression of the main philosophy for e.g. from Schopenhauer, Kant and Hegel. I’m a fan of history and geography and the main heads of religion, science and metaphysics since my childhood. My first teachings came from Osho, Buddhism and then Sufism; later the mystic side of christianity and in the last 5 years – shamanism.
PiedPaper: Speaking of shamanism – I’ve always thought about drone as the most ancient form of music, its roots. Its traces can be found in every culture. But our culture re-invented drone, using modern instruments. How do you feel, drone (and ambient, perhaps) is something more archaic, or it’s a natural evolution of western academic music?
Difficult to say. I work with drones for a long, long time and never „scienced“ my works. Of course I’ve heard from Architectura Celestis, Harmonia Mundi and was impressed by the healing music from Hildegard Von Bingen (my work „Symphonialis Est Anima“ is dedicated to her life and works), but the thoughts around my life-work came very late… Not before composing a track or an album Yes, yes I’ve heard Planet-Tones (Joachim-Ernst Berendt fundamental work on drone music – piedpaper), Hans Cousco and the possibility to calculate music the mathematical way… But I never did any science and research assignments in this, never.
PiedPaper: If „the eyes are mirror of the soul“, what are music then? Can we say something certain about a musician on the assumption of music he creates? Or about listener? I mean, it happens all the time – musician can be just improvising and naming resulting tracks in random way, but then listeners see there some concept, inner meaning, etc. For example: when I first heard your „Morpheus“ album, I though that it’s kind of continuation of Robert Rich’s idea of sleep concerts and his „Somnium“ work, but then I read in some of your interviews that this is just name of the synth you’ve played that time. But, despite that, I still use „Morpheus“ for sleeping and it works perfectly!
Hmm, I’m sure you’ll find answers not in words, but in deep listening with your heart! Heart wisdom is christ consciousness… I found my personal answers in the books „Durch Musik Zum Selbst“ from my friend Peter-Michael Hamel and in „Nada Brahma – Die Welt Ist Klang“ from Joachim-Ernst Berendt. So, if „the eyes are mirror of the soul“ (this is not a universal true law for me , then „the heart is the mirror of our being here“ – a taste of Samadhi, where all is one and one is all – behind „shunyata – the magnificent void“. We are sound, all is sound… And if your body consists of near to 70% of water, you’re into the „Big Sound“, by finding answers in your heart (-pounding) and while watching your Breath.
PiedPaper: Are listeners feedback on your creations affects you somehow? I suppose many musicians would say no, but maybe it’s something subliminal. Otherwise they were just recording for themselves, not releasing any albums, right? Do you read reviews or some blogs, zines, internet forums perhaps?
Yes and no… I listen carefully if a fan writes me that the drone XXX brought him to tears while remembering a situation in childhood…. And this every time he listen to that piece… I like such very private feelings and statements much more than the usual blablabla like ‚what synths you’re playing‘; ‚how do you create this and that drone‘ and else… Every fan who writes me his impressions will get a personal answer by time. I want to be in connection with my listeners and so this has an influence to my compositions. Of course!
PiedPaper: As I understand, your live shows are very rare – it’s because you prefer studio work or you need some special place or equipment to make them right? Sadly, I’ve missed your show in Moscow few years ago, any chance that you’ll play there again?
My shows are very rare because of reasonable offers. That means: no attractive locations, neither fee of expenses . Cost coverings for travelling, hotel and else are the minimum standard I ask for first. Here in Germany it often fails because of local problems with government and all the business shit which is all around, if the organizer is not a fan of this music, you understand? Moscow was a personal effort of a fan there and maybe I’ll come back… Who knows? There are plans in the pipeline for concerts in the Netherlands, in Sweden or Norway and in northern Germany (Gut Saunstorf near Wismar).
PiedPaper: I know many musicians, who’s looking for balance between well-paid job and music making, which usually isn’t enough to make a decent living. Did you ever had to make such choice? How do you think, is it still possible to make a living from underground music in the era of internet, when most people lose their interest to anything in just few minutes?
Funny that you asking this. Usually it’s impossible to live from this kind of music. Too much „free“ music you’ll get via internet and the fans are not really motivated in seeing me playing live. There are many reasons, not to be discussed here, but I heard that the typical drone fan is sitting at home with good headphones, instead of driving to a live concert next town. Concerts are good promotion every time and the direct contact will keep sales much better, than waiting until someone will order via internet. So, the sales are down and although I have a big name in the scene, the sold CD’s in a year are below 500 pcs. (from all available albums!). I like to combine music with light, other kind of art… More as an unique experience and so on. From the current status I have no real choice for a decision…
PiedPaper: Actually, there are big revival of tape culture going for last couple of years, especially in drone/ambient and new age music. Labels do 100-tape editions every month and they’re sold out in few weeks! In Germany I know Cosmic Winnetou from Stuttgart and SicSic Tapes in Frankfurt – maybe you’ve heard of them. Would you release something on a tape again, if someone will ask you? Or re-release some of your early cassette-only albums, maybe?
I like tapes very much. I was growing up with tapes and the process of listening to a tape or vinyl is completely another than to put 1000s ’songs‘ and faceless stuff to you iPod… Anyway, I like to re-release tapes and vinyl, if someone asks me, of course! I never heard from both labels, but I’m familiar with Drone Records in Bremen.
PiedPaper: Your latest works is definitely one of the best kind of drone music I know and I’m seriously say that. Many drone artists now just follow the way of early minimalists like La Monte Young, Eliane Radigue or Phil Niblock. The latest invention is various mixes of drone and psychedelic lo-fi music. But listening to your „Sonnenwende“ or „Alchemystery“ albums I can clearly imagine the future where drone music are being played in big philharmonic concert halls. Do you think that possible? Or drone is condemned to be in underground?
Thank you for that! During some drug experiences I got the same idea of the future of drones . Sometimes (without any stuff) I have complete partitures in my head while listening to my own drones – choirs, organs, brass, etc. Yes, I like the idea of ‚philharmonic drones‘. And I still work on concepts for realization!
PiedPaper: Tell about your current work, any plans for future releases that you can uncover? By the way, what is happening now with your side-projects Anam Cara, Nostalgia, Wintersilence and others?
I like project names to give fans an orientation for which kind of music a project name stands for. Anam Cara is more in the idea of combining art-rock with drones; Nostalgia is a follower of the gothic thing (I’m a fan of goth films like Roger Cormans movies with Vincent Price); and Wintersilence is a trial to work with elements from techno-chill-out music in DJ way with spiritual drone music. All projects are not given up, but they rest in calm waiting for new inspirations. After a guinness-record-book output in 2012 I slowed down in 2013/14. I made not so much new music this year and will release some old CD-R albums together with Gterma and Databloem. After re-releasing the best works I made in the last 20 years, I’ll see where destiny leads me. Uncover? Hmm, let yourself surprise!
PiedPaper: Okay, think that would be enough! Feel free to add anything and thank you very much for the interview!
Thanks much too! Let me say at this point that I’m impressed and touched by my russian fans, their faithfulness and loyalty through the years! Also it’s a big honour for me, that I set an example for many russian fans who play synth by themselves. Thank you too for the great questions!
Thanks so far. I’m well, except some business troubles, stress and the usual things in business life. To your question: My interest in music was growing in the early 70s. I remind my first LP’s from Les Humphries Singers, The Arcade and K-Tel long-plays at this time. Since the mid 70s I was interested in rock music. My first LP’s were from Uriah Heep, Kiss, Sweet, Jethro Tull… After a while I was impressed by art-rock, especially Yes, Renaissance, Elp, Gentle Giant and else. All the giants from this time I liked very much. I searched for looong pieces to get out of this world and I wanted to listen to music, not everybody listens to . Then, beside rock music I found Tangerine Dream and Klaus Schulze. It’s impossible to get not influenced by them, if you’re playing synthesizer… Funny that I decided to create own music, after I was so disappointed from the albums from Schulze and TD around 1980. I wanted to keep the spirit of TD and Schulze during the mid 70s ‚til the early 80s going on and on. My decision to choose synth was obviously then. But my ground aim was to play drums, later guitar. In the early 80s all musicians from the local scene wanted to play punk, disco, or something like Police. I personally wanted to combine the electronic creations from my idols with the symphonic rock like Yes. No chance! At the beginning of making own music I was not into new-age, drones and else. My first connections with spiritual music was my long stayed friends Peter-Michael Hamel and Georg Deuter.
PiedPaper: In 70s Germany gave a lot to world of music: krautrock experiments, berlin school electronica, new age music… I’m sure it influenced you, but your choice was ambient and drone – when did you become aware about drone music in the first place?
Oh, I see, that this question is answered in the first one. Drone music was not categorized in the 70s and 80s. I was influenced by the munich school more than from berlin school, so Popol Vuh, P.M. Hamel, Stephan Micus and my ‚father and teacher‘ Klaus Wiese gave me the secrets of drones without many words. It cames by itself . I never saw myself in the drawer of ‚drone-music‘. Very much later I found the secrets of drones in philosophy and in sufism, in indian music and in alchemy!
PiedPaper: One of your project names was Musical Philosophy – I suppose it is something close to Eastern philosophy like Vedanta, Buddhism or Sufism, neither than Schopenhauer or Hegel, right? Are you attached to some certain teaching or it’s kind of synthesis of all of aforementioned?
I got this project name during a meditation with music from Georg Deuter in the early 80s. At this time I had no aim and no ‚real‘ philosophy behind. I recall myself with a book I got from my parents – „Deutschland Deine Denker“. It was a funny book that gave me an impression of the main philosophy for e.g. from Schopenhauer, Kant and Hegel. I’m a fan of history and geography and the main heads of religion, science and metaphysics since my childhood. My first teachings came from Osho, Buddhism and then Sufism; later the mystic side of christianity and in the last 5 years – shamanism.
PiedPaper: Speaking of shamanism – I’ve always thought about drone as the most ancient form of music, its roots. Its traces can be found in every culture. But our culture re-invented drone, using modern instruments. How do you feel, drone (and ambient, perhaps) is something more archaic, or it’s a natural evolution of western academic music?
Difficult to say. I work with drones for a long, long time and never „scienced“ my works. Of course I’ve heard from Architectura Celestis, Harmonia Mundi and was impressed by the healing music from Hildegard Von Bingen (my work „Symphonialis Est Anima“ is dedicated to her life and works), but the thoughts around my life-work came very late… Not before composing a track or an album Yes, yes I’ve heard Planet-Tones (Joachim-Ernst Berendt fundamental work on drone music – piedpaper), Hans Cousco and the possibility to calculate music the mathematical way… But I never did any science and research assignments in this, never.
PiedPaper: If „the eyes are mirror of the soul“, what are music then? Can we say something certain about a musician on the assumption of music he creates? Or about listener? I mean, it happens all the time – musician can be just improvising and naming resulting tracks in random way, but then listeners see there some concept, inner meaning, etc. For example: when I first heard your „Morpheus“ album, I though that it’s kind of continuation of Robert Rich’s idea of sleep concerts and his „Somnium“ work, but then I read in some of your interviews that this is just name of the synth you’ve played that time. But, despite that, I still use „Morpheus“ for sleeping and it works perfectly!
Hmm, I’m sure you’ll find answers not in words, but in deep listening with your heart! Heart wisdom is christ consciousness… I found my personal answers in the books „Durch Musik Zum Selbst“ from my friend Peter-Michael Hamel and in „Nada Brahma – Die Welt Ist Klang“ from Joachim-Ernst Berendt. So, if „the eyes are mirror of the soul“ (this is not a universal true law for me , then „the heart is the mirror of our being here“ – a taste of Samadhi, where all is one and one is all – behind „shunyata – the magnificent void“. We are sound, all is sound… And if your body consists of near to 70% of water, you’re into the „Big Sound“, by finding answers in your heart (-pounding) and while watching your Breath.
PiedPaper: Are listeners feedback on your creations affects you somehow? I suppose many musicians would say no, but maybe it’s something subliminal. Otherwise they were just recording for themselves, not releasing any albums, right? Do you read reviews or some blogs, zines, internet forums perhaps?
Yes and no… I listen carefully if a fan writes me that the drone XXX brought him to tears while remembering a situation in childhood…. And this every time he listen to that piece… I like such very private feelings and statements much more than the usual blablabla like ‚what synths you’re playing‘; ‚how do you create this and that drone‘ and else… Every fan who writes me his impressions will get a personal answer by time. I want to be in connection with my listeners and so this has an influence to my compositions. Of course!
PiedPaper: As I understand, your live shows are very rare – it’s because you prefer studio work or you need some special place or equipment to make them right? Sadly, I’ve missed your show in Moscow few years ago, any chance that you’ll play there again?
My shows are very rare because of reasonable offers. That means: no attractive locations, neither fee of expenses . Cost coverings for travelling, hotel and else are the minimum standard I ask for first. Here in Germany it often fails because of local problems with government and all the business shit which is all around, if the organizer is not a fan of this music, you understand? Moscow was a personal effort of a fan there and maybe I’ll come back… Who knows? There are plans in the pipeline for concerts in the Netherlands, in Sweden or Norway and in northern Germany (Gut Saunstorf near Wismar).
PiedPaper: I know many musicians, who’s looking for balance between well-paid job and music making, which usually isn’t enough to make a decent living. Did you ever had to make such choice? How do you think, is it still possible to make a living from underground music in the era of internet, when most people lose their interest to anything in just few minutes?
Funny that you asking this. Usually it’s impossible to live from this kind of music. Too much „free“ music you’ll get via internet and the fans are not really motivated in seeing me playing live. There are many reasons, not to be discussed here, but I heard that the typical drone fan is sitting at home with good headphones, instead of driving to a live concert next town. Concerts are good promotion every time and the direct contact will keep sales much better, than waiting until someone will order via internet. So, the sales are down and although I have a big name in the scene, the sold CD’s in a year are below 500 pcs. (from all available albums!). I like to combine music with light, other kind of art… More as an unique experience and so on. From the current status I have no real choice for a decision…
PiedPaper: Actually, there are big revival of tape culture going for last couple of years, especially in drone/ambient and new age music. Labels do 100-tape editions every month and they’re sold out in few weeks! In Germany I know Cosmic Winnetou from Stuttgart and SicSic Tapes in Frankfurt – maybe you’ve heard of them. Would you release something on a tape again, if someone will ask you? Or re-release some of your early cassette-only albums, maybe?
I like tapes very much. I was growing up with tapes and the process of listening to a tape or vinyl is completely another than to put 1000s ’songs‘ and faceless stuff to you iPod… Anyway, I like to re-release tapes and vinyl, if someone asks me, of course! I never heard from both labels, but I’m familiar with Drone Records in Bremen.
PiedPaper: Your latest works is definitely one of the best kind of drone music I know and I’m seriously say that. Many drone artists now just follow the way of early minimalists like La Monte Young, Eliane Radigue or Phil Niblock. The latest invention is various mixes of drone and psychedelic lo-fi music. But listening to your „Sonnenwende“ or „Alchemystery“ albums I can clearly imagine the future where drone music are being played in big philharmonic concert halls. Do you think that possible? Or drone is condemned to be in underground?
Thank you for that! During some drug experiences I got the same idea of the future of drones . Sometimes (without any stuff) I have complete partitures in my head while listening to my own drones – choirs, organs, brass, etc. Yes, I like the idea of ‚philharmonic drones‘. And I still work on concepts for realization!
PiedPaper: Tell about your current work, any plans for future releases that you can uncover? By the way, what is happening now with your side-projects Anam Cara, Nostalgia, Wintersilence and others?
I like project names to give fans an orientation for which kind of music a project name stands for. Anam Cara is more in the idea of combining art-rock with drones; Nostalgia is a follower of the gothic thing (I’m a fan of goth films like Roger Cormans movies with Vincent Price); and Wintersilence is a trial to work with elements from techno-chill-out music in DJ way with spiritual drone music. All projects are not given up, but they rest in calm waiting for new inspirations. After a guinness-record-book output in 2012 I slowed down in 2013/14. I made not so much new music this year and will release some old CD-R albums together with Gterma and Databloem. After re-releasing the best works I made in the last 20 years, I’ll see where destiny leads me. Uncover? Hmm, let yourself surprise!
PiedPaper: Okay, think that would be enough! Feel free to add anything and thank you very much for the interview!
Thanks much too! Let me say at this point that I’m impressed and touched by my russian fans, their faithfulness and loyalty through the years! Also it’s a big honour for me, that I set an example for many russian fans who play synth by themselves. Thank you too for the great questions!
Usually live events are quite busy and excited spaces, even within our genre. Usually it is during the performances themselves that people become quiet and inspired by the music begin their very individual journey towards their very personal within. The performance Mathias Grassow and Carsten Aghte at [url=https://www.kloster-saunstorf.de/]Gut Saunstorf[/url] retreat on August 4 2012 was quite different. It marked the end of a annual [i]Silent Love Retreat[/i] offered by the former monastory, which is now led as a spiritual center for philosophical traditions open for members of all confessions and religions. During this special retreat participants cease speaking for the entire time, with the exception of two daily meditation meetings.
[center][zrl=https://mathias.hubzilla.rocks/photos/mathias-grassow/image/9b12efb92809ba27bb2d895e10d63748437e71364d1d3dbde2f78032df317c68][zmg=640x341]https://hubzilla.rocks/photo/9b12efb92809ba27bb2d895e10d63748437e71364d1d3dbde2f78032df317c68-2.jpg[/zmg][/zrl][/center]
This is what makes Ambient and Drone events so special: Ideally there is a lot of room for each participant to slow down, become quiet, to experience the music each in their very own way. Even in this regard this particular particular performance at Gut Saunsdorf was extra special. In addition some members of the audience had never encountered this kind of music before.
[center][zrl=https://mathias.hubzilla.rocks/photos/mathias-grassow/image/9b12efb92809ba27bb2d895e10d63748437e71364d1d3dbde2f78032df317c68][zmg=640x341]https://hubzilla.rocks/photo/9b12efb92809ba27bb2d895e10d63748437e71364d1d3dbde2f78032df317c68-2.jpg[/zmg][/zrl][/center]
This is what makes Ambient and Drone events so special: Ideally there is a lot of room for each participant to slow down, become quiet, to experience the music each in their very own way. Even in this regard this particular particular performance at Gut Saunsdorf was extra special. In addition some members of the audience had never encountered this kind of music before.
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Note:
This performance by Mathias Grassow and Carsten Aghte from August 4 2012 is available for purchase. See below.
Mathias Grassow Report Gut Saunstorf 2012-08-05On Saturday Mathias was to perform at an event held at the Gut Saunstorf, a recently restored mansion in a farmland region of northern Germany. Hidden deep between rolling fields and alleyways surrounded by an army of trees, the Gut is now home to a retreat led by OM C. Parkin. The performance marked the end of a ten day vow of silence on behalf of the guests staying there.
During a reconnaissance visit on Friday the arrangements were therefore discussed in hushed and whispering tones. Quite an unusual environment for a performance I gather.
The local weather had been shifting between warm sunshine and chilly rain showers for most of the week. After inspecting various indoor locales Mathias opted to play at a large tent arena erected in the courtyard. The Saturday saw a heavy rain falling just before the concert, which seemed a given signal for all the region’s brown snails to come out of the woodworks and invade the arena, there were dozens if not hundreds of them present. It was quite amusing to watch the little creatures slither around on the wooden floor panels.
For this performance Mathias was joined by longtime collaborator Carsten Agthe (the two perform in the bands KarmaCosmic and Nostalgia together with Rüdiger Gleisberg for example) who had brought with him various forms of drums, including a wavedrum as well as a didgeridoo. Mathias mainly used a pair of Roland SP-808 samplers, a Roland Gaia synthesizer, a cd player and a frame drum.
As usual the music of Mathias was semi-improvised in that he worked with certain „basic tracks“ and then modified them, adding more layers, patterns, rhythms, voice or drums, all the while accompanied by Carsten’s percussion. The performance was mainly based on material from the recent „Wisdom Of Fate“ album, which means a very rhythmic approach which was also complemented by subdued drones from „Dämmerung“ which is normally a loud and powerful piece.
It was interesting to see the reactions of the audience, most of them being unfamiliar with Mathias‘ music. At the start there was an uncomfortable twist and turn here and there, though most listeners simply closed their eyes and allowed themselves to be transported far away by the opening drones. During the progression of the concert more and more onlookers began spontaneously rising from their seats and starting to sway to the tune of the rhythm. This also reflected back on Mathias and Carsten and during the second hour they began building a powerful and captivating pulsating rhythm that led more and more people to start dancing in random patterns and stomping their feet to the beat sending vibrations through the floor panels. It was a really magic moment and a new direction for the music of Mathias, something we can hope to see explored further within the Alchemy concept.
This very special performance is available for purchase. Includes spontanious bonustracks recorded live at the hotel room after the event.
Beyond The Silence - Mathias Grassov, Carsten Agthe Live At Gut Saunstorf 2012
Related releases as mentioned within the text:
Wisdom Of Fate
Dämmerung
This performance by Mathias Grassow and Carsten Aghte from August 4 2012 is available for purchase. See below.
Mathias Grassow Report Gut Saunstorf 2012-08-05On Saturday Mathias was to perform at an event held at the Gut Saunstorf, a recently restored mansion in a farmland region of northern Germany. Hidden deep between rolling fields and alleyways surrounded by an army of trees, the Gut is now home to a retreat led by OM C. Parkin. The performance marked the end of a ten day vow of silence on behalf of the guests staying there.
During a reconnaissance visit on Friday the arrangements were therefore discussed in hushed and whispering tones. Quite an unusual environment for a performance I gather.
The local weather had been shifting between warm sunshine and chilly rain showers for most of the week. After inspecting various indoor locales Mathias opted to play at a large tent arena erected in the courtyard. The Saturday saw a heavy rain falling just before the concert, which seemed a given signal for all the region’s brown snails to come out of the woodworks and invade the arena, there were dozens if not hundreds of them present. It was quite amusing to watch the little creatures slither around on the wooden floor panels.
For this performance Mathias was joined by longtime collaborator Carsten Agthe (the two perform in the bands KarmaCosmic and Nostalgia together with Rüdiger Gleisberg for example) who had brought with him various forms of drums, including a wavedrum as well as a didgeridoo. Mathias mainly used a pair of Roland SP-808 samplers, a Roland Gaia synthesizer, a cd player and a frame drum.
As usual the music of Mathias was semi-improvised in that he worked with certain „basic tracks“ and then modified them, adding more layers, patterns, rhythms, voice or drums, all the while accompanied by Carsten’s percussion. The performance was mainly based on material from the recent „Wisdom Of Fate“ album, which means a very rhythmic approach which was also complemented by subdued drones from „Dämmerung“ which is normally a loud and powerful piece.
It was interesting to see the reactions of the audience, most of them being unfamiliar with Mathias‘ music. At the start there was an uncomfortable twist and turn here and there, though most listeners simply closed their eyes and allowed themselves to be transported far away by the opening drones. During the progression of the concert more and more onlookers began spontaneously rising from their seats and starting to sway to the tune of the rhythm. This also reflected back on Mathias and Carsten and during the second hour they began building a powerful and captivating pulsating rhythm that led more and more people to start dancing in random patterns and stomping their feet to the beat sending vibrations through the floor panels. It was a really magic moment and a new direction for the music of Mathias, something we can hope to see explored further within the Alchemy concept.
This very special performance is available for purchase. Includes spontanious bonustracks recorded live at the hotel room after the event.
Beyond The Silence - Mathias Grassov, Carsten Agthe Live At Gut Saunstorf 2012
Related releases as mentioned within the text:
Wisdom Of Fate
Dämmerung
[observer.language=de][url=https://www.empulsiv.de/interviews/556-drone-ambient-pioneer-mathias-grassow-im-gespraech][i]Meine Musik ist das Echo meines Rufs[/i][/url], unter diesem Titel hat Michael Brückner eines der längsten und tiefsten Interviews veröffentlicht, die Mathias Grassow in seiner Karriere bislang gegeben hat. Es ist eine sehr ausführliche Lektüre, berührt es doch sehr viele Punkte, die Mathias auch heute noch wichtig sind. Wir erfahren von seinen frühesten musikalischen Inspirationen und Gehversuchen, wer und was seine musikalische Vision geformt hat, wir erfahren etwas über seinen Arbeitsstil und vieles mehr.
Lesen gibt nicht nur Themen zum Nachdenken und weiterrecherchieren, es weitet außerdem den Blick und das Verständnis Mathias umfangreiches Schaffen.
[/observer][observer.language=en][i]My music is the echo of my call[/i] is the headline journalist Michael Brückner has given the article when he published one of the most extensive and most deep interviews Mathias Grassow has ever given. It's quite a long read, but you will find that it does touch quite a few topics, from Mathias' initial musical inspiration, his first steps as a musician, who and what shaped his musical vision, he touches upon his working style and much more. Recommended reading, it will not only give you some food for thought, but also widen your understanding of Mathias' body of work.[/observer]
Lesen gibt nicht nur Themen zum Nachdenken und weiterrecherchieren, es weitet außerdem den Blick und das Verständnis Mathias umfangreiches Schaffen.
[/observer][observer.language=en][i]My music is the echo of my call[/i] is the headline journalist Michael Brückner has given the article when he published one of the most extensive and most deep interviews Mathias Grassow has ever given. It's quite a long read, but you will find that it does touch quite a few topics, from Mathias' initial musical inspiration, his first steps as a musician, who and what shaped his musical vision, he touches upon his working style and much more. Recommended reading, it will not only give you some food for thought, but also widen your understanding of Mathias' body of work.[/observer]
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Mathias GrassowDenjenigen, die Mathias Grassow vielleicht noch nicht (oder nicht so gut) kennen, möchte ich ihn gerne kurz vorstellen: Mathias wurde 1963 geboren und wuchs in Wiesbaden auf. Nach ersten musikalischen Gehversuchen an Schlagzeug und Gitarre in den späten 70er Jahren wandte er sich der elektronischen, speziell der Ambient-Musik zu. Er veröffentlichte seine ersten Alben zunächst auf Cassette (in den 80ern gab es eine gut entwickelte Untergrund-Cassetten-Szene), bald aber auch auf LP und CD. International bekannt wurde er durch „El Hadra“ (1991), dem gemeinsamen Album mit dem ehemaligen Popol Voh-Musiker und Sufi-Mystiker Klaus Wiese, einem der Mitbegründer der ursprünglichen New Age-Szene (bevor deren kommerzielle Verwässerung einsetzte). Seither hat Mathias mit einem anhaltenden Strom von ausgezeichneten Veröffentlichungen sein ursprüngliches Konzept immer weiter verfeinert, vertieft und erweitert.
Mathias Grassow ist einer der Pioniere und herausragenden Vertreter des sog. Drone-Ambient, seine Spezialität sind ausdrucksstarke introspektive, oft auch dunkel anmutende minimalistische Klanglandschaften von besonderer spiritueller Intensität.
Während er anfänglich von deutschen Elektronik-Ikonen wie Tangerine Dream und Klaus Schulze fasziniert war, brachte ihn u.a. die Lektüre des Buches „Durch Musik zum Selbst“ des Münchner Komponisten Peter Michael Hamel (mit dem ihn seit Jahren auch eine persönliche Freundschaft verbindet) dazu, sich mehr und mehr den meditativen und auch heilenden Aspekten der Musik zuzuwenden; neben dem bereits erwähnten Klaus Wiese und der Musik von Peter Michael Hamel kann man auch teilweise eine Nähe zu den frühen Alben von Georg Deuter oder amerikanischen Ambient-Musikern wie Steve Roach erkennen.
Während Mathias seine Klänge hauptsächlich elektronisch erzeugt, ist er doch ein Multi-Instrumentalist und verwendet zur Erschaffung seiner Klangwelten auch Klangschalen, Tamboura, Zither, Flöten oder Obertongesang.
Auch nach seiner erfolgreichen Zusammenarbeit mit Klaus Wiese (aus der noch zwei weitere Alben hervorgingen) hat Mathias mit vielen anderen namhaften Ambient- (und anderen) Musikern zusammengearbeitet, unter anderem mit Rüdiger Gleisberg (mit dem er auch, zusammen mit Carsten Aghte, das Nebenprojekt „Nostalgia“ betreibt), Oöphoi, Alio Die, Bruno Sanfilippo, Jim Cole und dem (Metal-) Gitarristen John Haughm. Konzerte waren in den letzten Jahren nicht sehr zahlreich und beschränkten sich auf wenige sorgfältig ausgewählte Veranstaltungsorte; der nächste Auftritt von Mathias wird allerdings in recht naher Zukunft im Rahmen des Spectaculare-Festivals am 6. Februar in Prag stattfinden.
Michael Brückner: Ich finde es immer sehr interessant, auch den Weg eines Musikers zu seiner eigenen Musik nachzuvollziehen, deshalb setze ich mit meinen Fragen zunächst mal *ganz* früh an:
Kannst du dich erinnern, bei welcher Gelegenheit dir erstmals ein Drone als ein für sich allein genommen hörenswertes, klangliches bzw. musikalisches Ereignis bewusst aufgefallen ist? Oder an ein anderes musikalisches Schlüsselerlebnis aus deiner Kindheit?
Mathias Grassow: Nun, das waren wohl unbewusst eher Klänge, an die ich mich heute nicht mehr recht erinnern kann. Meeresrauschen …? Glocken aus der Ferne …? Es kommen, ebenso wie bei Gerüchen, Erinnerungen hoch, aber ich kann nicht deuten, weshalb mich z.B. die besagten Kirchenglocken aus der Ferne tief berühren. Ganz sicher auch musikalisch sehr früh … Ich weiß aber nicht mehr, welche Platten das waren.
Michael Brückner: War deine Familie oder allgemein dein Umfeld in deiner Kindheit künstlerisch geprägt, d. h. waren deine Eltern – oder andere wichtige Bezugspersonen – z. B. Musiker? Und da die Spiritualität in deiner Musik ja auch eine Rolle spielt, bzw. damit Hand in Hand geht, würde mich der Einfluss deiner Eltern in diesem Punkt auch interessieren.
Mathias Grassow: Ein solcher Einfluss war kaum vorhanden. Ich stamme auch nicht aus einer Musikerfamilie. Mein Bruder wollte Klavier lernen und meine Eltern boten mir dasselbe dann auch an. Ich wollte aber nicht den Weg des Orchestermusikers und der Konservatorien gehen. Was gut so war, denn als dann der Wunsch nach Tasten aufkeimte, war ich bereits 16 und fühlte deutlicher, was ich wirklich will.
Michael Brückner: Hast du als Kind ein Instrument gelernt? Wie hast du in deiner Schulzeit den Musikunterricht empfunden: förderlich / anregend - oder eher hemmend und einschränkend?
Mathias Grassow: Nein, als Kind lernte ich noch nichts. Das ging erst Ende der 70er los, mit einem selbstgebastelten Schlagzeug, dann Gitarre, dann Synthesizer. Der Unterricht in der Grundschule war dröge – nur Volkslieder vom Schlage „Im Frühtau zu Berge …“. Im Gymnasium drohte es dann erneut langweilig zu werden, aber ich hielt mit Schulze und TD, um nur einige zu nennen, erfolgreich dagegen.
Michael Brückner: Du bist ja in den 70ern aufgewachsen und hast dementsprechend eine nicht ganz untypische "musikalische Sozialisation" durchlaufen. Ich würde gerne mit dir über verschiedene Genre bzw. Gruppen von Bands und Musikern sprechen, die möglicherweise einen gewissen Einfluss auf Dein eigenes Musikschaffen hatten bzw. haben:
70er "progressiver" Rock / Hard Rock / Metal (und Artverwandtes)
Mathias Grassow: Bis heute sehr stark, allerdings ist ein Einfluss nicht direkt zu hören. Jede Musik beeinflusste mich irgendwie, aber ich grenzte auch ab: Es gab immer Rock und Elektronik gleichzeitig. Ich hörte über viele Jahre jeden Abend stundenlang Musik, je nach Stimmung und Laune. Irgendwo war eine Trennung da und doch geschah alles gleichzeitig.
Michael Brückner: "Klassische" 70er- Elektronik und Berliner Schule (vor allem Schulze und TD, aber auch Jarre, Vangelis, Cluster, Kraftwerk etc.)
Mathias Grassow: Erstaunlicherweise gar nicht mal so sehr, wenn man von TD und Schulze absieht. Die alte deutsche Elektronik und auch die daraus entstandene NDW [Neue Deutsche Welle, die Red.] war mir zu schräg, experimentell und zu nervig (z. B. NEU!). Ich mochte La Düsseldorf oder Kraftwerk nur beschränkt und zog es vor, die Münchner Schule zu hören.
Michael Brückner: Brian Eno (Fripp & Eno, Verwandtes...)
Mathias Grassow: Eno geht bis heute eigentlich weniger an mich; habe den Hype um ihn nie so ganz verstanden … Fripp wiederum schätze ich, besonders z. B. die Werke mit David Sylvian.
Peter Michael Hamel und Mathias Grassow
Peter Michael Hamel und Mathias Grassow
Michael Brückner: Popol Vuh, Klaus Wiese & Peter Michael Hamel (und Verwandtes)
Mathias Grassow: Extrem stark. Gerade Hamel ist einer meiner Haupteinflussgeber und Inspirationsquellen.
Michael Brückner: Peter Michael Hamel ist Komponist, Elektroniker, Autor und Dozent, und zufällig hat auch mich sein Buch "Durch Musik zum Selbst", ebenso wie seine frühen Alben, als junger Mensch sehr geprägt – deshalb möchte gerne genauer erfahren, wie das bei dir war.
Wie bist Du auf Peters Musik aufmerksam geworden?
Mathias Grassow: Es war eher Zufall. Das erste Album war „Nada“ und dann kaufte ich die anderen nach und nach.
Michael Brückner: Was ist dein Lieblingsalbum von ihm?
Mathias Grassow: Als komplettes Album die „Organum“. Ansonsten diverse Stücke von verschiedenen Alben, bevorzugt die mit Kirchenorgel und PPG-Synth.
Michael Brückner: Was ist für dich das Besondere an seiner Musik? Wie unterscheidet sie sich von der, die dich bis zu diesem Punkt beeinflusst hatte?
Mathias Grassow: Schwer zu sagen. Irgendwie berühren mich manche seiner Stücke derart tief, dass mir der Mund offensteht. Das ist bis heute so und ich bin verwundert, dass ein strukturierter, klassisch ausgebildeter Komponist in der Lage ist, mich so zu berühren. Ich kannte das zuvor eher von größtenteils improvisierter Musik. Dazu das Buch im Hintergrund … und ich verstand, dass er irgendwie begnadet ist.
Michael Brückner: Haben dich seine Anregungen (insbesondere in seinem Buch) direkt beeinflusst bzw. dir neue Bereiche eröffnet? Oder kanntest du die Themen, die er anspricht (asiatische Musik, Meditation, Ragas usw.) schon bevor du dich mit Peters Arbeiten beschäftgt hast?
Mathias Grassow: Nein, das Buch war schon eine Initialzündung und hat mir sowohl Wege geöffnet, als auch verständlich gemacht, wie alles zusammenwirkt. J. E. Behrendts Buch „Nada Brahma – die Welt ist Klang“ war später dann eine willkommene Ergänzung und Vertiefung.
Michael Brückner: Wann hast Du Peter persönlich kennengelernt?
Mathias Grassow: Oh, das war so Ende der 80er über den Frankfurter Ring, wo Peter Seminare und Konzerte abhielt.
Michael Brückner: Habt ihr jemals zusammen Musik gemacht?
Mathias Grassow: Nein, nie. Das stand aber auch nie zur Diskussion. Wir haben auch heute eher eine private Freundschaft.
Michael Brückner: Haben deine persönlichen Begegnungen mit ihm dir hinsichtlich deiner Musik weitere Impulse gegeben, die über das hinausgehen, was seine Alben und sein Buch dir schon vermittelt hatten?
Mathias Grassow: Nein, eigentlich nicht. Das Zusammensein, die Briefe natürlich irgendwie schon, nicht aber eine ‚Einsicht‘ oder ‚Impulse‘ aufgrund der Gespäche. Es ist eben interessant, wie sich ein Mensch vom unnahbaren Komponisten zu einem ganz normalen Wegbegleiter hin entwickelt. Unsere Begegnung 2016 hat mich ernüchtert, mir aber auch viel gegeben.
Michael Brückner: Hast du durch ihn weitere Musiker (oder vielleicht auch Produzenten / Label etc) kennengelernt, die dich in der Folge inspiriert haben oder anderweitig für dich und deine Arbeit wichtig waren, oder sind?
Mathias Grassow: Nein, da Peter in den 80ern bereits stark der komponierten Musik zugewandt war. Diese Welt ist im Großen und Ganzen dann doch eine ganz andere als die der Kuckuck-Platten und seines Buches. Es fielen oft Namen, die ich kannte und kenne (z. B. auch Michael Hoenig, um in der Elektronik-Szene zu bleiben), aber ich lernte eher durch Klaus Wiese interessante Menschen kennen.
Michael Brückner: Kannst du uns eine oder zwei Anekdoten oder interessante Begegnungen über bzw. mit Peter erzählen, an die du dich gerne erinnerst?
Mathias Grassow: Nun, das Intensivste war meine Begegnung mit ihm an Ostern 2016. Es war sehr privat, offen und menschlich. Ich habe den Menschen Peter kennengelernt, nicht mehr den Musiker. Das war verblüffend und von einer solchen – teils auch tragischen – Tiefe begleitet, dass ich Einzelheiten hier nicht zum Besten geben möchte.
Michael Brückner: Bevor ich auf einen ganz wichtigen Punkt zurückkomme, den wir in Verbindung mit der "Münchner Schule" schon angesprochen haben – nämlich den spirtuellen Aspekt von Musik, und Musik als ein Mittel zur Heilung – möchte ich gerne noch für diejenigen, die nicht so viel darüber wissen, deinen bisherigen musikalischen Werdegang betrachten.
Kannst du dich noch an das erste Stück erinnern, das du aufgenommen hast bzw. mit dem du zufrieden warst? Ist es auf einem deiner Alben enthalten?
Mathias Grassow: Meine ersten Stücke waren ganz schräge Schrammeleien auf der Gitarre und quäkende Synth-Töne. Auf einem meiner Alben? Um Gottes Willen! (lacht) Das ginge selbst als ‚wohlwollend experimentell‘ nicht mehr durch. Dilettantismus pur, aber auch Kult! Zufrieden war ich mit meinen ersten Mehrspuraufnahmen, das war circa 1981.
Michael Brückner: Welches war dein erstes Album, das auf einem Label veröffentlicht wurde? Wie kam damals der Kontakt mit dem Label zustande?
Mathias Grassow: Das war die Cassette „At the Gates of Dawn“, 1985 entstanden und im Februar 1986 über Aquamarin in München veröffentlicht. Das war eher ein an US-New-Age orientierter Buchversand, der auch den Musikmarkt für sich entdeckte und Kassetten produzierte, die hauptsächlich in Eso-Läden verkauft wurden. So verknüpften sich Spiritualität und Musik ganz automatisch für mich. Ich wandte mich aber Ende der 80er von dieser Art New Age ab, weil mir die Musik dann schließlich zu beliebig, süß und kitschig wurde.
Michael Brückner: Der Titel lässt direkt an Pink Floyd denken. War deine frühe Musik – oder speziell dieses Album – damals ausgesprochen PF-inspiriert?
Mathias Grassow: Nein, die Musik auf keinen Fall – aber diesen Titel fand ich interessant, und so habe ich ihn geklaut …
Michael Brückner: Wie war danach die Entwicklung in Hinblick auf Labels und Vertriebswege?
Mathias Grassow: Nach Aquamarin boomte dann ab 1990 die CD. Durch meinen Namen und Beziehungen kamen dann Labels auf mich zu. AIM aus München und auch das kultige „NO-CD-REKORDS“ aus Spanien, dann AMPLEXUS aus Italien usw. Anfang der 90er boomte auch Ambient ein wenig. Besonders Steve Roach, Robert Rich und Michael Stearns waren da etwas größer im Rennen. Alle drei schätze ich auch heute noch sehr!
Michael Brückner: Was war dein bisher kommerziell erfolgreichstes Album?
Mathias Grassow: Ganz klar mit Abstand die „El-Hadra“ mit Klaus Wiese. Ich kenne die genauen Verkaufszahlen nicht, aber 100.000 wären nicht übertrieben.
Michael Brückner: Wie ist heute – insbesondere im Hinblick auf die nun schon fast altbekannten Krise der Plattenindustrie – der Stand der Dinge für dich, in Punkto Veröffentlichung und Vertrieb?
Mathias Grassow: Es wird leider immer schlechter und frustrierender: Einerseits sind die Produktionskosten enorm gesunken; es wird aber auch viel weniger an CDs verkauft als früher. Momentan ist die erschreckende Wahrheit, dass 200er Auflagen durchaus genügen. Es wird dann auch nicht mehr nachgepresst. Durch bessere Promotion können sich im Laufe der Zeit auch mal 500 verkaufen, aber spätestens dann ist Schluss.
Michael Brückner: Du bist ein sehr fleissiger Musiker und dein Katalog umfasst eine beeindruckende Vielzahl von Alben. Könntest du für uns vier deiner Alben herausgreifen, die dir besonders viel bedeuten und kurz darstellen, was für dich diese Alben besonders auszeichnet?
Mathias Grassow: Vier? Hmmm, also die „Psychic Dome“ war schon was Besonderes, dann die „Ambience“ – der Titel ist Programm, und diese CD prägte auch viele Andere. Auch die „Himavat“ setzte Ende der 90er Standards. Im neuen Jahrtausend überschlugen sich die Ereignisse. Da kann ich schlecht ein Album herausgreifen. Momentan gefällt mir selber die „Harmonia Mundi“ sehr gut; ich brauche aber Zeit – mindestens 10 Jahre – um ein Album rückwirkend einstufen zu können. Verschiedene andere Alben hingegen würde ich heute nicht mehr machen.
Michael Brückner: Du hast auch viele Kollaborationen mit anderen Musikern gemacht. Kannst du für uns davon wiederum zwei oder drei Beispiele herausgreifen, die dir besonders in Erinnerung geblieben sind?
John Haughm und Mathias Grassow
John Haughm und Mathias Grassow
Mathias Grassow: Nun auf alle Fälle die „Arcanum“ mit Rüdiger Gleisberg und Amir Baghiri; dann die Alben mit John Haughm von Agalloch und die Werke mit Jim Cole.
Michael Brückner: Da du gerade Rüdiger Gleisberg erwähnst - vor Kurzem hast du "The House On The Borderland" von Nostalgia – ein Album, das eine Zeit lang, soweit ich weiß, nicht mehr erhältlich war – über Bandcamp wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Sehr zu meiner Freude, da es tatsächlich eines meiner Lieblingsalben überhaupt ist und ich finde, dass es durchaus noch mehr Beachtung verdient! Vielleicht magst du uns bei dieser Gelegenheit kurz etwas über die Entstehung dieses Albums erzählen, bzw. auch über das Projekt "Nostalgia" – das ja, glaube ich, hauptsächlich eine Kooperation zwischen dir und dem Musiker und Komponisten Rüdiger Gleisberg ist, zu dem Ihr noch weitere (je nach Album wechselnde) Gastmusiker eingeladen habt. „The House on the Borderland“ ist ja die Vertonung einer klassischen Horror-Novelle (Das Haus an der Grenze, Wiliam Hope Hodgson, von 1908). Kanntest Du diese Geschichte schon vorher? Spannend wäre auch zu erfahren, ob es in Zukunft noch weitere Nostalgia-Alben geben wird.
Mathias Grassow: Die „House on the Borderland“ wäre damals, soweit ich mich entsinne, um ein Haar "Platte des Monats" im großen Goth-Magazin „Orkus“ geworden. Hätten wir einen guten Vertrieb gehabt und eine Plattenfirma, die eine Tour finanziert hätte, wäre das Album ein großer Erfolg geworden, denke ich.
Ganz vom Markt war sie nie, wenn ich die armselige EC-Zwischenveröffentlichung mit einrechne. Sie wird mittlerweile nur noch digital vertrieben und ist damit praktisch einem unbegrenztem Publikum zugänglich.
Ich muss an dieser Stelle präzisieren, dass Nostalgia zwar insgesamt hauptsächlich ein Gemeinschaftswerk von mir und Gleisberg sowie Carsten Agthe plus wechslenden Gastmusikern ist, aber bei diesem speziellen Album war der dritte Protagonist Luigi Seviroli der Hauptideengeber und Initiator. In diesem einen Falle haben Rüdiger und ich das Werk vervollständigt. Die Orchesterparts stammen hauptsächlich von Luigi, der das Gesamtkonzept für meine Begriffe kongenial umsetzte.
Zum Zeitpunkt der Entstehung war mir das Buch nicht bekannt, wohl aber der dramatisch-tragische Lebenslauf des Autors. „House on the Borderland“ war demnach ein 'Zufallstreffer', der unter Nostalgia veröffentlicht wurde, jedoch eigentlich ein Ausbruch aus dem Stil des ersten Albums war. Es gibt bislang insgesamt vier Alben; momentan ruht unser Projekt; wie lange weiß ich nicht. Wenn wir als richtige Band anerkannt werden und die Fans bedienen wollen, müssen wir touren, und dafür wohnen wir zu weit auseinander, haben Familien und wollen alle drei (Grassow, Gleisberg, Agthe) mit unseren zusammen über 150 Lenzen das nicht mehr auf uns nehmen. Nach der „House on the Borderland“ hätte ein gezielter Aufbau durch Produzenten, Plattenfirmen und Verlagen gestartet werden müssen, um im Gespräch zu bleiben. Nostalgia ist mittlerweile – außer bei Fans wie Dir – weitgehend in Vergessenheit geraten; das meine ich mit gezieltem Aufbau und Tournee. Das enttäuscht mich aber nicht; alle vier Alben haben ihren Weg gemacht und waren zum Zeitpunkt der Entstehung eine Freude.
Michael Brückner: Wie hast du Rüdiger kennengelernt?
Mathias Grassow: Vor mehr als 25 Jahren bei einer Geburtstagsfeier eines 'Fans' elektronischer Musik in Wiesbaden.
Michael Brückner: Was habt ihr schon alles zusammen gemacht?
Mathias Grassow: Außer einigen Gastauftritten Rüdigers auf meinen CDs "Expanding Horizon" und "Lanzarote Concert" nur Nostalgia.
Michael Brückner: Von wem ging die Initiative bei Nostalgia aus?
Mathias Grassow: Von mir.
Michael Brückner: Was ist dein persönliche Lieblingsalbum von diesem Projekt?
Mathias Grassow: Ebenfalls „House On The Borderland“, aber auch das erste, " Arcana Publicata Vilescunt " hat seine Reize und ist recht zeitlos.
Michael Brückner: Was kannst du über die anderen Gastmusiker sagen?
Mathias Grassow: Nun zu Rüdiger muss ich nicht viel sagen, Carsten Agthe ist auch immer mal wieder auf meinen CD's vertreten und Luigi Seviroli ist ein bekannter italiensicher Filmkomponist.
Vielleicht werden wir noch Poes "Untergang des Hause Usher " vertonen, aber das ist noch unsicher. „House on the Borderland“ sollte mit unserer Musik auch verfilmt werden, aber ich habe vom Regisseur nichts weiter gehört, außer dem üblichen Bla-Bla "Independent-Film, kein Geld und überhaupt ...". Wir werden sehen – es bleibt spannend!
Michael Brückner: Kannst du uns von zwei oder drei deiner Konzerte erzählen, die dir besonders im Gedächtnis geblieben sind?
Mathias Grassow: Also der Auftritt in San Sebastian war der Hammer: Organisation und Betreuung waren erstklassig! Ebenso das Lanzarote-Konzert – unvergesslich in Aufwand, Technik, Organisation und Professionalität.
Auch die Prag-Konzerte waren gut vorbereitet und organisiert. Nicht zu vergessen freilich der denkwürdige Auftritt bei Oöphoi 1999 – das war aber eher ein ‚private concert‘. Dort lernte ich u. a. auch Robert Rich und Alio Die kennen. Steve Roach kannte ich schon aus Paderborn, wo er mit Elmar Schulte als „Solitaire“ an diversen Alben bastelte.
Michael Brückner: Wann fanden die Konzerte in San Sebastian und Lanzarote genau statt, und wie hast du die Möglichkeit bekommen, daran teilzunehmen?
Mathias Grassow: Die Veranstalter meldeten sich bei mir. Ich war damals schon nicht unbekannt, und wer die Szene kannte und sich interessierte, kam an mir nicht vorbei … Ich erinnere mich aber auch an einen Fan aus dieser Zeit, der in Spanien Werbung machte. Leider lebt er nicht mehr. San Sebastian war 1993 und Lanzarote 1994.
Michael Brückner: Erinnerst du dich an Reaktionen, Leserbriefe oder Gespräche von bzw. mit deinen Hörern oder Konzertbesuchern, die dir viel bedeuten, oder die dir typisch oder anderweitig besonders erscheinen?
Mathias Grassow: Sicher, da gäbe es Vieles. Hervorheben möchte ich, dass ich doch erstaunt war, wie verblüfft, ja sogar abweisend Fans sein können, wenn Du Dich nicht als Star, sondern als Mensch zeigst. Das verwirrt viele. Sie wollen eine Ikone sehen. Du bist stets nur Deine Musik. Das hat mich traurig gemacht. Ich verstand von da an, wie einsam echte Stars sind, obgleich jeder so sein will, wie sie.
Leserbriefe und Rezensionen sind über die vielen Jahre so viele geworden, dass ich aufgehört habe zu sammeln und mich zu erinnern. Verletzt hat mich mal eine bodenlos niederschmetternde und persönlich beleidigende Rezension, die mich noch im Schlaf verfolgte. Ich hätte zuvor nicht gedacht, dass mir so etwas so viel ausmachen könnte. Das hatte sich dann aber später geklärt. Es gab hier und da ergreifende Briefe oder Mails von Menschen, die mit meiner Musik einen Durchbruch erlebten oder deren chronische Krankheiten sich erheblich besserten; das Gros der Hörer jedoch sind Jäger und Sammler, die eben ihrer Leidenschaft frönen. Warum auch nicht? Aber jedes : „Du bist der Beste!“ und „Weiter so“ ermutigt mich!
Michael Brückner: Klaus Wiese ist ein Ambient-Musiker, dessen Namen ich zwar schon hin und wieder begegnet bin, über den ich aber noch nicht sehr viel weiß. Möchtest du uns kurz etwas über ihn erzählen? Wo hast du ihn kennengelernt und wie hat sich dann eure Zusammenarbeit ergeben? Hattet ihr über euer gemeinsames Musikprojekt hinaus noch weiteren Kontakt? Und kanntest du seine Musik schon vorher – wenn ja, war sie ein wichtiger Einfluss für Dich?
Mathias Grassow: Der Kosmos von Klaus Wiese ist zu umfangreich, um in ein paar Zeilen unsere gemeinsamen 22 Jahre abzuarbeiten. Alleine schon der Begriff „Ambient-Musiker“ trifft ihn und sein Wesen nicht.
Er war Weltmusiker, sehr fernöstlich geprägt, Sufi – und Musik gegenüber gleichmütig eingestellt. So präzise, wie er mit Klängen arbeitete, so nachlässig war er mit Promotion, Vertrieb und Eigenmanagement. Manchmal waren seine Wege geheimnsivoll und erschlossen sich nicht. Kein Ziel, nur der Augenblick zählte … in einem Moment war es die Musik, dann wieder Fotografie oder einfach nur stundenlang sitzen und Tee trinken. Wir hatten mehrere Alben zusammen gemacht und benutzten unsere Klänge, die jeder zur Verfügung hatte. Die Popol Vuh-Mitgliedschaft war eher eine Art Kommune, in der sie zusammenlebten und er war eben mit auf dem Bild – so seine Worte. In der Love & Peace-Zeit war eben jeder dabei, der irgendwie mal reinschaute. Einfluss hatte sein Musik auf mich, oh ja!
Zusammen mit Hamel war und ist Klaus Wiese mein Haupteinfluss. Ich lernte ihn über den Aquamarin-Verlag in München so um 1987 kennen, weil wir beide dort verlegten und fasziniert von der jeweiligen Musik des Kollegen waren.
Michael Brückner: Bei Popol Vuh muss ich auch an Alois Gromer (aka Al Gromer Khan) denken, den man sicherlich auch der "Münchner Schule" zurechnen kann. Kennst du ihn, und habt ihr womöglich auch schon einmal Musik zusammen gemacht?
Mathias Grassow: Ja, ich kenne ihn persönlich von mehreren Treffen, aber es kam nie zu einer musikalischen Zusammenarbeit.
Michael Brückner: An anderer Stelle nennst du Klaus Wiese "meinen Sufi-Mentor" – heißt das, dass ihr auch über die Musik hinaus (persönlich) auf spirituellem Gebiet in Kontakt bzw. Dialog wart? Oder war es eher so, dass du durch Klaus' Musik hier Anregungen empfangen hast?
Mathias Grassow: Ja, wir hatten durchaus ein bis zwei Mal im Jahr Kontakt in München, wo ich viel erlernte, aber das war nie so definiert. Was er mir beibrachte, ging über die Musik weit hinaus; es waren Lebenslehren, das Wichtige im Unwichtigen sehen, Gelassenheit und Gleichmut … Es war eine tolle Zeit mit ihm; die Musik letztlich nur der Träger für tiefere spirituelle Lehren.
Michael Brückner: Du bist ja nun seit drei Jahrzehnten musikalisch Aktiv und hast in dieser Zeit viele Veränderungen deiner Art von Musik miterlebt. In dieser Zeit hast du auch Kontakt zu anderen Künstlern gehabt, ebenso zu Plattenfirmen, Magazinen, Konzertveranstaltern, Fans usw. – wie stellt sich diese Entwicklung, insbesondere im Hinblick auf, sagen wir, die "Szene", Gruppenzusammengehörigkeit, Gemeinschaftsgefühl usw. dar? Besteht ein großer Unterschied zwischen, sagen wir, ca. 1989 und heute? Oder ist alles mehr oder weniger gleich gelieben, und nur die Genrenamen etc. haben sich verändert?
Mathias Grassow: Nun, ich zitiere meinen Freund Peter Michael Hamel an dieser Stelle: „Es gibt nur EINE Frau Musica, mit der ich liiert bin“. Die Genreunterscheide schaffen Andere, und besonders in unseren Gefilden werden sehr gerne Schubladen bedient. Es hat sich weniger geändert, als es zunächst den Anschein hat. Immer wieder neuer Wein aus alten Schläuchen (oder wahlweise anders herum). Sicher gab es Kontrapunkte in der Entwicklung, und der jeweils zeitgenössische Entdeckergeist veränderte den Schwerpunkt. Keine Richtung hatte eine „Von - Bis“ Zeit, das wird alles künstlich gemacht und katalogisiert. Es existiert alles gleichzeitig – nur der Schwerpunkt der Wahrnehmung verlagert sich. Ein Gemeinschaftsgefühl gab es nicht wirklich. Das wird alles oft verklärt und romantisiert – ebenso wie auch ich gerne die 60er und frühen 70er idealisiere.
Michael Brückner: Es hat den Anschein, dass eine nie dagewesene Menge an Menschen elektronische Musik, speziell auch Ambient, produzieren. Dein amerikanischer Kollege Robert Rich sagte dazu in einem Interview recht anschaulich "Everyone is pollywog in the puddle now" (wir sind nun alle Kaulquappen in der Pfütze). Gerade für Musiker, die zu einem bestimmten Zeitpunkt mit ihrer Musik auch einen gewissen wirtschaftlichen Erfolg hatten, muss das eine schwierige, jedenfalls zweischneidige Situation sein. Wie denkst du darüber? Erlebst du die zunehmende Zahl an Ambient-Veröffentlichungen als wirtschaftliche, oder künstlerische, Bedrohung? Siehst du deine eigene Arbeit dadurch entwertet? Oder ist es in gewissem Sinn auch eine Bestätigung insofern, dass es doch weltweit viele Menschen gibt, die sich mit dieser Musik intensiv beschäftigen?
Welche Auswirkungen hatte die Entwicklung seit dem Aufkommen des Internets auf deine Arbeit?
Mathias Grassow: Alleine diese Frage wirft einen großen Diskurs auf.
Als Bedrohung sehe ich keinen der ‚Kollegen‘ – mich ärgert allenfalls, dass es etliche Musiker gibt, die meinen, Ambient mal so nebenher als ‚side project‘ machen zu können, um auch das abzuhaken. Der ‚Anspruch‘ hier liegt weniger in der Virtuosiät und teuren Geräten, als vielmehr in einer Art ‚spirituellen Fühlens‘ und der Notwendigkeit, Drones zu nutzen, um tiefe innere Einblicke in uns und das Universum zu bekommen. Das mag arg idealistisch klingen und soll es ruhig auch. Ambient und besonders Drones sind keine Unterhaltung, auch kein Mittel, um sich wegzuschießen, sondern tiefe innere Arbeit, an der ich mein Publikum teilhaben lassen möchte.
Als eine massive Entwertung empfinde ich eher, dass ich z. B. Musik in Bandcamp hochstelle und damit dem Fan einen gewissen Luxus biete. Jedes Stück kann komplett angehört werden, bevor sich der Ehrliche zum Kauf entscheidet und dann wirklich auch einen ‚Wert für sein Geld‘ bekommt. Dann gibt es aber diese zwielichtigen ‚Bandcamp Downloader‘-Programme, die ganz frech z. B. über Computer-Bild angeboten werden (kostenloses Shareware-Programm, um Songs aus Bandcamp zu rippen). Das finde ich kriminell und dagegen sollte vorgegangen werden.
Ich freue mich, wenn man heute für wenig Geld gute Musik machen kann. Elektronisches Equipment kostet nur noch ein Bruchteil dessen, was man vor 30 Jahren dafür noch auf den Tisch legen musste! Auch dass jeder Talentierte sich und seine Musik rasch weltweit präsentieren kann, ist eine schöne Entwicklung. Die bitteren Auswüchse sind das krankhafte Jagen und Sammeln von digitalisierter Musik, die sich immer mehr von Qualität zu identitätsloser Masse entwickelt und den Markt regelrecht zumüllt; das betrifft aber nicht nur Ambient.
Wirtschaftlicher Erfolg ist relativ und jedes Genre unterliegt Höhen und Tiefen. Es ist allerdings auch nicht zu schaffen, sich selbst in jedem Bereich von der Musik über die Studiotechnik und bishin zur kompletten Vermarktung selbst zu coachen. Ich habe ausser der Musik ja auch einen Beruf, und neben dem Job auch alle Aspekte der Musik perfekt zu managen, ist nicht zu bewältigen.
Michael Brückner: Das ist – oder war – ja das große Versprechen des Internets: dass jeder Kreative alleine – ohne Plattenfirma oder Verlag etc. – seine Kunst vermarkten und erfolgreich werden kann. Wie du auch schreibst aber offenbar für die meisten doch eine überfordernde Freiheit. Insofern scheint die Arbeitsteilung der Plattenindustrie doch Sinn gemacht zu haben: der Musiker komponiert und spielt die Musik ein, der Audio-Techniker nimmt sie in guter Qualität auf, der Produzent mischt und mastert sie, das Management kümmert sich um die Werbung und die Organistation von Konzerten, es gibt einen Vertrieb usw. Vielleicht hatte in so einem Setting der Künstler doch eher die Chance, sich auf sein "Kerngeschäft" – eben die Musik – zu konzentrieren, sofern er eben das Glück hatte, einen Plattenvertrag zu bekommen. Wobei sich dann offenbar doch viele Künstler wiederum als Sklaven ihrer Labels gesehen haben. Eine komplexe Situation. Wenn du es dir heute wünschen könntest, was wären für dich die Idealbedingungen, um als Musiker und Komponist aktiv zu sein und künstlerisch die besten Ergebnisse zu erzielen?
Mathias Grassow: Ganz klar eine Teilung der Arbeit mit Personen, denen ich vertrauen kann. Dass Labels nur Sklavenhalter sind, ist Blödsinn. Independent-Labels lassen ihren Künstlern viele Freiheiten; andererseits, wer die Kommerzschiene fährt, will eben Erfolg haben – mit allem, was dazugehört, also auch den Schattenseiten.
Erfolge hatte ich mit El-Hadra, und der Rapper „Drake“ hat in seinem Millionen-Hit „ Started from the Bottom“ ein Stück von mir und Bruno Sanfilippo für diesen Erfolgssong gesampelt. Erfolg heisst auch, mit Schattenseiten umgehen zu können. Für beide „Erfolge“ ist allerdings nie Geld gezahlt worden.
Michael Brückner: Du erwähntest vorhin kurz deinen Brotberuf – in welchem Beruf arbeitest du?
Mathias Grassow: Ich bin kaufmänischer Angestellter – seit 32 Jahren.
Michael Brückner: Macht dir dieser Beruf ähnlich viel Freude wie die Musik, d. h. sind es für dich zwei gleichberechtigte Interessensfelder, oder ist es eher so, dass dein Herz für die Musik schlägt, der Beruf aber ein notwendiges Mittel darstellt?
Mathias Grassow: Eher ein notwendiges Mittel, aber auch hier ändert sich meine Wahrnehmung. Das Leben ist Alltag und meine eigene innere Entwicklung spiegelt sich wider im Umgang mit Menschen eben darin.
Es ist eine Wechselwirkung; und eine Resonanz zu fühlen, das ist schön! Ich bin keineswegs der introvertierte Eigenbrötler, der bei zugezogenen Vorhängen im Studio ‚drönt‘. Ich bin glücklich, dass u. a. mein Beruf mich vor anhaltender Isolation bewahrt hat. Hier gibt es so viele ‚normale‘ Menschen mit Herz und Verstand; Musiker sind nicht die besseren Menschen …
Michael Brückner: Du hast ja auch Familie, und aus eigener Erfahrung weiß ich, dass das manchmal mit dem intensiven Künstlerdasein nicht leicht zu vereinbaren ist. Wie waren bzw. sind da deine Erfahrungen?
Mathias Grassow: Kann ich nicht unterschreiben. Meine kreativste Zeit und die besten Stücken sind inmitten des ‚Familienstresses‘ entstanden! Es gibt keinerlei Formeln und Voraussetzungen, wann der Nährboden für gute Musik am Besten bereitet ist. Wenn ich eine Botschaft habe, ist sie so simpel, dass sie kaum wahrgenommen oder für Ernst empfunden wird. Der Musenkuss orientiert sich nicht an unserem Alltag.
Michael Brückner: Ich würde auch noch kurz gerne auf den technischen Aspekt der Produktion deiner Musik eingehen – kannst du uns eine kurze Übersicht geben, welche (Haupt-)Klangerzeuger und (falls von Bedeutung) andere Werkzeuge du über die Jahre verwendet hast?
Mathias Grassow: Oha! Das waren so viele, dass ich mich kaum erinnere: Begonnen hat alles mit einem Roland SH-2000, dann folgte die komplette Korg MS-Serie, später spielte ich fast alles mit Rang und Namen: Memorymoog, Rhodes Chroma, Oberheim XPander, die Jupiter-Reihe, Hartmann Neuron, Sequential T-8 usw. Am kreativsten konnte ich tatsächlich mit dem Neuron arbeiten, den geilsten Sound hatte der T-8 – meine erste CD-Veröffentlichung „Prophecy“ entstand größtenteils damit. Alle anderen Tools, wie Grooveboxen, Effektgeräte und auch Software waren so umfangreich, dass ich sie hier nicht auflisten kann, und ich finde das im Detail auch nicht so wichtig.
Michael Brückner: Ist deine Arbeitsweise im Laufe der Jahre mehr oder weniger gleich geblieben, oder hat sie sich durch die Evolution der elektronischen Geräte stark geändert?
Mathias Grassow: Sie hat sich stark geändert. Ich arbeite seit ca. zehn Jahren viel reduzierter und mische mehr bereits vorhandene Basic-Tracks, als dass ich Neues schaffe. Ich hatte mir nach 2010 einige Dave Smith-Geräte gekauft und fand darin wenig Inspirierendes, was nichts über die Qualität dieser tollen Geräte aussagt, mir aber zeigt, dass ich neue und andere Wege gehen soll. Sie werden langsam offenkundig. Mehr möchte ich an dieser Stelle noch nicht preisgeben.
Michael Brückner: Kannst du uns deine spezielle Arbeitsweise näher erläutern?
Mathias Grassow: Meine sicher sehr untypische Arbeitsweise ist wie ein gutes Rezept. Die kann und will ich nicht in einem Interview darlegen – und damit preisgeben. Sie ist sehr simpel, trotzdem kaum darstellbar und gleicht am ehesten einer Art Partitur, die über Jahre entsteht und letztlich im intuitiven Mischen ein Stück vollendet.
Es geschieht vieles ‚zufällig‘, teils, wenn ich gar nicht im Raum bin und ich FÜHLE, wenn ein Drone Magie hat.
Mag es eine Gabe sein oder nicht, das ist irrelevant und das möchte ich auch nicht diskutiert wissen. Es gibt Künstler, die mich berühren, bei anderen möchte ich sagen: „Lass es sein … Dir fehlt die Wahrnehmung für die erforderliche Tiefe.“ Da das sehr rasch anmaßend klingen kann und ich eben nicht ‚Songs von A nach B konstruiere‘, erklärt sich, weshalb ich mich bezüglich Erläuterung des Entstehungsprozess so zurückhalte. Vielleicht habe ich mich hier schon zu weit aus dem Fenster gelehnt.
Michael Brückner: Ist für dich die Ästhetik deiner Musik notwendig an die elektronische Klangerzeugung gekoppelt, oder könntest du dir vorstellen, auch mit – sagen wir – Chor, Kirchenorgel, Streichorchester und Tamboura eine in der Wirkung ähnliche Musik ohne Elektronik zu erzeugen?
Mathias Grassow: Das habe ich bereits gemacht – besonders in den späten 80ern. Da gab es ganze Kassetten (jawoll) mit ausschließlich Gong, Klangschalen, Zither, Taboura, Harmonium und Oberton-Gesangsaufnahmen (lernte ich 1987 in Italien). Die sind rührig und teils schrullig, haben aber ihren Reiz. Einiges davon fand in einer anderen Mischung auch auf späteren CDs seinen Niederschlag, z. B. den beiden „Tiefweite Stille“-Alben auf ‚Practising nature‘ von DATABLOEM aus Holland.
Mathias Grassow
Michael Brückner: Nachdem wir uns ausführlich über die "Äusserlichkeiten" des Musikerlebens unterhalten haben, wollen wir nun versuchen, die Tiefen, Höhen und endlosen Weiten auszuloten, die der spirituelle Aspekt der Musik (oder des Lebens überhaupt) eröffnet - sofern Worte dorthin vordringen können.
Wenn wir darüber sprechen, ist "spirituell" der passende Begriff für dich? Siehst du dich als spirituellen Menschen? Oder erscheint dir eine andere Bezeichnung passender?
Mathias Grassow: Hmmm, also ich möchte nicht mit irgendwelchen Floskeln und all diesen anderen Zeiterscheinungen jonglieren … Spirituell ja, aber nicht im marktschreierischen Sinne der „Kerzen auf der Badewannen-Wohlfühl-Esoterik“. Innere Arbeit ist ein schmerzhafter Prozess, er raubt Dir restlos alle Illusionen und erforscht in aller Tiefe, wer Du wirklich bist. Ich beantworte Deine Frage also mit „Ja“, ohne mich momentan weiter erklären zu wollen.
Michael Brückner: Hattest du, als Kind oder Jugendlicher, schon ein Interesse an Religion, Philosophie bzw. Psychologie oder seelischer Heilung, bevor du (z. B. bei Hamel oder anderen) Musik kennengelernt hast, die solche Bereiche anspricht oder zum Ausdruck bringt? Oder hat sich dieses Interesse sozusagen Hand in Hand mit deiner Beschäftigung mit dieser Musik und in Ausübung deiner eigenen Musik entwickelt?
Mathias Grassow: Als Kind hatte ich allenfalls das Gefühl, ‚anders‘ zu sein. Schule war mir zuwider, mich interessierte weder stures Lernen nach Lehrplan, noch etwas nachzueifern, weil es alle machten und es ‚schon immer’ so war. Ich war eher ein schüchterner Querulant, lebte das aber in meinem Inneren aus. Ich war kein Rebell oder Aufsässiger. So war mir Punk und seine damaligen Gegenspieler, die Popper, gleichsam zuwider. Ich floh lieber in meine Welt aus Roger Dean (u. a. YES-Cover-Gestalter) und den entsprechenden Bands dieser Zeit.
Klaus Schulze entsprach meinen romantischen Vorstellungen weit mehr, als eben politische Radikale und deren Musik. Obwohl … die ‚Proletenpassion‘ der Schmetterlinge faszinierte mich – ebenso wie auch Ton Steine Scherben. Das Interesse an Religionsphilosophie kam in erster Linie durch meine Liebe zu Fantasy-Groschenromanen zustande. Die tolle „Macabros“-Serie des legendären Dan Shocker war einer der Schlüssel – sehr rasch dann freilich auch die Musik von Deuter, Hamel, Popol Vuh, Stephan Micus … Nicht unbedingt die hiesige Berliner Schule; die war zwar gut zum Träumen und Entfliehen aus dem Schulalltag, aber nichts für spirituelle Bildung; deshalb war mir die sogenannte Münchner Schule immer näher. Musik und Literatur halfen mir, mein ‚Anderssein‘ besser zu verstehen und zu verinnerlichen; ich kann aber nicht sagen, dass es EIN Schlüsselerlebnis war, was mich schon früh dahin katapultierte. Mit 16 las ich bereits das Totenbuch der Tibeter und die Upanishaden. Das war bestimmt außergewöhnlich, aber auch eine Flucht.
Michael Brückner: Also gab es für dich keine Art von "spirituellem Erweckungserlebnis", dass diesen Bereich für dich sozusagen mit einem Paukenschlag zum Thema gemacht hat, sondern dein Interesse hat sich still und allmählich herauskristallisiert?
Mathias Grassow: Nein, das gab es nicht, aber es gab durchaus wichtige Eckpunkte:
Angefangen von Deuter und den tollen Osho-Sprüchen auf seinen Platten (seine „Aum“ entstand übrigens mit Klaus Wiese zusammen – wie gesagt später mein Sufi-Mentor über viele Jahre) über (Schul-)Literatur („Das Gold von Caxamalca“ von Jakob Wassermann) bis hin zu einem der wichtigsten Schlüssel 1981, als mir ein Freund, der im hiesigen „Synthesizerstudio Jacob“ in Wiesbaden arbeitete, an EINEM Tag Timothy Leary, Alan Watts und all die Ikonen der wilden 60er nahebrachte und mir dazu noch die LP (!) „The Voice of Silence“ von Peter Michael Hamel auslieh, die für mich Türen sprengte.
Ich habe bis heute selten eine intensivere Platte mit einer eindringlicheren spirituellen Botschaft gehört. Diesen Tag werde ich nie vergessen und immer als Meilenstein in meinem Leben betrachten. Danach geschah noch sehr viel, auch Ernüchterndes … Vielleicht sollte ich bald meine Autobiografie schreiben?
Michael Brückner: Eine Biografie wäre sicher interessant! Ich persönlich finde auch – oder gerade – bei dem Themenkomplex "Spiritualität" die ernüchternden Momente besonders spannend. In deinem Fall auch insofern, als dass du dich ja dennoch offenbar dadurch letztlich nicht von der Spiritualität abgewendet hast. Als junger Mensch ist es – denke ich – leicht, für spirituelle Ideen zu schwärmen, aber eine Frage, die mich auch persönlich beschäftigt, ist: wie bleibe ich auf dem Weg, auch wenn sich das Leben als schwieriger, komplexer und vielleicht auch spröder und weniger romantisch erweist, als ich das erwartet habe?
Mathias Grassow: Nun, die Entwicklung der Spiritualität ist gleichsam etwas sehr Intimes, wie auch etwas, was man teilen sollte. Leider gibt es hier rasch Polarisierungen und Missverständnisse, besonders wenn es um Lebenslehren geht, die über das Persönliche hinausgehen, universell sind und sich durchaus klassischer Muster bedienen, ohne diese zu missbrauchen - wie etwa einen Lehrer zu haben, Glauben und Religion per se in Frage zu stellen und damit u. a. auch die Grundlage dessen zu nehmen, was unsere Konditionen sind und was uns steuert.
Ernüchternd sind hier die Momente, die an deinem Fundament rütteln und teils nicht greifbar und fassbar sind, Momente, die eine gefühlte Wahrheit offenbaren und dich wirklich grundlegend in Frage stellen. Das ist hart und essentiell, aber es muss nicht unbedingt ein Abwenden geben, wenn es ‚zu heiß‘ wird.
Gerade dann sollten wir Türen durchschreiten und bewusst der Angst begegnen, um uns zu transformieren.
Es ist am Ende nicht wichtig, DASS wir sterben, sondern WIE wir sterben. Ersteres ist eine unumstößliche Tatsache, das Zweite hingegen können wir steuern.
Michael Brückner: Kannst du kurz umreißen, was genau Musik im Bereich von Heilung oder Spiritualität deiner Meinung nach vermag? Und ob das Wirkungen sind, die Musik bzw. Klang generell hat, oder ob der Hörer eine bestimmte Empfänglichkeit dafür mitbringen muss?
Mathias Grassow: Diese Frage kann ich nicht in wenigen Sätzen beantworten. Ich denke aber, dass Musik ein sehr wichtiger Schlüssel zur Heilung sein kann, da sie Schwingung ist und wir zu rund 60% aus Wasser bestehen.
Da wir aber nur gewohnt sind, Musik über die Ohren wahrzunehmen, filtert das Gehirn und versucht die Musik einzuordnen, zu verstehen, zu kategorisieren und zu katalogisieren. Das, was Musik vollbringen könnte, ist in unserem Bewusstsein tief verankert, aber verschüttet, oder in der DNA (noch) nicht freigeschaltet. Das ehrwürdige indische Nada-Yoga, wie es auch von Hamel in seinem Buch erwähnt wird, propagiert die Suche nach dem ureigenen inneren Klang und die Resonanz darauf. Das ‚Tönen‘ der Drones kommt dem am Nächsten – ist gleichsam Weg und Ziel zugleich. Am Ende löst sich alles im Nichts auf. Die ‚Magnificent Void‘ ist die Abwesenheit jeglicher Emotionen und Gefühle. Gott ist NICHTS.
Michael Brückner: Kannst du uns von einem Erlebnis berichten, das dir – beim Hören von Musik, beim Arbeiten an Musik oder bei deinen Konzerten – diese Dimension in der Musik, oder die diesbezügliche Potenz von Musik, besonders deutlich nahe gebracht hat?
Mathias Grassow: Ganz sicher „The Voice of Silence“ von Hamel, ebenso „Bardo“, „Apotheosis“ und „Organum“, dann die „Hearing Solar Winds“ von David Hykes, „Baraka“, „Maraccaba“ „Uranus“ von Klaus Wiese, um nur einige zu nennen. Musik und die Verbindung mit z. B. bewusstseinserweiternden Substanzen kann in einer optimalen Kombination sicher Türen öffnen – hindurchgehen muss man aber selbst, und nicht alles ist für jeden bestimmt. Deshalb hier an dieser Stelle auch eine eindringliche Warnung von beliebigem Drogenkonsum.
Michael Brückner: Es gibt ja bestimmte Musik, in der spirituelle bzw. religiöse Erfahrungen traditionell ausdrücklich thematisiert werden: einmal in dem Sinn, dass es Musik über solche Themen ist (auf der inhaltlichen Ebene), aber auch Musik, die als Werkzeug dienen soll, um bestimmte meditative oder anderweitig spirituell oder religiös bedeutsame Bewusstseinszustände zu vermitteln. In der Regel auch mit dem Ziel, die Beteiligten zu erheben und möglicherweise seelisch oder gar körperlich zu heilen oder zu läutern. Da ist auf der einen Seite die Kirchenmusik der europäischen Tradition, auf der anderen vor allem Formen von aussereuropäischer Musik, die z. B. Peter Michael Hamel, aber auch andere (Behrendt etc.) für bedeutungsvoll und heilsam halten – wie schamanische Musik, (klassische) indische Musik, tibetische Musik, Musik aus Nordafrika und dem mittleren Osten (insbesondere Sufi-Musik) oder Gamelan-Musik aus Java. Oder auch in gewissem Sinn die psychedelische Musik der späten 60er / frühen 70er, oder Trance Techno in den 90ern.
Wie wichtig war oder ist für dich die Beschäftigung mit solcher Musik – insbesondere in Hinblick auf deine eigene Arbeit?
Mathias Grassow: Extrem wichtig, damals wie heute. Ohne den Background, den ich mir angeeignet habe, würde meine Musik nicht so klingen, wie sie klingt. Ich habe stets versucht, zu allen Richtungen einen Zugang zu bekommen. Am meisten verschlossen blieb mir leider bis heute der Jazz. Die Jazzkapitel habe ich in Behrendts Büchern größtenteils nur überflogen.
So ist es eben; aber ich kann eine Musikrichtung auch durchaus schätzen, ohne dass sie mir gefällt.
Michael Brückner: Siehst du dich mit solcher Musik in einer gemeinsamen Tradition (nicht unbedingt bezüglich der genauen Formen, sondern eher Absicht und Wirkung)? Wenn ja, wie drückt sich das in deiner Musik aus? Oder siehst du deinen eigenen Weg eher parallel?
Mathias Grassow: Ganz sicher wollte und will ich in der Musik mehr sehen, als nur ihren ‚Unterhaltungswert‘. Ich bin eben bei den Drones gelandet – es hätte durch eine andere Verkettung von Umständen, einen anderen Lebensweg auch Rock oder Klassik sein können. Parallel ist der Weg sicher auch, aber insbesondere fortführend. Ich entsinne mich, dass ich das, was Klaus Schulze bis etwa 1980 machte, unbedingt für mich ‚erweitern‘ und ‚präzisieren‘ wollte, denn als er mit „Dig It“ und diesem GDS-Computer etc. anfing, war für mich der ‚Spirit‘ verschwunden. Tatsächlich war das einer DER Gründe, weshalb ich selbst mit der Musik anfing!
Wie sich das ausdrückt, kann ich nicht beschreiben, dann würde ich eine Wissenschaft daraus machen.
Wer Ohren hat, der höre!
Michael Brückner: Was sind für dich Elemente in der Musik, die eine besonders spirituelle oder meditative oder heilsame Wirkung ermöglichen? Versuchst du diese Elemente bewusst einzusetzen – im Sinne einer Vorplanung, bevor die eigentliche Musik entsteht – oder lässt du dich von deiner Intuition leiten und beurteilst erst nach einer Aufnahme, ob ein bestimmtes Stück von dir eine entsprechende Wirkung entfaltet?
Mathias GrassowMathias Grassow: Ich habe es für mich aufgegeben, eine ‚Formel‘ finden zu wollen oder nach dem Stein der Weisen zu suchen. Gerade in den letzten Jahren hatte ich Krisen, aber auch Impulse … “Wozu das alles, klingt immer gleich, wird nur konsumiert und nicht wirklich verstanden“ und so fort. Ich höre in mich hinein, wohin das Ganze gehen will und würde diese Musik gerne viel intensiver mit anderen Künsten verbinden, oder auch medizinisch gezielter forschen und Klänge einsetzen. Mich hat stets verwundert, dass im gesamten Esoterik-Umfeld außer Klangschalen-Kling-Klang und Om Shanti-Gesängen die Musik im Grunde ein Schattendasein fristet. Ich glaube fest an die Kraft, die dem Nada-Yoga zugeschrieben wird und an die ‚verloren gegangene und vergessen‘ Kraft der alten indischen Meister, die Wetter beeinflussen und Tiere bändigen konnten.
Dass das oder Ähnliches funktioniert, durfte ich bei drei ergreifenden Konzerte erleben (Oha, ja - das waren auch essentielle Schlüsselerlebnisse!): 1987, Kunsthalle Schirn in Frankfurt: Pandit Pran Nath (indischer Dhrupad-Gesang im Kirana-Stil) – mit Terry Riley an der Tambura. Dann zweimal Nusrat Fateh Ali Khan in den frühen 90ern. ALLE drei Konzerte waren von einer Magie umgeben, die ich nie wieder erlebt habe und die mich die möglich Kraft von Klängen und Schwingungen stärker fühlen liess, als alle Platten, die ich je besaß und besitze!
Michael Brückner: Hattest du den Eindruck, die diesbezügliche "Kraft" der Musik "bei der Arbeit" beobachten zu können (vielleicht weil sich die Atmosphäre während eines Konzertes spürbar verändert hat) oder ist es eher ein Vorgang, der, wenn er geschieht, nur für den jeweiligen Hörer erfahrbar ist und sich zunächst nicht äusserlich zeigt?
Mathias Grassow: Also, bei den drei genannten Konzerten veränderte sich alles: Raum, Zeit, Wetter und Wahrnehmung. Das war wie eine Droge. Natürlich erfordert so ein Event eine grundsätzliche Bereitschaft, sich einzulassen, Offenheit und eine generelle Liebe zur Musik. Es vermischen sich kollektive Erlebnisse, die an die persönliche Biografie andocken.
Insofern waren die Erlebnisse stets höchst individuell, aber gleichzeitig auch kollektiv.
Nehmen wir z. B. Pink Floyd: In den 70ern galt jede Platte als wegweisend, und wenn wir den technischen Aspekt mal weglassen, bleiben Songs zurück, die sicher ihren Wert haben; aber es gibt heute Bands, die Pink Floyd locker das Wasser reichen könnten, die jedoch kaum wahrgenommen werden.
In den 70ern hingegen trafen Pink Floyd und besonders Waters den Zeitgeist; Waters hat Pink Floyd genutzt, um seinem immer fehlenden Vater nachzutrauern und seine schwierige Schulzeit öffentlich zu verarbeiten. Da war jemand zur richtigen Zeit mit der richtigen Musik am richtigen Ort, wie viele andere auch. Es gab ein kollektives Andocken und zugleich wurde die persönliche Geschichte angetriggert. Jeder fand sich irgendwie in ‚Wish You Were Here‘ oder auch ‚Another Brick in the Wall‘ wieder.
Das finde ich heute in der Musik SO intensiv nicht mehr wieder, obgleich es immer noch, oder auch immer wieder, Ergreifendes gibt.
Michael Brückner: Bist du der Meinung, dass Musik oder Klang, um solche Wirkungen zu vermitteln, idealerweise in einer dafür günstigen Umgebung gehört und erlebt werden sollte? Ist dafür ein Konzert besser geeignet,oder das aufmerksame "private" Hören zuhause? Legst du in deinen Konzerten Wert darauf, auch abgesehen von der eigentlichen Musik einen geeigneten Rahmen zu schaffen, und wenn ja: Wie?
Mathias Grassow: Ich versuche nicht aktiv, solche Wirkungen zu vermitteln, denn ‚es‘ passiert einfach. Das kann überall sein und entzieht sich meinem Einflussbereich. Ich freue mich natürlich, wenn ein Konzertangebot kommt, das ein außergewöhnliches Ambiente verspricht, aber nichts ist ein Garant für ‚die Wirkung‘. Ich kann nur vorbereiten und den Raum schaffen; betreten werden muss er von ‚Willigen‘ und dann durch Resonanz und Interaktion aufgebaut und gehalten werden. Ich versuche, sowohl auf CD wie auch live, den Hörern nicht nur Musik zu vermitteln, sondern auch Geist.
Michael Brückner: Neben der religiös gefärbten Betrachtungsweise gibt es auch Ansätze, die die heilende oder bewusstseinsbeeinflussende Wirkung von Musik eher mit wissenschaftlichen, z. B. physikalischen Überlegungen begründen. Die (vereinfacht gesagt) davon ausgehen, dass letzendlich das Universum aus Schwingungen aufgebaut ist, die sich gegenseitig beeinflussen, weshalb Musik – als Kunstform, die in besonders direkter Weise ein bewusstes Gestalten von Schwingungen ist – besonders geeignet sei, gerade auch die besonderen Schwingungen, die den menschlichen Körper und Geist konstituieren, positiv zu beeinflussen. Ich denke dabei insbesondere an die Tradition der Harmoniker (Pythagoras, Kepler, Kayser, Cousto) oder die Befürworter der Stimmung auf den Kammerton von 432 Hertz.
Was ist deine Meinung zu dieser eher wissenschaftlichen Betrachtungsweise?
Mathias Grassow: Nun, es hat alles seine Daseinsberechtigung. Ich persönlich kann mit dem ganzen Planetenkram und dementsprechend gestimmten Gongs usw. nicht so viel anfangen; auch nicht mit irgendwelchen komplexen Berechnungen aufgrund der so allgemeingültigen mathematischen Gesetze, an die ich in dieser Form nicht wirklich glaube. Manchmal denke ich, der ‚wissenschaftliche‘ Zweig ist so etwas wie die legitime Foschung, der legale Zweig der ‚Drogengurus‘, die eigene und tiefe Erfahrungen machten, dies aber nicht mehr so propagieren können wie in den 60ern. Da alle Erfahrung immer eine Mischung zwischen kollektivem Bewusstsein und der eigenen Biografie ist, gibt es auch nicht DAS Buch über Musik, oder DAS Stück, DEN Stil etc. Meine Drones sind vielleicht ‚kosmische Downloads‘, die irgendeine Botschaft beinhalten, die allerdings – nur mit dem Ohr erfasst – nicht die Kraft haben kann, unsere DNA zu ändern, sodass der Weg frei ist für tiefere Erfahrungen unseres Seins. Wir haben durch solche Musik allenfalls eine Ahnung, wer wir sind und wo unser Zuhause ist. Das wirft sicher einen Diskurs auf, aber ich glaube fest daran, dass wir Musik, wenn der ‚Ohrkanal‘ – dessen Chef stets das Gehirn mit all seinen Bewertungen und Einordnungen ist – umgangen wird, auf einer Ebene wahrnehmen könnten, die sich noch keiner so recht vorstellen kann, z. B. Raum und Zeit relativieren, Fühlen der Gleichzeitigkeit von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, usw.
Michael Brückner: Wäre es für dich vorstellbar, die Wirkung von Musik bzw. Klang zu "objektivieren", d. h. bestimmten Rhythmen oder Tonhöhen, oder Kombination davon, bestimmte Effekte auf den menschlichen Körper und Geist objektiv zuzuordnen und damit Musik bewusst und gezielt – ähnlich wie Medizin – als Heilmittel einzusetzen?
Mathias Grassow: Das habe ich teils schon beantwortet. Vorstellbar und wünschenswert ist das schon, aber ich zweifele daran, dass es allgemeingültige Formeln gibt. Eine Art ‚Breitbandantibiotikum‘ ist sicher durch Forschung und Feldstudien rasch zu entwickeln, aber jeder Mensch hat seine ganz persönliche Geschichte, also müsste für jeden ‚Klienten‘ eine persönliche CD ‚entwickelt‘ werden, die er solange hört, bis sich ihre Wirkung voll entfaltet hat. Dann müsste wieder neu zusammengestellt werden - eine unendliche Geschichte. Ebenso müssten Behandelnder und Behandelter in gleicher Weise schwingen und sich mit dem Herzen verbinden, also in der ‚Liebe sein‘. Da unsere Medizin allerdings ein knallhartes Profitgeschäft ist, zweifle ich weniger an der Machbarkeit, als an echter Intention, diese Welt zu verändern und zu wandeln.
Es geht nur, wenn wir alle uns zusammenschließen und die Verbundenheit zu allem fühlen lernen. Erst dann ist alles möglich und es werden sich Wege und Kanäle öffnen, die wir heute noch als ‚übersinnlich‘ bezeichnen. Aber VORSICHT: Eine Gabe oder besondere Fähigkeit heißt noch nicht, dass ein Mensch im Herzen und in der Liebe ist.
Michael Brückner: Ist es für Dich darüber hinaus vorstellbar, mit Musik auch andere Vorgänge oder Ereignisse in der "physikalischen Wirklichkeit" zu beeinflussen – vielleicht wie eine wissenschaftliche Version des Regentanzes?
Mathias Grassow: Haha, nun wenn z. B. ein Musikstück die ‚Spontanheilung‘ eines Schwerkranken evozieren würde, würde man das als ‚Wunder‘ bezeichnen und zu den Akten tun. Es kann doch nicht sein, was nicht sein darf, oder? Andere wiederum würden verzweifelt nach der Formel dahinter suchen und keine finden…
Was ist Wirklichkeit, was Illusion? Die einzige unbeeinflussbare Konstante in unserem Universum ist die Gravitation.
Michael Brückner: In der schamanischen Tradition, die wir kurz erwähnt hatten, aber auch in der psychedelischen Musik und später in der elektronischen Trancemusik spielten Drogen eine Rolle; wenn man sich mit Meditation, Traum und anderen "erweiterten Bewusstseinszuständen" befasst – auch solchen, die durch musikalische Techniken wie z. B. Mantragesang vermittelt werden können – sieht man, dass starke Ähnlichkeiten zu bestimmten Erfahrungen bestehen, die Menschen unter Einfluss psychedelischer Drogen haben, und die z. B. von Aldous Huxley, Timothy Leary oder – systematischer – von dem Forscher Stanislav Grof beschrieben wurden, der in den 50er und 60er Jahren mit LSD experimentierte, und es übrigens später durch eine Kombination bestimmter körperlicher Reize (bzw. auch Reizdeprivation) und Musik ersetzte, bzw. ganz ähnliche Wirkungen erzielte. Es gibt da also offensichtlich auch viele Berührungspunkte.
Hast du früher in deinem Leben einmal Erfahrungen mit psychedelischen Drogen gemacht, und hat das dein Musikschaffen in irgendeiner Weise beeinflusst (ich erinnere mich an ein Zitat von Klaus Schulze aus den 70ern : "LSD hat uns den Weg freigeballert ...")?
Mathias Grassow: Meine Erfahrungen damit sind weniger umfangreich, als meine Geschichte vermuten lassen könnte. Ohne mich hier in Einzelheiten verlieren zu wollen: Nichts macht das Leben besser oder schlechter, wenn wir Hilfsmittel nehmen oder es sein lassen. Niemand macht bessere Musik ‚mit‘ oder ’ohne‘. Es hängt alles davon ab, in welchem Zustand und welcher Intention wir etwas zu uns nehmen. Ja, ich habe Erfahrung, aber es hat mich nicht zum besseren oder erleuchteteren Mensch gemacht.
Michael Brückner: Bist du der Meinung, dass der (moderate und bewusste) Einsatz von Drogen die spirituelle oder heilsame Wirkung von Musik steigern, oder günstig beeinflussen kann? Oder würdest du eher dem zustimmen, was vor vielen Jahren mal eine Freundin von mir sagte: "Die beste Droge ist ein klarer Kopf"?
Mathias Grassow: Wir haben alle KEINEN klaren Kopf, sondern nur eine Sehnsucht nach unserem Zuhause. Bei Drogen gilt generell: Wenn Dosis, Set und Setting stimmen, können Sie etwas Positives bewirken, meinetwegen auch dauerhaft. Aber wir neigen dazu, alles aus dem Ego heraus zu nutzen und dementsprechend noch MEHR, noch INTENSIVER erleben zu wollen. Wir nutzen Drogen zur Enthemmung, zur Sozialisation, Party, Flucht und Spaß. Das ist sicher nicht der Sinn dahinter. Wer aber eine tiefe spirituelle Erfahrung sucht und eben die Voraussetzungen die Besten sind, kann hier möglicherweise einen entscheidenden Schritt nach vorne machen.
Michael Brückner: Abschliessend zu diesem Thema: Ich kann mich erinnern, dass zu bestimmten Zeitpunkten, wie den späten 60ern, aber auch wieder in den späten 80ern / frühen 90ern, die Hoffnung recht groß schien (vielleicht auch nur mir), dass durch eine Art spirituelle Wende – möglicherweise vermittelt durch spirituelle Techniken und transformative Erlebnisse – die Menschheit geläutert und die Welt gerettet oder erneuert werden könnte. Sicherlich drückt sich ein solcher Optimismus auch teilweise in Hamels "Durch Musik zum Selbst" aus. Hattest du zu bestimmten Zeiten auch ähnliche Hoffnungen oder Wünsche, und wie siehst du diese Dinge heute? Hat Musik, und hat Spiritualität, deiner Meinung nach die Kraft, die Welt – oder vielleicht zumindest das Leben einzelner Menschen – zum Besseren zu ändern? Oder ist es eher etwas Schönes für diejenigen, die dafür empfänglich sind, und die Welt geht ihren Gang zum Guten oder Schlechten, ohne dass Musik dabei eine Rolle spielt?
Mathias Grassow: Ich denke heute, dass es innerhalb der ‚Illusionsmatrix‘ unserer Erde, wie auch des gesamten Universums, nicht möglich ist, daraus zu entfliehen. Nicht zumindest ohne tief gefühlt zu haben, dass wir alle Programme innerhalb vieler noch aufwändigerer Programme sind. Wir können eine Illusion nicht innerhalb einer größeren Illusion erkennen. Es gibt keine Zeit, nur Zeitebenen und wir existieren auch nicht wirklich in einer linearen Zeitabfolge. Erkennen heisst fühlen, dass es ein echtes Zuhause gibt – jenseits aller Gefühle und Emotionen. Das absolute Nichts ist so haltlos und unbegreifbar, dass es uns Angst macht.
Der einzige Schlüssel zur Erkenntnis und zum Ausstieg aus dem Dilemma ist bedingungslose und absichtslose Liebe. Es gibt heute und hier nichts anderes zu lernen. Unser Verweilen hier auf der Erde ist die Lebensschule.
Unser Zuhause ist nicht hier. Alle Musik dieser Welt drückt unsere Sehnsucht nach dort aus, von wo wir einst kamen; alle nur erdenklichen Gefühle sind Ausdruck dieser Sehnsucht.
Insofern bin ich desillusioniert, denn New-Age, der Aufbruch und alles, was die 68er-Aufbruchsgeneration so idealisierte, war auch nur ein Programm zur Fütterung der Menschen; ein neues Spielzeug in einer alten Arena.
Meine Hoffnung ist meine Erinnerung – die hoffentlich ausreicht, um mich heim zu bringen.
Ich möchte nicht noch eine Schleife drehen.
Meine Musik ist das Echo meines Rufs …
Michael Brückner
Fotos: (c) Mathias Grassow
Michael Brückners Lieblingsalben von Mathias Grassow (bisher ...)
Soloalben:
Tiefweite Stille (1999)
The Fragrance of Eternal Roses (2000)
Bliss (2001)
AeroAreA (2010)
Interstellar Gravity (2010)
Zusammenarbeiten mit anderen Künstlern:
The House on the Borderland (2005) mit bzw. als Nostalgia
Mosaic (2012) mit John HaughmInterviews
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„Meine Musik ist das Echo meines Rufs“ – ein Gespräch mit dem Drone Ambient-Pionier Mathias Grassow
Mathias GrassowDenjenigen, die Mathias Grassow vielleicht noch nicht (oder nicht so gut) kennen, möchte ich ihn gerne kurz vorstellen: Mathias wurde 1963 geboren und wuchs in Wiesbaden auf. Nach ersten musikalischen Gehversuchen an Schlagzeug und Gitarre in den späten 70er Jahren wandte er sich der elektronischen, speziell der Ambient-Musik zu. Er veröffentlichte seine ersten Alben zunächst auf Cassette (in den 80ern gab es eine gut entwickelte Untergrund-Cassetten-Szene), bald aber auch auf LP und CD. International bekannt wurde er durch „El Hadra“ (1991), dem gemeinsamen Album mit dem ehemaligen Popol Voh-Musiker und Sufi-Mystiker Klaus Wiese, einem der Mitbegründer der ursprünglichen New Age-Szene (bevor deren kommerzielle Verwässerung einsetzte). Seither hat Mathias mit einem anhaltenden Strom von ausgezeichneten Veröffentlichungen sein ursprüngliches Konzept immer weiter verfeinert, vertieft und erweitert.
Mathias Grassow ist einer der Pioniere und herausragenden Vertreter des sog. Drone-Ambient, seine Spezialität sind ausdrucksstarke introspektive, oft auch dunkel anmutende minimalistische Klanglandschaften von besonderer spiritueller Intensität.
Während er anfänglich von deutschen Elektronik-Ikonen wie Tangerine Dream und Klaus Schulze fasziniert war, brachte ihn u.a. die Lektüre des Buches „Durch Musik zum Selbst“ des Münchner Komponisten Peter Michael Hamel (mit dem ihn seit Jahren auch eine persönliche Freundschaft verbindet) dazu, sich mehr und mehr den meditativen und auch heilenden Aspekten der Musik zuzuwenden; neben dem bereits erwähnten Klaus Wiese und der Musik von Peter Michael Hamel kann man auch teilweise eine Nähe zu den frühen Alben von Georg Deuter oder amerikanischen Ambient-Musikern wie Steve Roach erkennen.
Während Mathias seine Klänge hauptsächlich elektronisch erzeugt, ist er doch ein Multi-Instrumentalist und verwendet zur Erschaffung seiner Klangwelten auch Klangschalen, Tamboura, Zither, Flöten oder Obertongesang.
Auch nach seiner erfolgreichen Zusammenarbeit mit Klaus Wiese (aus der noch zwei weitere Alben hervorgingen) hat Mathias mit vielen anderen namhaften Ambient- (und anderen) Musikern zusammengearbeitet, unter anderem mit Rüdiger Gleisberg (mit dem er auch, zusammen mit Carsten Aghte, das Nebenprojekt „Nostalgia“ betreibt), Oöphoi, Alio Die, Bruno Sanfilippo, Jim Cole und dem (Metal-) Gitarristen John Haughm. Konzerte waren in den letzten Jahren nicht sehr zahlreich und beschränkten sich auf wenige sorgfältig ausgewählte Veranstaltungsorte; der nächste Auftritt von Mathias wird allerdings in recht naher Zukunft im Rahmen des Spectaculare-Festivals am 6. Februar in Prag stattfinden.
Michael Brückner: Ich finde es immer sehr interessant, auch den Weg eines Musikers zu seiner eigenen Musik nachzuvollziehen, deshalb setze ich mit meinen Fragen zunächst mal *ganz* früh an:
Kannst du dich erinnern, bei welcher Gelegenheit dir erstmals ein Drone als ein für sich allein genommen hörenswertes, klangliches bzw. musikalisches Ereignis bewusst aufgefallen ist? Oder an ein anderes musikalisches Schlüsselerlebnis aus deiner Kindheit?
Mathias Grassow: Nun, das waren wohl unbewusst eher Klänge, an die ich mich heute nicht mehr recht erinnern kann. Meeresrauschen …? Glocken aus der Ferne …? Es kommen, ebenso wie bei Gerüchen, Erinnerungen hoch, aber ich kann nicht deuten, weshalb mich z.B. die besagten Kirchenglocken aus der Ferne tief berühren. Ganz sicher auch musikalisch sehr früh … Ich weiß aber nicht mehr, welche Platten das waren.
Michael Brückner: War deine Familie oder allgemein dein Umfeld in deiner Kindheit künstlerisch geprägt, d. h. waren deine Eltern – oder andere wichtige Bezugspersonen – z. B. Musiker? Und da die Spiritualität in deiner Musik ja auch eine Rolle spielt, bzw. damit Hand in Hand geht, würde mich der Einfluss deiner Eltern in diesem Punkt auch interessieren.
Mathias Grassow: Ein solcher Einfluss war kaum vorhanden. Ich stamme auch nicht aus einer Musikerfamilie. Mein Bruder wollte Klavier lernen und meine Eltern boten mir dasselbe dann auch an. Ich wollte aber nicht den Weg des Orchestermusikers und der Konservatorien gehen. Was gut so war, denn als dann der Wunsch nach Tasten aufkeimte, war ich bereits 16 und fühlte deutlicher, was ich wirklich will.
Michael Brückner: Hast du als Kind ein Instrument gelernt? Wie hast du in deiner Schulzeit den Musikunterricht empfunden: förderlich / anregend - oder eher hemmend und einschränkend?
Mathias Grassow: Nein, als Kind lernte ich noch nichts. Das ging erst Ende der 70er los, mit einem selbstgebastelten Schlagzeug, dann Gitarre, dann Synthesizer. Der Unterricht in der Grundschule war dröge – nur Volkslieder vom Schlage „Im Frühtau zu Berge …“. Im Gymnasium drohte es dann erneut langweilig zu werden, aber ich hielt mit Schulze und TD, um nur einige zu nennen, erfolgreich dagegen.
Michael Brückner: Du bist ja in den 70ern aufgewachsen und hast dementsprechend eine nicht ganz untypische "musikalische Sozialisation" durchlaufen. Ich würde gerne mit dir über verschiedene Genre bzw. Gruppen von Bands und Musikern sprechen, die möglicherweise einen gewissen Einfluss auf Dein eigenes Musikschaffen hatten bzw. haben:
70er "progressiver" Rock / Hard Rock / Metal (und Artverwandtes)
Mathias Grassow: Bis heute sehr stark, allerdings ist ein Einfluss nicht direkt zu hören. Jede Musik beeinflusste mich irgendwie, aber ich grenzte auch ab: Es gab immer Rock und Elektronik gleichzeitig. Ich hörte über viele Jahre jeden Abend stundenlang Musik, je nach Stimmung und Laune. Irgendwo war eine Trennung da und doch geschah alles gleichzeitig.
Michael Brückner: "Klassische" 70er- Elektronik und Berliner Schule (vor allem Schulze und TD, aber auch Jarre, Vangelis, Cluster, Kraftwerk etc.)
Mathias Grassow: Erstaunlicherweise gar nicht mal so sehr, wenn man von TD und Schulze absieht. Die alte deutsche Elektronik und auch die daraus entstandene NDW [Neue Deutsche Welle, die Red.] war mir zu schräg, experimentell und zu nervig (z. B. NEU!). Ich mochte La Düsseldorf oder Kraftwerk nur beschränkt und zog es vor, die Münchner Schule zu hören.
Michael Brückner: Brian Eno (Fripp & Eno, Verwandtes...)
Mathias Grassow: Eno geht bis heute eigentlich weniger an mich; habe den Hype um ihn nie so ganz verstanden … Fripp wiederum schätze ich, besonders z. B. die Werke mit David Sylvian.
Peter Michael Hamel und Mathias Grassow
Peter Michael Hamel und Mathias Grassow
Michael Brückner: Popol Vuh, Klaus Wiese & Peter Michael Hamel (und Verwandtes)
Mathias Grassow: Extrem stark. Gerade Hamel ist einer meiner Haupteinflussgeber und Inspirationsquellen.
Michael Brückner: Peter Michael Hamel ist Komponist, Elektroniker, Autor und Dozent, und zufällig hat auch mich sein Buch "Durch Musik zum Selbst", ebenso wie seine frühen Alben, als junger Mensch sehr geprägt – deshalb möchte gerne genauer erfahren, wie das bei dir war.
Wie bist Du auf Peters Musik aufmerksam geworden?
Mathias Grassow: Es war eher Zufall. Das erste Album war „Nada“ und dann kaufte ich die anderen nach und nach.
Michael Brückner: Was ist dein Lieblingsalbum von ihm?
Mathias Grassow: Als komplettes Album die „Organum“. Ansonsten diverse Stücke von verschiedenen Alben, bevorzugt die mit Kirchenorgel und PPG-Synth.
Michael Brückner: Was ist für dich das Besondere an seiner Musik? Wie unterscheidet sie sich von der, die dich bis zu diesem Punkt beeinflusst hatte?
Mathias Grassow: Schwer zu sagen. Irgendwie berühren mich manche seiner Stücke derart tief, dass mir der Mund offensteht. Das ist bis heute so und ich bin verwundert, dass ein strukturierter, klassisch ausgebildeter Komponist in der Lage ist, mich so zu berühren. Ich kannte das zuvor eher von größtenteils improvisierter Musik. Dazu das Buch im Hintergrund … und ich verstand, dass er irgendwie begnadet ist.
Michael Brückner: Haben dich seine Anregungen (insbesondere in seinem Buch) direkt beeinflusst bzw. dir neue Bereiche eröffnet? Oder kanntest du die Themen, die er anspricht (asiatische Musik, Meditation, Ragas usw.) schon bevor du dich mit Peters Arbeiten beschäftgt hast?
Mathias Grassow: Nein, das Buch war schon eine Initialzündung und hat mir sowohl Wege geöffnet, als auch verständlich gemacht, wie alles zusammenwirkt. J. E. Behrendts Buch „Nada Brahma – die Welt ist Klang“ war später dann eine willkommene Ergänzung und Vertiefung.
Michael Brückner: Wann hast Du Peter persönlich kennengelernt?
Mathias Grassow: Oh, das war so Ende der 80er über den Frankfurter Ring, wo Peter Seminare und Konzerte abhielt.
Michael Brückner: Habt ihr jemals zusammen Musik gemacht?
Mathias Grassow: Nein, nie. Das stand aber auch nie zur Diskussion. Wir haben auch heute eher eine private Freundschaft.
Michael Brückner: Haben deine persönlichen Begegnungen mit ihm dir hinsichtlich deiner Musik weitere Impulse gegeben, die über das hinausgehen, was seine Alben und sein Buch dir schon vermittelt hatten?
Mathias Grassow: Nein, eigentlich nicht. Das Zusammensein, die Briefe natürlich irgendwie schon, nicht aber eine ‚Einsicht‘ oder ‚Impulse‘ aufgrund der Gespäche. Es ist eben interessant, wie sich ein Mensch vom unnahbaren Komponisten zu einem ganz normalen Wegbegleiter hin entwickelt. Unsere Begegnung 2016 hat mich ernüchtert, mir aber auch viel gegeben.
Michael Brückner: Hast du durch ihn weitere Musiker (oder vielleicht auch Produzenten / Label etc) kennengelernt, die dich in der Folge inspiriert haben oder anderweitig für dich und deine Arbeit wichtig waren, oder sind?
Mathias Grassow: Nein, da Peter in den 80ern bereits stark der komponierten Musik zugewandt war. Diese Welt ist im Großen und Ganzen dann doch eine ganz andere als die der Kuckuck-Platten und seines Buches. Es fielen oft Namen, die ich kannte und kenne (z. B. auch Michael Hoenig, um in der Elektronik-Szene zu bleiben), aber ich lernte eher durch Klaus Wiese interessante Menschen kennen.
Michael Brückner: Kannst du uns eine oder zwei Anekdoten oder interessante Begegnungen über bzw. mit Peter erzählen, an die du dich gerne erinnerst?
Mathias Grassow: Nun, das Intensivste war meine Begegnung mit ihm an Ostern 2016. Es war sehr privat, offen und menschlich. Ich habe den Menschen Peter kennengelernt, nicht mehr den Musiker. Das war verblüffend und von einer solchen – teils auch tragischen – Tiefe begleitet, dass ich Einzelheiten hier nicht zum Besten geben möchte.
Michael Brückner: Bevor ich auf einen ganz wichtigen Punkt zurückkomme, den wir in Verbindung mit der "Münchner Schule" schon angesprochen haben – nämlich den spirtuellen Aspekt von Musik, und Musik als ein Mittel zur Heilung – möchte ich gerne noch für diejenigen, die nicht so viel darüber wissen, deinen bisherigen musikalischen Werdegang betrachten.
Kannst du dich noch an das erste Stück erinnern, das du aufgenommen hast bzw. mit dem du zufrieden warst? Ist es auf einem deiner Alben enthalten?
Mathias Grassow: Meine ersten Stücke waren ganz schräge Schrammeleien auf der Gitarre und quäkende Synth-Töne. Auf einem meiner Alben? Um Gottes Willen! (lacht) Das ginge selbst als ‚wohlwollend experimentell‘ nicht mehr durch. Dilettantismus pur, aber auch Kult! Zufrieden war ich mit meinen ersten Mehrspuraufnahmen, das war circa 1981.
Michael Brückner: Welches war dein erstes Album, das auf einem Label veröffentlicht wurde? Wie kam damals der Kontakt mit dem Label zustande?
Mathias Grassow: Das war die Cassette „At the Gates of Dawn“, 1985 entstanden und im Februar 1986 über Aquamarin in München veröffentlicht. Das war eher ein an US-New-Age orientierter Buchversand, der auch den Musikmarkt für sich entdeckte und Kassetten produzierte, die hauptsächlich in Eso-Läden verkauft wurden. So verknüpften sich Spiritualität und Musik ganz automatisch für mich. Ich wandte mich aber Ende der 80er von dieser Art New Age ab, weil mir die Musik dann schließlich zu beliebig, süß und kitschig wurde.
Michael Brückner: Der Titel lässt direkt an Pink Floyd denken. War deine frühe Musik – oder speziell dieses Album – damals ausgesprochen PF-inspiriert?
Mathias Grassow: Nein, die Musik auf keinen Fall – aber diesen Titel fand ich interessant, und so habe ich ihn geklaut …
Michael Brückner: Wie war danach die Entwicklung in Hinblick auf Labels und Vertriebswege?
Mathias Grassow: Nach Aquamarin boomte dann ab 1990 die CD. Durch meinen Namen und Beziehungen kamen dann Labels auf mich zu. AIM aus München und auch das kultige „NO-CD-REKORDS“ aus Spanien, dann AMPLEXUS aus Italien usw. Anfang der 90er boomte auch Ambient ein wenig. Besonders Steve Roach, Robert Rich und Michael Stearns waren da etwas größer im Rennen. Alle drei schätze ich auch heute noch sehr!
Michael Brückner: Was war dein bisher kommerziell erfolgreichstes Album?
Mathias Grassow: Ganz klar mit Abstand die „El-Hadra“ mit Klaus Wiese. Ich kenne die genauen Verkaufszahlen nicht, aber 100.000 wären nicht übertrieben.
Michael Brückner: Wie ist heute – insbesondere im Hinblick auf die nun schon fast altbekannten Krise der Plattenindustrie – der Stand der Dinge für dich, in Punkto Veröffentlichung und Vertrieb?
Mathias Grassow: Es wird leider immer schlechter und frustrierender: Einerseits sind die Produktionskosten enorm gesunken; es wird aber auch viel weniger an CDs verkauft als früher. Momentan ist die erschreckende Wahrheit, dass 200er Auflagen durchaus genügen. Es wird dann auch nicht mehr nachgepresst. Durch bessere Promotion können sich im Laufe der Zeit auch mal 500 verkaufen, aber spätestens dann ist Schluss.
Michael Brückner: Du bist ein sehr fleissiger Musiker und dein Katalog umfasst eine beeindruckende Vielzahl von Alben. Könntest du für uns vier deiner Alben herausgreifen, die dir besonders viel bedeuten und kurz darstellen, was für dich diese Alben besonders auszeichnet?
Mathias Grassow: Vier? Hmmm, also die „Psychic Dome“ war schon was Besonderes, dann die „Ambience“ – der Titel ist Programm, und diese CD prägte auch viele Andere. Auch die „Himavat“ setzte Ende der 90er Standards. Im neuen Jahrtausend überschlugen sich die Ereignisse. Da kann ich schlecht ein Album herausgreifen. Momentan gefällt mir selber die „Harmonia Mundi“ sehr gut; ich brauche aber Zeit – mindestens 10 Jahre – um ein Album rückwirkend einstufen zu können. Verschiedene andere Alben hingegen würde ich heute nicht mehr machen.
Michael Brückner: Du hast auch viele Kollaborationen mit anderen Musikern gemacht. Kannst du für uns davon wiederum zwei oder drei Beispiele herausgreifen, die dir besonders in Erinnerung geblieben sind?
John Haughm und Mathias Grassow
John Haughm und Mathias Grassow
Mathias Grassow: Nun auf alle Fälle die „Arcanum“ mit Rüdiger Gleisberg und Amir Baghiri; dann die Alben mit John Haughm von Agalloch und die Werke mit Jim Cole.
Michael Brückner: Da du gerade Rüdiger Gleisberg erwähnst - vor Kurzem hast du "The House On The Borderland" von Nostalgia – ein Album, das eine Zeit lang, soweit ich weiß, nicht mehr erhältlich war – über Bandcamp wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Sehr zu meiner Freude, da es tatsächlich eines meiner Lieblingsalben überhaupt ist und ich finde, dass es durchaus noch mehr Beachtung verdient! Vielleicht magst du uns bei dieser Gelegenheit kurz etwas über die Entstehung dieses Albums erzählen, bzw. auch über das Projekt "Nostalgia" – das ja, glaube ich, hauptsächlich eine Kooperation zwischen dir und dem Musiker und Komponisten Rüdiger Gleisberg ist, zu dem Ihr noch weitere (je nach Album wechselnde) Gastmusiker eingeladen habt. „The House on the Borderland“ ist ja die Vertonung einer klassischen Horror-Novelle (Das Haus an der Grenze, Wiliam Hope Hodgson, von 1908). Kanntest Du diese Geschichte schon vorher? Spannend wäre auch zu erfahren, ob es in Zukunft noch weitere Nostalgia-Alben geben wird.
Mathias Grassow: Die „House on the Borderland“ wäre damals, soweit ich mich entsinne, um ein Haar "Platte des Monats" im großen Goth-Magazin „Orkus“ geworden. Hätten wir einen guten Vertrieb gehabt und eine Plattenfirma, die eine Tour finanziert hätte, wäre das Album ein großer Erfolg geworden, denke ich.
Ganz vom Markt war sie nie, wenn ich die armselige EC-Zwischenveröffentlichung mit einrechne. Sie wird mittlerweile nur noch digital vertrieben und ist damit praktisch einem unbegrenztem Publikum zugänglich.
Ich muss an dieser Stelle präzisieren, dass Nostalgia zwar insgesamt hauptsächlich ein Gemeinschaftswerk von mir und Gleisberg sowie Carsten Agthe plus wechslenden Gastmusikern ist, aber bei diesem speziellen Album war der dritte Protagonist Luigi Seviroli der Hauptideengeber und Initiator. In diesem einen Falle haben Rüdiger und ich das Werk vervollständigt. Die Orchesterparts stammen hauptsächlich von Luigi, der das Gesamtkonzept für meine Begriffe kongenial umsetzte.
Zum Zeitpunkt der Entstehung war mir das Buch nicht bekannt, wohl aber der dramatisch-tragische Lebenslauf des Autors. „House on the Borderland“ war demnach ein 'Zufallstreffer', der unter Nostalgia veröffentlicht wurde, jedoch eigentlich ein Ausbruch aus dem Stil des ersten Albums war. Es gibt bislang insgesamt vier Alben; momentan ruht unser Projekt; wie lange weiß ich nicht. Wenn wir als richtige Band anerkannt werden und die Fans bedienen wollen, müssen wir touren, und dafür wohnen wir zu weit auseinander, haben Familien und wollen alle drei (Grassow, Gleisberg, Agthe) mit unseren zusammen über 150 Lenzen das nicht mehr auf uns nehmen. Nach der „House on the Borderland“ hätte ein gezielter Aufbau durch Produzenten, Plattenfirmen und Verlagen gestartet werden müssen, um im Gespräch zu bleiben. Nostalgia ist mittlerweile – außer bei Fans wie Dir – weitgehend in Vergessenheit geraten; das meine ich mit gezieltem Aufbau und Tournee. Das enttäuscht mich aber nicht; alle vier Alben haben ihren Weg gemacht und waren zum Zeitpunkt der Entstehung eine Freude.
Michael Brückner: Wie hast du Rüdiger kennengelernt?
Mathias Grassow: Vor mehr als 25 Jahren bei einer Geburtstagsfeier eines 'Fans' elektronischer Musik in Wiesbaden.
Michael Brückner: Was habt ihr schon alles zusammen gemacht?
Mathias Grassow: Außer einigen Gastauftritten Rüdigers auf meinen CDs "Expanding Horizon" und "Lanzarote Concert" nur Nostalgia.
Michael Brückner: Von wem ging die Initiative bei Nostalgia aus?
Mathias Grassow: Von mir.
Michael Brückner: Was ist dein persönliche Lieblingsalbum von diesem Projekt?
Mathias Grassow: Ebenfalls „House On The Borderland“, aber auch das erste, " Arcana Publicata Vilescunt " hat seine Reize und ist recht zeitlos.
Michael Brückner: Was kannst du über die anderen Gastmusiker sagen?
Mathias Grassow: Nun zu Rüdiger muss ich nicht viel sagen, Carsten Agthe ist auch immer mal wieder auf meinen CD's vertreten und Luigi Seviroli ist ein bekannter italiensicher Filmkomponist.
Vielleicht werden wir noch Poes "Untergang des Hause Usher " vertonen, aber das ist noch unsicher. „House on the Borderland“ sollte mit unserer Musik auch verfilmt werden, aber ich habe vom Regisseur nichts weiter gehört, außer dem üblichen Bla-Bla "Independent-Film, kein Geld und überhaupt ...". Wir werden sehen – es bleibt spannend!
Michael Brückner: Kannst du uns von zwei oder drei deiner Konzerte erzählen, die dir besonders im Gedächtnis geblieben sind?
Mathias Grassow: Also der Auftritt in San Sebastian war der Hammer: Organisation und Betreuung waren erstklassig! Ebenso das Lanzarote-Konzert – unvergesslich in Aufwand, Technik, Organisation und Professionalität.
Auch die Prag-Konzerte waren gut vorbereitet und organisiert. Nicht zu vergessen freilich der denkwürdige Auftritt bei Oöphoi 1999 – das war aber eher ein ‚private concert‘. Dort lernte ich u. a. auch Robert Rich und Alio Die kennen. Steve Roach kannte ich schon aus Paderborn, wo er mit Elmar Schulte als „Solitaire“ an diversen Alben bastelte.
Michael Brückner: Wann fanden die Konzerte in San Sebastian und Lanzarote genau statt, und wie hast du die Möglichkeit bekommen, daran teilzunehmen?
Mathias Grassow: Die Veranstalter meldeten sich bei mir. Ich war damals schon nicht unbekannt, und wer die Szene kannte und sich interessierte, kam an mir nicht vorbei … Ich erinnere mich aber auch an einen Fan aus dieser Zeit, der in Spanien Werbung machte. Leider lebt er nicht mehr. San Sebastian war 1993 und Lanzarote 1994.
Michael Brückner: Erinnerst du dich an Reaktionen, Leserbriefe oder Gespräche von bzw. mit deinen Hörern oder Konzertbesuchern, die dir viel bedeuten, oder die dir typisch oder anderweitig besonders erscheinen?
Mathias Grassow: Sicher, da gäbe es Vieles. Hervorheben möchte ich, dass ich doch erstaunt war, wie verblüfft, ja sogar abweisend Fans sein können, wenn Du Dich nicht als Star, sondern als Mensch zeigst. Das verwirrt viele. Sie wollen eine Ikone sehen. Du bist stets nur Deine Musik. Das hat mich traurig gemacht. Ich verstand von da an, wie einsam echte Stars sind, obgleich jeder so sein will, wie sie.
Leserbriefe und Rezensionen sind über die vielen Jahre so viele geworden, dass ich aufgehört habe zu sammeln und mich zu erinnern. Verletzt hat mich mal eine bodenlos niederschmetternde und persönlich beleidigende Rezension, die mich noch im Schlaf verfolgte. Ich hätte zuvor nicht gedacht, dass mir so etwas so viel ausmachen könnte. Das hatte sich dann aber später geklärt. Es gab hier und da ergreifende Briefe oder Mails von Menschen, die mit meiner Musik einen Durchbruch erlebten oder deren chronische Krankheiten sich erheblich besserten; das Gros der Hörer jedoch sind Jäger und Sammler, die eben ihrer Leidenschaft frönen. Warum auch nicht? Aber jedes : „Du bist der Beste!“ und „Weiter so“ ermutigt mich!
Michael Brückner: Klaus Wiese ist ein Ambient-Musiker, dessen Namen ich zwar schon hin und wieder begegnet bin, über den ich aber noch nicht sehr viel weiß. Möchtest du uns kurz etwas über ihn erzählen? Wo hast du ihn kennengelernt und wie hat sich dann eure Zusammenarbeit ergeben? Hattet ihr über euer gemeinsames Musikprojekt hinaus noch weiteren Kontakt? Und kanntest du seine Musik schon vorher – wenn ja, war sie ein wichtiger Einfluss für Dich?
Mathias Grassow: Der Kosmos von Klaus Wiese ist zu umfangreich, um in ein paar Zeilen unsere gemeinsamen 22 Jahre abzuarbeiten. Alleine schon der Begriff „Ambient-Musiker“ trifft ihn und sein Wesen nicht.
Er war Weltmusiker, sehr fernöstlich geprägt, Sufi – und Musik gegenüber gleichmütig eingestellt. So präzise, wie er mit Klängen arbeitete, so nachlässig war er mit Promotion, Vertrieb und Eigenmanagement. Manchmal waren seine Wege geheimnsivoll und erschlossen sich nicht. Kein Ziel, nur der Augenblick zählte … in einem Moment war es die Musik, dann wieder Fotografie oder einfach nur stundenlang sitzen und Tee trinken. Wir hatten mehrere Alben zusammen gemacht und benutzten unsere Klänge, die jeder zur Verfügung hatte. Die Popol Vuh-Mitgliedschaft war eher eine Art Kommune, in der sie zusammenlebten und er war eben mit auf dem Bild – so seine Worte. In der Love & Peace-Zeit war eben jeder dabei, der irgendwie mal reinschaute. Einfluss hatte sein Musik auf mich, oh ja!
Zusammen mit Hamel war und ist Klaus Wiese mein Haupteinfluss. Ich lernte ihn über den Aquamarin-Verlag in München so um 1987 kennen, weil wir beide dort verlegten und fasziniert von der jeweiligen Musik des Kollegen waren.
Michael Brückner: Bei Popol Vuh muss ich auch an Alois Gromer (aka Al Gromer Khan) denken, den man sicherlich auch der "Münchner Schule" zurechnen kann. Kennst du ihn, und habt ihr womöglich auch schon einmal Musik zusammen gemacht?
Mathias Grassow: Ja, ich kenne ihn persönlich von mehreren Treffen, aber es kam nie zu einer musikalischen Zusammenarbeit.
Michael Brückner: An anderer Stelle nennst du Klaus Wiese "meinen Sufi-Mentor" – heißt das, dass ihr auch über die Musik hinaus (persönlich) auf spirituellem Gebiet in Kontakt bzw. Dialog wart? Oder war es eher so, dass du durch Klaus' Musik hier Anregungen empfangen hast?
Mathias Grassow: Ja, wir hatten durchaus ein bis zwei Mal im Jahr Kontakt in München, wo ich viel erlernte, aber das war nie so definiert. Was er mir beibrachte, ging über die Musik weit hinaus; es waren Lebenslehren, das Wichtige im Unwichtigen sehen, Gelassenheit und Gleichmut … Es war eine tolle Zeit mit ihm; die Musik letztlich nur der Träger für tiefere spirituelle Lehren.
Michael Brückner: Du bist ja nun seit drei Jahrzehnten musikalisch Aktiv und hast in dieser Zeit viele Veränderungen deiner Art von Musik miterlebt. In dieser Zeit hast du auch Kontakt zu anderen Künstlern gehabt, ebenso zu Plattenfirmen, Magazinen, Konzertveranstaltern, Fans usw. – wie stellt sich diese Entwicklung, insbesondere im Hinblick auf, sagen wir, die "Szene", Gruppenzusammengehörigkeit, Gemeinschaftsgefühl usw. dar? Besteht ein großer Unterschied zwischen, sagen wir, ca. 1989 und heute? Oder ist alles mehr oder weniger gleich gelieben, und nur die Genrenamen etc. haben sich verändert?
Mathias Grassow: Nun, ich zitiere meinen Freund Peter Michael Hamel an dieser Stelle: „Es gibt nur EINE Frau Musica, mit der ich liiert bin“. Die Genreunterscheide schaffen Andere, und besonders in unseren Gefilden werden sehr gerne Schubladen bedient. Es hat sich weniger geändert, als es zunächst den Anschein hat. Immer wieder neuer Wein aus alten Schläuchen (oder wahlweise anders herum). Sicher gab es Kontrapunkte in der Entwicklung, und der jeweils zeitgenössische Entdeckergeist veränderte den Schwerpunkt. Keine Richtung hatte eine „Von - Bis“ Zeit, das wird alles künstlich gemacht und katalogisiert. Es existiert alles gleichzeitig – nur der Schwerpunkt der Wahrnehmung verlagert sich. Ein Gemeinschaftsgefühl gab es nicht wirklich. Das wird alles oft verklärt und romantisiert – ebenso wie auch ich gerne die 60er und frühen 70er idealisiere.
Michael Brückner: Es hat den Anschein, dass eine nie dagewesene Menge an Menschen elektronische Musik, speziell auch Ambient, produzieren. Dein amerikanischer Kollege Robert Rich sagte dazu in einem Interview recht anschaulich "Everyone is pollywog in the puddle now" (wir sind nun alle Kaulquappen in der Pfütze). Gerade für Musiker, die zu einem bestimmten Zeitpunkt mit ihrer Musik auch einen gewissen wirtschaftlichen Erfolg hatten, muss das eine schwierige, jedenfalls zweischneidige Situation sein. Wie denkst du darüber? Erlebst du die zunehmende Zahl an Ambient-Veröffentlichungen als wirtschaftliche, oder künstlerische, Bedrohung? Siehst du deine eigene Arbeit dadurch entwertet? Oder ist es in gewissem Sinn auch eine Bestätigung insofern, dass es doch weltweit viele Menschen gibt, die sich mit dieser Musik intensiv beschäftigen?
Welche Auswirkungen hatte die Entwicklung seit dem Aufkommen des Internets auf deine Arbeit?
Mathias Grassow: Alleine diese Frage wirft einen großen Diskurs auf.
Als Bedrohung sehe ich keinen der ‚Kollegen‘ – mich ärgert allenfalls, dass es etliche Musiker gibt, die meinen, Ambient mal so nebenher als ‚side project‘ machen zu können, um auch das abzuhaken. Der ‚Anspruch‘ hier liegt weniger in der Virtuosiät und teuren Geräten, als vielmehr in einer Art ‚spirituellen Fühlens‘ und der Notwendigkeit, Drones zu nutzen, um tiefe innere Einblicke in uns und das Universum zu bekommen. Das mag arg idealistisch klingen und soll es ruhig auch. Ambient und besonders Drones sind keine Unterhaltung, auch kein Mittel, um sich wegzuschießen, sondern tiefe innere Arbeit, an der ich mein Publikum teilhaben lassen möchte.
Als eine massive Entwertung empfinde ich eher, dass ich z. B. Musik in Bandcamp hochstelle und damit dem Fan einen gewissen Luxus biete. Jedes Stück kann komplett angehört werden, bevor sich der Ehrliche zum Kauf entscheidet und dann wirklich auch einen ‚Wert für sein Geld‘ bekommt. Dann gibt es aber diese zwielichtigen ‚Bandcamp Downloader‘-Programme, die ganz frech z. B. über Computer-Bild angeboten werden (kostenloses Shareware-Programm, um Songs aus Bandcamp zu rippen). Das finde ich kriminell und dagegen sollte vorgegangen werden.
Ich freue mich, wenn man heute für wenig Geld gute Musik machen kann. Elektronisches Equipment kostet nur noch ein Bruchteil dessen, was man vor 30 Jahren dafür noch auf den Tisch legen musste! Auch dass jeder Talentierte sich und seine Musik rasch weltweit präsentieren kann, ist eine schöne Entwicklung. Die bitteren Auswüchse sind das krankhafte Jagen und Sammeln von digitalisierter Musik, die sich immer mehr von Qualität zu identitätsloser Masse entwickelt und den Markt regelrecht zumüllt; das betrifft aber nicht nur Ambient.
Wirtschaftlicher Erfolg ist relativ und jedes Genre unterliegt Höhen und Tiefen. Es ist allerdings auch nicht zu schaffen, sich selbst in jedem Bereich von der Musik über die Studiotechnik und bishin zur kompletten Vermarktung selbst zu coachen. Ich habe ausser der Musik ja auch einen Beruf, und neben dem Job auch alle Aspekte der Musik perfekt zu managen, ist nicht zu bewältigen.
Michael Brückner: Das ist – oder war – ja das große Versprechen des Internets: dass jeder Kreative alleine – ohne Plattenfirma oder Verlag etc. – seine Kunst vermarkten und erfolgreich werden kann. Wie du auch schreibst aber offenbar für die meisten doch eine überfordernde Freiheit. Insofern scheint die Arbeitsteilung der Plattenindustrie doch Sinn gemacht zu haben: der Musiker komponiert und spielt die Musik ein, der Audio-Techniker nimmt sie in guter Qualität auf, der Produzent mischt und mastert sie, das Management kümmert sich um die Werbung und die Organistation von Konzerten, es gibt einen Vertrieb usw. Vielleicht hatte in so einem Setting der Künstler doch eher die Chance, sich auf sein "Kerngeschäft" – eben die Musik – zu konzentrieren, sofern er eben das Glück hatte, einen Plattenvertrag zu bekommen. Wobei sich dann offenbar doch viele Künstler wiederum als Sklaven ihrer Labels gesehen haben. Eine komplexe Situation. Wenn du es dir heute wünschen könntest, was wären für dich die Idealbedingungen, um als Musiker und Komponist aktiv zu sein und künstlerisch die besten Ergebnisse zu erzielen?
Mathias Grassow: Ganz klar eine Teilung der Arbeit mit Personen, denen ich vertrauen kann. Dass Labels nur Sklavenhalter sind, ist Blödsinn. Independent-Labels lassen ihren Künstlern viele Freiheiten; andererseits, wer die Kommerzschiene fährt, will eben Erfolg haben – mit allem, was dazugehört, also auch den Schattenseiten.
Erfolge hatte ich mit El-Hadra, und der Rapper „Drake“ hat in seinem Millionen-Hit „ Started from the Bottom“ ein Stück von mir und Bruno Sanfilippo für diesen Erfolgssong gesampelt. Erfolg heisst auch, mit Schattenseiten umgehen zu können. Für beide „Erfolge“ ist allerdings nie Geld gezahlt worden.
Michael Brückner: Du erwähntest vorhin kurz deinen Brotberuf – in welchem Beruf arbeitest du?
Mathias Grassow: Ich bin kaufmänischer Angestellter – seit 32 Jahren.
Michael Brückner: Macht dir dieser Beruf ähnlich viel Freude wie die Musik, d. h. sind es für dich zwei gleichberechtigte Interessensfelder, oder ist es eher so, dass dein Herz für die Musik schlägt, der Beruf aber ein notwendiges Mittel darstellt?
Mathias Grassow: Eher ein notwendiges Mittel, aber auch hier ändert sich meine Wahrnehmung. Das Leben ist Alltag und meine eigene innere Entwicklung spiegelt sich wider im Umgang mit Menschen eben darin.
Es ist eine Wechselwirkung; und eine Resonanz zu fühlen, das ist schön! Ich bin keineswegs der introvertierte Eigenbrötler, der bei zugezogenen Vorhängen im Studio ‚drönt‘. Ich bin glücklich, dass u. a. mein Beruf mich vor anhaltender Isolation bewahrt hat. Hier gibt es so viele ‚normale‘ Menschen mit Herz und Verstand; Musiker sind nicht die besseren Menschen …
Michael Brückner: Du hast ja auch Familie, und aus eigener Erfahrung weiß ich, dass das manchmal mit dem intensiven Künstlerdasein nicht leicht zu vereinbaren ist. Wie waren bzw. sind da deine Erfahrungen?
Mathias Grassow: Kann ich nicht unterschreiben. Meine kreativste Zeit und die besten Stücken sind inmitten des ‚Familienstresses‘ entstanden! Es gibt keinerlei Formeln und Voraussetzungen, wann der Nährboden für gute Musik am Besten bereitet ist. Wenn ich eine Botschaft habe, ist sie so simpel, dass sie kaum wahrgenommen oder für Ernst empfunden wird. Der Musenkuss orientiert sich nicht an unserem Alltag.
Michael Brückner: Ich würde auch noch kurz gerne auf den technischen Aspekt der Produktion deiner Musik eingehen – kannst du uns eine kurze Übersicht geben, welche (Haupt-)Klangerzeuger und (falls von Bedeutung) andere Werkzeuge du über die Jahre verwendet hast?
Mathias Grassow: Oha! Das waren so viele, dass ich mich kaum erinnere: Begonnen hat alles mit einem Roland SH-2000, dann folgte die komplette Korg MS-Serie, später spielte ich fast alles mit Rang und Namen: Memorymoog, Rhodes Chroma, Oberheim XPander, die Jupiter-Reihe, Hartmann Neuron, Sequential T-8 usw. Am kreativsten konnte ich tatsächlich mit dem Neuron arbeiten, den geilsten Sound hatte der T-8 – meine erste CD-Veröffentlichung „Prophecy“ entstand größtenteils damit. Alle anderen Tools, wie Grooveboxen, Effektgeräte und auch Software waren so umfangreich, dass ich sie hier nicht auflisten kann, und ich finde das im Detail auch nicht so wichtig.
Michael Brückner: Ist deine Arbeitsweise im Laufe der Jahre mehr oder weniger gleich geblieben, oder hat sie sich durch die Evolution der elektronischen Geräte stark geändert?
Mathias Grassow: Sie hat sich stark geändert. Ich arbeite seit ca. zehn Jahren viel reduzierter und mische mehr bereits vorhandene Basic-Tracks, als dass ich Neues schaffe. Ich hatte mir nach 2010 einige Dave Smith-Geräte gekauft und fand darin wenig Inspirierendes, was nichts über die Qualität dieser tollen Geräte aussagt, mir aber zeigt, dass ich neue und andere Wege gehen soll. Sie werden langsam offenkundig. Mehr möchte ich an dieser Stelle noch nicht preisgeben.
Michael Brückner: Kannst du uns deine spezielle Arbeitsweise näher erläutern?
Mathias Grassow: Meine sicher sehr untypische Arbeitsweise ist wie ein gutes Rezept. Die kann und will ich nicht in einem Interview darlegen – und damit preisgeben. Sie ist sehr simpel, trotzdem kaum darstellbar und gleicht am ehesten einer Art Partitur, die über Jahre entsteht und letztlich im intuitiven Mischen ein Stück vollendet.
Es geschieht vieles ‚zufällig‘, teils, wenn ich gar nicht im Raum bin und ich FÜHLE, wenn ein Drone Magie hat.
Mag es eine Gabe sein oder nicht, das ist irrelevant und das möchte ich auch nicht diskutiert wissen. Es gibt Künstler, die mich berühren, bei anderen möchte ich sagen: „Lass es sein … Dir fehlt die Wahrnehmung für die erforderliche Tiefe.“ Da das sehr rasch anmaßend klingen kann und ich eben nicht ‚Songs von A nach B konstruiere‘, erklärt sich, weshalb ich mich bezüglich Erläuterung des Entstehungsprozess so zurückhalte. Vielleicht habe ich mich hier schon zu weit aus dem Fenster gelehnt.
Michael Brückner: Ist für dich die Ästhetik deiner Musik notwendig an die elektronische Klangerzeugung gekoppelt, oder könntest du dir vorstellen, auch mit – sagen wir – Chor, Kirchenorgel, Streichorchester und Tamboura eine in der Wirkung ähnliche Musik ohne Elektronik zu erzeugen?
Mathias Grassow: Das habe ich bereits gemacht – besonders in den späten 80ern. Da gab es ganze Kassetten (jawoll) mit ausschließlich Gong, Klangschalen, Zither, Taboura, Harmonium und Oberton-Gesangsaufnahmen (lernte ich 1987 in Italien). Die sind rührig und teils schrullig, haben aber ihren Reiz. Einiges davon fand in einer anderen Mischung auch auf späteren CDs seinen Niederschlag, z. B. den beiden „Tiefweite Stille“-Alben auf ‚Practising nature‘ von DATABLOEM aus Holland.
Mathias Grassow
Michael Brückner: Nachdem wir uns ausführlich über die "Äusserlichkeiten" des Musikerlebens unterhalten haben, wollen wir nun versuchen, die Tiefen, Höhen und endlosen Weiten auszuloten, die der spirituelle Aspekt der Musik (oder des Lebens überhaupt) eröffnet - sofern Worte dorthin vordringen können.
Wenn wir darüber sprechen, ist "spirituell" der passende Begriff für dich? Siehst du dich als spirituellen Menschen? Oder erscheint dir eine andere Bezeichnung passender?
Mathias Grassow: Hmmm, also ich möchte nicht mit irgendwelchen Floskeln und all diesen anderen Zeiterscheinungen jonglieren … Spirituell ja, aber nicht im marktschreierischen Sinne der „Kerzen auf der Badewannen-Wohlfühl-Esoterik“. Innere Arbeit ist ein schmerzhafter Prozess, er raubt Dir restlos alle Illusionen und erforscht in aller Tiefe, wer Du wirklich bist. Ich beantworte Deine Frage also mit „Ja“, ohne mich momentan weiter erklären zu wollen.
Michael Brückner: Hattest du, als Kind oder Jugendlicher, schon ein Interesse an Religion, Philosophie bzw. Psychologie oder seelischer Heilung, bevor du (z. B. bei Hamel oder anderen) Musik kennengelernt hast, die solche Bereiche anspricht oder zum Ausdruck bringt? Oder hat sich dieses Interesse sozusagen Hand in Hand mit deiner Beschäftigung mit dieser Musik und in Ausübung deiner eigenen Musik entwickelt?
Mathias Grassow: Als Kind hatte ich allenfalls das Gefühl, ‚anders‘ zu sein. Schule war mir zuwider, mich interessierte weder stures Lernen nach Lehrplan, noch etwas nachzueifern, weil es alle machten und es ‚schon immer’ so war. Ich war eher ein schüchterner Querulant, lebte das aber in meinem Inneren aus. Ich war kein Rebell oder Aufsässiger. So war mir Punk und seine damaligen Gegenspieler, die Popper, gleichsam zuwider. Ich floh lieber in meine Welt aus Roger Dean (u. a. YES-Cover-Gestalter) und den entsprechenden Bands dieser Zeit.
Klaus Schulze entsprach meinen romantischen Vorstellungen weit mehr, als eben politische Radikale und deren Musik. Obwohl … die ‚Proletenpassion‘ der Schmetterlinge faszinierte mich – ebenso wie auch Ton Steine Scherben. Das Interesse an Religionsphilosophie kam in erster Linie durch meine Liebe zu Fantasy-Groschenromanen zustande. Die tolle „Macabros“-Serie des legendären Dan Shocker war einer der Schlüssel – sehr rasch dann freilich auch die Musik von Deuter, Hamel, Popol Vuh, Stephan Micus … Nicht unbedingt die hiesige Berliner Schule; die war zwar gut zum Träumen und Entfliehen aus dem Schulalltag, aber nichts für spirituelle Bildung; deshalb war mir die sogenannte Münchner Schule immer näher. Musik und Literatur halfen mir, mein ‚Anderssein‘ besser zu verstehen und zu verinnerlichen; ich kann aber nicht sagen, dass es EIN Schlüsselerlebnis war, was mich schon früh dahin katapultierte. Mit 16 las ich bereits das Totenbuch der Tibeter und die Upanishaden. Das war bestimmt außergewöhnlich, aber auch eine Flucht.
Michael Brückner: Also gab es für dich keine Art von "spirituellem Erweckungserlebnis", dass diesen Bereich für dich sozusagen mit einem Paukenschlag zum Thema gemacht hat, sondern dein Interesse hat sich still und allmählich herauskristallisiert?
Mathias Grassow: Nein, das gab es nicht, aber es gab durchaus wichtige Eckpunkte:
Angefangen von Deuter und den tollen Osho-Sprüchen auf seinen Platten (seine „Aum“ entstand übrigens mit Klaus Wiese zusammen – wie gesagt später mein Sufi-Mentor über viele Jahre) über (Schul-)Literatur („Das Gold von Caxamalca“ von Jakob Wassermann) bis hin zu einem der wichtigsten Schlüssel 1981, als mir ein Freund, der im hiesigen „Synthesizerstudio Jacob“ in Wiesbaden arbeitete, an EINEM Tag Timothy Leary, Alan Watts und all die Ikonen der wilden 60er nahebrachte und mir dazu noch die LP (!) „The Voice of Silence“ von Peter Michael Hamel auslieh, die für mich Türen sprengte.
Ich habe bis heute selten eine intensivere Platte mit einer eindringlicheren spirituellen Botschaft gehört. Diesen Tag werde ich nie vergessen und immer als Meilenstein in meinem Leben betrachten. Danach geschah noch sehr viel, auch Ernüchterndes … Vielleicht sollte ich bald meine Autobiografie schreiben?
Michael Brückner: Eine Biografie wäre sicher interessant! Ich persönlich finde auch – oder gerade – bei dem Themenkomplex "Spiritualität" die ernüchternden Momente besonders spannend. In deinem Fall auch insofern, als dass du dich ja dennoch offenbar dadurch letztlich nicht von der Spiritualität abgewendet hast. Als junger Mensch ist es – denke ich – leicht, für spirituelle Ideen zu schwärmen, aber eine Frage, die mich auch persönlich beschäftigt, ist: wie bleibe ich auf dem Weg, auch wenn sich das Leben als schwieriger, komplexer und vielleicht auch spröder und weniger romantisch erweist, als ich das erwartet habe?
Mathias Grassow: Nun, die Entwicklung der Spiritualität ist gleichsam etwas sehr Intimes, wie auch etwas, was man teilen sollte. Leider gibt es hier rasch Polarisierungen und Missverständnisse, besonders wenn es um Lebenslehren geht, die über das Persönliche hinausgehen, universell sind und sich durchaus klassischer Muster bedienen, ohne diese zu missbrauchen - wie etwa einen Lehrer zu haben, Glauben und Religion per se in Frage zu stellen und damit u. a. auch die Grundlage dessen zu nehmen, was unsere Konditionen sind und was uns steuert.
Ernüchternd sind hier die Momente, die an deinem Fundament rütteln und teils nicht greifbar und fassbar sind, Momente, die eine gefühlte Wahrheit offenbaren und dich wirklich grundlegend in Frage stellen. Das ist hart und essentiell, aber es muss nicht unbedingt ein Abwenden geben, wenn es ‚zu heiß‘ wird.
Gerade dann sollten wir Türen durchschreiten und bewusst der Angst begegnen, um uns zu transformieren.
Es ist am Ende nicht wichtig, DASS wir sterben, sondern WIE wir sterben. Ersteres ist eine unumstößliche Tatsache, das Zweite hingegen können wir steuern.
Michael Brückner: Kannst du kurz umreißen, was genau Musik im Bereich von Heilung oder Spiritualität deiner Meinung nach vermag? Und ob das Wirkungen sind, die Musik bzw. Klang generell hat, oder ob der Hörer eine bestimmte Empfänglichkeit dafür mitbringen muss?
Mathias Grassow: Diese Frage kann ich nicht in wenigen Sätzen beantworten. Ich denke aber, dass Musik ein sehr wichtiger Schlüssel zur Heilung sein kann, da sie Schwingung ist und wir zu rund 60% aus Wasser bestehen.
Da wir aber nur gewohnt sind, Musik über die Ohren wahrzunehmen, filtert das Gehirn und versucht die Musik einzuordnen, zu verstehen, zu kategorisieren und zu katalogisieren. Das, was Musik vollbringen könnte, ist in unserem Bewusstsein tief verankert, aber verschüttet, oder in der DNA (noch) nicht freigeschaltet. Das ehrwürdige indische Nada-Yoga, wie es auch von Hamel in seinem Buch erwähnt wird, propagiert die Suche nach dem ureigenen inneren Klang und die Resonanz darauf. Das ‚Tönen‘ der Drones kommt dem am Nächsten – ist gleichsam Weg und Ziel zugleich. Am Ende löst sich alles im Nichts auf. Die ‚Magnificent Void‘ ist die Abwesenheit jeglicher Emotionen und Gefühle. Gott ist NICHTS.
Michael Brückner: Kannst du uns von einem Erlebnis berichten, das dir – beim Hören von Musik, beim Arbeiten an Musik oder bei deinen Konzerten – diese Dimension in der Musik, oder die diesbezügliche Potenz von Musik, besonders deutlich nahe gebracht hat?
Mathias Grassow: Ganz sicher „The Voice of Silence“ von Hamel, ebenso „Bardo“, „Apotheosis“ und „Organum“, dann die „Hearing Solar Winds“ von David Hykes, „Baraka“, „Maraccaba“ „Uranus“ von Klaus Wiese, um nur einige zu nennen. Musik und die Verbindung mit z. B. bewusstseinserweiternden Substanzen kann in einer optimalen Kombination sicher Türen öffnen – hindurchgehen muss man aber selbst, und nicht alles ist für jeden bestimmt. Deshalb hier an dieser Stelle auch eine eindringliche Warnung von beliebigem Drogenkonsum.
Michael Brückner: Es gibt ja bestimmte Musik, in der spirituelle bzw. religiöse Erfahrungen traditionell ausdrücklich thematisiert werden: einmal in dem Sinn, dass es Musik über solche Themen ist (auf der inhaltlichen Ebene), aber auch Musik, die als Werkzeug dienen soll, um bestimmte meditative oder anderweitig spirituell oder religiös bedeutsame Bewusstseinszustände zu vermitteln. In der Regel auch mit dem Ziel, die Beteiligten zu erheben und möglicherweise seelisch oder gar körperlich zu heilen oder zu läutern. Da ist auf der einen Seite die Kirchenmusik der europäischen Tradition, auf der anderen vor allem Formen von aussereuropäischer Musik, die z. B. Peter Michael Hamel, aber auch andere (Behrendt etc.) für bedeutungsvoll und heilsam halten – wie schamanische Musik, (klassische) indische Musik, tibetische Musik, Musik aus Nordafrika und dem mittleren Osten (insbesondere Sufi-Musik) oder Gamelan-Musik aus Java. Oder auch in gewissem Sinn die psychedelische Musik der späten 60er / frühen 70er, oder Trance Techno in den 90ern.
Wie wichtig war oder ist für dich die Beschäftigung mit solcher Musik – insbesondere in Hinblick auf deine eigene Arbeit?
Mathias Grassow: Extrem wichtig, damals wie heute. Ohne den Background, den ich mir angeeignet habe, würde meine Musik nicht so klingen, wie sie klingt. Ich habe stets versucht, zu allen Richtungen einen Zugang zu bekommen. Am meisten verschlossen blieb mir leider bis heute der Jazz. Die Jazzkapitel habe ich in Behrendts Büchern größtenteils nur überflogen.
So ist es eben; aber ich kann eine Musikrichtung auch durchaus schätzen, ohne dass sie mir gefällt.
Michael Brückner: Siehst du dich mit solcher Musik in einer gemeinsamen Tradition (nicht unbedingt bezüglich der genauen Formen, sondern eher Absicht und Wirkung)? Wenn ja, wie drückt sich das in deiner Musik aus? Oder siehst du deinen eigenen Weg eher parallel?
Mathias Grassow: Ganz sicher wollte und will ich in der Musik mehr sehen, als nur ihren ‚Unterhaltungswert‘. Ich bin eben bei den Drones gelandet – es hätte durch eine andere Verkettung von Umständen, einen anderen Lebensweg auch Rock oder Klassik sein können. Parallel ist der Weg sicher auch, aber insbesondere fortführend. Ich entsinne mich, dass ich das, was Klaus Schulze bis etwa 1980 machte, unbedingt für mich ‚erweitern‘ und ‚präzisieren‘ wollte, denn als er mit „Dig It“ und diesem GDS-Computer etc. anfing, war für mich der ‚Spirit‘ verschwunden. Tatsächlich war das einer DER Gründe, weshalb ich selbst mit der Musik anfing!
Wie sich das ausdrückt, kann ich nicht beschreiben, dann würde ich eine Wissenschaft daraus machen.
Wer Ohren hat, der höre!
Michael Brückner: Was sind für dich Elemente in der Musik, die eine besonders spirituelle oder meditative oder heilsame Wirkung ermöglichen? Versuchst du diese Elemente bewusst einzusetzen – im Sinne einer Vorplanung, bevor die eigentliche Musik entsteht – oder lässt du dich von deiner Intuition leiten und beurteilst erst nach einer Aufnahme, ob ein bestimmtes Stück von dir eine entsprechende Wirkung entfaltet?
Mathias GrassowMathias Grassow: Ich habe es für mich aufgegeben, eine ‚Formel‘ finden zu wollen oder nach dem Stein der Weisen zu suchen. Gerade in den letzten Jahren hatte ich Krisen, aber auch Impulse … “Wozu das alles, klingt immer gleich, wird nur konsumiert und nicht wirklich verstanden“ und so fort. Ich höre in mich hinein, wohin das Ganze gehen will und würde diese Musik gerne viel intensiver mit anderen Künsten verbinden, oder auch medizinisch gezielter forschen und Klänge einsetzen. Mich hat stets verwundert, dass im gesamten Esoterik-Umfeld außer Klangschalen-Kling-Klang und Om Shanti-Gesängen die Musik im Grunde ein Schattendasein fristet. Ich glaube fest an die Kraft, die dem Nada-Yoga zugeschrieben wird und an die ‚verloren gegangene und vergessen‘ Kraft der alten indischen Meister, die Wetter beeinflussen und Tiere bändigen konnten.
Dass das oder Ähnliches funktioniert, durfte ich bei drei ergreifenden Konzerte erleben (Oha, ja - das waren auch essentielle Schlüsselerlebnisse!): 1987, Kunsthalle Schirn in Frankfurt: Pandit Pran Nath (indischer Dhrupad-Gesang im Kirana-Stil) – mit Terry Riley an der Tambura. Dann zweimal Nusrat Fateh Ali Khan in den frühen 90ern. ALLE drei Konzerte waren von einer Magie umgeben, die ich nie wieder erlebt habe und die mich die möglich Kraft von Klängen und Schwingungen stärker fühlen liess, als alle Platten, die ich je besaß und besitze!
Michael Brückner: Hattest du den Eindruck, die diesbezügliche "Kraft" der Musik "bei der Arbeit" beobachten zu können (vielleicht weil sich die Atmosphäre während eines Konzertes spürbar verändert hat) oder ist es eher ein Vorgang, der, wenn er geschieht, nur für den jeweiligen Hörer erfahrbar ist und sich zunächst nicht äusserlich zeigt?
Mathias Grassow: Also, bei den drei genannten Konzerten veränderte sich alles: Raum, Zeit, Wetter und Wahrnehmung. Das war wie eine Droge. Natürlich erfordert so ein Event eine grundsätzliche Bereitschaft, sich einzulassen, Offenheit und eine generelle Liebe zur Musik. Es vermischen sich kollektive Erlebnisse, die an die persönliche Biografie andocken.
Insofern waren die Erlebnisse stets höchst individuell, aber gleichzeitig auch kollektiv.
Nehmen wir z. B. Pink Floyd: In den 70ern galt jede Platte als wegweisend, und wenn wir den technischen Aspekt mal weglassen, bleiben Songs zurück, die sicher ihren Wert haben; aber es gibt heute Bands, die Pink Floyd locker das Wasser reichen könnten, die jedoch kaum wahrgenommen werden.
In den 70ern hingegen trafen Pink Floyd und besonders Waters den Zeitgeist; Waters hat Pink Floyd genutzt, um seinem immer fehlenden Vater nachzutrauern und seine schwierige Schulzeit öffentlich zu verarbeiten. Da war jemand zur richtigen Zeit mit der richtigen Musik am richtigen Ort, wie viele andere auch. Es gab ein kollektives Andocken und zugleich wurde die persönliche Geschichte angetriggert. Jeder fand sich irgendwie in ‚Wish You Were Here‘ oder auch ‚Another Brick in the Wall‘ wieder.
Das finde ich heute in der Musik SO intensiv nicht mehr wieder, obgleich es immer noch, oder auch immer wieder, Ergreifendes gibt.
Michael Brückner: Bist du der Meinung, dass Musik oder Klang, um solche Wirkungen zu vermitteln, idealerweise in einer dafür günstigen Umgebung gehört und erlebt werden sollte? Ist dafür ein Konzert besser geeignet,oder das aufmerksame "private" Hören zuhause? Legst du in deinen Konzerten Wert darauf, auch abgesehen von der eigentlichen Musik einen geeigneten Rahmen zu schaffen, und wenn ja: Wie?
Mathias Grassow: Ich versuche nicht aktiv, solche Wirkungen zu vermitteln, denn ‚es‘ passiert einfach. Das kann überall sein und entzieht sich meinem Einflussbereich. Ich freue mich natürlich, wenn ein Konzertangebot kommt, das ein außergewöhnliches Ambiente verspricht, aber nichts ist ein Garant für ‚die Wirkung‘. Ich kann nur vorbereiten und den Raum schaffen; betreten werden muss er von ‚Willigen‘ und dann durch Resonanz und Interaktion aufgebaut und gehalten werden. Ich versuche, sowohl auf CD wie auch live, den Hörern nicht nur Musik zu vermitteln, sondern auch Geist.
Michael Brückner: Neben der religiös gefärbten Betrachtungsweise gibt es auch Ansätze, die die heilende oder bewusstseinsbeeinflussende Wirkung von Musik eher mit wissenschaftlichen, z. B. physikalischen Überlegungen begründen. Die (vereinfacht gesagt) davon ausgehen, dass letzendlich das Universum aus Schwingungen aufgebaut ist, die sich gegenseitig beeinflussen, weshalb Musik – als Kunstform, die in besonders direkter Weise ein bewusstes Gestalten von Schwingungen ist – besonders geeignet sei, gerade auch die besonderen Schwingungen, die den menschlichen Körper und Geist konstituieren, positiv zu beeinflussen. Ich denke dabei insbesondere an die Tradition der Harmoniker (Pythagoras, Kepler, Kayser, Cousto) oder die Befürworter der Stimmung auf den Kammerton von 432 Hertz.
Was ist deine Meinung zu dieser eher wissenschaftlichen Betrachtungsweise?
Mathias Grassow: Nun, es hat alles seine Daseinsberechtigung. Ich persönlich kann mit dem ganzen Planetenkram und dementsprechend gestimmten Gongs usw. nicht so viel anfangen; auch nicht mit irgendwelchen komplexen Berechnungen aufgrund der so allgemeingültigen mathematischen Gesetze, an die ich in dieser Form nicht wirklich glaube. Manchmal denke ich, der ‚wissenschaftliche‘ Zweig ist so etwas wie die legitime Foschung, der legale Zweig der ‚Drogengurus‘, die eigene und tiefe Erfahrungen machten, dies aber nicht mehr so propagieren können wie in den 60ern. Da alle Erfahrung immer eine Mischung zwischen kollektivem Bewusstsein und der eigenen Biografie ist, gibt es auch nicht DAS Buch über Musik, oder DAS Stück, DEN Stil etc. Meine Drones sind vielleicht ‚kosmische Downloads‘, die irgendeine Botschaft beinhalten, die allerdings – nur mit dem Ohr erfasst – nicht die Kraft haben kann, unsere DNA zu ändern, sodass der Weg frei ist für tiefere Erfahrungen unseres Seins. Wir haben durch solche Musik allenfalls eine Ahnung, wer wir sind und wo unser Zuhause ist. Das wirft sicher einen Diskurs auf, aber ich glaube fest daran, dass wir Musik, wenn der ‚Ohrkanal‘ – dessen Chef stets das Gehirn mit all seinen Bewertungen und Einordnungen ist – umgangen wird, auf einer Ebene wahrnehmen könnten, die sich noch keiner so recht vorstellen kann, z. B. Raum und Zeit relativieren, Fühlen der Gleichzeitigkeit von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, usw.
Michael Brückner: Wäre es für dich vorstellbar, die Wirkung von Musik bzw. Klang zu "objektivieren", d. h. bestimmten Rhythmen oder Tonhöhen, oder Kombination davon, bestimmte Effekte auf den menschlichen Körper und Geist objektiv zuzuordnen und damit Musik bewusst und gezielt – ähnlich wie Medizin – als Heilmittel einzusetzen?
Mathias Grassow: Das habe ich teils schon beantwortet. Vorstellbar und wünschenswert ist das schon, aber ich zweifele daran, dass es allgemeingültige Formeln gibt. Eine Art ‚Breitbandantibiotikum‘ ist sicher durch Forschung und Feldstudien rasch zu entwickeln, aber jeder Mensch hat seine ganz persönliche Geschichte, also müsste für jeden ‚Klienten‘ eine persönliche CD ‚entwickelt‘ werden, die er solange hört, bis sich ihre Wirkung voll entfaltet hat. Dann müsste wieder neu zusammengestellt werden - eine unendliche Geschichte. Ebenso müssten Behandelnder und Behandelter in gleicher Weise schwingen und sich mit dem Herzen verbinden, also in der ‚Liebe sein‘. Da unsere Medizin allerdings ein knallhartes Profitgeschäft ist, zweifle ich weniger an der Machbarkeit, als an echter Intention, diese Welt zu verändern und zu wandeln.
Es geht nur, wenn wir alle uns zusammenschließen und die Verbundenheit zu allem fühlen lernen. Erst dann ist alles möglich und es werden sich Wege und Kanäle öffnen, die wir heute noch als ‚übersinnlich‘ bezeichnen. Aber VORSICHT: Eine Gabe oder besondere Fähigkeit heißt noch nicht, dass ein Mensch im Herzen und in der Liebe ist.
Michael Brückner: Ist es für Dich darüber hinaus vorstellbar, mit Musik auch andere Vorgänge oder Ereignisse in der "physikalischen Wirklichkeit" zu beeinflussen – vielleicht wie eine wissenschaftliche Version des Regentanzes?
Mathias Grassow: Haha, nun wenn z. B. ein Musikstück die ‚Spontanheilung‘ eines Schwerkranken evozieren würde, würde man das als ‚Wunder‘ bezeichnen und zu den Akten tun. Es kann doch nicht sein, was nicht sein darf, oder? Andere wiederum würden verzweifelt nach der Formel dahinter suchen und keine finden…
Was ist Wirklichkeit, was Illusion? Die einzige unbeeinflussbare Konstante in unserem Universum ist die Gravitation.
Michael Brückner: In der schamanischen Tradition, die wir kurz erwähnt hatten, aber auch in der psychedelischen Musik und später in der elektronischen Trancemusik spielten Drogen eine Rolle; wenn man sich mit Meditation, Traum und anderen "erweiterten Bewusstseinszuständen" befasst – auch solchen, die durch musikalische Techniken wie z. B. Mantragesang vermittelt werden können – sieht man, dass starke Ähnlichkeiten zu bestimmten Erfahrungen bestehen, die Menschen unter Einfluss psychedelischer Drogen haben, und die z. B. von Aldous Huxley, Timothy Leary oder – systematischer – von dem Forscher Stanislav Grof beschrieben wurden, der in den 50er und 60er Jahren mit LSD experimentierte, und es übrigens später durch eine Kombination bestimmter körperlicher Reize (bzw. auch Reizdeprivation) und Musik ersetzte, bzw. ganz ähnliche Wirkungen erzielte. Es gibt da also offensichtlich auch viele Berührungspunkte.
Hast du früher in deinem Leben einmal Erfahrungen mit psychedelischen Drogen gemacht, und hat das dein Musikschaffen in irgendeiner Weise beeinflusst (ich erinnere mich an ein Zitat von Klaus Schulze aus den 70ern : "LSD hat uns den Weg freigeballert ...")?
Mathias Grassow: Meine Erfahrungen damit sind weniger umfangreich, als meine Geschichte vermuten lassen könnte. Ohne mich hier in Einzelheiten verlieren zu wollen: Nichts macht das Leben besser oder schlechter, wenn wir Hilfsmittel nehmen oder es sein lassen. Niemand macht bessere Musik ‚mit‘ oder ’ohne‘. Es hängt alles davon ab, in welchem Zustand und welcher Intention wir etwas zu uns nehmen. Ja, ich habe Erfahrung, aber es hat mich nicht zum besseren oder erleuchteteren Mensch gemacht.
Michael Brückner: Bist du der Meinung, dass der (moderate und bewusste) Einsatz von Drogen die spirituelle oder heilsame Wirkung von Musik steigern, oder günstig beeinflussen kann? Oder würdest du eher dem zustimmen, was vor vielen Jahren mal eine Freundin von mir sagte: "Die beste Droge ist ein klarer Kopf"?
Mathias Grassow: Wir haben alle KEINEN klaren Kopf, sondern nur eine Sehnsucht nach unserem Zuhause. Bei Drogen gilt generell: Wenn Dosis, Set und Setting stimmen, können Sie etwas Positives bewirken, meinetwegen auch dauerhaft. Aber wir neigen dazu, alles aus dem Ego heraus zu nutzen und dementsprechend noch MEHR, noch INTENSIVER erleben zu wollen. Wir nutzen Drogen zur Enthemmung, zur Sozialisation, Party, Flucht und Spaß. Das ist sicher nicht der Sinn dahinter. Wer aber eine tiefe spirituelle Erfahrung sucht und eben die Voraussetzungen die Besten sind, kann hier möglicherweise einen entscheidenden Schritt nach vorne machen.
Michael Brückner: Abschliessend zu diesem Thema: Ich kann mich erinnern, dass zu bestimmten Zeitpunkten, wie den späten 60ern, aber auch wieder in den späten 80ern / frühen 90ern, die Hoffnung recht groß schien (vielleicht auch nur mir), dass durch eine Art spirituelle Wende – möglicherweise vermittelt durch spirituelle Techniken und transformative Erlebnisse – die Menschheit geläutert und die Welt gerettet oder erneuert werden könnte. Sicherlich drückt sich ein solcher Optimismus auch teilweise in Hamels "Durch Musik zum Selbst" aus. Hattest du zu bestimmten Zeiten auch ähnliche Hoffnungen oder Wünsche, und wie siehst du diese Dinge heute? Hat Musik, und hat Spiritualität, deiner Meinung nach die Kraft, die Welt – oder vielleicht zumindest das Leben einzelner Menschen – zum Besseren zu ändern? Oder ist es eher etwas Schönes für diejenigen, die dafür empfänglich sind, und die Welt geht ihren Gang zum Guten oder Schlechten, ohne dass Musik dabei eine Rolle spielt?
Mathias Grassow: Ich denke heute, dass es innerhalb der ‚Illusionsmatrix‘ unserer Erde, wie auch des gesamten Universums, nicht möglich ist, daraus zu entfliehen. Nicht zumindest ohne tief gefühlt zu haben, dass wir alle Programme innerhalb vieler noch aufwändigerer Programme sind. Wir können eine Illusion nicht innerhalb einer größeren Illusion erkennen. Es gibt keine Zeit, nur Zeitebenen und wir existieren auch nicht wirklich in einer linearen Zeitabfolge. Erkennen heisst fühlen, dass es ein echtes Zuhause gibt – jenseits aller Gefühle und Emotionen. Das absolute Nichts ist so haltlos und unbegreifbar, dass es uns Angst macht.
Der einzige Schlüssel zur Erkenntnis und zum Ausstieg aus dem Dilemma ist bedingungslose und absichtslose Liebe. Es gibt heute und hier nichts anderes zu lernen. Unser Verweilen hier auf der Erde ist die Lebensschule.
Unser Zuhause ist nicht hier. Alle Musik dieser Welt drückt unsere Sehnsucht nach dort aus, von wo wir einst kamen; alle nur erdenklichen Gefühle sind Ausdruck dieser Sehnsucht.
Insofern bin ich desillusioniert, denn New-Age, der Aufbruch und alles, was die 68er-Aufbruchsgeneration so idealisierte, war auch nur ein Programm zur Fütterung der Menschen; ein neues Spielzeug in einer alten Arena.
Meine Hoffnung ist meine Erinnerung – die hoffentlich ausreicht, um mich heim zu bringen.
Ich möchte nicht noch eine Schleife drehen.
Meine Musik ist das Echo meines Rufs …
Michael Brückner
Fotos: (c) Mathias Grassow
Michael Brückners Lieblingsalben von Mathias Grassow (bisher ...)
Soloalben:
Tiefweite Stille (1999)
The Fragrance of Eternal Roses (2000)
Bliss (2001)
AeroAreA (2010)
Interstellar Gravity (2010)
Zusammenarbeiten mit anderen Künstlern:
The House on the Borderland (2005) mit bzw. als Nostalgia
Mosaic (2012) mit John Haughm
Closing the Eternity & Mathias Grassow (2016) mit Closing the Eternity
[/observer]
First of all I’d like to introduce Mathias Grassow to those who don’t know so much about him yet:
Mathias was born in 1963 and grew up in Wiesbaden, Germany. After first musical steps with drums and guitar in the
late 1970s he started to get involved in electronic, especially ambient music. While his first albums intially were
released on cassette (there was a well-developed underground cassette scene in the 80s) LPs and CDs followed
soon.
His international breakthrough came with “El Hadra” (1991), his collaboration with ex-Popol Vuh musician and Sufi
mystic Klaus Wiese, one of the founding fathers of the original new age movement (before it was sold out and turned
mostly into elevator music). Ever since, Mathias kept refining, deepening and expanding his initial musical concept
with an ongoing stream of excellent releases.
Mathias Grassow is one of the pioneers and most important figures of drone ambient, his trademark are hauntingly
introspective, at times sombre, minimalistic soundscapes of remarkable spiritual intensity.
While he initially was fascinated by German electronic music icons like Tangerine Dream and Klaus Schulze, among
other things reading the book “Through Music To The Self” by Munich composer Peter Michael Hamel (who has also
grown into a personal friend over the years) shifted Mathias’ interest to the more meditative and healing aspects of
music. In addition to Klaus Wiese and the albums of Peter Michael Hamel also the early work of Georg Deuter or of
American ambient artists like Steve Roach have certain aspects in common with parts of Mathias’ music.
While most of his sounds are electronically generated, Mathias actually is a multi-instrumentalist and also makes use
of singing bowls, tamboura, zither, flutes or overtone singing for his vast and immersive sonic creations.
After his succesful cooperation with Klaus Wiese (which resulted in two more albums), Mathias kept on joining forces
with many more well known (ambient and other) musicians, like Rüdiger Gleisberg (who is, together with Carsten
Agthe, also his partner in their side project “Nostalgia”), Oöphoi, Alio Die, Bruno Sanfilippo, Jim Cole or the guitar
player John Haughm (of the metal band Agalloch).
Live performances have been quite rare in recent years and concentrated on a few well-chosen specific venues and
events; the next concert on Mathias’ schedule however is at the festival Spectaculare in Prague, Czech Republic, on
February 6th.
https://www.facebook.com/events/365698470489272/
Michael Brückner: To me it’s always interesting to learn about the complete picture, including how an artist arrived at
his particular way of making music, therefore I start with my questions at a very early point...
Can You still remember, on which occasion a drone – as a noteworthy sonic or musical event in itself – ever grabbed
your attention? Or else, some other musical key experience from your childhood?
Mathias Grassow: Well, that were probably sounds which rather reached me on a subconsious level, and it’s hard to
remember any of them consciously. The sound of the ocean surf…? Faraway church bells…? Some vague memories
arise, similar to those triggered by fragrances, but I can’t really tell why, for example, those bells ringing from the
distance touch me so deeply. Certainly there must have been also musical experiences very early on… But I can’t
recall which songs or albums that had been, either.
Michael Brückner: Were there any artistic influences coming from your family or wider social environment, e.g. were
your parantes or other important adults around you musicians? And since spirituality plays an important role in your
music, or goes along with it, I’d also be interested how much influence your parents had in such matters.
Mathias Grassow: There hardly had been any spiritual or religious influence. Also, I don’t come from a family of
musicians. My brother wanted to take piano lessons, and later my parents offered the same to me as well. However I
wasn’t interested in walking the path of a classical musician or visiting a conservatory. Which turned out the right
decision, because when finally the wish arose to play keyboards I already was 16 and felt more clearly what I really
wanted to do...
Michael Brückner: So You didn’t learn any instrument during Your childhood? How did You like musical education at
school: was it helpful and stimulating – or rather limiting or repressive?
Mathias Grassow: Right, no musical lessons as a child. Making music for me started in the late seventies, with a selfbuilt drum kit, followed by guitar and later synthesizer. Music at primary school was dull – only German folk songs like
„Im Frühtau zu Berge….“ In high school things started to get boring again, but with Schulze and TD, to just mention a
few, I successfully opposed to that.
Michael Brückner: You grew up in the seventies and thus have received the „usual musical socialization" of that
generation. I’d like to ask you about different genres, or groups of bands or musicians, who probably had some
influence on Your own musical creations:
70s "progressive" rock / hard rock / metal (and similar)?
Mathias Grassow: Quite a strong influence until today, although it’s not very obvious in my actual work. Any kind of
music infulenced me in some way, but I also drew lines; rock and electronic music always were present. For many
years, I used to listen for hours to music every evening, the choice depending on my mood. Somewhere there was a
sense of making differences, then again everything happened at the same time.
Michael Brückner: "Classic" 70s electronic (space) music and Berlin School (first of all Klaus Schulze and Tangerine
Dream, but also Jarre, Vangelis, Cluster, Kraftwerk etc.) ?
Mathias Grassow: A surprisingly small influence – except for TD and Schulze obviously. The old German electronic
music and also the „Neue Deutsche Welle“ that later came out of it always was too streanous and experimental for my
taste and rather got on my nerves (e.g. NEU !). I liked La Düsseldorf or Kraftwerk only partly and preferred to listen to
the „Munich School“ instead...
Michael Brückner: Brian Eno, Fripp & Eno or related...?
Mathias Grassow: Eno’s music did never touch me a lot; I never really did understand the hype around him… I like
Fripp though, especially his work with David Sylvian, for example.
Michael Brückner: Popol Vuh, Klaus Wiese & Peter Michael Hamel (and related)?
Mathias Grassow: An extremely strong influence. Especially Hamel is one of my creative idols and sources of
inspiration.
Michael Brückner: As you say, German composer, electronic musician, author and university lecturer Peter Michael
Hamel, who is also a personal friend of yours since many years, was an especially important influence to you.
Incidentally his book "Durch Musik zum Selbst" (Through Music to the Self), but also his early albums, impressed me
a lot as a young person, too – so I’d like to ask some more questions about him:
How did You get to know Peter’s music?
Mathias Grassow: By chance rather. The first album I came across was „Nada“ and over time I bought the others as
well...
Michael Brückner: What’s your favorite Hamel album?
Mathias Grassow: As a complete album it’s „Organum“. Otherwise different tracks from different albums, especially
those with church organ and PPG synth.
Michael Brückner: What is it, to you, that makes his music so special? What had been the difference to other music
that had influenced you up to this point?
Mathias Grassow: Not easy to put that into words… Somehow some of his tracks touch me so profoundly, that it just
leaves me in total awe. That hasn’t changed until today and I’m surprised that a well-structured, academically trained
composer is able to reach me in this way. Before discovering Hamel, I only knew similar effects from improvised
music…This, together with the background that was provided by his book, made me realise that he was especially
gifted.
Michael Brückner: Did his thoughts on music (especially from his book) influence you directly, and open up new
ground for you? Or were you already familiar with the topics that he speaks about (Asian music, meditation, ragas and
so on), even before you came in touch with his work?
Mathias Grassow: No, his book really was the initiation and did show me new paths, as well as making me see how
all these things correlated. J. E. Behrendts book „Nada Brahma – The World Is Sound“ later was a welcome addition
and further exploration of these topics.
Michael Brückner: When did you meet each other in person for the first time?
Mathias Grassow: Well, that was in the late 80ies via the „Frankfurter Ring“, where Peter held workshops and gave
concerts.
Michael Brückner: Did You ever create any music together?
Mathias Grassow: No never. That idea just never came up. Until today, our friendship is purely on a personal level.
Michael Brückner: Did you receive any further musical impulses from your conversations with Peter when you met in
person that added new aspects to what his book and his actual music already had given you?
Mathias Grassow: No, not really… Being together, and also his letters probably did, in some way, but there were no
‚insights‘ or ‚impulses‘ as a direct result of our actual conversations. It’s just an interesting thing to see how a person
turns from being a detached, distant composer to an “ordinary” friend. Our meeting in 2016 was disillusioning in a
way, but I also received a lot from it. (see also below)
Michael Brückner: Did you meet other musicians (or maybe producers / labels etc) via Peter, who inspired you or
were otherwise significant for you and your work?
Mathias Grassow: No - in the 80ies he was already more at home in the world of academic music, and this world
was quite different from that of his Kuckuck-Albums and his book. He often mentioned names that were familiar (e.g.
Michael Hoenig, as an example from the electronic scene), but it was rather through Klaus Wiese that I met interesting
people.
Michael Brückner: Can you tell us one or two anecdotes about, or interesting things that happened around Peter
which were especially memorable?
Mathias Grassow: Well, the most intense encounter was our meeting at Easter 2016. It was very personal,
openminded and close. I got to know Peter as a human being, beyond his persona of a well-known musician. That
was a perplexing experience and characterized by such a – partly tragic - profundity, that I don’t want to disclose the
details here…
Michael Brückner: Before we get back to a very important topic which we already touched when we spoke about the
"Munich School" – the spiritual aspect of music, and music as a means of healing – I’d like to take a look at your
musical career for those who don’t know it closely yet:
Do you still remember the first piece that you ever recorded and were satisfied with? Is that on any of your albums?
Mathias Grassow: My first pieces were just weird guitar noise and strange synth sounds. On one of my albums…?
Heaven help…! (laughs) Even by the most well-meaning standards I couldn’t call that stuff at least “experimental
music”. Sheer dilettantism – but also great fun!
I thought my first multitrack recordings were OK, that was around 1981…
Michael Brückner: What was Your first label release, and how did that contact come about?
Mathias Grassow: That was „At the Gates of Dawn“ on cassette, recorded in 1985 and released in February 1986
by Aquamarin from Munich. They were a mail order bookstore specialized in US New Age who also had discovered
the music market and produced cassettes which mainly were sold through esoteric shops. That way, for me spirituality
and music were quite automatically linked from start. However, I left this kind of New Age behind at the end of the
Eighties – the music from that scene finally had transformed into faceless, over-sugared kitsch which wasn’t my cup of
tea.
Michael Brückner: The title brings Pink Floyd to mind; has your early music – or that special album – been inspired
by them...?
Mathias Grassow: Well, the music in no way – but I liked that particular title, and so I have borrowed it…
Michael Brückner: What happened after Aquamarin, concerning labels and distribution?
Mathias Grassow: Aquamarin was followed by the rise of the CD from 1990 on. Because I already had a name, and
also via connections, I was approached by different labels. AIM from Munich and also the cult label „NO-CDREKORDS“ from Spain, later AMPLEXUS from Italy and so on. In the early Nineties there was a little “golden age” of
ambient. Especially Steve Roach, Robert Rich and Michael Stearns had some serious success in these days. I’m still
very fond of these three guys until today!
Michael Brückner: Which of Your albums is the most commercially successful so far?
Mathias Grassow: Without a doubt and by far „El-Hadra“ with Klaus Wiese. I don’t know the exact sales numbers,
but 100.000 wouldn’t be exaggerated.
Michael Brückner: How is your situation concerning releases and distribution today – especially given the by now
almost familiar crises of the music business?
Mathias Grassow: Unfortunately, it grows worse and more and more frustrating: On the one hand the costs of
production are lower than ever; but CD sales are also much lower than they used to be. At the moment the shocking
truth is that production runs of 200 copies are sufficient. And I don’t do a second run after that usually. With better
promotion and over time I see up to 500 sales in some cases, but that’s it...
Michael Brückner: You are a very prolific musician and your catalogue is filled with an impressive number of
releases. Could you pick four of your albums, which are especially close to your heart and briefly tell us, why these
albums are important to you?
Mathias Grassow: Four? Ummm, well „Psychic Dome“ really was something special, and „Ambience“ – the title says
it all, this album also paved the way for many which followed. Also „Himavat“ set standards in the late nineties. In the
new millennium everything seemed to happen at once. It’s hard to highlight any particular album. At the moment I like
„Harmonia Mundi“ a lot; but I need time - 10 years at minimum – to really rate an album with hindsight. Certain other
albums I probably wouldn’t release anymore from today’s point of view…
Michael Brückner: You also collaborated a lot with other musicians - again, could you please name two or three
examples of which you have fond memories?
Mathias Grassow: Well, certainly „Arcanum“ with Rüdiger Gleisberg and Amir Baghiri; and the albums with John
Haughm of Agalloch and my work with Jim Cole.
Michael Brückner: Speaking of Rüdiger Gleisberg – just recently you made "The House On The Borderland" by
Nostalgia available again via Bandcamp (as far as I know it was out of print for some time) – and much to my personal
delight, since it is one of my favorite albums of all times, and I think that it deserves much more attention as it has
received so far! Would you like to tell us about the making of this album, and maybe also about the project
"Nostalgia" in general? As far as I know, it’s a cooperation between yourself and musician / composer Rüdiger
Gleisberg in the first place, with changing additional guest musicians? Do you have plans for further Nostalgia albums
in the future? Where you already familiar with the novel by William Hope Hodgson, which the album is an adaption of,
before that project (for info on the book, see link)?
https://en.wikipedia.org/wiki/The_House_on_the_Borderland
Mathias Grassow: As far as I remember, „House on the Borderland“ almost was elected „Album of the Month" in the
big goth magazine „Orkus”. If we had had better distribution and a record label who was willing to fund a tour, this
album would have been a huge success, I think.
It had never been completely out of print, though, if we count also the rather poor intermediate EC release. Today I
offer the album only as a digital release – which makes it basically available to an unlimited audience.
It’s important to point out though, that although we can say it was a collaboration by me and Rüdiger Gleisberg plus
guest musicians, in the case of this particular album the third protagonist, Luigi Seviroli, was the main „creative
director“ and also the one who initially came up with the concept. In this case it was Rüdiger and me who completed
the work, most of the orchestral parts were composed by Luigi, who, I think, did a great job and congenially realized
the all-over concept.
When we recorded the album, I still didn’t know the story, but I knew about the dramatic and tragic life of it’s author.
All in all, „House on the Borderland“ was something of a 'chance project', which was released under the „Nostalgia“
flag, but actually it was a deviation from the style of the first album. We released to more albums – four in total; at the
moment the project is hibernating; how long, I don’t know. I think to be perceived as a „real“ band and to satisfy a
larger audience, we needed to go on tour, but we live too far apart from each other to do so, we all have families and
the three of us (Grassow, Gleisberg and Carsten Agthe) don’t really want to take that effort with our (all in all) more
than 150 years on Earth. Directly after the first release of „House on the Borderland“ there should have happened
some systematic promotion on the part of our producers, labels and music publishers, to make us stay on the scene.
In the meanwhile Nostalgia is – except for fans like you – mostly forgotten; and to prevent that, we had needed better
management, and touring. But I have no hard feelings because of that; all of the four albums had had their time, and
were a joy when we recorded them.
Michael Brückner: How did you meet Rüdiger?
Mathias Grassow: More than 25 years ago, at the birthday party of an electronic music fan in Wiesbaden…
Michael Brückner: What else did the two of you do together, music wise...?
Mathias Grassow: Except for some guest appearences by Rüdiger on my albums "Expanding Horizon" and
"Lanzarote Concert" only Nostalgia.
Michael Brückner: Who took the initiative in the case of Nostalgia?
Mathias Grassow: I did…
Michael Brückner: And what’s your own favorite album of the four that You released so far?
Mathias Grassow: „House on the Borderland“ is my favorite, too, but I also like our debut, „Arcana Publicata
Vilescunt “ a lot and think it’s quite a timeless album...
Michael Brückner: What can you tell us about the other guest musicans?
Mathias Grassow: Well, I guess Rüdiger Gleisberg needs no introduction, (percussionist and didgeridoo player)
Carsten (Agthe) also appeared as a guest on several of my albums, and Luigi Seviroli is a well-known Italian movie
soudtrack composer.
Perhaps we’ll also make a musical adaption of Poe’s "Fall of the House of Usher" one day, but that’s just a vague idea
so far. At one point there were also plans for a movie version of „House on the Borderland“, with our music as a
soundtrack, but I never heard again from that director, except for the usual "independent filmmakers – no money etc."
talk. We will see what the future will bring...
Michael Brückner: Can you tell us about two or three of your concerts that were especially memorable?
Mathias Grassow: Well, the festival in San Sebastian was tremendous: organization and support were first class!!
Same thing with the Lanzarote concert - unforgettable regarding the huge effort that went into it, technical equipment,
and professional organization. The Prague concerts were well prepared and organized, too.
And of course I have to mention the memorable performance that Oöphoi (Gianluigi Gasparetti, Italian ambient
musician1958 – 2013) had organized in his place in 1999 – however that was more or less a ‚private concert‘. It was
there where I also first met Robert Rich and Alio Die. Steve Roach and I already knew each other from Paderborn,
where he worked with Elmar Schulte on different albums for their project „Solitaire“.
Michael Brückner: When did the concerts in San Sebastian and Lanzarote take place, and how did you get the
chance to participate?
Mathias Grassow: The organizers gave me a call. I was already rather well known back then, and people involved in
the scene and with some degree of interest couldn’t quite ignore me… But I also remember a fan from those days,
who promoted me in Spain. Sadly, he has passed away a while ago...
San Sebastian happened in 1993 and Lanzarote in 1994.
Michael Brückner: Do you remember any reactions, letters or conversations from or with listeners, or at concerts,
that mean a lot to you, or seem „typical“ or otherwise remarkable?
Mathias Grassow: Sure… there were many. For example, I was quite surprised, how irritated, even almost hostile
fans can get when you don’t play the star, but just behave like an average person. Many are confused by that. They
want to meet an icon. To them, you are always just your music. That made me quite sad. I started to realize how
lonely real stars must feel, in spite of the fact that everyone wants to be like them...
Something that once really hurt me was some abysmally negative and personally insulting review, that even haunted
me in my sleep. Before that happened, I wouldn’t have guessed that such a thing could affect me so much. However,
that thing could be sorted out later on.
Fan mail and reviews have grown so much over the years that I stopped at some point to collect and memorize them.
There were some touching letters or emails by people who experienced a breakthrough by listening to my music, or
even who’s chronic diseases got much better; most of the listeners however are hunters and collectors, who just
follow that passion. And why not? But every „You are the best!“ and „Keep it up!“ is encouraging!
Michael Brückner: Klaus Wiese was an ambient musician who I know by name, however I don’t know much more
about him. Would you like to tell us a little bit about him? Where have you met him, and how did your collaboration
come about? Have you stayed in contact also beyond your musical project? Were you already familiar with his music
before you met him – and if so, had it already been an important influence?
Mathias Grassow: The cosmos of Klaus Wiese is too vast to sketch our 22 years of friendship in just a few lines.
Already the term „ambient musician“ doesn't do justice to who he was and what he did.
He was a world musician, very much influenced by Eastern philosophy, a sufi – and he had a very equanimous
attitude towards music. He worked with sounds so very precisely, but at the same time he was rather negligent when
it came to promotion, distribution and self management. Sometimes his ways were mysterious and incomprehensible.
No goal, only the present moment did count - in one moment it was all about music, then it was photography or just
sitting for hours and drink tea… We recorded several albums together, and each of us contributed his special sound.
Being a Popol Vuh member was like living together in some kind of commune, and that way he had been part of the
picture – that's how he called it. In the days of love and peace everyone was part of it who just showed up… And his
music had a big influence on me – yes, indeed!
Together with Hamel, Klaus Wiese is my main inspirator. I met him via Aquamarin in Munich somewhen in 1987,
because both of us released albums there and were fascinated by each other's music.
Michael Brückner: You have also called Klaus Wiese "my sufi mentor" – does that mean that the two of you also
were in personal contact beyond actually making music, concerning spiritual matters? Or was it rather his music that
conveyed such impulses to you?
Mathias Grassow: Yes, we indeed met in Munich one or two times per year, and I learned a lot on these occasions,
but what it was exactly was never so clearly defined. The things he taught me transcendet music by far; it was about
the wisdom of life, to discover the important among the unimportant, self-composure and equanimity… These were
great years; and the music after all just a medium to transport deeper teachings.
Michael Brückner: Thinking of Popol Vuh also Alois Gromer (aka Al Gromer Khan) comes to my mind, who certainly
also can be seen as part of the "Munich School" - do you know him, and have you maybe also created music
together at some point?
Mathias Grassow: Yes, we've met at several occasions, but there never happened any musical collaboration…
Michael Brückner: Already for three decades you are active as an ambient musician, and during these years you
must have witnessed many changes in this genre. You also always had been in touch with fellow artists, as well as
with labels, magazines, concert managers, fans and so on – how do you think about that development, especially
regarding "the scene", solidarity or a sense of community etc.? Is there a big difference between, let’s say, 1989 and
today? Or has everything more or less remained the same, and only the name of the genre has changed (from space
music to new age, new age to ambient, ambient to psy chill - whatever…) over the years?
Mathias Grassow: Well, I’d like to quote my friend Peter Michael Hamel here : „There is only ONE Lady Musica who I
am married to!“. Those genre disctinctions are created by others, and especially with our kind of music there’s a lot of
pidgeonholing going on. Less has changed that it may seem on first look. Always new wine in old bottles (or vice
versa). Surely, there were some counterpoints in the evolution of ambient music, and the discoveries of the day
brought changes of focus. But no style really had a time „from… – to…“, all such categorisations are artificial.
Everything happens all the time – it’s only the focus of perception that’s shifting.
Something like a spirit of community didn’t really exist. Many people tend to glorify or romanticise such things – like I
often do with the 1960s and early 70s.
Michael Brückner: It seems that today – especially due to the blessings of computer technology - an unprecedented
number of people produces electronic music, including drone ambient and experimental electronica – a situation btw.
that already had been anticipated by people like American composer and computer music pioneer Laurie Spiegel in
the late 1970s. Your American colleague Robert Rich described that development in an interview with the words:
"Everyone is pollywog in the puddle now".
I suppose, especially for musicians who had a taste of commercial success at some point, this situation is very
difficult, or at least two-edged... What’s your position here? Does the growing number of ambient releases seem to be
economically – or artistically – threatening to you? Do you see your own work losing significance or value? Or is it –
on the contrary - rather some kind of acknowledgment, because it shows that there are so many people all over the
world who, after all, take this music - which most of the time has rather been a ‘niche product’ - very serious?
What consequences had this trend since the dawning of the internet on your work?
Mathias Grassow: That’s quite a big question and calls for a long answer…
First of all, I never thought of any of my colleagues as a ‚threat‘ – however I was annoyed at times by certain
musicians who thought it’s cool to do ambient just along the way as some ‚side project‘, just to add it to their portfolio.
These guys don’t quite realize that the ‚required skills‘ in this genre are not so much virtuosity, or to use high-end
equipment, but instead manifest in the ability to transport a sort of ‚spiritual sensitivity‘, and in the inner need to utilize
drones for gaining and communicating deep insights into ourselves and the universe.
That may sound very idealistic, but that’s OK. To me, ambient, and especially drones, are no entertainment, also not a
drug to kick you into oblivion, but profound inner work that I want to share with my audience.
A massive devaluation of the music happens at other places – for example:
I offer my music via Bandcamp, and that way my listeners have the luxury to pre-listen each track in it’s entirety,
before the honest listeners decide to purchase the music – and then get real ‘value for money’.
That’s a good thing – but then there are dubious ‚Bandcamp downloader apps’ which are offered in a quite cheeky
way via magazines like „Computer-Bild“ and others, freeware to rip Bandcamp albums without having to pay. In my
eyes this is simply criminal, and there should legal steps be taken against such things…
I’m happy that it’s possible today to produce good music on a small budget. Electronic equipment is so many times
cheaper today than 30 years ago! I also appreciate that talented people can present themselves and their music
easily to a world wide audience today. The bitter downside of that is the almost pathological hunting and collecting of
digitalized music, that more and more shifts from quality to a faceless mass, and the market is polluted with that; but
that’s not only the case with ambient.
Economic success is a relative thing, and any genre has it’s good an bad times. And then, of course: it’s simply not
possible to become skilled in everything – music, studio technology, self distribution, marketing and so on.
I have a daytime job, and to manage everything connected to music perfectly in addition to that is more than I can
handle...
Michael Brückner: Well, that is – or was – the big promise of the internet: any creative person can successfully
present and sell his or her art – without label, publisher etc. But like you said this „freedom“ turned out to be too
demanding in terms of self-management for most artists to make a lot of sense. From that perspective, the way the
„old“ music industry had been (and partly still is) organised may still be the better concept: the musician composes
and performes the music, the audio engineer takes care for a clean recording, the producer for mixing and mastering,
the management for promotion and concerts, there’s a distribution and so on. Perhaps in such a setting the artist had
more of a chance to concentrate on his „core business“ – on music – of course only if he or she was lucky enough to
get signed. On the other hand a lot of musicians seem to have felt they were slaves of their labels. A complex
situation! If you had the choice today, what would be the ideal setting for you to receive the best results artistically?
Mathias Grassow: Without any question to share the work with people who I can trust… To say that labels only make
slaves of their artists is nonsense. Usually independent labels give a lot of freedom to musicians. And those who seek
commercial success goes for it no matter what – including also the dark sides of the business.
I had success with „El-Hadra“. And Drake, some rapper, sampled a track by Bruno Sanfilippo and me for his millionselling hit „Started from the Bottom”. Success also means to be able to handle the shady side…
In both of these cases of success I never saw any money, by the way.
Michael Brückner: You just mentioned your daytime job – what do you do?
Mathias Grassow: I’m a commercial clerk, since 32 years.
Michael Brückner: Do you enjoy your day time job as much as creating music, are these two fields of interest on the
same level, or is rather your heart beating for music, and the job is just a necessary means of survival...?
Mathias Grassow: Rather a necessary means, but when it comes to this, my perception is also changing. Live is dayto-day life in the first place, and the way I see and treat other people is the mirror of my own inner state, and evolution.
It is a mutual interaction, and to feel a resonance is a wonderful thing! I’m not at all some introverted nerd, who drones
along in the studio behind closed curtains… I’m happy that my daytime job is one of those things which saved me
from ongoing isolation. Here are so many ‚normal‘ people with heart and common sense; musicians are in no way
“better” than anyone else…
Michael Brückner: You also have a family, and from my personal experience I know that family life sometimes is
hard to align with living the intense live of an artist. What is your point of view here?
Mathias Grassow: Actually, I can’t subscribe to that. I had my creative highs and recorded the best tracks right in the
middle of times of “family stress”! There’s no such thing as a formula or „ideal“ conditions, which determine when the
soil for good music will be most fertile. If I have any message at all, it’s so simple that it goes almost unrecognized or
isn’t taken for serious. The kiss of the muse doesn’t care at all for our day-to-day life.
Michael Brückner: I’d also like to ask some questions about the technical aspects of the production of your music:
Can you briefly tell us which synthesizers, keyboards or other tools – like effect modules etc - you used throughout
your career?
Mathias Grassow: Woha… it were so many over the years that I can hardly remember them all!
It all started with the Roland SH-2000, followed by the complete Korg MS series, and from then on at different times
almost all of those big names: Memorymoog, Rhodes Chroma, Oberheim Xpander, the Jupiter series, Hartmann
Neuron, Sequential T-8 and so on. The most creatively inspiring synthesizer to me in fact was the Neuron, the coolest
sound came from the T-8 (I played most of my first CD “Prophecy” with it).
All other tools, like groove boxes, FX modules or software were too many to list them all in detail, and to be honest I
don’t think that’s so important after all...
Michael Brückner: Has the way you produce your music remained more or less the same over the years, or did it
change a lot with the evolution of electronic tools?
Mathias Grassow: It indeed changed a lot. Since about 10 years I work with a very reduced set-up and rather re-mix
already existent basic tracks than recording new ones. At some point after 2010 I bought some synths by Dave Smith,
however I didn’t feel much inspired by them – which wasn’t due to any shortcomings of these excellent instruments,
but rather made it evident to me that I need to take a new direction. This new direction becomes more and more
obvious to me, but I don’t want to reveal more about that at the moment...
Michael Brückner: Could you exemplify your usual process of composition / production with some track?
Mathias Grassow: My rather unorthodox production methods are like a good recipe – and I’m neither able nor willing
to reveal them – give them away – in an interview. It’s a very simple thing, still very hard to describe and can maybe
best be compared to a kind of score that has grown over the years and that culminates in the intuitive mixing of a
given piece of music.
Much is happening ‚by chance‘, sometimes when I’m not even in the same room, and I just FEEL, when a drone has
that certain magic.
This may or may not be a special talent, or gift – to me that’s irrelevant and I actually don’t want to discuss it. There
are artist who touch me very deeply, and others who I’d rather tell: „Better try something else…..you lack the
sensitivity to achieve the required depth.“ But because that can quickly sound rather arrogant, and because I don’t
‚construct tracks from A to B’ anyway, I’m rather reluctant to speak much about my way of making music. Maybe I
have already said too much…
Michael Brückner: So, it’s rather not like You have a full idea of the music you want to record before you actually
start with it? Do the synthesizers at hand or other tools also have an influence on the resulting music, do the tracks
grow as you go along...?
Mathias Grassow: Sure, rather like that (see my previous answer).
Michael Brückner: Do you necessarily rely on electronic sounds to achieve the kind of musical aesthetics you
envision, or could you imagine to create a music that would have the same vibe by using, for example, a choir, church
organ, a string orchestra and a tamboura, without any electronics?
Mathias Grassow: In fact I have already done that – especially in the late eighties. There are entire cassettes (yeah!)
exclusively recorded with gongs, singing bowls, zither, tamboura, harmonium and overtone or throat singing (which I
learned 1987 in Italy). Some of these recordings were maybe a bit naive, and a bit quirky, but they have their own
special charme. Parts of them found their way on several of my later CD releases (although mixed differently) for
example on the two „Tiefweite Stille“ albums from Databloem’s ‚Practicing Nature’ series (Databloem is a Dutch
label).
Michael Brückner: Well, so far we have amply discussed the „surface“ of making (your) music, now I think we might
try to also fathom the depths, heights and endless space of the spiritual aspect of music (or life in general) – as far as
words can reach there...
First of all, is "spiritual" a fitting term from your point of view? Would you say you are a ‚spiritual’ person? Or if not,
how else would you rather call that ‚realm’?
Mathias Grassow: Well, I don’t want to throw around buzzwords or other (once or now) fashionable phrases...
‚Spirtual’ is OK, but not the kind that is hyped for commercial purposes by the „candles on your bathtub“ / wellbeing
esoteric shops (or whatever).
Inner work at many times is a painful process that takes away all your illusions and explores the very core of who you
really are. Therefore, the answer is ‚yes’ however I don’t want to explain that further at the moment.
Michael Brückner: As a child or teenager, were you already interested in religion, philosophy, or maybe psychology
or mental healing, before you got to know music (by Hamel or others) that gives expression to such topics? Or did
those interests rather grow hand in hand with your own involvement in, and practice of, music?
Mathias Grassow: As a boy I had at best the notion to be ‚different’. I didn’t like school, I was neither interested in
blind learning according to the system, nor in doing anything just because everyone else did so, or because it always
had been that way...
However I was rather shy about my ‚protest’, and kept it to myself. I was not an active rebel. I hated both punks and
their antagonists, the hipsters, at the same time. I preferred to escape to my world of Roger Dean images (illustrator of
Yes cover art, etc.) and that kind of bands from the seventies.
Klaus Schulze was much closer to my romantic ideas than radical political activists and their music. Then again - I
was quite fascinated by ‚Proletenpassion‘ ('Proletarian Passion') by Schmetterlinge, and also by Ton, Steine
Scherben.
My interest for religion and philosophy was actually triggered by my love for fantasy and horror dime novels. The great
'Macabros' series by the legendary author Dan Shocker was one of the key experiences - but very soon of course also
the music by Deuter, Hamel, Popol Vuh, Stephan Micus… Not so much the good old Berlin School though; that music
was very good for dreaming and escaping the treadmill of the daily school routine, but not so much for supporting
spiritual growth. For that reason, I always felt closer to the so-called 'Munich School'.
Music and literature were a great help to understand my 'being different' better and, with that understanding, to go
deeper inside. However I don't think that there was any ONE key experience that had catapulted me into that
direction. When I was only 16, I already read the "Tibetan Book Of The Dead" and the Upanishads. Certainly that was
quite unusual, but it was also an escape from life...
Michael Brückner: So there was never any "spiritual initiation" that put that field of interest on the table at once, but it
rather crystallised quietly and gradually?
Mathias Grassow: Indeed, like I already have said - no, there wasn't one such thing, but still some important points of
reference:
Starting with Deuter and those great Osho quotations on his album covers (his album 'Aum' was a collaboration with
my later sufi mentor Klaus Wiese, by the way), followed by some books I read at school (like „The Gold of Caxamalca“
by Jakob Wassermann) and finally one of the most important keys in 1981, when a friend who worked in the nearby
'Synthesizerstudio Jacob' in Wiesbaden introduced me on the same day (!) to Timothy Leary, Alan Watts and all those
icons of the wild sixties AND above all borrowed the LP „The Voice of Silence“ by Peter Michael Hamel to me, which
was a huge eye opener.
Until this very day I have rarely listened to a more intense album with a more striking spiritual message. I will never
forget this day, it's a milestone in my life. Later on, a lot more things happened, including rather disillusioning
experiences. Maybe I should write my autobiography some day soon…?
Michael Brückner: That for sure would be interesting! I also think that when it comes to spirituality those
disillusioning moments might be the crucial ones. Especially in your case: I understand you had such experiences, but
after all you still stayed on that path. I believe as a young person it’s easy to fall in love with spiritual ideas – but a
question that I personally keep thinking about is: is it possible to keep following a spiritual path when it turns out that
life is more difficult and complex, and maybe also dryer and less romantic than I had believed…?
Mathias Grassow: Well, the unfolding of our spirituality is something very personal and intimate, and at the same
time something we also should share with others.
Unfortunately, polarisations and misunderstandings happen rather quickly when it comes to this – especially when
wisdom is involved that transcends the personal level, which is universal and actually also makes use of traditional
patterns of relationships without misusing those – for example accepting someone as a teacher, or questioning
religion and believe(s) per se and that way take away the foundations of our conditionings, of the things that drive us...
Disillusioning are, in that context, those moments that shake your fundaments and which are partly not very obvious
or tanglible, moments that reveal truths on an intuitive level – and which really make you doubt everything you thought
you knew about yourself…
This is an essential thing, and it’s hard – but one doesn’t necessarily need to turn away when it ‘gets too hot’.
JUST in these moments we should cross the threshold and consciously encounter our fears – to transform ourselves.
In the end, it doesn’t matter THAT we have to die – it’s important with which attitude we die. Having to die is an
unchangeable fact – but our attitude towards it, how we are in that crucial moment, is something that is in our hands…
Michael Brückner: Could you briefly give us an idea what, in your opinion, exactly it is that music can do in the field
of healing, or spirituality? And are this effects that music, or sound, do have per se – for everyone - or does it require a
special sensitivity on the part of the listener?
Mathias Grassow: I’m unable to answer this question in just a few lines… However, I think that music can be a very
important key to healing, because it is vibration, and humans consist to 60 % of water.
But because we are used to perceive music with our ears only, our brain acts like a filter and trys to understand, to
pigeonhole, to catagorize what we hear.
The healing effect that music COULD achieve is rooted deeply within our minds, but it’s buried, or not (yet) activated
in our DNA. The ancient philosophy of Nada Yoga, which is one thing Hamel wrote about in his book, is all about
one’s quest for his or her very own inner sound, and the resoncances to that. The ‚sounding‘ of the drones is what
comes closest to this – and is the path and the goal at the same time. In the end, everything resolves into void. That
‚Magnificent Void‘ is the absence of any emotions or feelings. God is NOTHINGNESS.
Michael Brückner: Was there any specific experience that made these dimension, or this special potential, of music
obvious to you – maybe when listening to music, or working on your own music or at one of your concerts?
Mathias Grassow: Certainly when listening to „The Voice of Silence“ by Hamel, and also to his „Bardo“, „Apotheosis“
and „Organum“, then „Hearing Solar Winds“ by David Hykes, or „Baraka“ , „Maraccaba“ and „Uranus“ by Klaus
Wiese, to just mention a few.
Music in combination with mind expanding substances certainly – in an optimal setting – has the potential to open
doors, but it’s up to each person to actually go through them – and not everything is meant for everyone. Therefore,
I’d like to give a serious warning: blind and uninhibted drug use is a dangerous thing and hardly ever helps real
spiritual transformation.
Michael Brückner: Well, there is certain music, and musical traditions, in which spiritual or religious experiences find
a direct expression; on the one hand on a more intellectual level (music that tells us about such topics or experiences)
– on the other hand music as a tool to induce certain modes of consciousness, which are suitable to bring the
listeners (and the musicans) into a meditative or otherwise spiritually relevant state of mind – usually (also) with the
goal to uplift everyone concerned and often to achieve a healing or purifying effect (on the mental or even physical
level).
On the one side there’s for example the European tradition of church music, on the other side there are many forms of
so called ‚ethnic’ music, or from non-European cultures, which for example Peter Michael Hamel, but also other
authors (Behrendt etc.) think of as significant and healing, like shamanic music, (classical) Indian music, Tibetan
music, music from North Africa and the Middle East (especially Sufi music) or Gamelan music from Java; or to some
degree also the psychedelic music of the late 60s and early 70s, or trance techno in the 90s...
How important was, or is, this kind of traditional music to you – especially concerning your own work?
Mathias Grassow: Extremly important, back then and still today. Without the background I have acquired, my music
would sound completely different. I always have tried to connect to all different musical traditions. One thing though I
never really could get into was jazz. I just skipped most of the jazz chapters in Behrend’s book.
Well – I can’t change that; however I’m able to respect a musical tradition also without personally enjoying it.
Michael Brückner: Do you see yourself as being a part of this tradition of music, or one of the (specific) traditions
(not necessarily regarding the exact forms, but rather regarding intention and effect)? If so, how does that show in
your music? Or do you rather feel your path is parallel to theirs...?
Mathias Grassow: One thing is for sure: I always wanted and still want music to be something beyond mere
entertainment. And so I ended up with drones; it also could have turned out differently by some other chain of
coincidences, or a different walk of life – I might have been rock or classical music as well. As I see it, my path is
parallel in some aspects, but still more of continuing a tradition.
I remember that when Klaus Schulze started to use the GDS computer system for his album “Dig It” in 1980, the spirit
of his earlier work seemed to be lost, and I felt that urge to expand, and to articulate more precisely, what he had done
during his high times in the seventies – indeed that was one very important reason for me to get involved in electronic
music!
How this actually was taking shape I can’t really describe – unless I’d try to make a science of it.
“He who has ears, let him hear.”
Michael Brückner: In your opinion, what particular elements in music are especially potent to bring about spiritual,
meditative or healing effects? Do You try to consciously make use of such elements – like having a plan or a concept
before recording the actual music – or do you rather follow your intuition while recording and consider at a later point if
a certain piece of music turned out to induce a desired effect?
Mathias Grassow: At some point I stopped trying to find a ‚formula’ or the philosopher’s stone. Just in the past few
years I had some crises, but I also received impulses: “What good is all this, always sounds the same, people just
consume, but don’t really understand it – and so on…”
I listen inside myself to see where all this wants to go, and I would love to connect this music much more intensly with
other art forms, and also to do actual medical research and make more conscious therapeutic use of sounds.
I keep wondering why music – except for some singing bowl clanging and Om Shanti chanting – after all only seems
to remain on the fringes in esoteric circles.
I firmly believe in the power that Nada Yoga is said to have, and in the ‚lost and fogotten’ ability of the ancient Indian
masters to influence the weather and tame wild animals.
I had the good fortune to witness myself at three very moving and stunning concerts that such things really happen
(oh yes – these also were essential key experiences!). First in 1987, Schirn Museum in Frankfurt, Pandit Pran Nath
(Indian Dhrupad singing in the Kirana style) with Terry Riley on tamboura. And two concerts by Nusrat Fateh Ali Khan
in the early nineties. ALL three concerts were charged with a magic that I never since encountered again and that
made me feel the inherent power of sounds and vibrations more than any albums that I ever owned!
Michael Brückner: Did you have the impression that you literally could „watch the power of music at work“ (maybe
because the amosphere at a concert perceptibly changed) – or is it rather a process that only can be experienced
within the mind of each listener and isn’t visible on the outside in any way?
Mathias Grassow: Well, in the case of those three concerts I’ve mentioned everything changed: space, time, weather
and perception. Without any drugs being involved. Of course, at such an event a basic openmindedness and a
general love for music is a requirement. There occur collective experiences that connect to people’s individual
biographies. That way, it was both: highly personal, but also a group experience beyond that…
For example, if we look at Pink Floyd: any of their albums from the seventies was hailed a milestone. But apart from
technical aspects, we have some songs which certainly were good as such, still there are bands today who are just as
good at that, or even better. Yet, those bands hardly haven an audience today. Why…?
Well, in the 70s Pink Floyd and especially Waters were spot on the zeitgeist; Waters used the band to express his
grief for his absent father, and to deal with his problematic childhood and school days. These guys were at the right
place at the right time and had the right music, and other bands, too. People collectively could relate to that, and at the
same time, their personal stories were triggered. Everyone somehow could see himself in “Wish You Were Here” or
“Another Brick in the Wall”.
I don’t find that in that intensity in today’s music anymore, although there is still, or maybe again and again, music that
does touch me deeply.
Michael Brückner: Do you think that music, or sound, to unfold it’s healing potential, needs to be listenend to in a
suitable environment or special setting? Is a concert the better place for such effects to be experienced, or maybe
rather the attentive listening in the privateness of one’s home? In your concerts, is it important to you to create a
suitable surrounding in addition to the actual music, and if so, how…?
Mathias Grassow: It’s not like I consciously try to convey such experiences or effects – because ‚it’ just happens. It
can happen anywhere, and that’s beyond my control. Of course, I’m happy to receive a concert offer that promises an
unusual setting, but nothing ever guarantees a ‘result’. All I can do is to prepare myself and create a room – but it’s up
to the free will of each listener to enter it, and by resonance and interaction, this room then can be sustained. On CD
as well as in concert I don’t only want to give my listeners music, but also nourishment for their spirit.
Michael Brückner: So there is this this perspective on the healing or mindaltering potential of music that comes from
eastern philosphy and different mystic branches of religion, but there is also a point of view that’s more inspired by
science, especially physics. That train of thought says (roughly speaking), in the end all of the universe is made of
vibrations that interact with one another, and therefore music – which is a form of art that’s about consciously creating
an aesthetic gestalt by the means of vibrations – is a suitable tool to affect the human mind and body in a positive –
and rather direct - way, because these too are constituted of vibrational patterns. I especiall think of the harmonical
tradition (Pythagoras, Kepler, Kayser, Cousto) or the 532 Hertz movement.
What’s your opinion on that rather scientific point of view?
Mathias Grassow: Well, everything has it’s right to exist and is good for something.
Personally I can’t really connect to that stuff like tuning gongs to planetary frequencies and so on – even if they are
based on some complex mathematics, because I don’t really believe in the universal validity of that.
At times I think the „scientific branch“ is something like the legalised version of the ‚drug gurus’ and their research;
some of these people made their own profound inner experiences, but they are not allowed anymore to propagate that
in public, like it still was in the sixties.
Because any experience is always a mix of collective consciousness and one’s own biography, there’s no such thing
as THE book on music, or THE piece of music, or THE one „right“ style etc.
Perhaps my drones are ‘cosmic downloads’ that contain a certain message – but even if so: if perceived by our ears
only, this message does not have the power to change our DNA and open up the way to more profound experiences
of our inner self. Such music can, at best, give us a vague idea about who we are, and where our home is. Now we
could have a long discussion about that, but I have the firm believe that if we manage to perceive music on more
channels than just our ears – which are governed by our brain with all it’s judgements and categorisations – this will
enable us to perceive it on a level which still is beyond our imagination, an expanded perception that might include the
relativity of space and time, and the simultaneity of past, present and future, and more…
Michael Brückner: Could you imagine that it’s possible to categorise the effects of music, or sound, in an ‚objective’
way – like mapping a specific effect on the human body or mind to specific rhythms, pitches or sounds (or
combinations of these)? And that way using music very much like a medicine?
Mathias Grassow: I partly answered this already in some of the other questions. It is imaginable, and would for sure
be a good thing, but I doubt that there can be such a thing as a all-encompassing formula.
Some kind of ‚broad-spectrum antibiotic‘ certainly could be found by research and field studies probalby quite quickly,
but each person has his or her personal history, and therefore we needed to specifically create personalised music for
each ‘client’, which they listen to until the full healing potential has unfolded. At that point, each person needed a new
combination of sound to continue the process – a neverending story. Also, both healer and patient had to resonate on
the same vibrational level and to be connected in their hearts – in other words, it had to be a loving relationship. But
since in fact our medical system is a brutal business for profit, I don’t so much doubt that ‚healing through music’ can
be done, but I rather fear there is not enough genuine intention to really change and transform our world.
It’s only possible if we all unite and learn to feel our connection with the whole cosmos. Only then everything will
become possible and paths and channels will open up which today we still call ‘extrasensory’ etc.
But CAUTION: a gift or special ability doesn’t necessarily mean that a person already is in touch with his heart, and
with love…
Michael Brückner: Apart from effects on the mental or human body level, can you imagine that music has the power
to influence other processes or events on the physical plain – like some scientific version of a rain dance?
Mathias Grassow: Ha-ha, well, if some piece of music for example would bring about ‚spontaneous healing’ of a
person with a fatal disease, they would probably call it a ‚wonder’ and then just put that case into the drawer. That
which must not, can not be, right…? Some others again might desparately search for a formula behind that and never
find one... What is reality, and what is illusion? The only unchangable, constant factor in our universe is gravitation.
Michael Brückner: In the shamanic tradition, which we briefly mentioned, but also in psychedelic music and later in
electronic trance music drugs played a certain role; if we look at meditation, dreams or other „expanded states of
mind“ – including those that can be induced by musical techniques like mantra singing – we find striking similarities
between those experiences triggered by psychoactive drugs which people like Aldous Huxley, Timothy Leary or – in a
more systematic way - scientist Stanislav Grof have described, and those triggered by music. (Grof experimented in
the 1950s and ‘60s with LSD in a scientific setting – and interestingly replaced the drug later with combinations of
different tactile stimulations (or also sensory deprivation) and music, achieving almost the same effects).
Did you make experiences with psychedelic drugs at some point in your life, and did that influence your music in any
way (…I remember Klaus Schulze stating in one of his interviews from the 70s: „LSD did blaze a trail for us.“) ?
Mathias Grassow: My drug experiences were much fewer than one might expect from my story so far. Without going
too much into details here: life neither gets any better nor does it get worse when we make use of little chemical
helpers, or if we don’t… No one is making better music ‘with’ or ‘without’. That’s just not the point. It all depends in
which state of mind we are, and what our intention is when we take something.
Yes, I have some experience, but it didn’t make me a better, or in any way more enlightened person.
Michael Brückner: Do you think that the (moderate and conscious) use of drugs can enhance the spiritual or healing
potential of music? Or would you rather agree to what many years ago a friend said to me: “The best drug is a clear
mind”?
Mathias Grassow: None of us ever really has a clear mind - just a longing for our home. True is in the case of drugs:
if dosage, sourrounding and setting are right, they can have a positive effect, maybe even lasting – but we have that
tendency to always act from our ego, which drives us to constantly crave for more and intenser sensual experiences.
We use drugs for disinhibition, for socialising, party, escape and fun. Certainly that’s not really the sense of drugs. On
the other hand, someone who truely seeks a deep spiriutal experience - but only under ideal cirumstances - can
perhaps make an important progress by them.
Michael Brückner: My final few questions: I remember that there were times, like the late 1960s, but again also in the
late 80s and early 90s, when there was a wave of hope (or at least I believed so) that by some kind of ‚spiritual
evolution’ - maybe fueled by spiritual techniques and transformatory experiences - humanity could be purified, and this
world saved or renewed. Certainly this optimism is reflected in Hamel’s book „Through Music to the Self“.
Did you, at some point, also have similar hopes or wishes, and how do you look at these things today? Do you think
that music, and spirituality, has the power to change the world – or maybe at least the life of some persons – to the
better? Or is it more like something beautiful for those who have a sensitvity for it, and our world just runs it’s course
to a good and or a bad end, without music in the end playing a big role in that?
Mathias Grassow: Today I believe that it’s impossible to escape of this „matrix of illusion“ which constitutes our
world, and the whole universe. At least not without feeling very deeply that all of us are just programs inside of still
much more complex programs. We cannot see through this illusion within an even bigger illusion. There is no such
thing as time, not in the sense of a linear stream of events, only different planes of ‘time’. To realise the truth means to
feel that there is a real home – beyond all sentiments and emotions. The absolute void is so vast and beyond our
grasp that it causes fear…
The only key to enlightenment and the only escape from this dilemma is unconditional and unselfish love. Here and
now, there’s nothing else to learn. Our time on Earth is the school of life.
Our real home is not here. All music of the world is an expression of our longing for that place where we once came
from; all imaginable emotions are an expression of that yearning.
That also means that I’m disillusioned, because New Age, the sense of departure towards a better world and
everything which was so much idealised by the hippie generation turned out to be just another program to feed us
humans; just a new toy in the old arena.
My hope is my memory, which hopefully will be strong enough to bring me home. I don’t want to stay here for another
round.
My music is the echo of my call…
----Favorite Grassow albums of Michael Brückner (so far...)
Solo albums:
Tiefweite Stille (1999)
The Fragrance of Eternal Roses (2000)
Bliss (2001)
AeroAreA (2010)
Interstellar Gravity (2010)
Collaborations with other artists:
The House on the Borderland (2005) with / as Nostalgia
Mosaic (2012) with John Haughm
Closing the Eternity & Mathias Grassow (2016) with Closing the Eternity
----Links:
Mathias Grassow’s home page:
http://www.mathias-grassow.de/
Mathias Grassow’s Bandcamp presence:
https://mathiasgrassow.bandcamp.com/
Mathias Grassow ist einer der Pioniere und herausragenden Vertreter des sog. Drone-Ambient, seine Spezialität sind ausdrucksstarke introspektive, oft auch dunkel anmutende minimalistische Klanglandschaften von besonderer spiritueller Intensität.
Während er anfänglich von deutschen Elektronik-Ikonen wie Tangerine Dream und Klaus Schulze fasziniert war, brachte ihn u.a. die Lektüre des Buches „Durch Musik zum Selbst“ des Münchner Komponisten Peter Michael Hamel (mit dem ihn seit Jahren auch eine persönliche Freundschaft verbindet) dazu, sich mehr und mehr den meditativen und auch heilenden Aspekten der Musik zuzuwenden; neben dem bereits erwähnten Klaus Wiese und der Musik von Peter Michael Hamel kann man auch teilweise eine Nähe zu den frühen Alben von Georg Deuter oder amerikanischen Ambient-Musikern wie Steve Roach erkennen.
Während Mathias seine Klänge hauptsächlich elektronisch erzeugt, ist er doch ein Multi-Instrumentalist und verwendet zur Erschaffung seiner Klangwelten auch Klangschalen, Tamboura, Zither, Flöten oder Obertongesang.
Auch nach seiner erfolgreichen Zusammenarbeit mit Klaus Wiese (aus der noch zwei weitere Alben hervorgingen) hat Mathias mit vielen anderen namhaften Ambient- (und anderen) Musikern zusammengearbeitet, unter anderem mit Rüdiger Gleisberg (mit dem er auch, zusammen mit Carsten Aghte, das Nebenprojekt „Nostalgia“ betreibt), Oöphoi, Alio Die, Bruno Sanfilippo, Jim Cole und dem (Metal-) Gitarristen John Haughm. Konzerte waren in den letzten Jahren nicht sehr zahlreich und beschränkten sich auf wenige sorgfältig ausgewählte Veranstaltungsorte; der nächste Auftritt von Mathias wird allerdings in recht naher Zukunft im Rahmen des Spectaculare-Festivals am 6. Februar in Prag stattfinden.
Michael Brückner: Ich finde es immer sehr interessant, auch den Weg eines Musikers zu seiner eigenen Musik nachzuvollziehen, deshalb setze ich mit meinen Fragen zunächst mal *ganz* früh an:
Kannst du dich erinnern, bei welcher Gelegenheit dir erstmals ein Drone als ein für sich allein genommen hörenswertes, klangliches bzw. musikalisches Ereignis bewusst aufgefallen ist? Oder an ein anderes musikalisches Schlüsselerlebnis aus deiner Kindheit?
Mathias Grassow: Nun, das waren wohl unbewusst eher Klänge, an die ich mich heute nicht mehr recht erinnern kann. Meeresrauschen …? Glocken aus der Ferne …? Es kommen, ebenso wie bei Gerüchen, Erinnerungen hoch, aber ich kann nicht deuten, weshalb mich z.B. die besagten Kirchenglocken aus der Ferne tief berühren. Ganz sicher auch musikalisch sehr früh … Ich weiß aber nicht mehr, welche Platten das waren.
Michael Brückner: War deine Familie oder allgemein dein Umfeld in deiner Kindheit künstlerisch geprägt, d. h. waren deine Eltern – oder andere wichtige Bezugspersonen – z. B. Musiker? Und da die Spiritualität in deiner Musik ja auch eine Rolle spielt, bzw. damit Hand in Hand geht, würde mich der Einfluss deiner Eltern in diesem Punkt auch interessieren.
Mathias Grassow: Ein solcher Einfluss war kaum vorhanden. Ich stamme auch nicht aus einer Musikerfamilie. Mein Bruder wollte Klavier lernen und meine Eltern boten mir dasselbe dann auch an. Ich wollte aber nicht den Weg des Orchestermusikers und der Konservatorien gehen. Was gut so war, denn als dann der Wunsch nach Tasten aufkeimte, war ich bereits 16 und fühlte deutlicher, was ich wirklich will.
Michael Brückner: Hast du als Kind ein Instrument gelernt? Wie hast du in deiner Schulzeit den Musikunterricht empfunden: förderlich / anregend - oder eher hemmend und einschränkend?
Mathias Grassow: Nein, als Kind lernte ich noch nichts. Das ging erst Ende der 70er los, mit einem selbstgebastelten Schlagzeug, dann Gitarre, dann Synthesizer. Der Unterricht in der Grundschule war dröge – nur Volkslieder vom Schlage „Im Frühtau zu Berge …“. Im Gymnasium drohte es dann erneut langweilig zu werden, aber ich hielt mit Schulze und TD, um nur einige zu nennen, erfolgreich dagegen.
Michael Brückner: Du bist ja in den 70ern aufgewachsen und hast dementsprechend eine nicht ganz untypische "musikalische Sozialisation" durchlaufen. Ich würde gerne mit dir über verschiedene Genre bzw. Gruppen von Bands und Musikern sprechen, die möglicherweise einen gewissen Einfluss auf Dein eigenes Musikschaffen hatten bzw. haben:
70er "progressiver" Rock / Hard Rock / Metal (und Artverwandtes)
Mathias Grassow: Bis heute sehr stark, allerdings ist ein Einfluss nicht direkt zu hören. Jede Musik beeinflusste mich irgendwie, aber ich grenzte auch ab: Es gab immer Rock und Elektronik gleichzeitig. Ich hörte über viele Jahre jeden Abend stundenlang Musik, je nach Stimmung und Laune. Irgendwo war eine Trennung da und doch geschah alles gleichzeitig.
Michael Brückner: "Klassische" 70er- Elektronik und Berliner Schule (vor allem Schulze und TD, aber auch Jarre, Vangelis, Cluster, Kraftwerk etc.)
Mathias Grassow: Erstaunlicherweise gar nicht mal so sehr, wenn man von TD und Schulze absieht. Die alte deutsche Elektronik und auch die daraus entstandene NDW [Neue Deutsche Welle, die Red.] war mir zu schräg, experimentell und zu nervig (z. B. NEU!). Ich mochte La Düsseldorf oder Kraftwerk nur beschränkt und zog es vor, die Münchner Schule zu hören.
Michael Brückner: Brian Eno (Fripp & Eno, Verwandtes...)
Mathias Grassow: Eno geht bis heute eigentlich weniger an mich; habe den Hype um ihn nie so ganz verstanden … Fripp wiederum schätze ich, besonders z. B. die Werke mit David Sylvian.
Peter Michael Hamel und Mathias Grassow
Peter Michael Hamel und Mathias Grassow
Michael Brückner: Popol Vuh, Klaus Wiese & Peter Michael Hamel (und Verwandtes)
Mathias Grassow: Extrem stark. Gerade Hamel ist einer meiner Haupteinflussgeber und Inspirationsquellen.
Michael Brückner: Peter Michael Hamel ist Komponist, Elektroniker, Autor und Dozent, und zufällig hat auch mich sein Buch "Durch Musik zum Selbst", ebenso wie seine frühen Alben, als junger Mensch sehr geprägt – deshalb möchte gerne genauer erfahren, wie das bei dir war.
Wie bist Du auf Peters Musik aufmerksam geworden?
Mathias Grassow: Es war eher Zufall. Das erste Album war „Nada“ und dann kaufte ich die anderen nach und nach.
Michael Brückner: Was ist dein Lieblingsalbum von ihm?
Mathias Grassow: Als komplettes Album die „Organum“. Ansonsten diverse Stücke von verschiedenen Alben, bevorzugt die mit Kirchenorgel und PPG-Synth.
Michael Brückner: Was ist für dich das Besondere an seiner Musik? Wie unterscheidet sie sich von der, die dich bis zu diesem Punkt beeinflusst hatte?
Mathias Grassow: Schwer zu sagen. Irgendwie berühren mich manche seiner Stücke derart tief, dass mir der Mund offensteht. Das ist bis heute so und ich bin verwundert, dass ein strukturierter, klassisch ausgebildeter Komponist in der Lage ist, mich so zu berühren. Ich kannte das zuvor eher von größtenteils improvisierter Musik. Dazu das Buch im Hintergrund … und ich verstand, dass er irgendwie begnadet ist.
Michael Brückner: Haben dich seine Anregungen (insbesondere in seinem Buch) direkt beeinflusst bzw. dir neue Bereiche eröffnet? Oder kanntest du die Themen, die er anspricht (asiatische Musik, Meditation, Ragas usw.) schon bevor du dich mit Peters Arbeiten beschäftgt hast?
Mathias Grassow: Nein, das Buch war schon eine Initialzündung und hat mir sowohl Wege geöffnet, als auch verständlich gemacht, wie alles zusammenwirkt. J. E. Behrendts Buch „Nada Brahma – die Welt ist Klang“ war später dann eine willkommene Ergänzung und Vertiefung.
Michael Brückner: Wann hast Du Peter persönlich kennengelernt?
Mathias Grassow: Oh, das war so Ende der 80er über den Frankfurter Ring, wo Peter Seminare und Konzerte abhielt.
Michael Brückner: Habt ihr jemals zusammen Musik gemacht?
Mathias Grassow: Nein, nie. Das stand aber auch nie zur Diskussion. Wir haben auch heute eher eine private Freundschaft.
Michael Brückner: Haben deine persönlichen Begegnungen mit ihm dir hinsichtlich deiner Musik weitere Impulse gegeben, die über das hinausgehen, was seine Alben und sein Buch dir schon vermittelt hatten?
Mathias Grassow: Nein, eigentlich nicht. Das Zusammensein, die Briefe natürlich irgendwie schon, nicht aber eine ‚Einsicht‘ oder ‚Impulse‘ aufgrund der Gespäche. Es ist eben interessant, wie sich ein Mensch vom unnahbaren Komponisten zu einem ganz normalen Wegbegleiter hin entwickelt. Unsere Begegnung 2016 hat mich ernüchtert, mir aber auch viel gegeben.
Michael Brückner: Hast du durch ihn weitere Musiker (oder vielleicht auch Produzenten / Label etc) kennengelernt, die dich in der Folge inspiriert haben oder anderweitig für dich und deine Arbeit wichtig waren, oder sind?
Mathias Grassow: Nein, da Peter in den 80ern bereits stark der komponierten Musik zugewandt war. Diese Welt ist im Großen und Ganzen dann doch eine ganz andere als die der Kuckuck-Platten und seines Buches. Es fielen oft Namen, die ich kannte und kenne (z. B. auch Michael Hoenig, um in der Elektronik-Szene zu bleiben), aber ich lernte eher durch Klaus Wiese interessante Menschen kennen.
Michael Brückner: Kannst du uns eine oder zwei Anekdoten oder interessante Begegnungen über bzw. mit Peter erzählen, an die du dich gerne erinnerst?
Mathias Grassow: Nun, das Intensivste war meine Begegnung mit ihm an Ostern 2016. Es war sehr privat, offen und menschlich. Ich habe den Menschen Peter kennengelernt, nicht mehr den Musiker. Das war verblüffend und von einer solchen – teils auch tragischen – Tiefe begleitet, dass ich Einzelheiten hier nicht zum Besten geben möchte.
Michael Brückner: Bevor ich auf einen ganz wichtigen Punkt zurückkomme, den wir in Verbindung mit der "Münchner Schule" schon angesprochen haben – nämlich den spirtuellen Aspekt von Musik, und Musik als ein Mittel zur Heilung – möchte ich gerne noch für diejenigen, die nicht so viel darüber wissen, deinen bisherigen musikalischen Werdegang betrachten.
Kannst du dich noch an das erste Stück erinnern, das du aufgenommen hast bzw. mit dem du zufrieden warst? Ist es auf einem deiner Alben enthalten?
Mathias Grassow: Meine ersten Stücke waren ganz schräge Schrammeleien auf der Gitarre und quäkende Synth-Töne. Auf einem meiner Alben? Um Gottes Willen! (lacht) Das ginge selbst als ‚wohlwollend experimentell‘ nicht mehr durch. Dilettantismus pur, aber auch Kult! Zufrieden war ich mit meinen ersten Mehrspuraufnahmen, das war circa 1981.
Michael Brückner: Welches war dein erstes Album, das auf einem Label veröffentlicht wurde? Wie kam damals der Kontakt mit dem Label zustande?
Mathias Grassow: Das war die Cassette „At the Gates of Dawn“, 1985 entstanden und im Februar 1986 über Aquamarin in München veröffentlicht. Das war eher ein an US-New-Age orientierter Buchversand, der auch den Musikmarkt für sich entdeckte und Kassetten produzierte, die hauptsächlich in Eso-Läden verkauft wurden. So verknüpften sich Spiritualität und Musik ganz automatisch für mich. Ich wandte mich aber Ende der 80er von dieser Art New Age ab, weil mir die Musik dann schließlich zu beliebig, süß und kitschig wurde.
Michael Brückner: Der Titel lässt direkt an Pink Floyd denken. War deine frühe Musik – oder speziell dieses Album – damals ausgesprochen PF-inspiriert?
Mathias Grassow: Nein, die Musik auf keinen Fall – aber diesen Titel fand ich interessant, und so habe ich ihn geklaut …
Michael Brückner: Wie war danach die Entwicklung in Hinblick auf Labels und Vertriebswege?
Mathias Grassow: Nach Aquamarin boomte dann ab 1990 die CD. Durch meinen Namen und Beziehungen kamen dann Labels auf mich zu. AIM aus München und auch das kultige „NO-CD-REKORDS“ aus Spanien, dann AMPLEXUS aus Italien usw. Anfang der 90er boomte auch Ambient ein wenig. Besonders Steve Roach, Robert Rich und Michael Stearns waren da etwas größer im Rennen. Alle drei schätze ich auch heute noch sehr!
Michael Brückner: Was war dein bisher kommerziell erfolgreichstes Album?
Mathias Grassow: Ganz klar mit Abstand die „El-Hadra“ mit Klaus Wiese. Ich kenne die genauen Verkaufszahlen nicht, aber 100.000 wären nicht übertrieben.
Michael Brückner: Wie ist heute – insbesondere im Hinblick auf die nun schon fast altbekannten Krise der Plattenindustrie – der Stand der Dinge für dich, in Punkto Veröffentlichung und Vertrieb?
Mathias Grassow: Es wird leider immer schlechter und frustrierender: Einerseits sind die Produktionskosten enorm gesunken; es wird aber auch viel weniger an CDs verkauft als früher. Momentan ist die erschreckende Wahrheit, dass 200er Auflagen durchaus genügen. Es wird dann auch nicht mehr nachgepresst. Durch bessere Promotion können sich im Laufe der Zeit auch mal 500 verkaufen, aber spätestens dann ist Schluss.
Michael Brückner: Du bist ein sehr fleissiger Musiker und dein Katalog umfasst eine beeindruckende Vielzahl von Alben. Könntest du für uns vier deiner Alben herausgreifen, die dir besonders viel bedeuten und kurz darstellen, was für dich diese Alben besonders auszeichnet?
Mathias Grassow: Vier? Hmmm, also die „Psychic Dome“ war schon was Besonderes, dann die „Ambience“ – der Titel ist Programm, und diese CD prägte auch viele Andere. Auch die „Himavat“ setzte Ende der 90er Standards. Im neuen Jahrtausend überschlugen sich die Ereignisse. Da kann ich schlecht ein Album herausgreifen. Momentan gefällt mir selber die „Harmonia Mundi“ sehr gut; ich brauche aber Zeit – mindestens 10 Jahre – um ein Album rückwirkend einstufen zu können. Verschiedene andere Alben hingegen würde ich heute nicht mehr machen.
Michael Brückner: Du hast auch viele Kollaborationen mit anderen Musikern gemacht. Kannst du für uns davon wiederum zwei oder drei Beispiele herausgreifen, die dir besonders in Erinnerung geblieben sind?
John Haughm und Mathias Grassow
John Haughm und Mathias Grassow
Mathias Grassow: Nun auf alle Fälle die „Arcanum“ mit Rüdiger Gleisberg und Amir Baghiri; dann die Alben mit John Haughm von Agalloch und die Werke mit Jim Cole.
Michael Brückner: Da du gerade Rüdiger Gleisberg erwähnst - vor Kurzem hast du "The House On The Borderland" von Nostalgia – ein Album, das eine Zeit lang, soweit ich weiß, nicht mehr erhältlich war – über Bandcamp wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Sehr zu meiner Freude, da es tatsächlich eines meiner Lieblingsalben überhaupt ist und ich finde, dass es durchaus noch mehr Beachtung verdient! Vielleicht magst du uns bei dieser Gelegenheit kurz etwas über die Entstehung dieses Albums erzählen, bzw. auch über das Projekt "Nostalgia" – das ja, glaube ich, hauptsächlich eine Kooperation zwischen dir und dem Musiker und Komponisten Rüdiger Gleisberg ist, zu dem Ihr noch weitere (je nach Album wechselnde) Gastmusiker eingeladen habt. „The House on the Borderland“ ist ja die Vertonung einer klassischen Horror-Novelle (Das Haus an der Grenze, Wiliam Hope Hodgson, von 1908). Kanntest Du diese Geschichte schon vorher? Spannend wäre auch zu erfahren, ob es in Zukunft noch weitere Nostalgia-Alben geben wird.
Mathias Grassow: Die „House on the Borderland“ wäre damals, soweit ich mich entsinne, um ein Haar "Platte des Monats" im großen Goth-Magazin „Orkus“ geworden. Hätten wir einen guten Vertrieb gehabt und eine Plattenfirma, die eine Tour finanziert hätte, wäre das Album ein großer Erfolg geworden, denke ich.
Ganz vom Markt war sie nie, wenn ich die armselige EC-Zwischenveröffentlichung mit einrechne. Sie wird mittlerweile nur noch digital vertrieben und ist damit praktisch einem unbegrenztem Publikum zugänglich.
Ich muss an dieser Stelle präzisieren, dass Nostalgia zwar insgesamt hauptsächlich ein Gemeinschaftswerk von mir und Gleisberg sowie Carsten Agthe plus wechslenden Gastmusikern ist, aber bei diesem speziellen Album war der dritte Protagonist Luigi Seviroli der Hauptideengeber und Initiator. In diesem einen Falle haben Rüdiger und ich das Werk vervollständigt. Die Orchesterparts stammen hauptsächlich von Luigi, der das Gesamtkonzept für meine Begriffe kongenial umsetzte.
Zum Zeitpunkt der Entstehung war mir das Buch nicht bekannt, wohl aber der dramatisch-tragische Lebenslauf des Autors. „House on the Borderland“ war demnach ein 'Zufallstreffer', der unter Nostalgia veröffentlicht wurde, jedoch eigentlich ein Ausbruch aus dem Stil des ersten Albums war. Es gibt bislang insgesamt vier Alben; momentan ruht unser Projekt; wie lange weiß ich nicht. Wenn wir als richtige Band anerkannt werden und die Fans bedienen wollen, müssen wir touren, und dafür wohnen wir zu weit auseinander, haben Familien und wollen alle drei (Grassow, Gleisberg, Agthe) mit unseren zusammen über 150 Lenzen das nicht mehr auf uns nehmen. Nach der „House on the Borderland“ hätte ein gezielter Aufbau durch Produzenten, Plattenfirmen und Verlagen gestartet werden müssen, um im Gespräch zu bleiben. Nostalgia ist mittlerweile – außer bei Fans wie Dir – weitgehend in Vergessenheit geraten; das meine ich mit gezieltem Aufbau und Tournee. Das enttäuscht mich aber nicht; alle vier Alben haben ihren Weg gemacht und waren zum Zeitpunkt der Entstehung eine Freude.
Michael Brückner: Wie hast du Rüdiger kennengelernt?
Mathias Grassow: Vor mehr als 25 Jahren bei einer Geburtstagsfeier eines 'Fans' elektronischer Musik in Wiesbaden.
Michael Brückner: Was habt ihr schon alles zusammen gemacht?
Mathias Grassow: Außer einigen Gastauftritten Rüdigers auf meinen CDs "Expanding Horizon" und "Lanzarote Concert" nur Nostalgia.
Michael Brückner: Von wem ging die Initiative bei Nostalgia aus?
Mathias Grassow: Von mir.
Michael Brückner: Was ist dein persönliche Lieblingsalbum von diesem Projekt?
Mathias Grassow: Ebenfalls „House On The Borderland“, aber auch das erste, " Arcana Publicata Vilescunt " hat seine Reize und ist recht zeitlos.
Michael Brückner: Was kannst du über die anderen Gastmusiker sagen?
Mathias Grassow: Nun zu Rüdiger muss ich nicht viel sagen, Carsten Agthe ist auch immer mal wieder auf meinen CD's vertreten und Luigi Seviroli ist ein bekannter italiensicher Filmkomponist.
Vielleicht werden wir noch Poes "Untergang des Hause Usher " vertonen, aber das ist noch unsicher. „House on the Borderland“ sollte mit unserer Musik auch verfilmt werden, aber ich habe vom Regisseur nichts weiter gehört, außer dem üblichen Bla-Bla "Independent-Film, kein Geld und überhaupt ...". Wir werden sehen – es bleibt spannend!
Michael Brückner: Kannst du uns von zwei oder drei deiner Konzerte erzählen, die dir besonders im Gedächtnis geblieben sind?
Mathias Grassow: Also der Auftritt in San Sebastian war der Hammer: Organisation und Betreuung waren erstklassig! Ebenso das Lanzarote-Konzert – unvergesslich in Aufwand, Technik, Organisation und Professionalität.
Auch die Prag-Konzerte waren gut vorbereitet und organisiert. Nicht zu vergessen freilich der denkwürdige Auftritt bei Oöphoi 1999 – das war aber eher ein ‚private concert‘. Dort lernte ich u. a. auch Robert Rich und Alio Die kennen. Steve Roach kannte ich schon aus Paderborn, wo er mit Elmar Schulte als „Solitaire“ an diversen Alben bastelte.
Michael Brückner: Wann fanden die Konzerte in San Sebastian und Lanzarote genau statt, und wie hast du die Möglichkeit bekommen, daran teilzunehmen?
Mathias Grassow: Die Veranstalter meldeten sich bei mir. Ich war damals schon nicht unbekannt, und wer die Szene kannte und sich interessierte, kam an mir nicht vorbei … Ich erinnere mich aber auch an einen Fan aus dieser Zeit, der in Spanien Werbung machte. Leider lebt er nicht mehr. San Sebastian war 1993 und Lanzarote 1994.
Michael Brückner: Erinnerst du dich an Reaktionen, Leserbriefe oder Gespräche von bzw. mit deinen Hörern oder Konzertbesuchern, die dir viel bedeuten, oder die dir typisch oder anderweitig besonders erscheinen?
Mathias Grassow: Sicher, da gäbe es Vieles. Hervorheben möchte ich, dass ich doch erstaunt war, wie verblüfft, ja sogar abweisend Fans sein können, wenn Du Dich nicht als Star, sondern als Mensch zeigst. Das verwirrt viele. Sie wollen eine Ikone sehen. Du bist stets nur Deine Musik. Das hat mich traurig gemacht. Ich verstand von da an, wie einsam echte Stars sind, obgleich jeder so sein will, wie sie.
Leserbriefe und Rezensionen sind über die vielen Jahre so viele geworden, dass ich aufgehört habe zu sammeln und mich zu erinnern. Verletzt hat mich mal eine bodenlos niederschmetternde und persönlich beleidigende Rezension, die mich noch im Schlaf verfolgte. Ich hätte zuvor nicht gedacht, dass mir so etwas so viel ausmachen könnte. Das hatte sich dann aber später geklärt. Es gab hier und da ergreifende Briefe oder Mails von Menschen, die mit meiner Musik einen Durchbruch erlebten oder deren chronische Krankheiten sich erheblich besserten; das Gros der Hörer jedoch sind Jäger und Sammler, die eben ihrer Leidenschaft frönen. Warum auch nicht? Aber jedes : „Du bist der Beste!“ und „Weiter so“ ermutigt mich!
Michael Brückner: Klaus Wiese ist ein Ambient-Musiker, dessen Namen ich zwar schon hin und wieder begegnet bin, über den ich aber noch nicht sehr viel weiß. Möchtest du uns kurz etwas über ihn erzählen? Wo hast du ihn kennengelernt und wie hat sich dann eure Zusammenarbeit ergeben? Hattet ihr über euer gemeinsames Musikprojekt hinaus noch weiteren Kontakt? Und kanntest du seine Musik schon vorher – wenn ja, war sie ein wichtiger Einfluss für Dich?
Mathias Grassow: Der Kosmos von Klaus Wiese ist zu umfangreich, um in ein paar Zeilen unsere gemeinsamen 22 Jahre abzuarbeiten. Alleine schon der Begriff „Ambient-Musiker“ trifft ihn und sein Wesen nicht.
Er war Weltmusiker, sehr fernöstlich geprägt, Sufi – und Musik gegenüber gleichmütig eingestellt. So präzise, wie er mit Klängen arbeitete, so nachlässig war er mit Promotion, Vertrieb und Eigenmanagement. Manchmal waren seine Wege geheimnsivoll und erschlossen sich nicht. Kein Ziel, nur der Augenblick zählte … in einem Moment war es die Musik, dann wieder Fotografie oder einfach nur stundenlang sitzen und Tee trinken. Wir hatten mehrere Alben zusammen gemacht und benutzten unsere Klänge, die jeder zur Verfügung hatte. Die Popol Vuh-Mitgliedschaft war eher eine Art Kommune, in der sie zusammenlebten und er war eben mit auf dem Bild – so seine Worte. In der Love & Peace-Zeit war eben jeder dabei, der irgendwie mal reinschaute. Einfluss hatte sein Musik auf mich, oh ja!
Zusammen mit Hamel war und ist Klaus Wiese mein Haupteinfluss. Ich lernte ihn über den Aquamarin-Verlag in München so um 1987 kennen, weil wir beide dort verlegten und fasziniert von der jeweiligen Musik des Kollegen waren.
Michael Brückner: Bei Popol Vuh muss ich auch an Alois Gromer (aka Al Gromer Khan) denken, den man sicherlich auch der "Münchner Schule" zurechnen kann. Kennst du ihn, und habt ihr womöglich auch schon einmal Musik zusammen gemacht?
Mathias Grassow: Ja, ich kenne ihn persönlich von mehreren Treffen, aber es kam nie zu einer musikalischen Zusammenarbeit.
Michael Brückner: An anderer Stelle nennst du Klaus Wiese "meinen Sufi-Mentor" – heißt das, dass ihr auch über die Musik hinaus (persönlich) auf spirituellem Gebiet in Kontakt bzw. Dialog wart? Oder war es eher so, dass du durch Klaus' Musik hier Anregungen empfangen hast?
Mathias Grassow: Ja, wir hatten durchaus ein bis zwei Mal im Jahr Kontakt in München, wo ich viel erlernte, aber das war nie so definiert. Was er mir beibrachte, ging über die Musik weit hinaus; es waren Lebenslehren, das Wichtige im Unwichtigen sehen, Gelassenheit und Gleichmut … Es war eine tolle Zeit mit ihm; die Musik letztlich nur der Träger für tiefere spirituelle Lehren.
Michael Brückner: Du bist ja nun seit drei Jahrzehnten musikalisch Aktiv und hast in dieser Zeit viele Veränderungen deiner Art von Musik miterlebt. In dieser Zeit hast du auch Kontakt zu anderen Künstlern gehabt, ebenso zu Plattenfirmen, Magazinen, Konzertveranstaltern, Fans usw. – wie stellt sich diese Entwicklung, insbesondere im Hinblick auf, sagen wir, die "Szene", Gruppenzusammengehörigkeit, Gemeinschaftsgefühl usw. dar? Besteht ein großer Unterschied zwischen, sagen wir, ca. 1989 und heute? Oder ist alles mehr oder weniger gleich gelieben, und nur die Genrenamen etc. haben sich verändert?
Mathias Grassow: Nun, ich zitiere meinen Freund Peter Michael Hamel an dieser Stelle: „Es gibt nur EINE Frau Musica, mit der ich liiert bin“. Die Genreunterscheide schaffen Andere, und besonders in unseren Gefilden werden sehr gerne Schubladen bedient. Es hat sich weniger geändert, als es zunächst den Anschein hat. Immer wieder neuer Wein aus alten Schläuchen (oder wahlweise anders herum). Sicher gab es Kontrapunkte in der Entwicklung, und der jeweils zeitgenössische Entdeckergeist veränderte den Schwerpunkt. Keine Richtung hatte eine „Von - Bis“ Zeit, das wird alles künstlich gemacht und katalogisiert. Es existiert alles gleichzeitig – nur der Schwerpunkt der Wahrnehmung verlagert sich. Ein Gemeinschaftsgefühl gab es nicht wirklich. Das wird alles oft verklärt und romantisiert – ebenso wie auch ich gerne die 60er und frühen 70er idealisiere.
Michael Brückner: Es hat den Anschein, dass eine nie dagewesene Menge an Menschen elektronische Musik, speziell auch Ambient, produzieren. Dein amerikanischer Kollege Robert Rich sagte dazu in einem Interview recht anschaulich "Everyone is pollywog in the puddle now" (wir sind nun alle Kaulquappen in der Pfütze). Gerade für Musiker, die zu einem bestimmten Zeitpunkt mit ihrer Musik auch einen gewissen wirtschaftlichen Erfolg hatten, muss das eine schwierige, jedenfalls zweischneidige Situation sein. Wie denkst du darüber? Erlebst du die zunehmende Zahl an Ambient-Veröffentlichungen als wirtschaftliche, oder künstlerische, Bedrohung? Siehst du deine eigene Arbeit dadurch entwertet? Oder ist es in gewissem Sinn auch eine Bestätigung insofern, dass es doch weltweit viele Menschen gibt, die sich mit dieser Musik intensiv beschäftigen?
Welche Auswirkungen hatte die Entwicklung seit dem Aufkommen des Internets auf deine Arbeit?
Mathias Grassow: Alleine diese Frage wirft einen großen Diskurs auf.
Als Bedrohung sehe ich keinen der ‚Kollegen‘ – mich ärgert allenfalls, dass es etliche Musiker gibt, die meinen, Ambient mal so nebenher als ‚side project‘ machen zu können, um auch das abzuhaken. Der ‚Anspruch‘ hier liegt weniger in der Virtuosiät und teuren Geräten, als vielmehr in einer Art ‚spirituellen Fühlens‘ und der Notwendigkeit, Drones zu nutzen, um tiefe innere Einblicke in uns und das Universum zu bekommen. Das mag arg idealistisch klingen und soll es ruhig auch. Ambient und besonders Drones sind keine Unterhaltung, auch kein Mittel, um sich wegzuschießen, sondern tiefe innere Arbeit, an der ich mein Publikum teilhaben lassen möchte.
Als eine massive Entwertung empfinde ich eher, dass ich z. B. Musik in Bandcamp hochstelle und damit dem Fan einen gewissen Luxus biete. Jedes Stück kann komplett angehört werden, bevor sich der Ehrliche zum Kauf entscheidet und dann wirklich auch einen ‚Wert für sein Geld‘ bekommt. Dann gibt es aber diese zwielichtigen ‚Bandcamp Downloader‘-Programme, die ganz frech z. B. über Computer-Bild angeboten werden (kostenloses Shareware-Programm, um Songs aus Bandcamp zu rippen). Das finde ich kriminell und dagegen sollte vorgegangen werden.
Ich freue mich, wenn man heute für wenig Geld gute Musik machen kann. Elektronisches Equipment kostet nur noch ein Bruchteil dessen, was man vor 30 Jahren dafür noch auf den Tisch legen musste! Auch dass jeder Talentierte sich und seine Musik rasch weltweit präsentieren kann, ist eine schöne Entwicklung. Die bitteren Auswüchse sind das krankhafte Jagen und Sammeln von digitalisierter Musik, die sich immer mehr von Qualität zu identitätsloser Masse entwickelt und den Markt regelrecht zumüllt; das betrifft aber nicht nur Ambient.
Wirtschaftlicher Erfolg ist relativ und jedes Genre unterliegt Höhen und Tiefen. Es ist allerdings auch nicht zu schaffen, sich selbst in jedem Bereich von der Musik über die Studiotechnik und bishin zur kompletten Vermarktung selbst zu coachen. Ich habe ausser der Musik ja auch einen Beruf, und neben dem Job auch alle Aspekte der Musik perfekt zu managen, ist nicht zu bewältigen.
Michael Brückner: Das ist – oder war – ja das große Versprechen des Internets: dass jeder Kreative alleine – ohne Plattenfirma oder Verlag etc. – seine Kunst vermarkten und erfolgreich werden kann. Wie du auch schreibst aber offenbar für die meisten doch eine überfordernde Freiheit. Insofern scheint die Arbeitsteilung der Plattenindustrie doch Sinn gemacht zu haben: der Musiker komponiert und spielt die Musik ein, der Audio-Techniker nimmt sie in guter Qualität auf, der Produzent mischt und mastert sie, das Management kümmert sich um die Werbung und die Organistation von Konzerten, es gibt einen Vertrieb usw. Vielleicht hatte in so einem Setting der Künstler doch eher die Chance, sich auf sein "Kerngeschäft" – eben die Musik – zu konzentrieren, sofern er eben das Glück hatte, einen Plattenvertrag zu bekommen. Wobei sich dann offenbar doch viele Künstler wiederum als Sklaven ihrer Labels gesehen haben. Eine komplexe Situation. Wenn du es dir heute wünschen könntest, was wären für dich die Idealbedingungen, um als Musiker und Komponist aktiv zu sein und künstlerisch die besten Ergebnisse zu erzielen?
Mathias Grassow: Ganz klar eine Teilung der Arbeit mit Personen, denen ich vertrauen kann. Dass Labels nur Sklavenhalter sind, ist Blödsinn. Independent-Labels lassen ihren Künstlern viele Freiheiten; andererseits, wer die Kommerzschiene fährt, will eben Erfolg haben – mit allem, was dazugehört, also auch den Schattenseiten.
Erfolge hatte ich mit El-Hadra, und der Rapper „Drake“ hat in seinem Millionen-Hit „ Started from the Bottom“ ein Stück von mir und Bruno Sanfilippo für diesen Erfolgssong gesampelt. Erfolg heisst auch, mit Schattenseiten umgehen zu können. Für beide „Erfolge“ ist allerdings nie Geld gezahlt worden.
Michael Brückner: Du erwähntest vorhin kurz deinen Brotberuf – in welchem Beruf arbeitest du?
Mathias Grassow: Ich bin kaufmänischer Angestellter – seit 32 Jahren.
Michael Brückner: Macht dir dieser Beruf ähnlich viel Freude wie die Musik, d. h. sind es für dich zwei gleichberechtigte Interessensfelder, oder ist es eher so, dass dein Herz für die Musik schlägt, der Beruf aber ein notwendiges Mittel darstellt?
Mathias Grassow: Eher ein notwendiges Mittel, aber auch hier ändert sich meine Wahrnehmung. Das Leben ist Alltag und meine eigene innere Entwicklung spiegelt sich wider im Umgang mit Menschen eben darin.
Es ist eine Wechselwirkung; und eine Resonanz zu fühlen, das ist schön! Ich bin keineswegs der introvertierte Eigenbrötler, der bei zugezogenen Vorhängen im Studio ‚drönt‘. Ich bin glücklich, dass u. a. mein Beruf mich vor anhaltender Isolation bewahrt hat. Hier gibt es so viele ‚normale‘ Menschen mit Herz und Verstand; Musiker sind nicht die besseren Menschen …
Michael Brückner: Du hast ja auch Familie, und aus eigener Erfahrung weiß ich, dass das manchmal mit dem intensiven Künstlerdasein nicht leicht zu vereinbaren ist. Wie waren bzw. sind da deine Erfahrungen?
Mathias Grassow: Kann ich nicht unterschreiben. Meine kreativste Zeit und die besten Stücken sind inmitten des ‚Familienstresses‘ entstanden! Es gibt keinerlei Formeln und Voraussetzungen, wann der Nährboden für gute Musik am Besten bereitet ist. Wenn ich eine Botschaft habe, ist sie so simpel, dass sie kaum wahrgenommen oder für Ernst empfunden wird. Der Musenkuss orientiert sich nicht an unserem Alltag.
Michael Brückner: Ich würde auch noch kurz gerne auf den technischen Aspekt der Produktion deiner Musik eingehen – kannst du uns eine kurze Übersicht geben, welche (Haupt-)Klangerzeuger und (falls von Bedeutung) andere Werkzeuge du über die Jahre verwendet hast?
Mathias Grassow: Oha! Das waren so viele, dass ich mich kaum erinnere: Begonnen hat alles mit einem Roland SH-2000, dann folgte die komplette Korg MS-Serie, später spielte ich fast alles mit Rang und Namen: Memorymoog, Rhodes Chroma, Oberheim XPander, die Jupiter-Reihe, Hartmann Neuron, Sequential T-8 usw. Am kreativsten konnte ich tatsächlich mit dem Neuron arbeiten, den geilsten Sound hatte der T-8 – meine erste CD-Veröffentlichung „Prophecy“ entstand größtenteils damit. Alle anderen Tools, wie Grooveboxen, Effektgeräte und auch Software waren so umfangreich, dass ich sie hier nicht auflisten kann, und ich finde das im Detail auch nicht so wichtig.
Michael Brückner: Ist deine Arbeitsweise im Laufe der Jahre mehr oder weniger gleich geblieben, oder hat sie sich durch die Evolution der elektronischen Geräte stark geändert?
Mathias Grassow: Sie hat sich stark geändert. Ich arbeite seit ca. zehn Jahren viel reduzierter und mische mehr bereits vorhandene Basic-Tracks, als dass ich Neues schaffe. Ich hatte mir nach 2010 einige Dave Smith-Geräte gekauft und fand darin wenig Inspirierendes, was nichts über die Qualität dieser tollen Geräte aussagt, mir aber zeigt, dass ich neue und andere Wege gehen soll. Sie werden langsam offenkundig. Mehr möchte ich an dieser Stelle noch nicht preisgeben.
Michael Brückner: Kannst du uns deine spezielle Arbeitsweise näher erläutern?
Mathias Grassow: Meine sicher sehr untypische Arbeitsweise ist wie ein gutes Rezept. Die kann und will ich nicht in einem Interview darlegen – und damit preisgeben. Sie ist sehr simpel, trotzdem kaum darstellbar und gleicht am ehesten einer Art Partitur, die über Jahre entsteht und letztlich im intuitiven Mischen ein Stück vollendet.
Es geschieht vieles ‚zufällig‘, teils, wenn ich gar nicht im Raum bin und ich FÜHLE, wenn ein Drone Magie hat.
Mag es eine Gabe sein oder nicht, das ist irrelevant und das möchte ich auch nicht diskutiert wissen. Es gibt Künstler, die mich berühren, bei anderen möchte ich sagen: „Lass es sein … Dir fehlt die Wahrnehmung für die erforderliche Tiefe.“ Da das sehr rasch anmaßend klingen kann und ich eben nicht ‚Songs von A nach B konstruiere‘, erklärt sich, weshalb ich mich bezüglich Erläuterung des Entstehungsprozess so zurückhalte. Vielleicht habe ich mich hier schon zu weit aus dem Fenster gelehnt.
Michael Brückner: Ist für dich die Ästhetik deiner Musik notwendig an die elektronische Klangerzeugung gekoppelt, oder könntest du dir vorstellen, auch mit – sagen wir – Chor, Kirchenorgel, Streichorchester und Tamboura eine in der Wirkung ähnliche Musik ohne Elektronik zu erzeugen?
Mathias Grassow: Das habe ich bereits gemacht – besonders in den späten 80ern. Da gab es ganze Kassetten (jawoll) mit ausschließlich Gong, Klangschalen, Zither, Taboura, Harmonium und Oberton-Gesangsaufnahmen (lernte ich 1987 in Italien). Die sind rührig und teils schrullig, haben aber ihren Reiz. Einiges davon fand in einer anderen Mischung auch auf späteren CDs seinen Niederschlag, z. B. den beiden „Tiefweite Stille“-Alben auf ‚Practising nature‘ von DATABLOEM aus Holland.
Mathias Grassow
Michael Brückner: Nachdem wir uns ausführlich über die "Äusserlichkeiten" des Musikerlebens unterhalten haben, wollen wir nun versuchen, die Tiefen, Höhen und endlosen Weiten auszuloten, die der spirituelle Aspekt der Musik (oder des Lebens überhaupt) eröffnet - sofern Worte dorthin vordringen können.
Wenn wir darüber sprechen, ist "spirituell" der passende Begriff für dich? Siehst du dich als spirituellen Menschen? Oder erscheint dir eine andere Bezeichnung passender?
Mathias Grassow: Hmmm, also ich möchte nicht mit irgendwelchen Floskeln und all diesen anderen Zeiterscheinungen jonglieren … Spirituell ja, aber nicht im marktschreierischen Sinne der „Kerzen auf der Badewannen-Wohlfühl-Esoterik“. Innere Arbeit ist ein schmerzhafter Prozess, er raubt Dir restlos alle Illusionen und erforscht in aller Tiefe, wer Du wirklich bist. Ich beantworte Deine Frage also mit „Ja“, ohne mich momentan weiter erklären zu wollen.
Michael Brückner: Hattest du, als Kind oder Jugendlicher, schon ein Interesse an Religion, Philosophie bzw. Psychologie oder seelischer Heilung, bevor du (z. B. bei Hamel oder anderen) Musik kennengelernt hast, die solche Bereiche anspricht oder zum Ausdruck bringt? Oder hat sich dieses Interesse sozusagen Hand in Hand mit deiner Beschäftigung mit dieser Musik und in Ausübung deiner eigenen Musik entwickelt?
Mathias Grassow: Als Kind hatte ich allenfalls das Gefühl, ‚anders‘ zu sein. Schule war mir zuwider, mich interessierte weder stures Lernen nach Lehrplan, noch etwas nachzueifern, weil es alle machten und es ‚schon immer’ so war. Ich war eher ein schüchterner Querulant, lebte das aber in meinem Inneren aus. Ich war kein Rebell oder Aufsässiger. So war mir Punk und seine damaligen Gegenspieler, die Popper, gleichsam zuwider. Ich floh lieber in meine Welt aus Roger Dean (u. a. YES-Cover-Gestalter) und den entsprechenden Bands dieser Zeit.
Klaus Schulze entsprach meinen romantischen Vorstellungen weit mehr, als eben politische Radikale und deren Musik. Obwohl … die ‚Proletenpassion‘ der Schmetterlinge faszinierte mich – ebenso wie auch Ton Steine Scherben. Das Interesse an Religionsphilosophie kam in erster Linie durch meine Liebe zu Fantasy-Groschenromanen zustande. Die tolle „Macabros“-Serie des legendären Dan Shocker war einer der Schlüssel – sehr rasch dann freilich auch die Musik von Deuter, Hamel, Popol Vuh, Stephan Micus … Nicht unbedingt die hiesige Berliner Schule; die war zwar gut zum Träumen und Entfliehen aus dem Schulalltag, aber nichts für spirituelle Bildung; deshalb war mir die sogenannte Münchner Schule immer näher. Musik und Literatur halfen mir, mein ‚Anderssein‘ besser zu verstehen und zu verinnerlichen; ich kann aber nicht sagen, dass es EIN Schlüsselerlebnis war, was mich schon früh dahin katapultierte. Mit 16 las ich bereits das Totenbuch der Tibeter und die Upanishaden. Das war bestimmt außergewöhnlich, aber auch eine Flucht.
Michael Brückner: Also gab es für dich keine Art von "spirituellem Erweckungserlebnis", dass diesen Bereich für dich sozusagen mit einem Paukenschlag zum Thema gemacht hat, sondern dein Interesse hat sich still und allmählich herauskristallisiert?
Mathias Grassow: Nein, das gab es nicht, aber es gab durchaus wichtige Eckpunkte:
Angefangen von Deuter und den tollen Osho-Sprüchen auf seinen Platten (seine „Aum“ entstand übrigens mit Klaus Wiese zusammen – wie gesagt später mein Sufi-Mentor über viele Jahre) über (Schul-)Literatur („Das Gold von Caxamalca“ von Jakob Wassermann) bis hin zu einem der wichtigsten Schlüssel 1981, als mir ein Freund, der im hiesigen „Synthesizerstudio Jacob“ in Wiesbaden arbeitete, an EINEM Tag Timothy Leary, Alan Watts und all die Ikonen der wilden 60er nahebrachte und mir dazu noch die LP (!) „The Voice of Silence“ von Peter Michael Hamel auslieh, die für mich Türen sprengte.
Ich habe bis heute selten eine intensivere Platte mit einer eindringlicheren spirituellen Botschaft gehört. Diesen Tag werde ich nie vergessen und immer als Meilenstein in meinem Leben betrachten. Danach geschah noch sehr viel, auch Ernüchterndes … Vielleicht sollte ich bald meine Autobiografie schreiben?
Michael Brückner: Eine Biografie wäre sicher interessant! Ich persönlich finde auch – oder gerade – bei dem Themenkomplex "Spiritualität" die ernüchternden Momente besonders spannend. In deinem Fall auch insofern, als dass du dich ja dennoch offenbar dadurch letztlich nicht von der Spiritualität abgewendet hast. Als junger Mensch ist es – denke ich – leicht, für spirituelle Ideen zu schwärmen, aber eine Frage, die mich auch persönlich beschäftigt, ist: wie bleibe ich auf dem Weg, auch wenn sich das Leben als schwieriger, komplexer und vielleicht auch spröder und weniger romantisch erweist, als ich das erwartet habe?
Mathias Grassow: Nun, die Entwicklung der Spiritualität ist gleichsam etwas sehr Intimes, wie auch etwas, was man teilen sollte. Leider gibt es hier rasch Polarisierungen und Missverständnisse, besonders wenn es um Lebenslehren geht, die über das Persönliche hinausgehen, universell sind und sich durchaus klassischer Muster bedienen, ohne diese zu missbrauchen - wie etwa einen Lehrer zu haben, Glauben und Religion per se in Frage zu stellen und damit u. a. auch die Grundlage dessen zu nehmen, was unsere Konditionen sind und was uns steuert.
Ernüchternd sind hier die Momente, die an deinem Fundament rütteln und teils nicht greifbar und fassbar sind, Momente, die eine gefühlte Wahrheit offenbaren und dich wirklich grundlegend in Frage stellen. Das ist hart und essentiell, aber es muss nicht unbedingt ein Abwenden geben, wenn es ‚zu heiß‘ wird.
Gerade dann sollten wir Türen durchschreiten und bewusst der Angst begegnen, um uns zu transformieren.
Es ist am Ende nicht wichtig, DASS wir sterben, sondern WIE wir sterben. Ersteres ist eine unumstößliche Tatsache, das Zweite hingegen können wir steuern.
Michael Brückner: Kannst du kurz umreißen, was genau Musik im Bereich von Heilung oder Spiritualität deiner Meinung nach vermag? Und ob das Wirkungen sind, die Musik bzw. Klang generell hat, oder ob der Hörer eine bestimmte Empfänglichkeit dafür mitbringen muss?
Mathias Grassow: Diese Frage kann ich nicht in wenigen Sätzen beantworten. Ich denke aber, dass Musik ein sehr wichtiger Schlüssel zur Heilung sein kann, da sie Schwingung ist und wir zu rund 60% aus Wasser bestehen.
Da wir aber nur gewohnt sind, Musik über die Ohren wahrzunehmen, filtert das Gehirn und versucht die Musik einzuordnen, zu verstehen, zu kategorisieren und zu katalogisieren. Das, was Musik vollbringen könnte, ist in unserem Bewusstsein tief verankert, aber verschüttet, oder in der DNA (noch) nicht freigeschaltet. Das ehrwürdige indische Nada-Yoga, wie es auch von Hamel in seinem Buch erwähnt wird, propagiert die Suche nach dem ureigenen inneren Klang und die Resonanz darauf. Das ‚Tönen‘ der Drones kommt dem am Nächsten – ist gleichsam Weg und Ziel zugleich. Am Ende löst sich alles im Nichts auf. Die ‚Magnificent Void‘ ist die Abwesenheit jeglicher Emotionen und Gefühle. Gott ist NICHTS.
Michael Brückner: Kannst du uns von einem Erlebnis berichten, das dir – beim Hören von Musik, beim Arbeiten an Musik oder bei deinen Konzerten – diese Dimension in der Musik, oder die diesbezügliche Potenz von Musik, besonders deutlich nahe gebracht hat?
Mathias Grassow: Ganz sicher „The Voice of Silence“ von Hamel, ebenso „Bardo“, „Apotheosis“ und „Organum“, dann die „Hearing Solar Winds“ von David Hykes, „Baraka“, „Maraccaba“ „Uranus“ von Klaus Wiese, um nur einige zu nennen. Musik und die Verbindung mit z. B. bewusstseinserweiternden Substanzen kann in einer optimalen Kombination sicher Türen öffnen – hindurchgehen muss man aber selbst, und nicht alles ist für jeden bestimmt. Deshalb hier an dieser Stelle auch eine eindringliche Warnung von beliebigem Drogenkonsum.
Michael Brückner: Es gibt ja bestimmte Musik, in der spirituelle bzw. religiöse Erfahrungen traditionell ausdrücklich thematisiert werden: einmal in dem Sinn, dass es Musik über solche Themen ist (auf der inhaltlichen Ebene), aber auch Musik, die als Werkzeug dienen soll, um bestimmte meditative oder anderweitig spirituell oder religiös bedeutsame Bewusstseinszustände zu vermitteln. In der Regel auch mit dem Ziel, die Beteiligten zu erheben und möglicherweise seelisch oder gar körperlich zu heilen oder zu läutern. Da ist auf der einen Seite die Kirchenmusik der europäischen Tradition, auf der anderen vor allem Formen von aussereuropäischer Musik, die z. B. Peter Michael Hamel, aber auch andere (Behrendt etc.) für bedeutungsvoll und heilsam halten – wie schamanische Musik, (klassische) indische Musik, tibetische Musik, Musik aus Nordafrika und dem mittleren Osten (insbesondere Sufi-Musik) oder Gamelan-Musik aus Java. Oder auch in gewissem Sinn die psychedelische Musik der späten 60er / frühen 70er, oder Trance Techno in den 90ern.
Wie wichtig war oder ist für dich die Beschäftigung mit solcher Musik – insbesondere in Hinblick auf deine eigene Arbeit?
Mathias Grassow: Extrem wichtig, damals wie heute. Ohne den Background, den ich mir angeeignet habe, würde meine Musik nicht so klingen, wie sie klingt. Ich habe stets versucht, zu allen Richtungen einen Zugang zu bekommen. Am meisten verschlossen blieb mir leider bis heute der Jazz. Die Jazzkapitel habe ich in Behrendts Büchern größtenteils nur überflogen.
So ist es eben; aber ich kann eine Musikrichtung auch durchaus schätzen, ohne dass sie mir gefällt.
Michael Brückner: Siehst du dich mit solcher Musik in einer gemeinsamen Tradition (nicht unbedingt bezüglich der genauen Formen, sondern eher Absicht und Wirkung)? Wenn ja, wie drückt sich das in deiner Musik aus? Oder siehst du deinen eigenen Weg eher parallel?
Mathias Grassow: Ganz sicher wollte und will ich in der Musik mehr sehen, als nur ihren ‚Unterhaltungswert‘. Ich bin eben bei den Drones gelandet – es hätte durch eine andere Verkettung von Umständen, einen anderen Lebensweg auch Rock oder Klassik sein können. Parallel ist der Weg sicher auch, aber insbesondere fortführend. Ich entsinne mich, dass ich das, was Klaus Schulze bis etwa 1980 machte, unbedingt für mich ‚erweitern‘ und ‚präzisieren‘ wollte, denn als er mit „Dig It“ und diesem GDS-Computer etc. anfing, war für mich der ‚Spirit‘ verschwunden. Tatsächlich war das einer DER Gründe, weshalb ich selbst mit der Musik anfing!
Wie sich das ausdrückt, kann ich nicht beschreiben, dann würde ich eine Wissenschaft daraus machen.
Wer Ohren hat, der höre!
Michael Brückner: Was sind für dich Elemente in der Musik, die eine besonders spirituelle oder meditative oder heilsame Wirkung ermöglichen? Versuchst du diese Elemente bewusst einzusetzen – im Sinne einer Vorplanung, bevor die eigentliche Musik entsteht – oder lässt du dich von deiner Intuition leiten und beurteilst erst nach einer Aufnahme, ob ein bestimmtes Stück von dir eine entsprechende Wirkung entfaltet?
Mathias GrassowMathias Grassow: Ich habe es für mich aufgegeben, eine ‚Formel‘ finden zu wollen oder nach dem Stein der Weisen zu suchen. Gerade in den letzten Jahren hatte ich Krisen, aber auch Impulse … “Wozu das alles, klingt immer gleich, wird nur konsumiert und nicht wirklich verstanden“ und so fort. Ich höre in mich hinein, wohin das Ganze gehen will und würde diese Musik gerne viel intensiver mit anderen Künsten verbinden, oder auch medizinisch gezielter forschen und Klänge einsetzen. Mich hat stets verwundert, dass im gesamten Esoterik-Umfeld außer Klangschalen-Kling-Klang und Om Shanti-Gesängen die Musik im Grunde ein Schattendasein fristet. Ich glaube fest an die Kraft, die dem Nada-Yoga zugeschrieben wird und an die ‚verloren gegangene und vergessen‘ Kraft der alten indischen Meister, die Wetter beeinflussen und Tiere bändigen konnten.
Dass das oder Ähnliches funktioniert, durfte ich bei drei ergreifenden Konzerte erleben (Oha, ja - das waren auch essentielle Schlüsselerlebnisse!): 1987, Kunsthalle Schirn in Frankfurt: Pandit Pran Nath (indischer Dhrupad-Gesang im Kirana-Stil) – mit Terry Riley an der Tambura. Dann zweimal Nusrat Fateh Ali Khan in den frühen 90ern. ALLE drei Konzerte waren von einer Magie umgeben, die ich nie wieder erlebt habe und die mich die möglich Kraft von Klängen und Schwingungen stärker fühlen liess, als alle Platten, die ich je besaß und besitze!
Michael Brückner: Hattest du den Eindruck, die diesbezügliche "Kraft" der Musik "bei der Arbeit" beobachten zu können (vielleicht weil sich die Atmosphäre während eines Konzertes spürbar verändert hat) oder ist es eher ein Vorgang, der, wenn er geschieht, nur für den jeweiligen Hörer erfahrbar ist und sich zunächst nicht äusserlich zeigt?
Mathias Grassow: Also, bei den drei genannten Konzerten veränderte sich alles: Raum, Zeit, Wetter und Wahrnehmung. Das war wie eine Droge. Natürlich erfordert so ein Event eine grundsätzliche Bereitschaft, sich einzulassen, Offenheit und eine generelle Liebe zur Musik. Es vermischen sich kollektive Erlebnisse, die an die persönliche Biografie andocken.
Insofern waren die Erlebnisse stets höchst individuell, aber gleichzeitig auch kollektiv.
Nehmen wir z. B. Pink Floyd: In den 70ern galt jede Platte als wegweisend, und wenn wir den technischen Aspekt mal weglassen, bleiben Songs zurück, die sicher ihren Wert haben; aber es gibt heute Bands, die Pink Floyd locker das Wasser reichen könnten, die jedoch kaum wahrgenommen werden.
In den 70ern hingegen trafen Pink Floyd und besonders Waters den Zeitgeist; Waters hat Pink Floyd genutzt, um seinem immer fehlenden Vater nachzutrauern und seine schwierige Schulzeit öffentlich zu verarbeiten. Da war jemand zur richtigen Zeit mit der richtigen Musik am richtigen Ort, wie viele andere auch. Es gab ein kollektives Andocken und zugleich wurde die persönliche Geschichte angetriggert. Jeder fand sich irgendwie in ‚Wish You Were Here‘ oder auch ‚Another Brick in the Wall‘ wieder.
Das finde ich heute in der Musik SO intensiv nicht mehr wieder, obgleich es immer noch, oder auch immer wieder, Ergreifendes gibt.
Michael Brückner: Bist du der Meinung, dass Musik oder Klang, um solche Wirkungen zu vermitteln, idealerweise in einer dafür günstigen Umgebung gehört und erlebt werden sollte? Ist dafür ein Konzert besser geeignet,oder das aufmerksame "private" Hören zuhause? Legst du in deinen Konzerten Wert darauf, auch abgesehen von der eigentlichen Musik einen geeigneten Rahmen zu schaffen, und wenn ja: Wie?
Mathias Grassow: Ich versuche nicht aktiv, solche Wirkungen zu vermitteln, denn ‚es‘ passiert einfach. Das kann überall sein und entzieht sich meinem Einflussbereich. Ich freue mich natürlich, wenn ein Konzertangebot kommt, das ein außergewöhnliches Ambiente verspricht, aber nichts ist ein Garant für ‚die Wirkung‘. Ich kann nur vorbereiten und den Raum schaffen; betreten werden muss er von ‚Willigen‘ und dann durch Resonanz und Interaktion aufgebaut und gehalten werden. Ich versuche, sowohl auf CD wie auch live, den Hörern nicht nur Musik zu vermitteln, sondern auch Geist.
Michael Brückner: Neben der religiös gefärbten Betrachtungsweise gibt es auch Ansätze, die die heilende oder bewusstseinsbeeinflussende Wirkung von Musik eher mit wissenschaftlichen, z. B. physikalischen Überlegungen begründen. Die (vereinfacht gesagt) davon ausgehen, dass letzendlich das Universum aus Schwingungen aufgebaut ist, die sich gegenseitig beeinflussen, weshalb Musik – als Kunstform, die in besonders direkter Weise ein bewusstes Gestalten von Schwingungen ist – besonders geeignet sei, gerade auch die besonderen Schwingungen, die den menschlichen Körper und Geist konstituieren, positiv zu beeinflussen. Ich denke dabei insbesondere an die Tradition der Harmoniker (Pythagoras, Kepler, Kayser, Cousto) oder die Befürworter der Stimmung auf den Kammerton von 432 Hertz.
Was ist deine Meinung zu dieser eher wissenschaftlichen Betrachtungsweise?
Mathias Grassow: Nun, es hat alles seine Daseinsberechtigung. Ich persönlich kann mit dem ganzen Planetenkram und dementsprechend gestimmten Gongs usw. nicht so viel anfangen; auch nicht mit irgendwelchen komplexen Berechnungen aufgrund der so allgemeingültigen mathematischen Gesetze, an die ich in dieser Form nicht wirklich glaube. Manchmal denke ich, der ‚wissenschaftliche‘ Zweig ist so etwas wie die legitime Foschung, der legale Zweig der ‚Drogengurus‘, die eigene und tiefe Erfahrungen machten, dies aber nicht mehr so propagieren können wie in den 60ern. Da alle Erfahrung immer eine Mischung zwischen kollektivem Bewusstsein und der eigenen Biografie ist, gibt es auch nicht DAS Buch über Musik, oder DAS Stück, DEN Stil etc. Meine Drones sind vielleicht ‚kosmische Downloads‘, die irgendeine Botschaft beinhalten, die allerdings – nur mit dem Ohr erfasst – nicht die Kraft haben kann, unsere DNA zu ändern, sodass der Weg frei ist für tiefere Erfahrungen unseres Seins. Wir haben durch solche Musik allenfalls eine Ahnung, wer wir sind und wo unser Zuhause ist. Das wirft sicher einen Diskurs auf, aber ich glaube fest daran, dass wir Musik, wenn der ‚Ohrkanal‘ – dessen Chef stets das Gehirn mit all seinen Bewertungen und Einordnungen ist – umgangen wird, auf einer Ebene wahrnehmen könnten, die sich noch keiner so recht vorstellen kann, z. B. Raum und Zeit relativieren, Fühlen der Gleichzeitigkeit von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, usw.
Michael Brückner: Wäre es für dich vorstellbar, die Wirkung von Musik bzw. Klang zu "objektivieren", d. h. bestimmten Rhythmen oder Tonhöhen, oder Kombination davon, bestimmte Effekte auf den menschlichen Körper und Geist objektiv zuzuordnen und damit Musik bewusst und gezielt – ähnlich wie Medizin – als Heilmittel einzusetzen?
Mathias Grassow: Das habe ich teils schon beantwortet. Vorstellbar und wünschenswert ist das schon, aber ich zweifele daran, dass es allgemeingültige Formeln gibt. Eine Art ‚Breitbandantibiotikum‘ ist sicher durch Forschung und Feldstudien rasch zu entwickeln, aber jeder Mensch hat seine ganz persönliche Geschichte, also müsste für jeden ‚Klienten‘ eine persönliche CD ‚entwickelt‘ werden, die er solange hört, bis sich ihre Wirkung voll entfaltet hat. Dann müsste wieder neu zusammengestellt werden - eine unendliche Geschichte. Ebenso müssten Behandelnder und Behandelter in gleicher Weise schwingen und sich mit dem Herzen verbinden, also in der ‚Liebe sein‘. Da unsere Medizin allerdings ein knallhartes Profitgeschäft ist, zweifle ich weniger an der Machbarkeit, als an echter Intention, diese Welt zu verändern und zu wandeln.
Es geht nur, wenn wir alle uns zusammenschließen und die Verbundenheit zu allem fühlen lernen. Erst dann ist alles möglich und es werden sich Wege und Kanäle öffnen, die wir heute noch als ‚übersinnlich‘ bezeichnen. Aber VORSICHT: Eine Gabe oder besondere Fähigkeit heißt noch nicht, dass ein Mensch im Herzen und in der Liebe ist.
Michael Brückner: Ist es für Dich darüber hinaus vorstellbar, mit Musik auch andere Vorgänge oder Ereignisse in der "physikalischen Wirklichkeit" zu beeinflussen – vielleicht wie eine wissenschaftliche Version des Regentanzes?
Mathias Grassow: Haha, nun wenn z. B. ein Musikstück die ‚Spontanheilung‘ eines Schwerkranken evozieren würde, würde man das als ‚Wunder‘ bezeichnen und zu den Akten tun. Es kann doch nicht sein, was nicht sein darf, oder? Andere wiederum würden verzweifelt nach der Formel dahinter suchen und keine finden…
Was ist Wirklichkeit, was Illusion? Die einzige unbeeinflussbare Konstante in unserem Universum ist die Gravitation.
Michael Brückner: In der schamanischen Tradition, die wir kurz erwähnt hatten, aber auch in der psychedelischen Musik und später in der elektronischen Trancemusik spielten Drogen eine Rolle; wenn man sich mit Meditation, Traum und anderen "erweiterten Bewusstseinszuständen" befasst – auch solchen, die durch musikalische Techniken wie z. B. Mantragesang vermittelt werden können – sieht man, dass starke Ähnlichkeiten zu bestimmten Erfahrungen bestehen, die Menschen unter Einfluss psychedelischer Drogen haben, und die z. B. von Aldous Huxley, Timothy Leary oder – systematischer – von dem Forscher Stanislav Grof beschrieben wurden, der in den 50er und 60er Jahren mit LSD experimentierte, und es übrigens später durch eine Kombination bestimmter körperlicher Reize (bzw. auch Reizdeprivation) und Musik ersetzte, bzw. ganz ähnliche Wirkungen erzielte. Es gibt da also offensichtlich auch viele Berührungspunkte.
Hast du früher in deinem Leben einmal Erfahrungen mit psychedelischen Drogen gemacht, und hat das dein Musikschaffen in irgendeiner Weise beeinflusst (ich erinnere mich an ein Zitat von Klaus Schulze aus den 70ern : "LSD hat uns den Weg freigeballert ...")?
Mathias Grassow: Meine Erfahrungen damit sind weniger umfangreich, als meine Geschichte vermuten lassen könnte. Ohne mich hier in Einzelheiten verlieren zu wollen: Nichts macht das Leben besser oder schlechter, wenn wir Hilfsmittel nehmen oder es sein lassen. Niemand macht bessere Musik ‚mit‘ oder ’ohne‘. Es hängt alles davon ab, in welchem Zustand und welcher Intention wir etwas zu uns nehmen. Ja, ich habe Erfahrung, aber es hat mich nicht zum besseren oder erleuchteteren Mensch gemacht.
Michael Brückner: Bist du der Meinung, dass der (moderate und bewusste) Einsatz von Drogen die spirituelle oder heilsame Wirkung von Musik steigern, oder günstig beeinflussen kann? Oder würdest du eher dem zustimmen, was vor vielen Jahren mal eine Freundin von mir sagte: "Die beste Droge ist ein klarer Kopf"?
Mathias Grassow: Wir haben alle KEINEN klaren Kopf, sondern nur eine Sehnsucht nach unserem Zuhause. Bei Drogen gilt generell: Wenn Dosis, Set und Setting stimmen, können Sie etwas Positives bewirken, meinetwegen auch dauerhaft. Aber wir neigen dazu, alles aus dem Ego heraus zu nutzen und dementsprechend noch MEHR, noch INTENSIVER erleben zu wollen. Wir nutzen Drogen zur Enthemmung, zur Sozialisation, Party, Flucht und Spaß. Das ist sicher nicht der Sinn dahinter. Wer aber eine tiefe spirituelle Erfahrung sucht und eben die Voraussetzungen die Besten sind, kann hier möglicherweise einen entscheidenden Schritt nach vorne machen.
Michael Brückner: Abschliessend zu diesem Thema: Ich kann mich erinnern, dass zu bestimmten Zeitpunkten, wie den späten 60ern, aber auch wieder in den späten 80ern / frühen 90ern, die Hoffnung recht groß schien (vielleicht auch nur mir), dass durch eine Art spirituelle Wende – möglicherweise vermittelt durch spirituelle Techniken und transformative Erlebnisse – die Menschheit geläutert und die Welt gerettet oder erneuert werden könnte. Sicherlich drückt sich ein solcher Optimismus auch teilweise in Hamels "Durch Musik zum Selbst" aus. Hattest du zu bestimmten Zeiten auch ähnliche Hoffnungen oder Wünsche, und wie siehst du diese Dinge heute? Hat Musik, und hat Spiritualität, deiner Meinung nach die Kraft, die Welt – oder vielleicht zumindest das Leben einzelner Menschen – zum Besseren zu ändern? Oder ist es eher etwas Schönes für diejenigen, die dafür empfänglich sind, und die Welt geht ihren Gang zum Guten oder Schlechten, ohne dass Musik dabei eine Rolle spielt?
Mathias Grassow: Ich denke heute, dass es innerhalb der ‚Illusionsmatrix‘ unserer Erde, wie auch des gesamten Universums, nicht möglich ist, daraus zu entfliehen. Nicht zumindest ohne tief gefühlt zu haben, dass wir alle Programme innerhalb vieler noch aufwändigerer Programme sind. Wir können eine Illusion nicht innerhalb einer größeren Illusion erkennen. Es gibt keine Zeit, nur Zeitebenen und wir existieren auch nicht wirklich in einer linearen Zeitabfolge. Erkennen heisst fühlen, dass es ein echtes Zuhause gibt – jenseits aller Gefühle und Emotionen. Das absolute Nichts ist so haltlos und unbegreifbar, dass es uns Angst macht.
Der einzige Schlüssel zur Erkenntnis und zum Ausstieg aus dem Dilemma ist bedingungslose und absichtslose Liebe. Es gibt heute und hier nichts anderes zu lernen. Unser Verweilen hier auf der Erde ist die Lebensschule.
Unser Zuhause ist nicht hier. Alle Musik dieser Welt drückt unsere Sehnsucht nach dort aus, von wo wir einst kamen; alle nur erdenklichen Gefühle sind Ausdruck dieser Sehnsucht.
Insofern bin ich desillusioniert, denn New-Age, der Aufbruch und alles, was die 68er-Aufbruchsgeneration so idealisierte, war auch nur ein Programm zur Fütterung der Menschen; ein neues Spielzeug in einer alten Arena.
Meine Hoffnung ist meine Erinnerung – die hoffentlich ausreicht, um mich heim zu bringen.
Ich möchte nicht noch eine Schleife drehen.
Meine Musik ist das Echo meines Rufs …
Michael Brückner
Fotos: (c) Mathias Grassow
Michael Brückners Lieblingsalben von Mathias Grassow (bisher ...)
Soloalben:
Tiefweite Stille (1999)
The Fragrance of Eternal Roses (2000)
Bliss (2001)
AeroAreA (2010)
Interstellar Gravity (2010)
Zusammenarbeiten mit anderen Künstlern:
The House on the Borderland (2005) mit bzw. als Nostalgia
Mosaic (2012) mit John HaughmInterviews
„Meine Musik ist das Echo meines Rufs“ – ein Gespräch mit dem Drone Ambient-Pionier Mathias Grassow
Mathias GrassowDenjenigen, die Mathias Grassow vielleicht noch nicht (oder nicht so gut) kennen, möchte ich ihn gerne kurz vorstellen: Mathias wurde 1963 geboren und wuchs in Wiesbaden auf. Nach ersten musikalischen Gehversuchen an Schlagzeug und Gitarre in den späten 70er Jahren wandte er sich der elektronischen, speziell der Ambient-Musik zu. Er veröffentlichte seine ersten Alben zunächst auf Cassette (in den 80ern gab es eine gut entwickelte Untergrund-Cassetten-Szene), bald aber auch auf LP und CD. International bekannt wurde er durch „El Hadra“ (1991), dem gemeinsamen Album mit dem ehemaligen Popol Voh-Musiker und Sufi-Mystiker Klaus Wiese, einem der Mitbegründer der ursprünglichen New Age-Szene (bevor deren kommerzielle Verwässerung einsetzte). Seither hat Mathias mit einem anhaltenden Strom von ausgezeichneten Veröffentlichungen sein ursprüngliches Konzept immer weiter verfeinert, vertieft und erweitert.
Mathias Grassow ist einer der Pioniere und herausragenden Vertreter des sog. Drone-Ambient, seine Spezialität sind ausdrucksstarke introspektive, oft auch dunkel anmutende minimalistische Klanglandschaften von besonderer spiritueller Intensität.
Während er anfänglich von deutschen Elektronik-Ikonen wie Tangerine Dream und Klaus Schulze fasziniert war, brachte ihn u.a. die Lektüre des Buches „Durch Musik zum Selbst“ des Münchner Komponisten Peter Michael Hamel (mit dem ihn seit Jahren auch eine persönliche Freundschaft verbindet) dazu, sich mehr und mehr den meditativen und auch heilenden Aspekten der Musik zuzuwenden; neben dem bereits erwähnten Klaus Wiese und der Musik von Peter Michael Hamel kann man auch teilweise eine Nähe zu den frühen Alben von Georg Deuter oder amerikanischen Ambient-Musikern wie Steve Roach erkennen.
Während Mathias seine Klänge hauptsächlich elektronisch erzeugt, ist er doch ein Multi-Instrumentalist und verwendet zur Erschaffung seiner Klangwelten auch Klangschalen, Tamboura, Zither, Flöten oder Obertongesang.
Auch nach seiner erfolgreichen Zusammenarbeit mit Klaus Wiese (aus der noch zwei weitere Alben hervorgingen) hat Mathias mit vielen anderen namhaften Ambient- (und anderen) Musikern zusammengearbeitet, unter anderem mit Rüdiger Gleisberg (mit dem er auch, zusammen mit Carsten Aghte, das Nebenprojekt „Nostalgia“ betreibt), Oöphoi, Alio Die, Bruno Sanfilippo, Jim Cole und dem (Metal-) Gitarristen John Haughm. Konzerte waren in den letzten Jahren nicht sehr zahlreich und beschränkten sich auf wenige sorgfältig ausgewählte Veranstaltungsorte; der nächste Auftritt von Mathias wird allerdings in recht naher Zukunft im Rahmen des Spectaculare-Festivals am 6. Februar in Prag stattfinden.
Michael Brückner: Ich finde es immer sehr interessant, auch den Weg eines Musikers zu seiner eigenen Musik nachzuvollziehen, deshalb setze ich mit meinen Fragen zunächst mal *ganz* früh an:
Kannst du dich erinnern, bei welcher Gelegenheit dir erstmals ein Drone als ein für sich allein genommen hörenswertes, klangliches bzw. musikalisches Ereignis bewusst aufgefallen ist? Oder an ein anderes musikalisches Schlüsselerlebnis aus deiner Kindheit?
Mathias Grassow: Nun, das waren wohl unbewusst eher Klänge, an die ich mich heute nicht mehr recht erinnern kann. Meeresrauschen …? Glocken aus der Ferne …? Es kommen, ebenso wie bei Gerüchen, Erinnerungen hoch, aber ich kann nicht deuten, weshalb mich z.B. die besagten Kirchenglocken aus der Ferne tief berühren. Ganz sicher auch musikalisch sehr früh … Ich weiß aber nicht mehr, welche Platten das waren.
Michael Brückner: War deine Familie oder allgemein dein Umfeld in deiner Kindheit künstlerisch geprägt, d. h. waren deine Eltern – oder andere wichtige Bezugspersonen – z. B. Musiker? Und da die Spiritualität in deiner Musik ja auch eine Rolle spielt, bzw. damit Hand in Hand geht, würde mich der Einfluss deiner Eltern in diesem Punkt auch interessieren.
Mathias Grassow: Ein solcher Einfluss war kaum vorhanden. Ich stamme auch nicht aus einer Musikerfamilie. Mein Bruder wollte Klavier lernen und meine Eltern boten mir dasselbe dann auch an. Ich wollte aber nicht den Weg des Orchestermusikers und der Konservatorien gehen. Was gut so war, denn als dann der Wunsch nach Tasten aufkeimte, war ich bereits 16 und fühlte deutlicher, was ich wirklich will.
Michael Brückner: Hast du als Kind ein Instrument gelernt? Wie hast du in deiner Schulzeit den Musikunterricht empfunden: förderlich / anregend - oder eher hemmend und einschränkend?
Mathias Grassow: Nein, als Kind lernte ich noch nichts. Das ging erst Ende der 70er los, mit einem selbstgebastelten Schlagzeug, dann Gitarre, dann Synthesizer. Der Unterricht in der Grundschule war dröge – nur Volkslieder vom Schlage „Im Frühtau zu Berge …“. Im Gymnasium drohte es dann erneut langweilig zu werden, aber ich hielt mit Schulze und TD, um nur einige zu nennen, erfolgreich dagegen.
Michael Brückner: Du bist ja in den 70ern aufgewachsen und hast dementsprechend eine nicht ganz untypische "musikalische Sozialisation" durchlaufen. Ich würde gerne mit dir über verschiedene Genre bzw. Gruppen von Bands und Musikern sprechen, die möglicherweise einen gewissen Einfluss auf Dein eigenes Musikschaffen hatten bzw. haben:
70er "progressiver" Rock / Hard Rock / Metal (und Artverwandtes)
Mathias Grassow: Bis heute sehr stark, allerdings ist ein Einfluss nicht direkt zu hören. Jede Musik beeinflusste mich irgendwie, aber ich grenzte auch ab: Es gab immer Rock und Elektronik gleichzeitig. Ich hörte über viele Jahre jeden Abend stundenlang Musik, je nach Stimmung und Laune. Irgendwo war eine Trennung da und doch geschah alles gleichzeitig.
Michael Brückner: "Klassische" 70er- Elektronik und Berliner Schule (vor allem Schulze und TD, aber auch Jarre, Vangelis, Cluster, Kraftwerk etc.)
Mathias Grassow: Erstaunlicherweise gar nicht mal so sehr, wenn man von TD und Schulze absieht. Die alte deutsche Elektronik und auch die daraus entstandene NDW [Neue Deutsche Welle, die Red.] war mir zu schräg, experimentell und zu nervig (z. B. NEU!). Ich mochte La Düsseldorf oder Kraftwerk nur beschränkt und zog es vor, die Münchner Schule zu hören.
Michael Brückner: Brian Eno (Fripp & Eno, Verwandtes...)
Mathias Grassow: Eno geht bis heute eigentlich weniger an mich; habe den Hype um ihn nie so ganz verstanden … Fripp wiederum schätze ich, besonders z. B. die Werke mit David Sylvian.
Peter Michael Hamel und Mathias Grassow
Peter Michael Hamel und Mathias Grassow
Michael Brückner: Popol Vuh, Klaus Wiese & Peter Michael Hamel (und Verwandtes)
Mathias Grassow: Extrem stark. Gerade Hamel ist einer meiner Haupteinflussgeber und Inspirationsquellen.
Michael Brückner: Peter Michael Hamel ist Komponist, Elektroniker, Autor und Dozent, und zufällig hat auch mich sein Buch "Durch Musik zum Selbst", ebenso wie seine frühen Alben, als junger Mensch sehr geprägt – deshalb möchte gerne genauer erfahren, wie das bei dir war.
Wie bist Du auf Peters Musik aufmerksam geworden?
Mathias Grassow: Es war eher Zufall. Das erste Album war „Nada“ und dann kaufte ich die anderen nach und nach.
Michael Brückner: Was ist dein Lieblingsalbum von ihm?
Mathias Grassow: Als komplettes Album die „Organum“. Ansonsten diverse Stücke von verschiedenen Alben, bevorzugt die mit Kirchenorgel und PPG-Synth.
Michael Brückner: Was ist für dich das Besondere an seiner Musik? Wie unterscheidet sie sich von der, die dich bis zu diesem Punkt beeinflusst hatte?
Mathias Grassow: Schwer zu sagen. Irgendwie berühren mich manche seiner Stücke derart tief, dass mir der Mund offensteht. Das ist bis heute so und ich bin verwundert, dass ein strukturierter, klassisch ausgebildeter Komponist in der Lage ist, mich so zu berühren. Ich kannte das zuvor eher von größtenteils improvisierter Musik. Dazu das Buch im Hintergrund … und ich verstand, dass er irgendwie begnadet ist.
Michael Brückner: Haben dich seine Anregungen (insbesondere in seinem Buch) direkt beeinflusst bzw. dir neue Bereiche eröffnet? Oder kanntest du die Themen, die er anspricht (asiatische Musik, Meditation, Ragas usw.) schon bevor du dich mit Peters Arbeiten beschäftgt hast?
Mathias Grassow: Nein, das Buch war schon eine Initialzündung und hat mir sowohl Wege geöffnet, als auch verständlich gemacht, wie alles zusammenwirkt. J. E. Behrendts Buch „Nada Brahma – die Welt ist Klang“ war später dann eine willkommene Ergänzung und Vertiefung.
Michael Brückner: Wann hast Du Peter persönlich kennengelernt?
Mathias Grassow: Oh, das war so Ende der 80er über den Frankfurter Ring, wo Peter Seminare und Konzerte abhielt.
Michael Brückner: Habt ihr jemals zusammen Musik gemacht?
Mathias Grassow: Nein, nie. Das stand aber auch nie zur Diskussion. Wir haben auch heute eher eine private Freundschaft.
Michael Brückner: Haben deine persönlichen Begegnungen mit ihm dir hinsichtlich deiner Musik weitere Impulse gegeben, die über das hinausgehen, was seine Alben und sein Buch dir schon vermittelt hatten?
Mathias Grassow: Nein, eigentlich nicht. Das Zusammensein, die Briefe natürlich irgendwie schon, nicht aber eine ‚Einsicht‘ oder ‚Impulse‘ aufgrund der Gespäche. Es ist eben interessant, wie sich ein Mensch vom unnahbaren Komponisten zu einem ganz normalen Wegbegleiter hin entwickelt. Unsere Begegnung 2016 hat mich ernüchtert, mir aber auch viel gegeben.
Michael Brückner: Hast du durch ihn weitere Musiker (oder vielleicht auch Produzenten / Label etc) kennengelernt, die dich in der Folge inspiriert haben oder anderweitig für dich und deine Arbeit wichtig waren, oder sind?
Mathias Grassow: Nein, da Peter in den 80ern bereits stark der komponierten Musik zugewandt war. Diese Welt ist im Großen und Ganzen dann doch eine ganz andere als die der Kuckuck-Platten und seines Buches. Es fielen oft Namen, die ich kannte und kenne (z. B. auch Michael Hoenig, um in der Elektronik-Szene zu bleiben), aber ich lernte eher durch Klaus Wiese interessante Menschen kennen.
Michael Brückner: Kannst du uns eine oder zwei Anekdoten oder interessante Begegnungen über bzw. mit Peter erzählen, an die du dich gerne erinnerst?
Mathias Grassow: Nun, das Intensivste war meine Begegnung mit ihm an Ostern 2016. Es war sehr privat, offen und menschlich. Ich habe den Menschen Peter kennengelernt, nicht mehr den Musiker. Das war verblüffend und von einer solchen – teils auch tragischen – Tiefe begleitet, dass ich Einzelheiten hier nicht zum Besten geben möchte.
Michael Brückner: Bevor ich auf einen ganz wichtigen Punkt zurückkomme, den wir in Verbindung mit der "Münchner Schule" schon angesprochen haben – nämlich den spirtuellen Aspekt von Musik, und Musik als ein Mittel zur Heilung – möchte ich gerne noch für diejenigen, die nicht so viel darüber wissen, deinen bisherigen musikalischen Werdegang betrachten.
Kannst du dich noch an das erste Stück erinnern, das du aufgenommen hast bzw. mit dem du zufrieden warst? Ist es auf einem deiner Alben enthalten?
Mathias Grassow: Meine ersten Stücke waren ganz schräge Schrammeleien auf der Gitarre und quäkende Synth-Töne. Auf einem meiner Alben? Um Gottes Willen! (lacht) Das ginge selbst als ‚wohlwollend experimentell‘ nicht mehr durch. Dilettantismus pur, aber auch Kult! Zufrieden war ich mit meinen ersten Mehrspuraufnahmen, das war circa 1981.
Michael Brückner: Welches war dein erstes Album, das auf einem Label veröffentlicht wurde? Wie kam damals der Kontakt mit dem Label zustande?
Mathias Grassow: Das war die Cassette „At the Gates of Dawn“, 1985 entstanden und im Februar 1986 über Aquamarin in München veröffentlicht. Das war eher ein an US-New-Age orientierter Buchversand, der auch den Musikmarkt für sich entdeckte und Kassetten produzierte, die hauptsächlich in Eso-Läden verkauft wurden. So verknüpften sich Spiritualität und Musik ganz automatisch für mich. Ich wandte mich aber Ende der 80er von dieser Art New Age ab, weil mir die Musik dann schließlich zu beliebig, süß und kitschig wurde.
Michael Brückner: Der Titel lässt direkt an Pink Floyd denken. War deine frühe Musik – oder speziell dieses Album – damals ausgesprochen PF-inspiriert?
Mathias Grassow: Nein, die Musik auf keinen Fall – aber diesen Titel fand ich interessant, und so habe ich ihn geklaut …
Michael Brückner: Wie war danach die Entwicklung in Hinblick auf Labels und Vertriebswege?
Mathias Grassow: Nach Aquamarin boomte dann ab 1990 die CD. Durch meinen Namen und Beziehungen kamen dann Labels auf mich zu. AIM aus München und auch das kultige „NO-CD-REKORDS“ aus Spanien, dann AMPLEXUS aus Italien usw. Anfang der 90er boomte auch Ambient ein wenig. Besonders Steve Roach, Robert Rich und Michael Stearns waren da etwas größer im Rennen. Alle drei schätze ich auch heute noch sehr!
Michael Brückner: Was war dein bisher kommerziell erfolgreichstes Album?
Mathias Grassow: Ganz klar mit Abstand die „El-Hadra“ mit Klaus Wiese. Ich kenne die genauen Verkaufszahlen nicht, aber 100.000 wären nicht übertrieben.
Michael Brückner: Wie ist heute – insbesondere im Hinblick auf die nun schon fast altbekannten Krise der Plattenindustrie – der Stand der Dinge für dich, in Punkto Veröffentlichung und Vertrieb?
Mathias Grassow: Es wird leider immer schlechter und frustrierender: Einerseits sind die Produktionskosten enorm gesunken; es wird aber auch viel weniger an CDs verkauft als früher. Momentan ist die erschreckende Wahrheit, dass 200er Auflagen durchaus genügen. Es wird dann auch nicht mehr nachgepresst. Durch bessere Promotion können sich im Laufe der Zeit auch mal 500 verkaufen, aber spätestens dann ist Schluss.
Michael Brückner: Du bist ein sehr fleissiger Musiker und dein Katalog umfasst eine beeindruckende Vielzahl von Alben. Könntest du für uns vier deiner Alben herausgreifen, die dir besonders viel bedeuten und kurz darstellen, was für dich diese Alben besonders auszeichnet?
Mathias Grassow: Vier? Hmmm, also die „Psychic Dome“ war schon was Besonderes, dann die „Ambience“ – der Titel ist Programm, und diese CD prägte auch viele Andere. Auch die „Himavat“ setzte Ende der 90er Standards. Im neuen Jahrtausend überschlugen sich die Ereignisse. Da kann ich schlecht ein Album herausgreifen. Momentan gefällt mir selber die „Harmonia Mundi“ sehr gut; ich brauche aber Zeit – mindestens 10 Jahre – um ein Album rückwirkend einstufen zu können. Verschiedene andere Alben hingegen würde ich heute nicht mehr machen.
Michael Brückner: Du hast auch viele Kollaborationen mit anderen Musikern gemacht. Kannst du für uns davon wiederum zwei oder drei Beispiele herausgreifen, die dir besonders in Erinnerung geblieben sind?
John Haughm und Mathias Grassow
John Haughm und Mathias Grassow
Mathias Grassow: Nun auf alle Fälle die „Arcanum“ mit Rüdiger Gleisberg und Amir Baghiri; dann die Alben mit John Haughm von Agalloch und die Werke mit Jim Cole.
Michael Brückner: Da du gerade Rüdiger Gleisberg erwähnst - vor Kurzem hast du "The House On The Borderland" von Nostalgia – ein Album, das eine Zeit lang, soweit ich weiß, nicht mehr erhältlich war – über Bandcamp wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Sehr zu meiner Freude, da es tatsächlich eines meiner Lieblingsalben überhaupt ist und ich finde, dass es durchaus noch mehr Beachtung verdient! Vielleicht magst du uns bei dieser Gelegenheit kurz etwas über die Entstehung dieses Albums erzählen, bzw. auch über das Projekt "Nostalgia" – das ja, glaube ich, hauptsächlich eine Kooperation zwischen dir und dem Musiker und Komponisten Rüdiger Gleisberg ist, zu dem Ihr noch weitere (je nach Album wechselnde) Gastmusiker eingeladen habt. „The House on the Borderland“ ist ja die Vertonung einer klassischen Horror-Novelle (Das Haus an der Grenze, Wiliam Hope Hodgson, von 1908). Kanntest Du diese Geschichte schon vorher? Spannend wäre auch zu erfahren, ob es in Zukunft noch weitere Nostalgia-Alben geben wird.
Mathias Grassow: Die „House on the Borderland“ wäre damals, soweit ich mich entsinne, um ein Haar "Platte des Monats" im großen Goth-Magazin „Orkus“ geworden. Hätten wir einen guten Vertrieb gehabt und eine Plattenfirma, die eine Tour finanziert hätte, wäre das Album ein großer Erfolg geworden, denke ich.
Ganz vom Markt war sie nie, wenn ich die armselige EC-Zwischenveröffentlichung mit einrechne. Sie wird mittlerweile nur noch digital vertrieben und ist damit praktisch einem unbegrenztem Publikum zugänglich.
Ich muss an dieser Stelle präzisieren, dass Nostalgia zwar insgesamt hauptsächlich ein Gemeinschaftswerk von mir und Gleisberg sowie Carsten Agthe plus wechslenden Gastmusikern ist, aber bei diesem speziellen Album war der dritte Protagonist Luigi Seviroli der Hauptideengeber und Initiator. In diesem einen Falle haben Rüdiger und ich das Werk vervollständigt. Die Orchesterparts stammen hauptsächlich von Luigi, der das Gesamtkonzept für meine Begriffe kongenial umsetzte.
Zum Zeitpunkt der Entstehung war mir das Buch nicht bekannt, wohl aber der dramatisch-tragische Lebenslauf des Autors. „House on the Borderland“ war demnach ein 'Zufallstreffer', der unter Nostalgia veröffentlicht wurde, jedoch eigentlich ein Ausbruch aus dem Stil des ersten Albums war. Es gibt bislang insgesamt vier Alben; momentan ruht unser Projekt; wie lange weiß ich nicht. Wenn wir als richtige Band anerkannt werden und die Fans bedienen wollen, müssen wir touren, und dafür wohnen wir zu weit auseinander, haben Familien und wollen alle drei (Grassow, Gleisberg, Agthe) mit unseren zusammen über 150 Lenzen das nicht mehr auf uns nehmen. Nach der „House on the Borderland“ hätte ein gezielter Aufbau durch Produzenten, Plattenfirmen und Verlagen gestartet werden müssen, um im Gespräch zu bleiben. Nostalgia ist mittlerweile – außer bei Fans wie Dir – weitgehend in Vergessenheit geraten; das meine ich mit gezieltem Aufbau und Tournee. Das enttäuscht mich aber nicht; alle vier Alben haben ihren Weg gemacht und waren zum Zeitpunkt der Entstehung eine Freude.
Michael Brückner: Wie hast du Rüdiger kennengelernt?
Mathias Grassow: Vor mehr als 25 Jahren bei einer Geburtstagsfeier eines 'Fans' elektronischer Musik in Wiesbaden.
Michael Brückner: Was habt ihr schon alles zusammen gemacht?
Mathias Grassow: Außer einigen Gastauftritten Rüdigers auf meinen CDs "Expanding Horizon" und "Lanzarote Concert" nur Nostalgia.
Michael Brückner: Von wem ging die Initiative bei Nostalgia aus?
Mathias Grassow: Von mir.
Michael Brückner: Was ist dein persönliche Lieblingsalbum von diesem Projekt?
Mathias Grassow: Ebenfalls „House On The Borderland“, aber auch das erste, " Arcana Publicata Vilescunt " hat seine Reize und ist recht zeitlos.
Michael Brückner: Was kannst du über die anderen Gastmusiker sagen?
Mathias Grassow: Nun zu Rüdiger muss ich nicht viel sagen, Carsten Agthe ist auch immer mal wieder auf meinen CD's vertreten und Luigi Seviroli ist ein bekannter italiensicher Filmkomponist.
Vielleicht werden wir noch Poes "Untergang des Hause Usher " vertonen, aber das ist noch unsicher. „House on the Borderland“ sollte mit unserer Musik auch verfilmt werden, aber ich habe vom Regisseur nichts weiter gehört, außer dem üblichen Bla-Bla "Independent-Film, kein Geld und überhaupt ...". Wir werden sehen – es bleibt spannend!
Michael Brückner: Kannst du uns von zwei oder drei deiner Konzerte erzählen, die dir besonders im Gedächtnis geblieben sind?
Mathias Grassow: Also der Auftritt in San Sebastian war der Hammer: Organisation und Betreuung waren erstklassig! Ebenso das Lanzarote-Konzert – unvergesslich in Aufwand, Technik, Organisation und Professionalität.
Auch die Prag-Konzerte waren gut vorbereitet und organisiert. Nicht zu vergessen freilich der denkwürdige Auftritt bei Oöphoi 1999 – das war aber eher ein ‚private concert‘. Dort lernte ich u. a. auch Robert Rich und Alio Die kennen. Steve Roach kannte ich schon aus Paderborn, wo er mit Elmar Schulte als „Solitaire“ an diversen Alben bastelte.
Michael Brückner: Wann fanden die Konzerte in San Sebastian und Lanzarote genau statt, und wie hast du die Möglichkeit bekommen, daran teilzunehmen?
Mathias Grassow: Die Veranstalter meldeten sich bei mir. Ich war damals schon nicht unbekannt, und wer die Szene kannte und sich interessierte, kam an mir nicht vorbei … Ich erinnere mich aber auch an einen Fan aus dieser Zeit, der in Spanien Werbung machte. Leider lebt er nicht mehr. San Sebastian war 1993 und Lanzarote 1994.
Michael Brückner: Erinnerst du dich an Reaktionen, Leserbriefe oder Gespräche von bzw. mit deinen Hörern oder Konzertbesuchern, die dir viel bedeuten, oder die dir typisch oder anderweitig besonders erscheinen?
Mathias Grassow: Sicher, da gäbe es Vieles. Hervorheben möchte ich, dass ich doch erstaunt war, wie verblüfft, ja sogar abweisend Fans sein können, wenn Du Dich nicht als Star, sondern als Mensch zeigst. Das verwirrt viele. Sie wollen eine Ikone sehen. Du bist stets nur Deine Musik. Das hat mich traurig gemacht. Ich verstand von da an, wie einsam echte Stars sind, obgleich jeder so sein will, wie sie.
Leserbriefe und Rezensionen sind über die vielen Jahre so viele geworden, dass ich aufgehört habe zu sammeln und mich zu erinnern. Verletzt hat mich mal eine bodenlos niederschmetternde und persönlich beleidigende Rezension, die mich noch im Schlaf verfolgte. Ich hätte zuvor nicht gedacht, dass mir so etwas so viel ausmachen könnte. Das hatte sich dann aber später geklärt. Es gab hier und da ergreifende Briefe oder Mails von Menschen, die mit meiner Musik einen Durchbruch erlebten oder deren chronische Krankheiten sich erheblich besserten; das Gros der Hörer jedoch sind Jäger und Sammler, die eben ihrer Leidenschaft frönen. Warum auch nicht? Aber jedes : „Du bist der Beste!“ und „Weiter so“ ermutigt mich!
Michael Brückner: Klaus Wiese ist ein Ambient-Musiker, dessen Namen ich zwar schon hin und wieder begegnet bin, über den ich aber noch nicht sehr viel weiß. Möchtest du uns kurz etwas über ihn erzählen? Wo hast du ihn kennengelernt und wie hat sich dann eure Zusammenarbeit ergeben? Hattet ihr über euer gemeinsames Musikprojekt hinaus noch weiteren Kontakt? Und kanntest du seine Musik schon vorher – wenn ja, war sie ein wichtiger Einfluss für Dich?
Mathias Grassow: Der Kosmos von Klaus Wiese ist zu umfangreich, um in ein paar Zeilen unsere gemeinsamen 22 Jahre abzuarbeiten. Alleine schon der Begriff „Ambient-Musiker“ trifft ihn und sein Wesen nicht.
Er war Weltmusiker, sehr fernöstlich geprägt, Sufi – und Musik gegenüber gleichmütig eingestellt. So präzise, wie er mit Klängen arbeitete, so nachlässig war er mit Promotion, Vertrieb und Eigenmanagement. Manchmal waren seine Wege geheimnsivoll und erschlossen sich nicht. Kein Ziel, nur der Augenblick zählte … in einem Moment war es die Musik, dann wieder Fotografie oder einfach nur stundenlang sitzen und Tee trinken. Wir hatten mehrere Alben zusammen gemacht und benutzten unsere Klänge, die jeder zur Verfügung hatte. Die Popol Vuh-Mitgliedschaft war eher eine Art Kommune, in der sie zusammenlebten und er war eben mit auf dem Bild – so seine Worte. In der Love & Peace-Zeit war eben jeder dabei, der irgendwie mal reinschaute. Einfluss hatte sein Musik auf mich, oh ja!
Zusammen mit Hamel war und ist Klaus Wiese mein Haupteinfluss. Ich lernte ihn über den Aquamarin-Verlag in München so um 1987 kennen, weil wir beide dort verlegten und fasziniert von der jeweiligen Musik des Kollegen waren.
Michael Brückner: Bei Popol Vuh muss ich auch an Alois Gromer (aka Al Gromer Khan) denken, den man sicherlich auch der "Münchner Schule" zurechnen kann. Kennst du ihn, und habt ihr womöglich auch schon einmal Musik zusammen gemacht?
Mathias Grassow: Ja, ich kenne ihn persönlich von mehreren Treffen, aber es kam nie zu einer musikalischen Zusammenarbeit.
Michael Brückner: An anderer Stelle nennst du Klaus Wiese "meinen Sufi-Mentor" – heißt das, dass ihr auch über die Musik hinaus (persönlich) auf spirituellem Gebiet in Kontakt bzw. Dialog wart? Oder war es eher so, dass du durch Klaus' Musik hier Anregungen empfangen hast?
Mathias Grassow: Ja, wir hatten durchaus ein bis zwei Mal im Jahr Kontakt in München, wo ich viel erlernte, aber das war nie so definiert. Was er mir beibrachte, ging über die Musik weit hinaus; es waren Lebenslehren, das Wichtige im Unwichtigen sehen, Gelassenheit und Gleichmut … Es war eine tolle Zeit mit ihm; die Musik letztlich nur der Träger für tiefere spirituelle Lehren.
Michael Brückner: Du bist ja nun seit drei Jahrzehnten musikalisch Aktiv und hast in dieser Zeit viele Veränderungen deiner Art von Musik miterlebt. In dieser Zeit hast du auch Kontakt zu anderen Künstlern gehabt, ebenso zu Plattenfirmen, Magazinen, Konzertveranstaltern, Fans usw. – wie stellt sich diese Entwicklung, insbesondere im Hinblick auf, sagen wir, die "Szene", Gruppenzusammengehörigkeit, Gemeinschaftsgefühl usw. dar? Besteht ein großer Unterschied zwischen, sagen wir, ca. 1989 und heute? Oder ist alles mehr oder weniger gleich gelieben, und nur die Genrenamen etc. haben sich verändert?
Mathias Grassow: Nun, ich zitiere meinen Freund Peter Michael Hamel an dieser Stelle: „Es gibt nur EINE Frau Musica, mit der ich liiert bin“. Die Genreunterscheide schaffen Andere, und besonders in unseren Gefilden werden sehr gerne Schubladen bedient. Es hat sich weniger geändert, als es zunächst den Anschein hat. Immer wieder neuer Wein aus alten Schläuchen (oder wahlweise anders herum). Sicher gab es Kontrapunkte in der Entwicklung, und der jeweils zeitgenössische Entdeckergeist veränderte den Schwerpunkt. Keine Richtung hatte eine „Von - Bis“ Zeit, das wird alles künstlich gemacht und katalogisiert. Es existiert alles gleichzeitig – nur der Schwerpunkt der Wahrnehmung verlagert sich. Ein Gemeinschaftsgefühl gab es nicht wirklich. Das wird alles oft verklärt und romantisiert – ebenso wie auch ich gerne die 60er und frühen 70er idealisiere.
Michael Brückner: Es hat den Anschein, dass eine nie dagewesene Menge an Menschen elektronische Musik, speziell auch Ambient, produzieren. Dein amerikanischer Kollege Robert Rich sagte dazu in einem Interview recht anschaulich "Everyone is pollywog in the puddle now" (wir sind nun alle Kaulquappen in der Pfütze). Gerade für Musiker, die zu einem bestimmten Zeitpunkt mit ihrer Musik auch einen gewissen wirtschaftlichen Erfolg hatten, muss das eine schwierige, jedenfalls zweischneidige Situation sein. Wie denkst du darüber? Erlebst du die zunehmende Zahl an Ambient-Veröffentlichungen als wirtschaftliche, oder künstlerische, Bedrohung? Siehst du deine eigene Arbeit dadurch entwertet? Oder ist es in gewissem Sinn auch eine Bestätigung insofern, dass es doch weltweit viele Menschen gibt, die sich mit dieser Musik intensiv beschäftigen?
Welche Auswirkungen hatte die Entwicklung seit dem Aufkommen des Internets auf deine Arbeit?
Mathias Grassow: Alleine diese Frage wirft einen großen Diskurs auf.
Als Bedrohung sehe ich keinen der ‚Kollegen‘ – mich ärgert allenfalls, dass es etliche Musiker gibt, die meinen, Ambient mal so nebenher als ‚side project‘ machen zu können, um auch das abzuhaken. Der ‚Anspruch‘ hier liegt weniger in der Virtuosiät und teuren Geräten, als vielmehr in einer Art ‚spirituellen Fühlens‘ und der Notwendigkeit, Drones zu nutzen, um tiefe innere Einblicke in uns und das Universum zu bekommen. Das mag arg idealistisch klingen und soll es ruhig auch. Ambient und besonders Drones sind keine Unterhaltung, auch kein Mittel, um sich wegzuschießen, sondern tiefe innere Arbeit, an der ich mein Publikum teilhaben lassen möchte.
Als eine massive Entwertung empfinde ich eher, dass ich z. B. Musik in Bandcamp hochstelle und damit dem Fan einen gewissen Luxus biete. Jedes Stück kann komplett angehört werden, bevor sich der Ehrliche zum Kauf entscheidet und dann wirklich auch einen ‚Wert für sein Geld‘ bekommt. Dann gibt es aber diese zwielichtigen ‚Bandcamp Downloader‘-Programme, die ganz frech z. B. über Computer-Bild angeboten werden (kostenloses Shareware-Programm, um Songs aus Bandcamp zu rippen). Das finde ich kriminell und dagegen sollte vorgegangen werden.
Ich freue mich, wenn man heute für wenig Geld gute Musik machen kann. Elektronisches Equipment kostet nur noch ein Bruchteil dessen, was man vor 30 Jahren dafür noch auf den Tisch legen musste! Auch dass jeder Talentierte sich und seine Musik rasch weltweit präsentieren kann, ist eine schöne Entwicklung. Die bitteren Auswüchse sind das krankhafte Jagen und Sammeln von digitalisierter Musik, die sich immer mehr von Qualität zu identitätsloser Masse entwickelt und den Markt regelrecht zumüllt; das betrifft aber nicht nur Ambient.
Wirtschaftlicher Erfolg ist relativ und jedes Genre unterliegt Höhen und Tiefen. Es ist allerdings auch nicht zu schaffen, sich selbst in jedem Bereich von der Musik über die Studiotechnik und bishin zur kompletten Vermarktung selbst zu coachen. Ich habe ausser der Musik ja auch einen Beruf, und neben dem Job auch alle Aspekte der Musik perfekt zu managen, ist nicht zu bewältigen.
Michael Brückner: Das ist – oder war – ja das große Versprechen des Internets: dass jeder Kreative alleine – ohne Plattenfirma oder Verlag etc. – seine Kunst vermarkten und erfolgreich werden kann. Wie du auch schreibst aber offenbar für die meisten doch eine überfordernde Freiheit. Insofern scheint die Arbeitsteilung der Plattenindustrie doch Sinn gemacht zu haben: der Musiker komponiert und spielt die Musik ein, der Audio-Techniker nimmt sie in guter Qualität auf, der Produzent mischt und mastert sie, das Management kümmert sich um die Werbung und die Organistation von Konzerten, es gibt einen Vertrieb usw. Vielleicht hatte in so einem Setting der Künstler doch eher die Chance, sich auf sein "Kerngeschäft" – eben die Musik – zu konzentrieren, sofern er eben das Glück hatte, einen Plattenvertrag zu bekommen. Wobei sich dann offenbar doch viele Künstler wiederum als Sklaven ihrer Labels gesehen haben. Eine komplexe Situation. Wenn du es dir heute wünschen könntest, was wären für dich die Idealbedingungen, um als Musiker und Komponist aktiv zu sein und künstlerisch die besten Ergebnisse zu erzielen?
Mathias Grassow: Ganz klar eine Teilung der Arbeit mit Personen, denen ich vertrauen kann. Dass Labels nur Sklavenhalter sind, ist Blödsinn. Independent-Labels lassen ihren Künstlern viele Freiheiten; andererseits, wer die Kommerzschiene fährt, will eben Erfolg haben – mit allem, was dazugehört, also auch den Schattenseiten.
Erfolge hatte ich mit El-Hadra, und der Rapper „Drake“ hat in seinem Millionen-Hit „ Started from the Bottom“ ein Stück von mir und Bruno Sanfilippo für diesen Erfolgssong gesampelt. Erfolg heisst auch, mit Schattenseiten umgehen zu können. Für beide „Erfolge“ ist allerdings nie Geld gezahlt worden.
Michael Brückner: Du erwähntest vorhin kurz deinen Brotberuf – in welchem Beruf arbeitest du?
Mathias Grassow: Ich bin kaufmänischer Angestellter – seit 32 Jahren.
Michael Brückner: Macht dir dieser Beruf ähnlich viel Freude wie die Musik, d. h. sind es für dich zwei gleichberechtigte Interessensfelder, oder ist es eher so, dass dein Herz für die Musik schlägt, der Beruf aber ein notwendiges Mittel darstellt?
Mathias Grassow: Eher ein notwendiges Mittel, aber auch hier ändert sich meine Wahrnehmung. Das Leben ist Alltag und meine eigene innere Entwicklung spiegelt sich wider im Umgang mit Menschen eben darin.
Es ist eine Wechselwirkung; und eine Resonanz zu fühlen, das ist schön! Ich bin keineswegs der introvertierte Eigenbrötler, der bei zugezogenen Vorhängen im Studio ‚drönt‘. Ich bin glücklich, dass u. a. mein Beruf mich vor anhaltender Isolation bewahrt hat. Hier gibt es so viele ‚normale‘ Menschen mit Herz und Verstand; Musiker sind nicht die besseren Menschen …
Michael Brückner: Du hast ja auch Familie, und aus eigener Erfahrung weiß ich, dass das manchmal mit dem intensiven Künstlerdasein nicht leicht zu vereinbaren ist. Wie waren bzw. sind da deine Erfahrungen?
Mathias Grassow: Kann ich nicht unterschreiben. Meine kreativste Zeit und die besten Stücken sind inmitten des ‚Familienstresses‘ entstanden! Es gibt keinerlei Formeln und Voraussetzungen, wann der Nährboden für gute Musik am Besten bereitet ist. Wenn ich eine Botschaft habe, ist sie so simpel, dass sie kaum wahrgenommen oder für Ernst empfunden wird. Der Musenkuss orientiert sich nicht an unserem Alltag.
Michael Brückner: Ich würde auch noch kurz gerne auf den technischen Aspekt der Produktion deiner Musik eingehen – kannst du uns eine kurze Übersicht geben, welche (Haupt-)Klangerzeuger und (falls von Bedeutung) andere Werkzeuge du über die Jahre verwendet hast?
Mathias Grassow: Oha! Das waren so viele, dass ich mich kaum erinnere: Begonnen hat alles mit einem Roland SH-2000, dann folgte die komplette Korg MS-Serie, später spielte ich fast alles mit Rang und Namen: Memorymoog, Rhodes Chroma, Oberheim XPander, die Jupiter-Reihe, Hartmann Neuron, Sequential T-8 usw. Am kreativsten konnte ich tatsächlich mit dem Neuron arbeiten, den geilsten Sound hatte der T-8 – meine erste CD-Veröffentlichung „Prophecy“ entstand größtenteils damit. Alle anderen Tools, wie Grooveboxen, Effektgeräte und auch Software waren so umfangreich, dass ich sie hier nicht auflisten kann, und ich finde das im Detail auch nicht so wichtig.
Michael Brückner: Ist deine Arbeitsweise im Laufe der Jahre mehr oder weniger gleich geblieben, oder hat sie sich durch die Evolution der elektronischen Geräte stark geändert?
Mathias Grassow: Sie hat sich stark geändert. Ich arbeite seit ca. zehn Jahren viel reduzierter und mische mehr bereits vorhandene Basic-Tracks, als dass ich Neues schaffe. Ich hatte mir nach 2010 einige Dave Smith-Geräte gekauft und fand darin wenig Inspirierendes, was nichts über die Qualität dieser tollen Geräte aussagt, mir aber zeigt, dass ich neue und andere Wege gehen soll. Sie werden langsam offenkundig. Mehr möchte ich an dieser Stelle noch nicht preisgeben.
Michael Brückner: Kannst du uns deine spezielle Arbeitsweise näher erläutern?
Mathias Grassow: Meine sicher sehr untypische Arbeitsweise ist wie ein gutes Rezept. Die kann und will ich nicht in einem Interview darlegen – und damit preisgeben. Sie ist sehr simpel, trotzdem kaum darstellbar und gleicht am ehesten einer Art Partitur, die über Jahre entsteht und letztlich im intuitiven Mischen ein Stück vollendet.
Es geschieht vieles ‚zufällig‘, teils, wenn ich gar nicht im Raum bin und ich FÜHLE, wenn ein Drone Magie hat.
Mag es eine Gabe sein oder nicht, das ist irrelevant und das möchte ich auch nicht diskutiert wissen. Es gibt Künstler, die mich berühren, bei anderen möchte ich sagen: „Lass es sein … Dir fehlt die Wahrnehmung für die erforderliche Tiefe.“ Da das sehr rasch anmaßend klingen kann und ich eben nicht ‚Songs von A nach B konstruiere‘, erklärt sich, weshalb ich mich bezüglich Erläuterung des Entstehungsprozess so zurückhalte. Vielleicht habe ich mich hier schon zu weit aus dem Fenster gelehnt.
Michael Brückner: Ist für dich die Ästhetik deiner Musik notwendig an die elektronische Klangerzeugung gekoppelt, oder könntest du dir vorstellen, auch mit – sagen wir – Chor, Kirchenorgel, Streichorchester und Tamboura eine in der Wirkung ähnliche Musik ohne Elektronik zu erzeugen?
Mathias Grassow: Das habe ich bereits gemacht – besonders in den späten 80ern. Da gab es ganze Kassetten (jawoll) mit ausschließlich Gong, Klangschalen, Zither, Taboura, Harmonium und Oberton-Gesangsaufnahmen (lernte ich 1987 in Italien). Die sind rührig und teils schrullig, haben aber ihren Reiz. Einiges davon fand in einer anderen Mischung auch auf späteren CDs seinen Niederschlag, z. B. den beiden „Tiefweite Stille“-Alben auf ‚Practising nature‘ von DATABLOEM aus Holland.
Mathias Grassow
Michael Brückner: Nachdem wir uns ausführlich über die "Äusserlichkeiten" des Musikerlebens unterhalten haben, wollen wir nun versuchen, die Tiefen, Höhen und endlosen Weiten auszuloten, die der spirituelle Aspekt der Musik (oder des Lebens überhaupt) eröffnet - sofern Worte dorthin vordringen können.
Wenn wir darüber sprechen, ist "spirituell" der passende Begriff für dich? Siehst du dich als spirituellen Menschen? Oder erscheint dir eine andere Bezeichnung passender?
Mathias Grassow: Hmmm, also ich möchte nicht mit irgendwelchen Floskeln und all diesen anderen Zeiterscheinungen jonglieren … Spirituell ja, aber nicht im marktschreierischen Sinne der „Kerzen auf der Badewannen-Wohlfühl-Esoterik“. Innere Arbeit ist ein schmerzhafter Prozess, er raubt Dir restlos alle Illusionen und erforscht in aller Tiefe, wer Du wirklich bist. Ich beantworte Deine Frage also mit „Ja“, ohne mich momentan weiter erklären zu wollen.
Michael Brückner: Hattest du, als Kind oder Jugendlicher, schon ein Interesse an Religion, Philosophie bzw. Psychologie oder seelischer Heilung, bevor du (z. B. bei Hamel oder anderen) Musik kennengelernt hast, die solche Bereiche anspricht oder zum Ausdruck bringt? Oder hat sich dieses Interesse sozusagen Hand in Hand mit deiner Beschäftigung mit dieser Musik und in Ausübung deiner eigenen Musik entwickelt?
Mathias Grassow: Als Kind hatte ich allenfalls das Gefühl, ‚anders‘ zu sein. Schule war mir zuwider, mich interessierte weder stures Lernen nach Lehrplan, noch etwas nachzueifern, weil es alle machten und es ‚schon immer’ so war. Ich war eher ein schüchterner Querulant, lebte das aber in meinem Inneren aus. Ich war kein Rebell oder Aufsässiger. So war mir Punk und seine damaligen Gegenspieler, die Popper, gleichsam zuwider. Ich floh lieber in meine Welt aus Roger Dean (u. a. YES-Cover-Gestalter) und den entsprechenden Bands dieser Zeit.
Klaus Schulze entsprach meinen romantischen Vorstellungen weit mehr, als eben politische Radikale und deren Musik. Obwohl … die ‚Proletenpassion‘ der Schmetterlinge faszinierte mich – ebenso wie auch Ton Steine Scherben. Das Interesse an Religionsphilosophie kam in erster Linie durch meine Liebe zu Fantasy-Groschenromanen zustande. Die tolle „Macabros“-Serie des legendären Dan Shocker war einer der Schlüssel – sehr rasch dann freilich auch die Musik von Deuter, Hamel, Popol Vuh, Stephan Micus … Nicht unbedingt die hiesige Berliner Schule; die war zwar gut zum Träumen und Entfliehen aus dem Schulalltag, aber nichts für spirituelle Bildung; deshalb war mir die sogenannte Münchner Schule immer näher. Musik und Literatur halfen mir, mein ‚Anderssein‘ besser zu verstehen und zu verinnerlichen; ich kann aber nicht sagen, dass es EIN Schlüsselerlebnis war, was mich schon früh dahin katapultierte. Mit 16 las ich bereits das Totenbuch der Tibeter und die Upanishaden. Das war bestimmt außergewöhnlich, aber auch eine Flucht.
Michael Brückner: Also gab es für dich keine Art von "spirituellem Erweckungserlebnis", dass diesen Bereich für dich sozusagen mit einem Paukenschlag zum Thema gemacht hat, sondern dein Interesse hat sich still und allmählich herauskristallisiert?
Mathias Grassow: Nein, das gab es nicht, aber es gab durchaus wichtige Eckpunkte:
Angefangen von Deuter und den tollen Osho-Sprüchen auf seinen Platten (seine „Aum“ entstand übrigens mit Klaus Wiese zusammen – wie gesagt später mein Sufi-Mentor über viele Jahre) über (Schul-)Literatur („Das Gold von Caxamalca“ von Jakob Wassermann) bis hin zu einem der wichtigsten Schlüssel 1981, als mir ein Freund, der im hiesigen „Synthesizerstudio Jacob“ in Wiesbaden arbeitete, an EINEM Tag Timothy Leary, Alan Watts und all die Ikonen der wilden 60er nahebrachte und mir dazu noch die LP (!) „The Voice of Silence“ von Peter Michael Hamel auslieh, die für mich Türen sprengte.
Ich habe bis heute selten eine intensivere Platte mit einer eindringlicheren spirituellen Botschaft gehört. Diesen Tag werde ich nie vergessen und immer als Meilenstein in meinem Leben betrachten. Danach geschah noch sehr viel, auch Ernüchterndes … Vielleicht sollte ich bald meine Autobiografie schreiben?
Michael Brückner: Eine Biografie wäre sicher interessant! Ich persönlich finde auch – oder gerade – bei dem Themenkomplex "Spiritualität" die ernüchternden Momente besonders spannend. In deinem Fall auch insofern, als dass du dich ja dennoch offenbar dadurch letztlich nicht von der Spiritualität abgewendet hast. Als junger Mensch ist es – denke ich – leicht, für spirituelle Ideen zu schwärmen, aber eine Frage, die mich auch persönlich beschäftigt, ist: wie bleibe ich auf dem Weg, auch wenn sich das Leben als schwieriger, komplexer und vielleicht auch spröder und weniger romantisch erweist, als ich das erwartet habe?
Mathias Grassow: Nun, die Entwicklung der Spiritualität ist gleichsam etwas sehr Intimes, wie auch etwas, was man teilen sollte. Leider gibt es hier rasch Polarisierungen und Missverständnisse, besonders wenn es um Lebenslehren geht, die über das Persönliche hinausgehen, universell sind und sich durchaus klassischer Muster bedienen, ohne diese zu missbrauchen - wie etwa einen Lehrer zu haben, Glauben und Religion per se in Frage zu stellen und damit u. a. auch die Grundlage dessen zu nehmen, was unsere Konditionen sind und was uns steuert.
Ernüchternd sind hier die Momente, die an deinem Fundament rütteln und teils nicht greifbar und fassbar sind, Momente, die eine gefühlte Wahrheit offenbaren und dich wirklich grundlegend in Frage stellen. Das ist hart und essentiell, aber es muss nicht unbedingt ein Abwenden geben, wenn es ‚zu heiß‘ wird.
Gerade dann sollten wir Türen durchschreiten und bewusst der Angst begegnen, um uns zu transformieren.
Es ist am Ende nicht wichtig, DASS wir sterben, sondern WIE wir sterben. Ersteres ist eine unumstößliche Tatsache, das Zweite hingegen können wir steuern.
Michael Brückner: Kannst du kurz umreißen, was genau Musik im Bereich von Heilung oder Spiritualität deiner Meinung nach vermag? Und ob das Wirkungen sind, die Musik bzw. Klang generell hat, oder ob der Hörer eine bestimmte Empfänglichkeit dafür mitbringen muss?
Mathias Grassow: Diese Frage kann ich nicht in wenigen Sätzen beantworten. Ich denke aber, dass Musik ein sehr wichtiger Schlüssel zur Heilung sein kann, da sie Schwingung ist und wir zu rund 60% aus Wasser bestehen.
Da wir aber nur gewohnt sind, Musik über die Ohren wahrzunehmen, filtert das Gehirn und versucht die Musik einzuordnen, zu verstehen, zu kategorisieren und zu katalogisieren. Das, was Musik vollbringen könnte, ist in unserem Bewusstsein tief verankert, aber verschüttet, oder in der DNA (noch) nicht freigeschaltet. Das ehrwürdige indische Nada-Yoga, wie es auch von Hamel in seinem Buch erwähnt wird, propagiert die Suche nach dem ureigenen inneren Klang und die Resonanz darauf. Das ‚Tönen‘ der Drones kommt dem am Nächsten – ist gleichsam Weg und Ziel zugleich. Am Ende löst sich alles im Nichts auf. Die ‚Magnificent Void‘ ist die Abwesenheit jeglicher Emotionen und Gefühle. Gott ist NICHTS.
Michael Brückner: Kannst du uns von einem Erlebnis berichten, das dir – beim Hören von Musik, beim Arbeiten an Musik oder bei deinen Konzerten – diese Dimension in der Musik, oder die diesbezügliche Potenz von Musik, besonders deutlich nahe gebracht hat?
Mathias Grassow: Ganz sicher „The Voice of Silence“ von Hamel, ebenso „Bardo“, „Apotheosis“ und „Organum“, dann die „Hearing Solar Winds“ von David Hykes, „Baraka“, „Maraccaba“ „Uranus“ von Klaus Wiese, um nur einige zu nennen. Musik und die Verbindung mit z. B. bewusstseinserweiternden Substanzen kann in einer optimalen Kombination sicher Türen öffnen – hindurchgehen muss man aber selbst, und nicht alles ist für jeden bestimmt. Deshalb hier an dieser Stelle auch eine eindringliche Warnung von beliebigem Drogenkonsum.
Michael Brückner: Es gibt ja bestimmte Musik, in der spirituelle bzw. religiöse Erfahrungen traditionell ausdrücklich thematisiert werden: einmal in dem Sinn, dass es Musik über solche Themen ist (auf der inhaltlichen Ebene), aber auch Musik, die als Werkzeug dienen soll, um bestimmte meditative oder anderweitig spirituell oder religiös bedeutsame Bewusstseinszustände zu vermitteln. In der Regel auch mit dem Ziel, die Beteiligten zu erheben und möglicherweise seelisch oder gar körperlich zu heilen oder zu läutern. Da ist auf der einen Seite die Kirchenmusik der europäischen Tradition, auf der anderen vor allem Formen von aussereuropäischer Musik, die z. B. Peter Michael Hamel, aber auch andere (Behrendt etc.) für bedeutungsvoll und heilsam halten – wie schamanische Musik, (klassische) indische Musik, tibetische Musik, Musik aus Nordafrika und dem mittleren Osten (insbesondere Sufi-Musik) oder Gamelan-Musik aus Java. Oder auch in gewissem Sinn die psychedelische Musik der späten 60er / frühen 70er, oder Trance Techno in den 90ern.
Wie wichtig war oder ist für dich die Beschäftigung mit solcher Musik – insbesondere in Hinblick auf deine eigene Arbeit?
Mathias Grassow: Extrem wichtig, damals wie heute. Ohne den Background, den ich mir angeeignet habe, würde meine Musik nicht so klingen, wie sie klingt. Ich habe stets versucht, zu allen Richtungen einen Zugang zu bekommen. Am meisten verschlossen blieb mir leider bis heute der Jazz. Die Jazzkapitel habe ich in Behrendts Büchern größtenteils nur überflogen.
So ist es eben; aber ich kann eine Musikrichtung auch durchaus schätzen, ohne dass sie mir gefällt.
Michael Brückner: Siehst du dich mit solcher Musik in einer gemeinsamen Tradition (nicht unbedingt bezüglich der genauen Formen, sondern eher Absicht und Wirkung)? Wenn ja, wie drückt sich das in deiner Musik aus? Oder siehst du deinen eigenen Weg eher parallel?
Mathias Grassow: Ganz sicher wollte und will ich in der Musik mehr sehen, als nur ihren ‚Unterhaltungswert‘. Ich bin eben bei den Drones gelandet – es hätte durch eine andere Verkettung von Umständen, einen anderen Lebensweg auch Rock oder Klassik sein können. Parallel ist der Weg sicher auch, aber insbesondere fortführend. Ich entsinne mich, dass ich das, was Klaus Schulze bis etwa 1980 machte, unbedingt für mich ‚erweitern‘ und ‚präzisieren‘ wollte, denn als er mit „Dig It“ und diesem GDS-Computer etc. anfing, war für mich der ‚Spirit‘ verschwunden. Tatsächlich war das einer DER Gründe, weshalb ich selbst mit der Musik anfing!
Wie sich das ausdrückt, kann ich nicht beschreiben, dann würde ich eine Wissenschaft daraus machen.
Wer Ohren hat, der höre!
Michael Brückner: Was sind für dich Elemente in der Musik, die eine besonders spirituelle oder meditative oder heilsame Wirkung ermöglichen? Versuchst du diese Elemente bewusst einzusetzen – im Sinne einer Vorplanung, bevor die eigentliche Musik entsteht – oder lässt du dich von deiner Intuition leiten und beurteilst erst nach einer Aufnahme, ob ein bestimmtes Stück von dir eine entsprechende Wirkung entfaltet?
Mathias GrassowMathias Grassow: Ich habe es für mich aufgegeben, eine ‚Formel‘ finden zu wollen oder nach dem Stein der Weisen zu suchen. Gerade in den letzten Jahren hatte ich Krisen, aber auch Impulse … “Wozu das alles, klingt immer gleich, wird nur konsumiert und nicht wirklich verstanden“ und so fort. Ich höre in mich hinein, wohin das Ganze gehen will und würde diese Musik gerne viel intensiver mit anderen Künsten verbinden, oder auch medizinisch gezielter forschen und Klänge einsetzen. Mich hat stets verwundert, dass im gesamten Esoterik-Umfeld außer Klangschalen-Kling-Klang und Om Shanti-Gesängen die Musik im Grunde ein Schattendasein fristet. Ich glaube fest an die Kraft, die dem Nada-Yoga zugeschrieben wird und an die ‚verloren gegangene und vergessen‘ Kraft der alten indischen Meister, die Wetter beeinflussen und Tiere bändigen konnten.
Dass das oder Ähnliches funktioniert, durfte ich bei drei ergreifenden Konzerte erleben (Oha, ja - das waren auch essentielle Schlüsselerlebnisse!): 1987, Kunsthalle Schirn in Frankfurt: Pandit Pran Nath (indischer Dhrupad-Gesang im Kirana-Stil) – mit Terry Riley an der Tambura. Dann zweimal Nusrat Fateh Ali Khan in den frühen 90ern. ALLE drei Konzerte waren von einer Magie umgeben, die ich nie wieder erlebt habe und die mich die möglich Kraft von Klängen und Schwingungen stärker fühlen liess, als alle Platten, die ich je besaß und besitze!
Michael Brückner: Hattest du den Eindruck, die diesbezügliche "Kraft" der Musik "bei der Arbeit" beobachten zu können (vielleicht weil sich die Atmosphäre während eines Konzertes spürbar verändert hat) oder ist es eher ein Vorgang, der, wenn er geschieht, nur für den jeweiligen Hörer erfahrbar ist und sich zunächst nicht äusserlich zeigt?
Mathias Grassow: Also, bei den drei genannten Konzerten veränderte sich alles: Raum, Zeit, Wetter und Wahrnehmung. Das war wie eine Droge. Natürlich erfordert so ein Event eine grundsätzliche Bereitschaft, sich einzulassen, Offenheit und eine generelle Liebe zur Musik. Es vermischen sich kollektive Erlebnisse, die an die persönliche Biografie andocken.
Insofern waren die Erlebnisse stets höchst individuell, aber gleichzeitig auch kollektiv.
Nehmen wir z. B. Pink Floyd: In den 70ern galt jede Platte als wegweisend, und wenn wir den technischen Aspekt mal weglassen, bleiben Songs zurück, die sicher ihren Wert haben; aber es gibt heute Bands, die Pink Floyd locker das Wasser reichen könnten, die jedoch kaum wahrgenommen werden.
In den 70ern hingegen trafen Pink Floyd und besonders Waters den Zeitgeist; Waters hat Pink Floyd genutzt, um seinem immer fehlenden Vater nachzutrauern und seine schwierige Schulzeit öffentlich zu verarbeiten. Da war jemand zur richtigen Zeit mit der richtigen Musik am richtigen Ort, wie viele andere auch. Es gab ein kollektives Andocken und zugleich wurde die persönliche Geschichte angetriggert. Jeder fand sich irgendwie in ‚Wish You Were Here‘ oder auch ‚Another Brick in the Wall‘ wieder.
Das finde ich heute in der Musik SO intensiv nicht mehr wieder, obgleich es immer noch, oder auch immer wieder, Ergreifendes gibt.
Michael Brückner: Bist du der Meinung, dass Musik oder Klang, um solche Wirkungen zu vermitteln, idealerweise in einer dafür günstigen Umgebung gehört und erlebt werden sollte? Ist dafür ein Konzert besser geeignet,oder das aufmerksame "private" Hören zuhause? Legst du in deinen Konzerten Wert darauf, auch abgesehen von der eigentlichen Musik einen geeigneten Rahmen zu schaffen, und wenn ja: Wie?
Mathias Grassow: Ich versuche nicht aktiv, solche Wirkungen zu vermitteln, denn ‚es‘ passiert einfach. Das kann überall sein und entzieht sich meinem Einflussbereich. Ich freue mich natürlich, wenn ein Konzertangebot kommt, das ein außergewöhnliches Ambiente verspricht, aber nichts ist ein Garant für ‚die Wirkung‘. Ich kann nur vorbereiten und den Raum schaffen; betreten werden muss er von ‚Willigen‘ und dann durch Resonanz und Interaktion aufgebaut und gehalten werden. Ich versuche, sowohl auf CD wie auch live, den Hörern nicht nur Musik zu vermitteln, sondern auch Geist.
Michael Brückner: Neben der religiös gefärbten Betrachtungsweise gibt es auch Ansätze, die die heilende oder bewusstseinsbeeinflussende Wirkung von Musik eher mit wissenschaftlichen, z. B. physikalischen Überlegungen begründen. Die (vereinfacht gesagt) davon ausgehen, dass letzendlich das Universum aus Schwingungen aufgebaut ist, die sich gegenseitig beeinflussen, weshalb Musik – als Kunstform, die in besonders direkter Weise ein bewusstes Gestalten von Schwingungen ist – besonders geeignet sei, gerade auch die besonderen Schwingungen, die den menschlichen Körper und Geist konstituieren, positiv zu beeinflussen. Ich denke dabei insbesondere an die Tradition der Harmoniker (Pythagoras, Kepler, Kayser, Cousto) oder die Befürworter der Stimmung auf den Kammerton von 432 Hertz.
Was ist deine Meinung zu dieser eher wissenschaftlichen Betrachtungsweise?
Mathias Grassow: Nun, es hat alles seine Daseinsberechtigung. Ich persönlich kann mit dem ganzen Planetenkram und dementsprechend gestimmten Gongs usw. nicht so viel anfangen; auch nicht mit irgendwelchen komplexen Berechnungen aufgrund der so allgemeingültigen mathematischen Gesetze, an die ich in dieser Form nicht wirklich glaube. Manchmal denke ich, der ‚wissenschaftliche‘ Zweig ist so etwas wie die legitime Foschung, der legale Zweig der ‚Drogengurus‘, die eigene und tiefe Erfahrungen machten, dies aber nicht mehr so propagieren können wie in den 60ern. Da alle Erfahrung immer eine Mischung zwischen kollektivem Bewusstsein und der eigenen Biografie ist, gibt es auch nicht DAS Buch über Musik, oder DAS Stück, DEN Stil etc. Meine Drones sind vielleicht ‚kosmische Downloads‘, die irgendeine Botschaft beinhalten, die allerdings – nur mit dem Ohr erfasst – nicht die Kraft haben kann, unsere DNA zu ändern, sodass der Weg frei ist für tiefere Erfahrungen unseres Seins. Wir haben durch solche Musik allenfalls eine Ahnung, wer wir sind und wo unser Zuhause ist. Das wirft sicher einen Diskurs auf, aber ich glaube fest daran, dass wir Musik, wenn der ‚Ohrkanal‘ – dessen Chef stets das Gehirn mit all seinen Bewertungen und Einordnungen ist – umgangen wird, auf einer Ebene wahrnehmen könnten, die sich noch keiner so recht vorstellen kann, z. B. Raum und Zeit relativieren, Fühlen der Gleichzeitigkeit von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, usw.
Michael Brückner: Wäre es für dich vorstellbar, die Wirkung von Musik bzw. Klang zu "objektivieren", d. h. bestimmten Rhythmen oder Tonhöhen, oder Kombination davon, bestimmte Effekte auf den menschlichen Körper und Geist objektiv zuzuordnen und damit Musik bewusst und gezielt – ähnlich wie Medizin – als Heilmittel einzusetzen?
Mathias Grassow: Das habe ich teils schon beantwortet. Vorstellbar und wünschenswert ist das schon, aber ich zweifele daran, dass es allgemeingültige Formeln gibt. Eine Art ‚Breitbandantibiotikum‘ ist sicher durch Forschung und Feldstudien rasch zu entwickeln, aber jeder Mensch hat seine ganz persönliche Geschichte, also müsste für jeden ‚Klienten‘ eine persönliche CD ‚entwickelt‘ werden, die er solange hört, bis sich ihre Wirkung voll entfaltet hat. Dann müsste wieder neu zusammengestellt werden - eine unendliche Geschichte. Ebenso müssten Behandelnder und Behandelter in gleicher Weise schwingen und sich mit dem Herzen verbinden, also in der ‚Liebe sein‘. Da unsere Medizin allerdings ein knallhartes Profitgeschäft ist, zweifle ich weniger an der Machbarkeit, als an echter Intention, diese Welt zu verändern und zu wandeln.
Es geht nur, wenn wir alle uns zusammenschließen und die Verbundenheit zu allem fühlen lernen. Erst dann ist alles möglich und es werden sich Wege und Kanäle öffnen, die wir heute noch als ‚übersinnlich‘ bezeichnen. Aber VORSICHT: Eine Gabe oder besondere Fähigkeit heißt noch nicht, dass ein Mensch im Herzen und in der Liebe ist.
Michael Brückner: Ist es für Dich darüber hinaus vorstellbar, mit Musik auch andere Vorgänge oder Ereignisse in der "physikalischen Wirklichkeit" zu beeinflussen – vielleicht wie eine wissenschaftliche Version des Regentanzes?
Mathias Grassow: Haha, nun wenn z. B. ein Musikstück die ‚Spontanheilung‘ eines Schwerkranken evozieren würde, würde man das als ‚Wunder‘ bezeichnen und zu den Akten tun. Es kann doch nicht sein, was nicht sein darf, oder? Andere wiederum würden verzweifelt nach der Formel dahinter suchen und keine finden…
Was ist Wirklichkeit, was Illusion? Die einzige unbeeinflussbare Konstante in unserem Universum ist die Gravitation.
Michael Brückner: In der schamanischen Tradition, die wir kurz erwähnt hatten, aber auch in der psychedelischen Musik und später in der elektronischen Trancemusik spielten Drogen eine Rolle; wenn man sich mit Meditation, Traum und anderen "erweiterten Bewusstseinszuständen" befasst – auch solchen, die durch musikalische Techniken wie z. B. Mantragesang vermittelt werden können – sieht man, dass starke Ähnlichkeiten zu bestimmten Erfahrungen bestehen, die Menschen unter Einfluss psychedelischer Drogen haben, und die z. B. von Aldous Huxley, Timothy Leary oder – systematischer – von dem Forscher Stanislav Grof beschrieben wurden, der in den 50er und 60er Jahren mit LSD experimentierte, und es übrigens später durch eine Kombination bestimmter körperlicher Reize (bzw. auch Reizdeprivation) und Musik ersetzte, bzw. ganz ähnliche Wirkungen erzielte. Es gibt da also offensichtlich auch viele Berührungspunkte.
Hast du früher in deinem Leben einmal Erfahrungen mit psychedelischen Drogen gemacht, und hat das dein Musikschaffen in irgendeiner Weise beeinflusst (ich erinnere mich an ein Zitat von Klaus Schulze aus den 70ern : "LSD hat uns den Weg freigeballert ...")?
Mathias Grassow: Meine Erfahrungen damit sind weniger umfangreich, als meine Geschichte vermuten lassen könnte. Ohne mich hier in Einzelheiten verlieren zu wollen: Nichts macht das Leben besser oder schlechter, wenn wir Hilfsmittel nehmen oder es sein lassen. Niemand macht bessere Musik ‚mit‘ oder ’ohne‘. Es hängt alles davon ab, in welchem Zustand und welcher Intention wir etwas zu uns nehmen. Ja, ich habe Erfahrung, aber es hat mich nicht zum besseren oder erleuchteteren Mensch gemacht.
Michael Brückner: Bist du der Meinung, dass der (moderate und bewusste) Einsatz von Drogen die spirituelle oder heilsame Wirkung von Musik steigern, oder günstig beeinflussen kann? Oder würdest du eher dem zustimmen, was vor vielen Jahren mal eine Freundin von mir sagte: "Die beste Droge ist ein klarer Kopf"?
Mathias Grassow: Wir haben alle KEINEN klaren Kopf, sondern nur eine Sehnsucht nach unserem Zuhause. Bei Drogen gilt generell: Wenn Dosis, Set und Setting stimmen, können Sie etwas Positives bewirken, meinetwegen auch dauerhaft. Aber wir neigen dazu, alles aus dem Ego heraus zu nutzen und dementsprechend noch MEHR, noch INTENSIVER erleben zu wollen. Wir nutzen Drogen zur Enthemmung, zur Sozialisation, Party, Flucht und Spaß. Das ist sicher nicht der Sinn dahinter. Wer aber eine tiefe spirituelle Erfahrung sucht und eben die Voraussetzungen die Besten sind, kann hier möglicherweise einen entscheidenden Schritt nach vorne machen.
Michael Brückner: Abschliessend zu diesem Thema: Ich kann mich erinnern, dass zu bestimmten Zeitpunkten, wie den späten 60ern, aber auch wieder in den späten 80ern / frühen 90ern, die Hoffnung recht groß schien (vielleicht auch nur mir), dass durch eine Art spirituelle Wende – möglicherweise vermittelt durch spirituelle Techniken und transformative Erlebnisse – die Menschheit geläutert und die Welt gerettet oder erneuert werden könnte. Sicherlich drückt sich ein solcher Optimismus auch teilweise in Hamels "Durch Musik zum Selbst" aus. Hattest du zu bestimmten Zeiten auch ähnliche Hoffnungen oder Wünsche, und wie siehst du diese Dinge heute? Hat Musik, und hat Spiritualität, deiner Meinung nach die Kraft, die Welt – oder vielleicht zumindest das Leben einzelner Menschen – zum Besseren zu ändern? Oder ist es eher etwas Schönes für diejenigen, die dafür empfänglich sind, und die Welt geht ihren Gang zum Guten oder Schlechten, ohne dass Musik dabei eine Rolle spielt?
Mathias Grassow: Ich denke heute, dass es innerhalb der ‚Illusionsmatrix‘ unserer Erde, wie auch des gesamten Universums, nicht möglich ist, daraus zu entfliehen. Nicht zumindest ohne tief gefühlt zu haben, dass wir alle Programme innerhalb vieler noch aufwändigerer Programme sind. Wir können eine Illusion nicht innerhalb einer größeren Illusion erkennen. Es gibt keine Zeit, nur Zeitebenen und wir existieren auch nicht wirklich in einer linearen Zeitabfolge. Erkennen heisst fühlen, dass es ein echtes Zuhause gibt – jenseits aller Gefühle und Emotionen. Das absolute Nichts ist so haltlos und unbegreifbar, dass es uns Angst macht.
Der einzige Schlüssel zur Erkenntnis und zum Ausstieg aus dem Dilemma ist bedingungslose und absichtslose Liebe. Es gibt heute und hier nichts anderes zu lernen. Unser Verweilen hier auf der Erde ist die Lebensschule.
Unser Zuhause ist nicht hier. Alle Musik dieser Welt drückt unsere Sehnsucht nach dort aus, von wo wir einst kamen; alle nur erdenklichen Gefühle sind Ausdruck dieser Sehnsucht.
Insofern bin ich desillusioniert, denn New-Age, der Aufbruch und alles, was die 68er-Aufbruchsgeneration so idealisierte, war auch nur ein Programm zur Fütterung der Menschen; ein neues Spielzeug in einer alten Arena.
Meine Hoffnung ist meine Erinnerung – die hoffentlich ausreicht, um mich heim zu bringen.
Ich möchte nicht noch eine Schleife drehen.
Meine Musik ist das Echo meines Rufs …
Michael Brückner
Fotos: (c) Mathias Grassow
Michael Brückners Lieblingsalben von Mathias Grassow (bisher ...)
Soloalben:
Tiefweite Stille (1999)
The Fragrance of Eternal Roses (2000)
Bliss (2001)
AeroAreA (2010)
Interstellar Gravity (2010)
Zusammenarbeiten mit anderen Künstlern:
The House on the Borderland (2005) mit bzw. als Nostalgia
Mosaic (2012) mit John Haughm
Closing the Eternity & Mathias Grassow (2016) mit Closing the Eternity
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„My music is the echo of my call…“ – a conversation with drone ambient pioneer Mathias Grassow
First of all I’d like to introduce Mathias Grassow to those who don’t know so much about him yet:
Mathias was born in 1963 and grew up in Wiesbaden, Germany. After first musical steps with drums and guitar in the
late 1970s he started to get involved in electronic, especially ambient music. While his first albums intially were
released on cassette (there was a well-developed underground cassette scene in the 80s) LPs and CDs followed
soon.
His international breakthrough came with “El Hadra” (1991), his collaboration with ex-Popol Vuh musician and Sufi
mystic Klaus Wiese, one of the founding fathers of the original new age movement (before it was sold out and turned
mostly into elevator music). Ever since, Mathias kept refining, deepening and expanding his initial musical concept
with an ongoing stream of excellent releases.
Mathias Grassow is one of the pioneers and most important figures of drone ambient, his trademark are hauntingly
introspective, at times sombre, minimalistic soundscapes of remarkable spiritual intensity.
While he initially was fascinated by German electronic music icons like Tangerine Dream and Klaus Schulze, among
other things reading the book “Through Music To The Self” by Munich composer Peter Michael Hamel (who has also
grown into a personal friend over the years) shifted Mathias’ interest to the more meditative and healing aspects of
music. In addition to Klaus Wiese and the albums of Peter Michael Hamel also the early work of Georg Deuter or of
American ambient artists like Steve Roach have certain aspects in common with parts of Mathias’ music.
While most of his sounds are electronically generated, Mathias actually is a multi-instrumentalist and also makes use
of singing bowls, tamboura, zither, flutes or overtone singing for his vast and immersive sonic creations.
After his succesful cooperation with Klaus Wiese (which resulted in two more albums), Mathias kept on joining forces
with many more well known (ambient and other) musicians, like Rüdiger Gleisberg (who is, together with Carsten
Agthe, also his partner in their side project “Nostalgia”), Oöphoi, Alio Die, Bruno Sanfilippo, Jim Cole or the guitar
player John Haughm (of the metal band Agalloch).
Live performances have been quite rare in recent years and concentrated on a few well-chosen specific venues and
events; the next concert on Mathias’ schedule however is at the festival Spectaculare in Prague, Czech Republic, on
February 6th.
https://www.facebook.com/events/365698470489272/
Michael Brückner: To me it’s always interesting to learn about the complete picture, including how an artist arrived at
his particular way of making music, therefore I start with my questions at a very early point...
Can You still remember, on which occasion a drone – as a noteworthy sonic or musical event in itself – ever grabbed
your attention? Or else, some other musical key experience from your childhood?
Mathias Grassow: Well, that were probably sounds which rather reached me on a subconsious level, and it’s hard to
remember any of them consciously. The sound of the ocean surf…? Faraway church bells…? Some vague memories
arise, similar to those triggered by fragrances, but I can’t really tell why, for example, those bells ringing from the
distance touch me so deeply. Certainly there must have been also musical experiences very early on… But I can’t
recall which songs or albums that had been, either.
Michael Brückner: Were there any artistic influences coming from your family or wider social environment, e.g. were
your parantes or other important adults around you musicians? And since spirituality plays an important role in your
music, or goes along with it, I’d also be interested how much influence your parents had in such matters.
Mathias Grassow: There hardly had been any spiritual or religious influence. Also, I don’t come from a family of
musicians. My brother wanted to take piano lessons, and later my parents offered the same to me as well. However I
wasn’t interested in walking the path of a classical musician or visiting a conservatory. Which turned out the right
decision, because when finally the wish arose to play keyboards I already was 16 and felt more clearly what I really
wanted to do...
Michael Brückner: So You didn’t learn any instrument during Your childhood? How did You like musical education at
school: was it helpful and stimulating – or rather limiting or repressive?
Mathias Grassow: Right, no musical lessons as a child. Making music for me started in the late seventies, with a selfbuilt drum kit, followed by guitar and later synthesizer. Music at primary school was dull – only German folk songs like
„Im Frühtau zu Berge….“ In high school things started to get boring again, but with Schulze and TD, to just mention a
few, I successfully opposed to that.
Michael Brückner: You grew up in the seventies and thus have received the „usual musical socialization" of that
generation. I’d like to ask you about different genres, or groups of bands or musicians, who probably had some
influence on Your own musical creations:
70s "progressive" rock / hard rock / metal (and similar)?
Mathias Grassow: Quite a strong influence until today, although it’s not very obvious in my actual work. Any kind of
music infulenced me in some way, but I also drew lines; rock and electronic music always were present. For many
years, I used to listen for hours to music every evening, the choice depending on my mood. Somewhere there was a
sense of making differences, then again everything happened at the same time.
Michael Brückner: "Classic" 70s electronic (space) music and Berlin School (first of all Klaus Schulze and Tangerine
Dream, but also Jarre, Vangelis, Cluster, Kraftwerk etc.) ?
Mathias Grassow: A surprisingly small influence – except for TD and Schulze obviously. The old German electronic
music and also the „Neue Deutsche Welle“ that later came out of it always was too streanous and experimental for my
taste and rather got on my nerves (e.g. NEU !). I liked La Düsseldorf or Kraftwerk only partly and preferred to listen to
the „Munich School“ instead...
Michael Brückner: Brian Eno, Fripp & Eno or related...?
Mathias Grassow: Eno’s music did never touch me a lot; I never really did understand the hype around him… I like
Fripp though, especially his work with David Sylvian, for example.
Michael Brückner: Popol Vuh, Klaus Wiese & Peter Michael Hamel (and related)?
Mathias Grassow: An extremely strong influence. Especially Hamel is one of my creative idols and sources of
inspiration.
Michael Brückner: As you say, German composer, electronic musician, author and university lecturer Peter Michael
Hamel, who is also a personal friend of yours since many years, was an especially important influence to you.
Incidentally his book "Durch Musik zum Selbst" (Through Music to the Self), but also his early albums, impressed me
a lot as a young person, too – so I’d like to ask some more questions about him:
How did You get to know Peter’s music?
Mathias Grassow: By chance rather. The first album I came across was „Nada“ and over time I bought the others as
well...
Michael Brückner: What’s your favorite Hamel album?
Mathias Grassow: As a complete album it’s „Organum“. Otherwise different tracks from different albums, especially
those with church organ and PPG synth.
Michael Brückner: What is it, to you, that makes his music so special? What had been the difference to other music
that had influenced you up to this point?
Mathias Grassow: Not easy to put that into words… Somehow some of his tracks touch me so profoundly, that it just
leaves me in total awe. That hasn’t changed until today and I’m surprised that a well-structured, academically trained
composer is able to reach me in this way. Before discovering Hamel, I only knew similar effects from improvised
music…This, together with the background that was provided by his book, made me realise that he was especially
gifted.
Michael Brückner: Did his thoughts on music (especially from his book) influence you directly, and open up new
ground for you? Or were you already familiar with the topics that he speaks about (Asian music, meditation, ragas and
so on), even before you came in touch with his work?
Mathias Grassow: No, his book really was the initiation and did show me new paths, as well as making me see how
all these things correlated. J. E. Behrendts book „Nada Brahma – The World Is Sound“ later was a welcome addition
and further exploration of these topics.
Michael Brückner: When did you meet each other in person for the first time?
Mathias Grassow: Well, that was in the late 80ies via the „Frankfurter Ring“, where Peter held workshops and gave
concerts.
Michael Brückner: Did You ever create any music together?
Mathias Grassow: No never. That idea just never came up. Until today, our friendship is purely on a personal level.
Michael Brückner: Did you receive any further musical impulses from your conversations with Peter when you met in
person that added new aspects to what his book and his actual music already had given you?
Mathias Grassow: No, not really… Being together, and also his letters probably did, in some way, but there were no
‚insights‘ or ‚impulses‘ as a direct result of our actual conversations. It’s just an interesting thing to see how a person
turns from being a detached, distant composer to an “ordinary” friend. Our meeting in 2016 was disillusioning in a
way, but I also received a lot from it. (see also below)
Michael Brückner: Did you meet other musicians (or maybe producers / labels etc) via Peter, who inspired you or
were otherwise significant for you and your work?
Mathias Grassow: No - in the 80ies he was already more at home in the world of academic music, and this world
was quite different from that of his Kuckuck-Albums and his book. He often mentioned names that were familiar (e.g.
Michael Hoenig, as an example from the electronic scene), but it was rather through Klaus Wiese that I met interesting
people.
Michael Brückner: Can you tell us one or two anecdotes about, or interesting things that happened around Peter
which were especially memorable?
Mathias Grassow: Well, the most intense encounter was our meeting at Easter 2016. It was very personal,
openminded and close. I got to know Peter as a human being, beyond his persona of a well-known musician. That
was a perplexing experience and characterized by such a – partly tragic - profundity, that I don’t want to disclose the
details here…
Michael Brückner: Before we get back to a very important topic which we already touched when we spoke about the
"Munich School" – the spiritual aspect of music, and music as a means of healing – I’d like to take a look at your
musical career for those who don’t know it closely yet:
Do you still remember the first piece that you ever recorded and were satisfied with? Is that on any of your albums?
Mathias Grassow: My first pieces were just weird guitar noise and strange synth sounds. On one of my albums…?
Heaven help…! (laughs) Even by the most well-meaning standards I couldn’t call that stuff at least “experimental
music”. Sheer dilettantism – but also great fun!
I thought my first multitrack recordings were OK, that was around 1981…
Michael Brückner: What was Your first label release, and how did that contact come about?
Mathias Grassow: That was „At the Gates of Dawn“ on cassette, recorded in 1985 and released in February 1986
by Aquamarin from Munich. They were a mail order bookstore specialized in US New Age who also had discovered
the music market and produced cassettes which mainly were sold through esoteric shops. That way, for me spirituality
and music were quite automatically linked from start. However, I left this kind of New Age behind at the end of the
Eighties – the music from that scene finally had transformed into faceless, over-sugared kitsch which wasn’t my cup of
tea.
Michael Brückner: The title brings Pink Floyd to mind; has your early music – or that special album – been inspired
by them...?
Mathias Grassow: Well, the music in no way – but I liked that particular title, and so I have borrowed it…
Michael Brückner: What happened after Aquamarin, concerning labels and distribution?
Mathias Grassow: Aquamarin was followed by the rise of the CD from 1990 on. Because I already had a name, and
also via connections, I was approached by different labels. AIM from Munich and also the cult label „NO-CDREKORDS“ from Spain, later AMPLEXUS from Italy and so on. In the early Nineties there was a little “golden age” of
ambient. Especially Steve Roach, Robert Rich and Michael Stearns had some serious success in these days. I’m still
very fond of these three guys until today!
Michael Brückner: Which of Your albums is the most commercially successful so far?
Mathias Grassow: Without a doubt and by far „El-Hadra“ with Klaus Wiese. I don’t know the exact sales numbers,
but 100.000 wouldn’t be exaggerated.
Michael Brückner: How is your situation concerning releases and distribution today – especially given the by now
almost familiar crises of the music business?
Mathias Grassow: Unfortunately, it grows worse and more and more frustrating: On the one hand the costs of
production are lower than ever; but CD sales are also much lower than they used to be. At the moment the shocking
truth is that production runs of 200 copies are sufficient. And I don’t do a second run after that usually. With better
promotion and over time I see up to 500 sales in some cases, but that’s it...
Michael Brückner: You are a very prolific musician and your catalogue is filled with an impressive number of
releases. Could you pick four of your albums, which are especially close to your heart and briefly tell us, why these
albums are important to you?
Mathias Grassow: Four? Ummm, well „Psychic Dome“ really was something special, and „Ambience“ – the title says
it all, this album also paved the way for many which followed. Also „Himavat“ set standards in the late nineties. In the
new millennium everything seemed to happen at once. It’s hard to highlight any particular album. At the moment I like
„Harmonia Mundi“ a lot; but I need time - 10 years at minimum – to really rate an album with hindsight. Certain other
albums I probably wouldn’t release anymore from today’s point of view…
Michael Brückner: You also collaborated a lot with other musicians - again, could you please name two or three
examples of which you have fond memories?
Mathias Grassow: Well, certainly „Arcanum“ with Rüdiger Gleisberg and Amir Baghiri; and the albums with John
Haughm of Agalloch and my work with Jim Cole.
Michael Brückner: Speaking of Rüdiger Gleisberg – just recently you made "The House On The Borderland" by
Nostalgia available again via Bandcamp (as far as I know it was out of print for some time) – and much to my personal
delight, since it is one of my favorite albums of all times, and I think that it deserves much more attention as it has
received so far! Would you like to tell us about the making of this album, and maybe also about the project
"Nostalgia" in general? As far as I know, it’s a cooperation between yourself and musician / composer Rüdiger
Gleisberg in the first place, with changing additional guest musicians? Do you have plans for further Nostalgia albums
in the future? Where you already familiar with the novel by William Hope Hodgson, which the album is an adaption of,
before that project (for info on the book, see link)?
https://en.wikipedia.org/wiki/The_House_on_the_Borderland
Mathias Grassow: As far as I remember, „House on the Borderland“ almost was elected „Album of the Month" in the
big goth magazine „Orkus”. If we had had better distribution and a record label who was willing to fund a tour, this
album would have been a huge success, I think.
It had never been completely out of print, though, if we count also the rather poor intermediate EC release. Today I
offer the album only as a digital release – which makes it basically available to an unlimited audience.
It’s important to point out though, that although we can say it was a collaboration by me and Rüdiger Gleisberg plus
guest musicians, in the case of this particular album the third protagonist, Luigi Seviroli, was the main „creative
director“ and also the one who initially came up with the concept. In this case it was Rüdiger and me who completed
the work, most of the orchestral parts were composed by Luigi, who, I think, did a great job and congenially realized
the all-over concept.
When we recorded the album, I still didn’t know the story, but I knew about the dramatic and tragic life of it’s author.
All in all, „House on the Borderland“ was something of a 'chance project', which was released under the „Nostalgia“
flag, but actually it was a deviation from the style of the first album. We released to more albums – four in total; at the
moment the project is hibernating; how long, I don’t know. I think to be perceived as a „real“ band and to satisfy a
larger audience, we needed to go on tour, but we live too far apart from each other to do so, we all have families and
the three of us (Grassow, Gleisberg and Carsten Agthe) don’t really want to take that effort with our (all in all) more
than 150 years on Earth. Directly after the first release of „House on the Borderland“ there should have happened
some systematic promotion on the part of our producers, labels and music publishers, to make us stay on the scene.
In the meanwhile Nostalgia is – except for fans like you – mostly forgotten; and to prevent that, we had needed better
management, and touring. But I have no hard feelings because of that; all of the four albums had had their time, and
were a joy when we recorded them.
Michael Brückner: How did you meet Rüdiger?
Mathias Grassow: More than 25 years ago, at the birthday party of an electronic music fan in Wiesbaden…
Michael Brückner: What else did the two of you do together, music wise...?
Mathias Grassow: Except for some guest appearences by Rüdiger on my albums "Expanding Horizon" and
"Lanzarote Concert" only Nostalgia.
Michael Brückner: Who took the initiative in the case of Nostalgia?
Mathias Grassow: I did…
Michael Brückner: And what’s your own favorite album of the four that You released so far?
Mathias Grassow: „House on the Borderland“ is my favorite, too, but I also like our debut, „Arcana Publicata
Vilescunt “ a lot and think it’s quite a timeless album...
Michael Brückner: What can you tell us about the other guest musicans?
Mathias Grassow: Well, I guess Rüdiger Gleisberg needs no introduction, (percussionist and didgeridoo player)
Carsten (Agthe) also appeared as a guest on several of my albums, and Luigi Seviroli is a well-known Italian movie
soudtrack composer.
Perhaps we’ll also make a musical adaption of Poe’s "Fall of the House of Usher" one day, but that’s just a vague idea
so far. At one point there were also plans for a movie version of „House on the Borderland“, with our music as a
soundtrack, but I never heard again from that director, except for the usual "independent filmmakers – no money etc."
talk. We will see what the future will bring...
Michael Brückner: Can you tell us about two or three of your concerts that were especially memorable?
Mathias Grassow: Well, the festival in San Sebastian was tremendous: organization and support were first class!!
Same thing with the Lanzarote concert - unforgettable regarding the huge effort that went into it, technical equipment,
and professional organization. The Prague concerts were well prepared and organized, too.
And of course I have to mention the memorable performance that Oöphoi (Gianluigi Gasparetti, Italian ambient
musician1958 – 2013) had organized in his place in 1999 – however that was more or less a ‚private concert‘. It was
there where I also first met Robert Rich and Alio Die. Steve Roach and I already knew each other from Paderborn,
where he worked with Elmar Schulte on different albums for their project „Solitaire“.
Michael Brückner: When did the concerts in San Sebastian and Lanzarote take place, and how did you get the
chance to participate?
Mathias Grassow: The organizers gave me a call. I was already rather well known back then, and people involved in
the scene and with some degree of interest couldn’t quite ignore me… But I also remember a fan from those days,
who promoted me in Spain. Sadly, he has passed away a while ago...
San Sebastian happened in 1993 and Lanzarote in 1994.
Michael Brückner: Do you remember any reactions, letters or conversations from or with listeners, or at concerts,
that mean a lot to you, or seem „typical“ or otherwise remarkable?
Mathias Grassow: Sure… there were many. For example, I was quite surprised, how irritated, even almost hostile
fans can get when you don’t play the star, but just behave like an average person. Many are confused by that. They
want to meet an icon. To them, you are always just your music. That made me quite sad. I started to realize how
lonely real stars must feel, in spite of the fact that everyone wants to be like them...
Something that once really hurt me was some abysmally negative and personally insulting review, that even haunted
me in my sleep. Before that happened, I wouldn’t have guessed that such a thing could affect me so much. However,
that thing could be sorted out later on.
Fan mail and reviews have grown so much over the years that I stopped at some point to collect and memorize them.
There were some touching letters or emails by people who experienced a breakthrough by listening to my music, or
even who’s chronic diseases got much better; most of the listeners however are hunters and collectors, who just
follow that passion. And why not? But every „You are the best!“ and „Keep it up!“ is encouraging!
Michael Brückner: Klaus Wiese was an ambient musician who I know by name, however I don’t know much more
about him. Would you like to tell us a little bit about him? Where have you met him, and how did your collaboration
come about? Have you stayed in contact also beyond your musical project? Were you already familiar with his music
before you met him – and if so, had it already been an important influence?
Mathias Grassow: The cosmos of Klaus Wiese is too vast to sketch our 22 years of friendship in just a few lines.
Already the term „ambient musician“ doesn't do justice to who he was and what he did.
He was a world musician, very much influenced by Eastern philosophy, a sufi – and he had a very equanimous
attitude towards music. He worked with sounds so very precisely, but at the same time he was rather negligent when
it came to promotion, distribution and self management. Sometimes his ways were mysterious and incomprehensible.
No goal, only the present moment did count - in one moment it was all about music, then it was photography or just
sitting for hours and drink tea… We recorded several albums together, and each of us contributed his special sound.
Being a Popol Vuh member was like living together in some kind of commune, and that way he had been part of the
picture – that's how he called it. In the days of love and peace everyone was part of it who just showed up… And his
music had a big influence on me – yes, indeed!
Together with Hamel, Klaus Wiese is my main inspirator. I met him via Aquamarin in Munich somewhen in 1987,
because both of us released albums there and were fascinated by each other's music.
Michael Brückner: You have also called Klaus Wiese "my sufi mentor" – does that mean that the two of you also
were in personal contact beyond actually making music, concerning spiritual matters? Or was it rather his music that
conveyed such impulses to you?
Mathias Grassow: Yes, we indeed met in Munich one or two times per year, and I learned a lot on these occasions,
but what it was exactly was never so clearly defined. The things he taught me transcendet music by far; it was about
the wisdom of life, to discover the important among the unimportant, self-composure and equanimity… These were
great years; and the music after all just a medium to transport deeper teachings.
Michael Brückner: Thinking of Popol Vuh also Alois Gromer (aka Al Gromer Khan) comes to my mind, who certainly
also can be seen as part of the "Munich School" - do you know him, and have you maybe also created music
together at some point?
Mathias Grassow: Yes, we've met at several occasions, but there never happened any musical collaboration…
Michael Brückner: Already for three decades you are active as an ambient musician, and during these years you
must have witnessed many changes in this genre. You also always had been in touch with fellow artists, as well as
with labels, magazines, concert managers, fans and so on – how do you think about that development, especially
regarding "the scene", solidarity or a sense of community etc.? Is there a big difference between, let’s say, 1989 and
today? Or has everything more or less remained the same, and only the name of the genre has changed (from space
music to new age, new age to ambient, ambient to psy chill - whatever…) over the years?
Mathias Grassow: Well, I’d like to quote my friend Peter Michael Hamel here : „There is only ONE Lady Musica who I
am married to!“. Those genre disctinctions are created by others, and especially with our kind of music there’s a lot of
pidgeonholing going on. Less has changed that it may seem on first look. Always new wine in old bottles (or vice
versa). Surely, there were some counterpoints in the evolution of ambient music, and the discoveries of the day
brought changes of focus. But no style really had a time „from… – to…“, all such categorisations are artificial.
Everything happens all the time – it’s only the focus of perception that’s shifting.
Something like a spirit of community didn’t really exist. Many people tend to glorify or romanticise such things – like I
often do with the 1960s and early 70s.
Michael Brückner: It seems that today – especially due to the blessings of computer technology - an unprecedented
number of people produces electronic music, including drone ambient and experimental electronica – a situation btw.
that already had been anticipated by people like American composer and computer music pioneer Laurie Spiegel in
the late 1970s. Your American colleague Robert Rich described that development in an interview with the words:
"Everyone is pollywog in the puddle now".
I suppose, especially for musicians who had a taste of commercial success at some point, this situation is very
difficult, or at least two-edged... What’s your position here? Does the growing number of ambient releases seem to be
economically – or artistically – threatening to you? Do you see your own work losing significance or value? Or is it –
on the contrary - rather some kind of acknowledgment, because it shows that there are so many people all over the
world who, after all, take this music - which most of the time has rather been a ‘niche product’ - very serious?
What consequences had this trend since the dawning of the internet on your work?
Mathias Grassow: That’s quite a big question and calls for a long answer…
First of all, I never thought of any of my colleagues as a ‚threat‘ – however I was annoyed at times by certain
musicians who thought it’s cool to do ambient just along the way as some ‚side project‘, just to add it to their portfolio.
These guys don’t quite realize that the ‚required skills‘ in this genre are not so much virtuosity, or to use high-end
equipment, but instead manifest in the ability to transport a sort of ‚spiritual sensitivity‘, and in the inner need to utilize
drones for gaining and communicating deep insights into ourselves and the universe.
That may sound very idealistic, but that’s OK. To me, ambient, and especially drones, are no entertainment, also not a
drug to kick you into oblivion, but profound inner work that I want to share with my audience.
A massive devaluation of the music happens at other places – for example:
I offer my music via Bandcamp, and that way my listeners have the luxury to pre-listen each track in it’s entirety,
before the honest listeners decide to purchase the music – and then get real ‘value for money’.
That’s a good thing – but then there are dubious ‚Bandcamp downloader apps’ which are offered in a quite cheeky
way via magazines like „Computer-Bild“ and others, freeware to rip Bandcamp albums without having to pay. In my
eyes this is simply criminal, and there should legal steps be taken against such things…
I’m happy that it’s possible today to produce good music on a small budget. Electronic equipment is so many times
cheaper today than 30 years ago! I also appreciate that talented people can present themselves and their music
easily to a world wide audience today. The bitter downside of that is the almost pathological hunting and collecting of
digitalized music, that more and more shifts from quality to a faceless mass, and the market is polluted with that; but
that’s not only the case with ambient.
Economic success is a relative thing, and any genre has it’s good an bad times. And then, of course: it’s simply not
possible to become skilled in everything – music, studio technology, self distribution, marketing and so on.
I have a daytime job, and to manage everything connected to music perfectly in addition to that is more than I can
handle...
Michael Brückner: Well, that is – or was – the big promise of the internet: any creative person can successfully
present and sell his or her art – without label, publisher etc. But like you said this „freedom“ turned out to be too
demanding in terms of self-management for most artists to make a lot of sense. From that perspective, the way the
„old“ music industry had been (and partly still is) organised may still be the better concept: the musician composes
and performes the music, the audio engineer takes care for a clean recording, the producer for mixing and mastering,
the management for promotion and concerts, there’s a distribution and so on. Perhaps in such a setting the artist had
more of a chance to concentrate on his „core business“ – on music – of course only if he or she was lucky enough to
get signed. On the other hand a lot of musicians seem to have felt they were slaves of their labels. A complex
situation! If you had the choice today, what would be the ideal setting for you to receive the best results artistically?
Mathias Grassow: Without any question to share the work with people who I can trust… To say that labels only make
slaves of their artists is nonsense. Usually independent labels give a lot of freedom to musicians. And those who seek
commercial success goes for it no matter what – including also the dark sides of the business.
I had success with „El-Hadra“. And Drake, some rapper, sampled a track by Bruno Sanfilippo and me for his millionselling hit „Started from the Bottom”. Success also means to be able to handle the shady side…
In both of these cases of success I never saw any money, by the way.
Michael Brückner: You just mentioned your daytime job – what do you do?
Mathias Grassow: I’m a commercial clerk, since 32 years.
Michael Brückner: Do you enjoy your day time job as much as creating music, are these two fields of interest on the
same level, or is rather your heart beating for music, and the job is just a necessary means of survival...?
Mathias Grassow: Rather a necessary means, but when it comes to this, my perception is also changing. Live is dayto-day life in the first place, and the way I see and treat other people is the mirror of my own inner state, and evolution.
It is a mutual interaction, and to feel a resonance is a wonderful thing! I’m not at all some introverted nerd, who drones
along in the studio behind closed curtains… I’m happy that my daytime job is one of those things which saved me
from ongoing isolation. Here are so many ‚normal‘ people with heart and common sense; musicians are in no way
“better” than anyone else…
Michael Brückner: You also have a family, and from my personal experience I know that family life sometimes is
hard to align with living the intense live of an artist. What is your point of view here?
Mathias Grassow: Actually, I can’t subscribe to that. I had my creative highs and recorded the best tracks right in the
middle of times of “family stress”! There’s no such thing as a formula or „ideal“ conditions, which determine when the
soil for good music will be most fertile. If I have any message at all, it’s so simple that it goes almost unrecognized or
isn’t taken for serious. The kiss of the muse doesn’t care at all for our day-to-day life.
Michael Brückner: I’d also like to ask some questions about the technical aspects of the production of your music:
Can you briefly tell us which synthesizers, keyboards or other tools – like effect modules etc - you used throughout
your career?
Mathias Grassow: Woha… it were so many over the years that I can hardly remember them all!
It all started with the Roland SH-2000, followed by the complete Korg MS series, and from then on at different times
almost all of those big names: Memorymoog, Rhodes Chroma, Oberheim Xpander, the Jupiter series, Hartmann
Neuron, Sequential T-8 and so on. The most creatively inspiring synthesizer to me in fact was the Neuron, the coolest
sound came from the T-8 (I played most of my first CD “Prophecy” with it).
All other tools, like groove boxes, FX modules or software were too many to list them all in detail, and to be honest I
don’t think that’s so important after all...
Michael Brückner: Has the way you produce your music remained more or less the same over the years, or did it
change a lot with the evolution of electronic tools?
Mathias Grassow: It indeed changed a lot. Since about 10 years I work with a very reduced set-up and rather re-mix
already existent basic tracks than recording new ones. At some point after 2010 I bought some synths by Dave Smith,
however I didn’t feel much inspired by them – which wasn’t due to any shortcomings of these excellent instruments,
but rather made it evident to me that I need to take a new direction. This new direction becomes more and more
obvious to me, but I don’t want to reveal more about that at the moment...
Michael Brückner: Could you exemplify your usual process of composition / production with some track?
Mathias Grassow: My rather unorthodox production methods are like a good recipe – and I’m neither able nor willing
to reveal them – give them away – in an interview. It’s a very simple thing, still very hard to describe and can maybe
best be compared to a kind of score that has grown over the years and that culminates in the intuitive mixing of a
given piece of music.
Much is happening ‚by chance‘, sometimes when I’m not even in the same room, and I just FEEL, when a drone has
that certain magic.
This may or may not be a special talent, or gift – to me that’s irrelevant and I actually don’t want to discuss it. There
are artist who touch me very deeply, and others who I’d rather tell: „Better try something else…..you lack the
sensitivity to achieve the required depth.“ But because that can quickly sound rather arrogant, and because I don’t
‚construct tracks from A to B’ anyway, I’m rather reluctant to speak much about my way of making music. Maybe I
have already said too much…
Michael Brückner: So, it’s rather not like You have a full idea of the music you want to record before you actually
start with it? Do the synthesizers at hand or other tools also have an influence on the resulting music, do the tracks
grow as you go along...?
Mathias Grassow: Sure, rather like that (see my previous answer).
Michael Brückner: Do you necessarily rely on electronic sounds to achieve the kind of musical aesthetics you
envision, or could you imagine to create a music that would have the same vibe by using, for example, a choir, church
organ, a string orchestra and a tamboura, without any electronics?
Mathias Grassow: In fact I have already done that – especially in the late eighties. There are entire cassettes (yeah!)
exclusively recorded with gongs, singing bowls, zither, tamboura, harmonium and overtone or throat singing (which I
learned 1987 in Italy). Some of these recordings were maybe a bit naive, and a bit quirky, but they have their own
special charme. Parts of them found their way on several of my later CD releases (although mixed differently) for
example on the two „Tiefweite Stille“ albums from Databloem’s ‚Practicing Nature’ series (Databloem is a Dutch
label).
Michael Brückner: Well, so far we have amply discussed the „surface“ of making (your) music, now I think we might
try to also fathom the depths, heights and endless space of the spiritual aspect of music (or life in general) – as far as
words can reach there...
First of all, is "spiritual" a fitting term from your point of view? Would you say you are a ‚spiritual’ person? Or if not,
how else would you rather call that ‚realm’?
Mathias Grassow: Well, I don’t want to throw around buzzwords or other (once or now) fashionable phrases...
‚Spirtual’ is OK, but not the kind that is hyped for commercial purposes by the „candles on your bathtub“ / wellbeing
esoteric shops (or whatever).
Inner work at many times is a painful process that takes away all your illusions and explores the very core of who you
really are. Therefore, the answer is ‚yes’ however I don’t want to explain that further at the moment.
Michael Brückner: As a child or teenager, were you already interested in religion, philosophy, or maybe psychology
or mental healing, before you got to know music (by Hamel or others) that gives expression to such topics? Or did
those interests rather grow hand in hand with your own involvement in, and practice of, music?
Mathias Grassow: As a boy I had at best the notion to be ‚different’. I didn’t like school, I was neither interested in
blind learning according to the system, nor in doing anything just because everyone else did so, or because it always
had been that way...
However I was rather shy about my ‚protest’, and kept it to myself. I was not an active rebel. I hated both punks and
their antagonists, the hipsters, at the same time. I preferred to escape to my world of Roger Dean images (illustrator of
Yes cover art, etc.) and that kind of bands from the seventies.
Klaus Schulze was much closer to my romantic ideas than radical political activists and their music. Then again - I
was quite fascinated by ‚Proletenpassion‘ ('Proletarian Passion') by Schmetterlinge, and also by Ton, Steine
Scherben.
My interest for religion and philosophy was actually triggered by my love for fantasy and horror dime novels. The great
'Macabros' series by the legendary author Dan Shocker was one of the key experiences - but very soon of course also
the music by Deuter, Hamel, Popol Vuh, Stephan Micus… Not so much the good old Berlin School though; that music
was very good for dreaming and escaping the treadmill of the daily school routine, but not so much for supporting
spiritual growth. For that reason, I always felt closer to the so-called 'Munich School'.
Music and literature were a great help to understand my 'being different' better and, with that understanding, to go
deeper inside. However I don't think that there was any ONE key experience that had catapulted me into that
direction. When I was only 16, I already read the "Tibetan Book Of The Dead" and the Upanishads. Certainly that was
quite unusual, but it was also an escape from life...
Michael Brückner: So there was never any "spiritual initiation" that put that field of interest on the table at once, but it
rather crystallised quietly and gradually?
Mathias Grassow: Indeed, like I already have said - no, there wasn't one such thing, but still some important points of
reference:
Starting with Deuter and those great Osho quotations on his album covers (his album 'Aum' was a collaboration with
my later sufi mentor Klaus Wiese, by the way), followed by some books I read at school (like „The Gold of Caxamalca“
by Jakob Wassermann) and finally one of the most important keys in 1981, when a friend who worked in the nearby
'Synthesizerstudio Jacob' in Wiesbaden introduced me on the same day (!) to Timothy Leary, Alan Watts and all those
icons of the wild sixties AND above all borrowed the LP „The Voice of Silence“ by Peter Michael Hamel to me, which
was a huge eye opener.
Until this very day I have rarely listened to a more intense album with a more striking spiritual message. I will never
forget this day, it's a milestone in my life. Later on, a lot more things happened, including rather disillusioning
experiences. Maybe I should write my autobiography some day soon…?
Michael Brückner: That for sure would be interesting! I also think that when it comes to spirituality those
disillusioning moments might be the crucial ones. Especially in your case: I understand you had such experiences, but
after all you still stayed on that path. I believe as a young person it’s easy to fall in love with spiritual ideas – but a
question that I personally keep thinking about is: is it possible to keep following a spiritual path when it turns out that
life is more difficult and complex, and maybe also dryer and less romantic than I had believed…?
Mathias Grassow: Well, the unfolding of our spirituality is something very personal and intimate, and at the same
time something we also should share with others.
Unfortunately, polarisations and misunderstandings happen rather quickly when it comes to this – especially when
wisdom is involved that transcends the personal level, which is universal and actually also makes use of traditional
patterns of relationships without misusing those – for example accepting someone as a teacher, or questioning
religion and believe(s) per se and that way take away the foundations of our conditionings, of the things that drive us...
Disillusioning are, in that context, those moments that shake your fundaments and which are partly not very obvious
or tanglible, moments that reveal truths on an intuitive level – and which really make you doubt everything you thought
you knew about yourself…
This is an essential thing, and it’s hard – but one doesn’t necessarily need to turn away when it ‘gets too hot’.
JUST in these moments we should cross the threshold and consciously encounter our fears – to transform ourselves.
In the end, it doesn’t matter THAT we have to die – it’s important with which attitude we die. Having to die is an
unchangeable fact – but our attitude towards it, how we are in that crucial moment, is something that is in our hands…
Michael Brückner: Could you briefly give us an idea what, in your opinion, exactly it is that music can do in the field
of healing, or spirituality? And are this effects that music, or sound, do have per se – for everyone - or does it require a
special sensitivity on the part of the listener?
Mathias Grassow: I’m unable to answer this question in just a few lines… However, I think that music can be a very
important key to healing, because it is vibration, and humans consist to 60 % of water.
But because we are used to perceive music with our ears only, our brain acts like a filter and trys to understand, to
pigeonhole, to catagorize what we hear.
The healing effect that music COULD achieve is rooted deeply within our minds, but it’s buried, or not (yet) activated
in our DNA. The ancient philosophy of Nada Yoga, which is one thing Hamel wrote about in his book, is all about
one’s quest for his or her very own inner sound, and the resoncances to that. The ‚sounding‘ of the drones is what
comes closest to this – and is the path and the goal at the same time. In the end, everything resolves into void. That
‚Magnificent Void‘ is the absence of any emotions or feelings. God is NOTHINGNESS.
Michael Brückner: Was there any specific experience that made these dimension, or this special potential, of music
obvious to you – maybe when listening to music, or working on your own music or at one of your concerts?
Mathias Grassow: Certainly when listening to „The Voice of Silence“ by Hamel, and also to his „Bardo“, „Apotheosis“
and „Organum“, then „Hearing Solar Winds“ by David Hykes, or „Baraka“ , „Maraccaba“ and „Uranus“ by Klaus
Wiese, to just mention a few.
Music in combination with mind expanding substances certainly – in an optimal setting – has the potential to open
doors, but it’s up to each person to actually go through them – and not everything is meant for everyone. Therefore,
I’d like to give a serious warning: blind and uninhibted drug use is a dangerous thing and hardly ever helps real
spiritual transformation.
Michael Brückner: Well, there is certain music, and musical traditions, in which spiritual or religious experiences find
a direct expression; on the one hand on a more intellectual level (music that tells us about such topics or experiences)
– on the other hand music as a tool to induce certain modes of consciousness, which are suitable to bring the
listeners (and the musicans) into a meditative or otherwise spiritually relevant state of mind – usually (also) with the
goal to uplift everyone concerned and often to achieve a healing or purifying effect (on the mental or even physical
level).
On the one side there’s for example the European tradition of church music, on the other side there are many forms of
so called ‚ethnic’ music, or from non-European cultures, which for example Peter Michael Hamel, but also other
authors (Behrendt etc.) think of as significant and healing, like shamanic music, (classical) Indian music, Tibetan
music, music from North Africa and the Middle East (especially Sufi music) or Gamelan music from Java; or to some
degree also the psychedelic music of the late 60s and early 70s, or trance techno in the 90s...
How important was, or is, this kind of traditional music to you – especially concerning your own work?
Mathias Grassow: Extremly important, back then and still today. Without the background I have acquired, my music
would sound completely different. I always have tried to connect to all different musical traditions. One thing though I
never really could get into was jazz. I just skipped most of the jazz chapters in Behrend’s book.
Well – I can’t change that; however I’m able to respect a musical tradition also without personally enjoying it.
Michael Brückner: Do you see yourself as being a part of this tradition of music, or one of the (specific) traditions
(not necessarily regarding the exact forms, but rather regarding intention and effect)? If so, how does that show in
your music? Or do you rather feel your path is parallel to theirs...?
Mathias Grassow: One thing is for sure: I always wanted and still want music to be something beyond mere
entertainment. And so I ended up with drones; it also could have turned out differently by some other chain of
coincidences, or a different walk of life – I might have been rock or classical music as well. As I see it, my path is
parallel in some aspects, but still more of continuing a tradition.
I remember that when Klaus Schulze started to use the GDS computer system for his album “Dig It” in 1980, the spirit
of his earlier work seemed to be lost, and I felt that urge to expand, and to articulate more precisely, what he had done
during his high times in the seventies – indeed that was one very important reason for me to get involved in electronic
music!
How this actually was taking shape I can’t really describe – unless I’d try to make a science of it.
“He who has ears, let him hear.”
Michael Brückner: In your opinion, what particular elements in music are especially potent to bring about spiritual,
meditative or healing effects? Do You try to consciously make use of such elements – like having a plan or a concept
before recording the actual music – or do you rather follow your intuition while recording and consider at a later point if
a certain piece of music turned out to induce a desired effect?
Mathias Grassow: At some point I stopped trying to find a ‚formula’ or the philosopher’s stone. Just in the past few
years I had some crises, but I also received impulses: “What good is all this, always sounds the same, people just
consume, but don’t really understand it – and so on…”
I listen inside myself to see where all this wants to go, and I would love to connect this music much more intensly with
other art forms, and also to do actual medical research and make more conscious therapeutic use of sounds.
I keep wondering why music – except for some singing bowl clanging and Om Shanti chanting – after all only seems
to remain on the fringes in esoteric circles.
I firmly believe in the power that Nada Yoga is said to have, and in the ‚lost and fogotten’ ability of the ancient Indian
masters to influence the weather and tame wild animals.
I had the good fortune to witness myself at three very moving and stunning concerts that such things really happen
(oh yes – these also were essential key experiences!). First in 1987, Schirn Museum in Frankfurt, Pandit Pran Nath
(Indian Dhrupad singing in the Kirana style) with Terry Riley on tamboura. And two concerts by Nusrat Fateh Ali Khan
in the early nineties. ALL three concerts were charged with a magic that I never since encountered again and that
made me feel the inherent power of sounds and vibrations more than any albums that I ever owned!
Michael Brückner: Did you have the impression that you literally could „watch the power of music at work“ (maybe
because the amosphere at a concert perceptibly changed) – or is it rather a process that only can be experienced
within the mind of each listener and isn’t visible on the outside in any way?
Mathias Grassow: Well, in the case of those three concerts I’ve mentioned everything changed: space, time, weather
and perception. Without any drugs being involved. Of course, at such an event a basic openmindedness and a
general love for music is a requirement. There occur collective experiences that connect to people’s individual
biographies. That way, it was both: highly personal, but also a group experience beyond that…
For example, if we look at Pink Floyd: any of their albums from the seventies was hailed a milestone. But apart from
technical aspects, we have some songs which certainly were good as such, still there are bands today who are just as
good at that, or even better. Yet, those bands hardly haven an audience today. Why…?
Well, in the 70s Pink Floyd and especially Waters were spot on the zeitgeist; Waters used the band to express his
grief for his absent father, and to deal with his problematic childhood and school days. These guys were at the right
place at the right time and had the right music, and other bands, too. People collectively could relate to that, and at the
same time, their personal stories were triggered. Everyone somehow could see himself in “Wish You Were Here” or
“Another Brick in the Wall”.
I don’t find that in that intensity in today’s music anymore, although there is still, or maybe again and again, music that
does touch me deeply.
Michael Brückner: Do you think that music, or sound, to unfold it’s healing potential, needs to be listenend to in a
suitable environment or special setting? Is a concert the better place for such effects to be experienced, or maybe
rather the attentive listening in the privateness of one’s home? In your concerts, is it important to you to create a
suitable surrounding in addition to the actual music, and if so, how…?
Mathias Grassow: It’s not like I consciously try to convey such experiences or effects – because ‚it’ just happens. It
can happen anywhere, and that’s beyond my control. Of course, I’m happy to receive a concert offer that promises an
unusual setting, but nothing ever guarantees a ‘result’. All I can do is to prepare myself and create a room – but it’s up
to the free will of each listener to enter it, and by resonance and interaction, this room then can be sustained. On CD
as well as in concert I don’t only want to give my listeners music, but also nourishment for their spirit.
Michael Brückner: So there is this this perspective on the healing or mindaltering potential of music that comes from
eastern philosphy and different mystic branches of religion, but there is also a point of view that’s more inspired by
science, especially physics. That train of thought says (roughly speaking), in the end all of the universe is made of
vibrations that interact with one another, and therefore music – which is a form of art that’s about consciously creating
an aesthetic gestalt by the means of vibrations – is a suitable tool to affect the human mind and body in a positive –
and rather direct - way, because these too are constituted of vibrational patterns. I especiall think of the harmonical
tradition (Pythagoras, Kepler, Kayser, Cousto) or the 532 Hertz movement.
What’s your opinion on that rather scientific point of view?
Mathias Grassow: Well, everything has it’s right to exist and is good for something.
Personally I can’t really connect to that stuff like tuning gongs to planetary frequencies and so on – even if they are
based on some complex mathematics, because I don’t really believe in the universal validity of that.
At times I think the „scientific branch“ is something like the legalised version of the ‚drug gurus’ and their research;
some of these people made their own profound inner experiences, but they are not allowed anymore to propagate that
in public, like it still was in the sixties.
Because any experience is always a mix of collective consciousness and one’s own biography, there’s no such thing
as THE book on music, or THE piece of music, or THE one „right“ style etc.
Perhaps my drones are ‘cosmic downloads’ that contain a certain message – but even if so: if perceived by our ears
only, this message does not have the power to change our DNA and open up the way to more profound experiences
of our inner self. Such music can, at best, give us a vague idea about who we are, and where our home is. Now we
could have a long discussion about that, but I have the firm believe that if we manage to perceive music on more
channels than just our ears – which are governed by our brain with all it’s judgements and categorisations – this will
enable us to perceive it on a level which still is beyond our imagination, an expanded perception that might include the
relativity of space and time, and the simultaneity of past, present and future, and more…
Michael Brückner: Could you imagine that it’s possible to categorise the effects of music, or sound, in an ‚objective’
way – like mapping a specific effect on the human body or mind to specific rhythms, pitches or sounds (or
combinations of these)? And that way using music very much like a medicine?
Mathias Grassow: I partly answered this already in some of the other questions. It is imaginable, and would for sure
be a good thing, but I doubt that there can be such a thing as a all-encompassing formula.
Some kind of ‚broad-spectrum antibiotic‘ certainly could be found by research and field studies probalby quite quickly,
but each person has his or her personal history, and therefore we needed to specifically create personalised music for
each ‘client’, which they listen to until the full healing potential has unfolded. At that point, each person needed a new
combination of sound to continue the process – a neverending story. Also, both healer and patient had to resonate on
the same vibrational level and to be connected in their hearts – in other words, it had to be a loving relationship. But
since in fact our medical system is a brutal business for profit, I don’t so much doubt that ‚healing through music’ can
be done, but I rather fear there is not enough genuine intention to really change and transform our world.
It’s only possible if we all unite and learn to feel our connection with the whole cosmos. Only then everything will
become possible and paths and channels will open up which today we still call ‘extrasensory’ etc.
But CAUTION: a gift or special ability doesn’t necessarily mean that a person already is in touch with his heart, and
with love…
Michael Brückner: Apart from effects on the mental or human body level, can you imagine that music has the power
to influence other processes or events on the physical plain – like some scientific version of a rain dance?
Mathias Grassow: Ha-ha, well, if some piece of music for example would bring about ‚spontaneous healing’ of a
person with a fatal disease, they would probably call it a ‚wonder’ and then just put that case into the drawer. That
which must not, can not be, right…? Some others again might desparately search for a formula behind that and never
find one... What is reality, and what is illusion? The only unchangable, constant factor in our universe is gravitation.
Michael Brückner: In the shamanic tradition, which we briefly mentioned, but also in psychedelic music and later in
electronic trance music drugs played a certain role; if we look at meditation, dreams or other „expanded states of
mind“ – including those that can be induced by musical techniques like mantra singing – we find striking similarities
between those experiences triggered by psychoactive drugs which people like Aldous Huxley, Timothy Leary or – in a
more systematic way - scientist Stanislav Grof have described, and those triggered by music. (Grof experimented in
the 1950s and ‘60s with LSD in a scientific setting – and interestingly replaced the drug later with combinations of
different tactile stimulations (or also sensory deprivation) and music, achieving almost the same effects).
Did you make experiences with psychedelic drugs at some point in your life, and did that influence your music in any
way (…I remember Klaus Schulze stating in one of his interviews from the 70s: „LSD did blaze a trail for us.“) ?
Mathias Grassow: My drug experiences were much fewer than one might expect from my story so far. Without going
too much into details here: life neither gets any better nor does it get worse when we make use of little chemical
helpers, or if we don’t… No one is making better music ‘with’ or ‘without’. That’s just not the point. It all depends in
which state of mind we are, and what our intention is when we take something.
Yes, I have some experience, but it didn’t make me a better, or in any way more enlightened person.
Michael Brückner: Do you think that the (moderate and conscious) use of drugs can enhance the spiritual or healing
potential of music? Or would you rather agree to what many years ago a friend said to me: “The best drug is a clear
mind”?
Mathias Grassow: None of us ever really has a clear mind - just a longing for our home. True is in the case of drugs:
if dosage, sourrounding and setting are right, they can have a positive effect, maybe even lasting – but we have that
tendency to always act from our ego, which drives us to constantly crave for more and intenser sensual experiences.
We use drugs for disinhibition, for socialising, party, escape and fun. Certainly that’s not really the sense of drugs. On
the other hand, someone who truely seeks a deep spiriutal experience - but only under ideal cirumstances - can
perhaps make an important progress by them.
Michael Brückner: My final few questions: I remember that there were times, like the late 1960s, but again also in the
late 80s and early 90s, when there was a wave of hope (or at least I believed so) that by some kind of ‚spiritual
evolution’ - maybe fueled by spiritual techniques and transformatory experiences - humanity could be purified, and this
world saved or renewed. Certainly this optimism is reflected in Hamel’s book „Through Music to the Self“.
Did you, at some point, also have similar hopes or wishes, and how do you look at these things today? Do you think
that music, and spirituality, has the power to change the world – or maybe at least the life of some persons – to the
better? Or is it more like something beautiful for those who have a sensitvity for it, and our world just runs it’s course
to a good and or a bad end, without music in the end playing a big role in that?
Mathias Grassow: Today I believe that it’s impossible to escape of this „matrix of illusion“ which constitutes our
world, and the whole universe. At least not without feeling very deeply that all of us are just programs inside of still
much more complex programs. We cannot see through this illusion within an even bigger illusion. There is no such
thing as time, not in the sense of a linear stream of events, only different planes of ‘time’. To realise the truth means to
feel that there is a real home – beyond all sentiments and emotions. The absolute void is so vast and beyond our
grasp that it causes fear…
The only key to enlightenment and the only escape from this dilemma is unconditional and unselfish love. Here and
now, there’s nothing else to learn. Our time on Earth is the school of life.
Our real home is not here. All music of the world is an expression of our longing for that place where we once came
from; all imaginable emotions are an expression of that yearning.
That also means that I’m disillusioned, because New Age, the sense of departure towards a better world and
everything which was so much idealised by the hippie generation turned out to be just another program to feed us
humans; just a new toy in the old arena.
My hope is my memory, which hopefully will be strong enough to bring me home. I don’t want to stay here for another
round.
My music is the echo of my call…
----Favorite Grassow albums of Michael Brückner (so far...)
Solo albums:
Tiefweite Stille (1999)
The Fragrance of Eternal Roses (2000)
Bliss (2001)
AeroAreA (2010)
Interstellar Gravity (2010)
Collaborations with other artists:
The House on the Borderland (2005) with / as Nostalgia
Mosaic (2012) with John Haughm
Closing the Eternity & Mathias Grassow (2016) with Closing the Eternity
----Links:
Mathias Grassow’s home page:
http://www.mathias-grassow.de/
Mathias Grassow’s Bandcamp presence:
https://mathiasgrassow.bandcamp.com/